Zur Verbreitung der "Altlutheraner" im Kreis Namslau



von Gottfried Heyn

Genaue Angaben sind mir nicht möglich, da ich keine bzw. im Internet mitgeteilte Verwaltungsunterlagen der Behörden zur Verfügung habe. Außerdem sind die Grenzen der altlutherischen Pfarrbezirke mit den Grenzen der Landkreise nicht identisch.

In Schwirz gab es ein altlutherisches Pfarramt. Zu diesem Pfarrbezirk gehörte die Gemeinde Schwirz mit den Predigtorten Carlsruhe und Strehlitz. Nachdem Pastor Kellner mit seiner Gemeinde aus Hönigern vertrieben worden war, stellte ein Gemeindeglied in Schwirz seine Scheune zur Verfügung, die zu einer schlichten Kirche umgebaut wurde. An derselben Stelle wurde 1874 eine eigene Kirche errichtet (zerstört 1956). Die Schwirzer altlutherische Gemeinde besaß eine eigene Schule und ein Pfarrhaus. Außerdem gab es eine Filialgemeinde in Glausche. Die Kirche in Glausche war eine Holzkirche und hieß die Glauscher Wandelkirche, weil sie mehrmals "verwandelt" wurde. Pastor Kellner hatte sie 1851 erworben und aus einem anderen Ort nach Glausche umsetzen lassen. Sie war ursprünglich katholisch, dann uniert, zuletzt lutherisch. Diese Kirche ist vermutlich 1945 oder danach zerstört worden. Die Zahl der Gemeindeglieder dieses Pfarrbezirks betrug etwa 1500 Seelen. Letzter altlutherischer Pastor in Schwirz war Richard Kabitz bis 1940. Ihm folgte noch ein Hilfsprediger, Martin Steffen, der seit 15. Januar 1942 als vermisst gilt.

In Namslau gab es eine kleine altlutherische Gemeinde, die sich zunächst im Saal des evangelischen Schulhauses zum Gottesdienst versammelte. Seit 1905 hatte die Gemeinde eine eigene Kapelle in der Langen Gasse 1, am Wall, vermutlich zerstört 1945. Namslau war ein Predigtort der altlutherischen Gemeinde in Bernstadt, zu der als Filiale noch eine Gemeinde in Galbitz gehörte. Die Zahl der Gemeindeglieder dieses Pfarrbezirks betrug etwa 700 Seelen. Letzter altlutherischer Pastor in Bernstadt war Johannes Brachmann.

Ich schätze, dass im Landkreis Namslau circa 1500 Altlutheraner wohnten.

1939 hatte der Kreis Namslau etwa 31.200 Einwohner, von denen rund 16.700 Evangelische waren (In diese Zahl sind die Altlutheraner eingeschlossen.), 14.300 Katholiken, 30 sonstige Christen und nur noch 16 Juden. 1925 wurden noch 104 Juden gezählt.

Altlutheraner wohnten im Landkreis Namslau unter anderem in Carlsruhe, Dammer, Eckersdorf, Glausche, Grambschütz, Groß Marchwitz, Gülchen, Hönigern, Minkowsky (1937 umbenannt in Seydlitzruh), Namslau, Schwirz, Städtel, Steinersdorf, Strehlitz, Wilkau.
Sicher haben in weiteren Orten Altlutheraner gewohnt. Allerdings sind die Kirchenbücher und sämtliche Unterlagen der Gemeinden vermutlich 1945 im Zuge der Kriegshandlungen vernichtet bzw. zerstört worden. Auf jeden Fall müssen sie seit der Flucht der Deutschen im Januar 1945 als verschollen angesehen werden. Deshalb sind wohl keine detaillierteren Angaben mehr möglich. Wir sind im Wesentlichen auf Aussagen ehemaliger Bewohner dieser Orte angewiesen.

Wer kann noch Angaben dazu beisteuern?
Wer hat noch Fotos der altlutherischen Kirchen in Bernstadt, Glausche, Namslau, Schwirz?