K R E U Z E N D O R F (Krzyzowniki)

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Über die Geschichte von Grenzendorf

Taufbucheinträge aus dem Kirchebuch von Kreuzendorf

aus den Jahren 1788 bis 1822

- Sterbebuch Kreuzendorf 1769-1904

- Dorfbild und Bevölkerung

Ortsplan- Ortsplan

- Die Schule

Bilder: Gestern - Heute

Das Kreuz beim Bauer NeugebauerErinnerungen einer schwäbischen Junglehrerin aus Stuttgart im Jahre 1997 an ihre Zeit in Kreuzendorf (damals Grenzendorf) vom September 1942 bis April 1944

50 Jahre und eine Woche

Über die Geschichte von Grenzendorf von Luise Layher (ab 1.September 1942 Lehrerin in der einklassigen Volksschule)


Kreuzendorf gehörte bis 1920 zum Kreis Namslau in der Provinz Niederschlesien. Ich möchte darum einen kurzen Abriss über die Geschichte des Kreises Namslau geben.

Auf eine Besiedlung des Kreisgebietes schon zu vor- und fühgeschichtlicher Zeit weisen zahlreiche Funde hin:
bei Kaulwitz, Belmsdorf, Buchelsdorf, Glausche und Lorzendorf (ich nenne nur die Orte, die nicht weiter als zehn Kilometer von Reichthal-Grenzendorf entfernt sind).
Sie sind hauptsächlich aus der jüngeren Steinzeit, aus der Bronzezeit und aus der frühen Eiszeit. Die Kulturtechnik der bedeutenden Bronzeschätze lässt auf die Illyrer schließen.
Später erfolgt eine Überblutung des Kreisgebietes durch die Wandalen.
In der Völkerwanderungszeit erfolgt ihre Abwanderung.
"Der Öls-Namlauer Lößstreifen war bereits altes Siedlungsgebiet, während in die Waldgebiete erst die mittelalterliche deutsche Besiedlung eindrang. Sie ging im Gebiet des Kreises Namslau vom Deutschen Ritterorden aus, der 1222 das Gebiet um Reichthal von Herzog Heinrich I. von Schlesien geschenkt erhalten hatte. Als 1249 Bischof Thomas von Breslau das Gebiet im Tausch gegen andere übernahm, führte er die Besiedlung weiter.
Es entwickelte sich daraus der Skorischauer Halt (heute Schnellendorf, das ein Teil des Kirchspiels Grenzendorf ist, welches unter diesem Halt verstanden wird), der 1810 säkularisiert wurde und 1920 zum größten Teil an Polen abgetreten werden musste."
1359 erfolgte die Einverleibung zum Erzbistum Breslau. Von hier aus wurde das Gebiet des Namslauer Kreises in seiner politischen, kirchlichen und kunstgeschichtlichen Haltung weitgehend bestimmt.

"Neugründungen erfolgten erst wieder unter Friedrich dem Großen im Zuge seiner Siedlungstätigkeit auf der rechten Oderseite.
Allerdings entstanden nur Kolonien mit Gärtner- und Heusleerstellen. Auf die Schaffung eines Bauernstandes wurde verzichtet."
(Die bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Namslau")

Auf diese Zeit weisen sicher noch die heutigen Güter Friederikenhof (bei Droske) und Friedrichshütte im Amtsbezirk Reichthal hin.

"Die durch den Dreißigjährigen Krieg, die Seuchen und die Gegenreformation bedingte Entvölkerung des mittelschlesischen Grenzsteifens hat die Voraussetzungen für eine polnische Unterwanderung geschaffen. Wenn auch damit strichweise die durch keine Maßnahme gehinderte polnische Sprache eindrang, so hat doch eine polnische Gesinnung im Namslauer Kreisgebiet nirgends Fuß gefasst. Wie das auch die Volksabstimmung im Jahre 1921 bewiesen hat."

