Das Dominium Schwirz im Kreise Namslau/Niederschlesien wurde von der Schlesischen
Landgesellschaft 1926 zu Siedlungszwecken angekauft und dem Landratsamt Warburg angeboten.
Fiinf Warburger Interessenten besichtigten die Stellen und tatigten die Kaufabschliisse
im April 1927. Diese haben sich dem ersten groBen Sammeltransport angeschlossen und
konnten am 14. Juli 1927 ihre neuen Hófe in Besitz nehmen. Bemerkenswert ist
hier sowohl wie bei den oberschlesischen Siediungen, daß vier dieser Kaufer als
Ledige nach Schlesien zogen und sich dann mit Tóchtern der Posener Siedler verheirateten.
Die Siedlungen waren 65 bis 70 vha groB und mit Alt- oder Neubauten ausgestattet.
Nolte, Ferdinand, aus Lütgeneder, verheiratete sich mit Maria Tillmann,
einer Tochter des Siedlers Tillmann in Strielau, Provinz Posen. Die Siedlung war zunachst
68 vha groß, konnte aber spater durch Zupacht auf 108 vha erweitert werden. Nach
der Vertreibung gelangt die Familie nach Lütgeneder. Ferdinand Nolte hat eine
Nebenerwerbsstelle gekauft.
Falke, Johannes, aus Borgentreich, heiratete die Bauerntochter Maria Weidel aus
Friedrichsthal im Kreise Oppeln. Seine Vollbauernstelle bewirtschaftete er bis zur
Vertreibung und zog dann nach Borgentreich, wo Falk eine Landarbeiterstelle gebaut
hat.
Derenthal, August, aus Liitgeneder, heiratete die Siedlerstochter Anna Potjans
aus Strielau und bekam eine Stelle von 68 vha. Seit 1945 wohnt Derenthal mit seiner
Familie auf einer Nebenerwerbsstelle in Lutgeneder.
Hagemann, Wilhelm, aus Frohnhausen, verheiratete sich mit Maria Nolte, einer
Tochter des aus Lutgeneder stammenden Siedlers Franz Nolte in Pirschutz und kaufte
eine Vollbauernstelle. Nach 1945 kam diese Familie in den Kreis Warburg. 1954 hat Wilhelm
Hagemann in Niesen auf der Hegge einen Neubauernhof von 14 ha erworben.
Hagemann, Ludwig, ein Bruder des Vorgenannten, verehelichte sich mit Therese Nolte,
einer Schwester der Maria Nolte aus Pirschutz, und bekam eine Stelle in der selben
Größe wie sein Bruder Wilhelm. Von Schwirz vertrieben kam Ludwig Hagemann
mit seinem Bruder in den Kreis Warburg und siedelte 1954 in Niesen auf der Hegge. Der
Hof war 14 ha groB.
Städtel im Kreise Namslau
wurde 1927 durch die Schlesische Landgesellschaft versiedelt. Hier konnte angesetzt
werden
Sander, Johannes, aus Natzungen, der mit Anna V6ssing verheiratet war. Der
Hof war 80 vha groB und wurde von Sander bis zur Vertreibung bewirt-schaftet. Nach
1945 zog die Familie wieder nach Natzungen zuriick, wo Sander einen landwirtschaftlichen
Betrieb von 48 vha bewirtschaftet.
Haugendorf im Kreise Namslau
wurde 1936 durch die Nordsiedlung - Berlin angekauft und versiedelt. Nach Haugendorf
zog
Falke, Fritz, aus Borgentreich, verheiratet mit Anna Rose aus Borgentreich
und erwarb dort eine Vollbauernstelle. Falk ist 1942 gestorben. Seine Witwe bewirtschaftete
den Hof bis zur Vertreibung und gelangte dann nach Warburg, wo sie inzwischen wieder
verheiratet ist. |
aus einem Zeitungsbericht:
Gestern Abend 8 Uhr fand auf dem nördlichen
Bahnsteig des Warburger Bahnhofs eine eigenartige Abschiedsfeier statt, die allen Beteiligten
einen tiefen, wehmutsvollen Eindruck hinterlassen hat. Es galt den nach Schlesien abwandernden
Siedlern unseres Kreises die letzten Grüße aus der alten angestammten Heimat
mitzugeben. Auf Leiterwagen, reich mit Grün geschmückt, waren sie aus den
Heimatdörfern die keinen Bahnanschluß haben mit ihren Angehörigen zum
Bahn-Hof gefahren gekommen. Auf der Station Walburg war der Extrazug für die Siedler
zusammengestellt. Herr Land-rat Dr. Schoenkaes, Herr Dechant Hermesmeyer und Herr Baron
v Wrede jr. Willebadessen als Vorsitzender des Landw. Kreisvereins Marburg begrüßten
die Auswandernden mit herzlichen Worten und gaben ihnen die aufrichtigsten und besten
Wünsche der Walburger Heimat mit auf den weg in die neue Wahlheimat Der Zug fuhr
noch einmal zurück zum Güterbahnhof um die Waggons mit dem lebenden und toten
Inventar der Siedler heranzuholen. Die Gymnasialkapelle, die sich dankenswerter Weise
für die Abschiedsfeier zur Verfügung gestellt hatte spielte das Deutschlandlied.
Taschentücher und Hüte wurden geschwenkt, laute Abschiedsrufe erschollen.
manche Träne rollte oder wurde stumm verschluckt, dann fuhr der Zug hinaus zum
Osten. Wir, die wir in der Heimat zurückbleiben begleiten die Stammesbrüder
und -Schwestern Mit unseren allerherzlichsten Glück, und Segenswünschen auf
ihren weiten Weg und für ihre Zukunft. Möge ihnen draußen in der neuen
Wahlheimat Glück und Segen aus der harten Arbeit ihrer arbeitsgewohnten Westfalenhände
erblühen, möge Gott stets mit ihnen sein. Ist es auch nicht die rote westfälische
Erde in die dort draußen die Faust den Pflug drückt, deutsche Erde ist es
auch, und das ist das Band das sie für immer vereinigt hält mit uns Zurückgebliebenen.
Glück auf! |