Die Geschichte Kreuzendorfs entnehme ich wörtlich der von Lehrer Richter im Jahre 1880 angelegten Schulchronik, die jede kleine Begebenheit in so frischer, persönlicher Form erzählt, dass es eine Freude ist, darin zu lesen.
"Das Dorf Creuzendorf soll früher gegründet sein wie die Stadt Reichthal. Wahrscheinlich kurze Zeit nach der Einführung des Christentums in Polen und Schlesien, wo die jetzige massive Kirche steht, dort soll das erste Missionskreuz in Schlesien gestanden haben. Das Kreuz soll auf der Stelle gewesen sein, wo jetzt der Hochaltar steht. Creuzendorf soll den Namen von diesem Kreuz zum Andenken haben. Die massive Kirche in Creuzendorf wurde in der Zeit des siebenjährigen Krieges gebaut und zwar auf Kosten des damaligen Herrn Fürstbischof aus Breslau. Die vorwiegende Beschäftigung der Bewohner in früherer Zeit war jedenfalls Ackerbau und Viehzucht. Die frühere Größe des Dorfes und die Zahl der der Bewohner ist unbekannt. Im Jahre 1852 hatte das Dorf Creuzendorf eine Seelenzahl von 353, also keine große Zunahme der Bevölkerung im Zeitraum von dreißig Jahren."
(Die Einwohnerzahl der deutschen Bevölkerung ist bis heute 1943 noch nicht gestiegen.)

"Die vorwiegende Beschäftigung der Bewohner in Creuzendorf ist gegenwärtig (das ist im Jahre 1880) noch Landwirtschaft und Tagesarbeit. Ein kleiner Teil von den Bewohnern sind Handwerker und unter letzteren meist Zimmerleute und Maurer."
Und wenn der Feind kam, waren sie auch tapfere Krieger, die zu aller Zeit zu kämpfen und fallen wussten. Dies bezeugt mit die einzige Gefallenengedenktafel in der Kirche.
"Aus diesem Kirchspiel starben für König und Vaterland den Heldentod Anno 1813/14

Johann Micka aus Creuzendorf
Kaspar Liebner aus Schadegur
Johann Schickore aus Schadegur
Caspar Selasne aus Creuzendorf
Metheus Jendrczoch aus Creuzendorf
Thomas Kabus aus Creuzendorf
Johann Zielonckowsky aus Skorischaus
Josef Mücke aus Creuzendorf

Anno 1870/71
18.8. Paul Kandziora aus Skorischau
16.8 Johann Nawrod aus Creuzendorf

In Südwestafrika
am 04.02.1905 Vinzent Kolodziy aus Creuzendorf

Die Helden des Weltkrieges durften 1920 wohl nicht mehr eingetragen werden. Im jetzigen Krieg fielen im Osten:
Zielonka, Pieles, Krowarsch, Przybilla und Malcherek aus Grenzendorf, vie sind vermisst.

Dorfbild und Bevölkerung

Bei meinen seitherigen Einsätzen im Wartheland hatte ich schon viel "Ostisches" gesehen und erlebt. Grenzendorf dagegen fiel mir bei meiner Anreise angenehm auf. Von der Bahn in Reichthal aus gesehen, zwingt es den Blick sofort durch seine Geschlossenheit und die das Dorf überragende Kirche. Mit ihrem massiven runden Turm schaut sie wie eine Wehrburg aus. Das Dorf zeigt alle typischen Merkmale deutscher Ostsiedlungen. Es ist ein reines, geschlossenes Straßendorf, das sofort gegen die einen Kilometer entfernte polnische Siedlung Karlshof absticht. (Diese entstand während der Polenherrschaft durch teilweise Parzellierung des Gutes Karlsholf. Die Häuser sind aus Holz und vereinigen Wohn- und Wirtschaftsgebäude unter einem Dach. Sie sind in Steulage erstellt.) Unsere großen Wirtschaften hier dagegen sind im Stil des mitteldeutschen Gehöftes erbaut, offene Hufeisenform mit getrenntem Wohnhaus, Scheine und Stall. Die Giebelseite es Hauses ist der Straße zugekehrt. Alle Gebäude sind aus Backsteinen erbaut und mit Ziegeln gedeckt (nur noch zwei Strohdächer). Ein verputztes Haus stört das Auge und schändet den Gesamteindruck. Zu beiden Seiten der Straße sind schöne Gärten angelegt. Auch die Straße verleugnet ihre schlesische Herkunft nicht: ziemlichklotzige Katzenköpfe. Etwas erhöht bilden die Kirch mit dem Friedhof und der Schule den Abschluss nach Osten.

Der Ackerboden der hiesigen Markung ist recht gut und fruchtbar, schwer, lehmig-sandig. Es gedeihen auch Weizen und Klee. Die Wirtschaften haben eine durchschnittliche Größe von 60 - 120 preußischen Morgen. Ein besonderes Merkmal ist noch die mit viel Liebhaberei betriebene Pferdezucht. Die Besitzer sind recht wohlhabend. In den zwanzig Jahren polnischer Herrschaft wollte der polnische Staat sogar bei unseren Bauern eine Anleihe machen, um die Chaussee nach Reichthal instand setzen zu lassen.

Neuerungen stehen sie, sobald sie den persönlichen Nutzen daraus erkennen, trotz großer finanzieller Kosten, aufgeschlossen gegenüber. Schon 1901 wurde eine oberirdische Telefonleitung von Reichthal über Creuzendorf nach Butschkau (Hohenbusch) gelegt. Von 1920 bis 1939 wurde diese allerdings von den Polen vernachlässigt, und sie ist jetzt erst wieder in Betrieb genommen worden. 1902 wurde die Straße von Reichthal über Creuzendorf, Proschau nach Strehlitz als Chaussee erster Ordnung ausgebaut. 1905 wurde die hiesige Feldmark zum Bahnbau der Strecke Kempen-Namslau vermessen und 1911 verkehrte die erste Bahn hier. Seit 1940 hat auch das ganze Dorf elektrischen Strom. Viele Bauern haben für ihren Betrieb auf eigene Kosten schon eine Wasserleitung bauen lassen. Die Hälfte der Bewohner hat auch einen Rundfunkapparat.

Die Schule

Schulchronik 1880:
"Die Schule in Creuzendorf soll schon vor einigen Hundert Jahren gegründet worden sein.
Von we, das kann nicht genau angegeben werden.
Das Jahr der Gründung auch nicht.

Nach Einführung des Christentums war es üblich, Kirchen und Pfarreien zu gründen, und in der Nähe von Pfarreien sollen auch die ersten Schulen in Verbindung mit Küstereien gegründet worden sein. Bis ungefähr zum Jahre 1810 gehörten zum Schulsystem die Ortschaften:
Creuzendorf, Proschau, Schadegur, Skorischau und Sgorsellitz. Um das Jahr 1810 trennte sich die Ortschaft Proschau vom Schulverband Creuzendorf und gründete ein eigenes Schulsystem
Gartenberg (Schadegur) bekam 1908 eine eigene Schule, Schnellendorf und Brandetal gehören seit 1929 zu Reichthal.

"Bis zum Jahre 1814 stand das Schul- und Küsterhaus in Creuzendorf ganz nahe am Tor des Pfarrgehöftes. Es war von Holzwerk mit Schobendach. Am 24.November 1814 morgen um 5 Uhr ist dieses Gebäude total abgebrannt. Danach wurde ein neues Schul- und Küsterhaus gebaut. Seine Wände waren von Lehm- und Holzwerk und das Dach von Strohschoben. Wohnbaus, Stallung und Scheuer war darin unter einem Dache.
Später wurde eine Reparatur dabei vorgenommen. Von der Nordseite bei der Wohnstube wurde eine massive Wand angebracht und bei den Wänden der Schulstuben und im östlichen Giebel wurde Fachwerk von Ziegeln gegeben. Das alte Schulgebäude, welches nach dem Brande im Jahre 1814 gebaut wurde, war schon sehr schadhaft geworden. Es waren bei der Scheidewand beider Klassen schon Löcher, dass die Kinder aus einer Klasse in die andere konnten, Ohne die Türen in Gebrauch zu nehmen. Im Herbst 1857 wurden die ersten Vorbereitungen Neubau eines massiven Schulgebäudes getroffen. Am 18.Januar 1859, einem wichtigen patriotischen Gedenktage, hielt der Lehrer Richter im neuen Schulgebäude das erste Mal Schule. dieses "massive Schulgebäude" hat 1939 gerade sein 80-jähriges Bestehen gefeiert, und da wir zurzeit dringendere Bauaufgaben haben, wird es wohl noch hundert Jahre alt werden. Seine Abstammung von der Küsterschule kann es nicht verleugnen, denn neben seinem geistigen Paten, dem nachbarlichen dreistöckigen Pfarrheus, steht es wie ein Waisenhaus da. 1939 auf 1940 wurden die Innenräume frisch gemalt, so dass die Lehrerwohnung ganz ordentliche aussieht. Die Wände allerdings sind so feucht, dass fortgesetzt Salpeter austritt, und der Verputz besonders in ungeheizten Zimmern abfällt. Als Schulzimmer benutzen wir den südlichen Lehrraum. Er ist genügend groß und geräumig, hell und sonnig, gehörte nur frische gestrichen.

"Das Kreuz beim Bauer Neugebauer"

Kreuzendorf im Reichthaler Ländchen, war das Vorzeigedorf in dieser Gegend, guter Boden, reiche Bauern und streng katholisch. Mitten im Dorf an der Kreuzung Karlshof-Bandlau war unser Hof, auf dessen Grundstück ein 3m großes Kreuz stand.

Laut Erzählung meines Vaters wurde das Kreuz vor langer Zeit (Zeitpunkt unbekannt) aus folgendem Anlass aufgestellt: Es herrschte im Dorf die Pest, aber sie kam nur aus einer Richtung und raffte die Menschen, Bauernhof um Bauernhof dahin. Aus lauter Verzweiflung hatten die noch übriggebliebenen Menschen von der Kirche aus eine Bittprozession durch das Dorf gemacht. - Und siehe da, ab dem Tag ist kein Mensch mehr an dieser Pest gestorben.

Aus diesem Anlass und Dank wurde das Kreuz aufgestellt.

Mitten im Krieg kam aus Reichthal die Polizei und forderte meinen Vater auf, das Kreuz zu beseitigen Mein Vater ( der auch Kirchenvater war) sagte, "das Kreuz bleibt stehen". Paar Wochen später wiederholte sich das Spiel, das Kreuz blieb stehen.

Irgendwann, es war im Frühjahr, kam die Polizei wieder, brachte aber gleich mehrere Männer mit. Vater war auf dem Feld. Mutter sagte zu mir: ..."hol schnell den Vater, sie sind wieder da" Nachdem ich mit dem Fahrrad den Vater geholt hatte, wurde er in die gute Stube geführt. Man sagte ihm, entweder das Kreuz kommt weg, oder wir nehmen sie mit. Ich selbst stand am Fenster und beobachtete das Geschehen, wie fremde Leute das Kreuz unten ansägten und es umwarfen. Beim Aufschlag riss das Kruzefix aus den Nägeln, und ein Arm war abgebrochen. Das Holz wurde verbrannt und der Arm mit einem Stück Holz am Kruzefix repariert. Es hing bis zu unserer Vertreibung über dem Bett unseres Großvaters.

Es war in den 80er Jahren, als mein Bruder in Kreuzendorf einen Besuch machte. ER hatte auch unseren elterlichen Hof besucht. Der Hof stand leer. Das Wohnhaus abgeschlossen. Durch ein Kellerfenster hatte er sich Zugang ins Haus verschafft. In der Küche angekommen, war der große Kachelofen ein Trümmerhaufen, und auf dem Trümmerhaufen lag das Kruzefix. Mein Bruder hatte die Jacke ausgezogen, das Kruzefix so gut es ging eingepackt, und hu unserer Cousine Mariechen, die noch in Kreuzendorf wohnt gebracht.

Natürlich konnte er nicht das ganze Kruzefix abdecken, sodaß ein Arm aus der Jacke rausguckte. Unterwegs wurde e von den Leuten angesprochen " na Kirchenkunstraub gemacht". Unsere Cousine Mariechen hatte das Kruzefix ib derKirche abgegeben.

Nach langen Recherchen habe ich herausgefunden, dass es sich heute in der Kirche in Namslau befinden soll.

Durch diesen Bericht möchte ich beitragen, dass dieses Geschehen festgehalten und nicht vergessen wird.

Möge die Zeit kommen, dass dieses Kruzefix an diesen Platz zurückkommt, wo es hingehört, nach Kreuzendorf.

So Gott will!

Korschenbroich, den 13.12.2000

gez. Josef Neugebauer

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gestern

heute

Kreuzdorfer Kirche

Kreuzdorfer Kirche

Grotte auf dem Friedhof

elterlicher Hof von Josef Neugebauer

Kommunion 1942 in Reichthal

im Jahre 2010

im Jahre 2010

Grab von Pfr. Hertel

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Erinnerungen einer schwäbischen Junglehrerin aus Stuttgart im Jahr 1997 an ihre Zeit in Kreuzendorf (damals Grenzendorf) von September 1942 bis April 1944

Erinnerungen einer schwäbischen Junglehrerin aus Stuttgart im Jahre 1997 an ihre Zeit in Creuzendorf(damals Grenzendorf) von September 1942 bis April 1944

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