Lorette war die Tochter des Gustav Adolf HvD aus Neudeck OS (ev.), der 1790 die
Erbtochter von Grambschütz, Johanna Eleonore v. Prittwitz u. Gaffron, heiratete.
Während der Befreiungskriege gegen Napoleon gab er 1813 sein Leben in der Schlacht
von Schroppau b. Glogau/Schlesien.
Lorette war verheiratet mit dem Lazarus Johann-Nepomuk HvD. Er stammte aus der älteren
(kath.) oberschlesischen HvD-Linie, der Beuthener Linie. Der Schwiegersohn L. J.-N.
wurde von Gustav Adolf adoptiert und konvertierte zum ev. luth. Glauben.
Auf dem alten Friedhof in Greboszow/Grambschütz
sind zwei Grabmäler erhalten. Lorette: Hoher Sockel mit Kreuz, weißer Marmor,
ihr Vater: Gusseiserner Vierkantblock. Das des Lazarus Johann-Nepomuk ist verschwunden.
Aber es existiert ein Foto aus der Mitte der 50er Jahre. Näheres beschrieben in:
Peter Graf Henckel von Donnersmarck (PHD), Gesammeltes aus Grambschütz, 2010,
S. 45f., in: www.namslau-schlesien.de/grambschuetz.1a.htm
Die Originale der Briefe sind unbekannt. Es liegen
lediglich drei Fotografien (von hoher Qualität) vor, deren Herkunft unbekannt
ist. Vermutlich nach dem 2 WK aufgenommen.
Zuvor ein kurzer historischer Diskurs
1817 erließ der preußische König Friedrich
Wilhelm III. einen Aufruf zur Vereinigung (Union) der reformierten (Zwingli, Calvin)
und lutherischen (altlutherischen) Gemeinden zu einer unierten Kirche. Die bisherige
Abgrenzung zwischen den evangelisch-reformierten und den evangelisch-lutherischen Christen
sei unzeitgemäß, unterschiedliche Lehrauffassungen unwesentlich. Über
eine Verwaltungsunion hinaus, wünschte der König sich eine liturgische Union,
z. B. gemeinsame Abendmahlsfeiern. Er beharrte auf seinem landesherrlichen Kirchenregiment
(z. B. Erlass von Gottesdienstordnungen) mit dem Ziel, einer einheitlichen evangelischen
Landeskirche.
Da alles brachte über Jahre hin viel Ärger.
In Schlesien (Breslau) heftiger Widerstand; aber offene Opposition (der Altlutheraner)
duldete der König nicht. Verfolgung, Vertreibung, Enteignung, Inhaftierung, Einsatz
von Militär.
In Hönigern, Kr. Namslau, widersetzten sich Pfarrer
und Kirchengemeinde. Am 23.12.1834 rückten 500 Mann preußisches Militär
an und verschafften sich mit Gewalt Zutritt zur Kirche. Auch für Kaulwitz wird
Unerfreuliches berichtet.
1840 endete mit König Friedrich Wilhelm IV. die
Verfolgung der seither so genannten Altlutheraner.
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Die beiden Briefe
Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König !
Allergnädigster König und Herr !
Euer Königl. Majestät haben nun bestimmt befohlen,
daß die wenigen Prediger hier in Schlesien, die noch ihrem Glauben und dem offnen
Bekenntnis der evangelisch-lutherischen Kirche treu geblieben sind, zum letztenmal
befragt werden sollen: ob sie bei ihrer bisherigen Überzeugung beharren, oder
sich dem Befehl Euer Königlichen Majestät unterwerfen wollen, die neue Preußische
Agende anzunehmen. Im Fall des Beharrens in ihrer Überzeugung, sollen sie in Geldstrafe
genommen, hierauf suspendiert und vermutlich abgesetzt werden.
Euer Königl. Majestät befehlen: man solle die
Annahme der Agende und die Union nicht für eins und dasselbe erklären. Da
aber Union doch nichts anderes ist: als das Fürwahrannehmen der Überzeugung
des Anderen, und folglich die Annahme derselben, so ist ebenfalls in der neuen Preußischen
Agende die Glaubenslehre der Reformirten aufgenommen, also für wahr anerkannt
und mithin angenommen. Wer daher die Bekenntnisse der neuen Preuß. Agende für
wahr erkennt und annimmt, unirt sich mit denselben und ist kein Bekenner mehr des evangel.
Glaubens, den unser theurer Reformator Luther vor 300 Jahren mit so freudigem Muthe
auf Gottes Wort begründet vor Kaiser und Reich aussprach.
Da ich nun von ganzem Herzen und mit ganzer Seele den
evangelisch-lutherischen Glauben, auf das heilige Wort Gottes begründet, bekenne
und dadurch in vollem Vertrauen auf meinen Herrn und Heiland Jesus Christus hoffe seelig
zu werden, so gelobe ich hiermit feierlich vor dem Angesicht Gottes, daß ich
nie in den Verband einer Kirche treten werde, die gleichgültig in der Ueberzeugung,
ob in den heiligen Sakramenten wirkliche Gnadenmittel oder bloße Zeichen empfangen
werden, daher weder kalt noch warm ist.
Nie werde ich das heilige Abendmahl aus den Händen
eines Haushalters über Gottes Geheimnisse empfangen, der erst erzählen muß:
Christus spricht, das ist mein Leib, mein Blut, da er selbst diesen Glauben nicht aussprechen
will oder kann, und es allein dem Empfänger überläßt, sich dabei
zu denken, was er will. Tausende (gestrichen: von E.(uer) M.(ajestät) Unterthanen)
denken so wie ich , und werden durch des Herrn Gnade treu beharren.
Was soll nun aus allen denen Seelen werden? Wer soll
ihnen die von dem Herrn eingesetzten heiligen Sakramente reichen? Durch den Befehl
E.K.M. (Euer Königlichen Majestät) sind sie dieser Stärkung, dieser
Gnadenmittel beraubt. E.K.M. haben volle Macht über Hab und Gut, über Tod
und Leben Allerhöchstderer Unterthanen, sie ist E.K.M. von dem Herrn aller Herrn
anvertraut, aber über die Gewissen haben Allerh. keine Macht, und schwer wird
es E.K.M. nicht drücken, sich der Kleinen, die an den Herrn glauben , nicht erbarmt
zu haben. Wir leben nicht ewig, auch E.K.M. letzte Stunde wird kommen, und mit ihr
gewiß auch Reue über den Druck, den Allerh. über uns Lutheraner anbefehlen,
doch wie ich zu Gott hoffe, ohne zu wissen was Ahd. (Allerhöchstderselbe) uns
damit für Leid zufügen. Läßt auch der Herr jetzt zum Schein durch
E.K.M. Machtspruch Seine Kirche in Ahd. Landen untergehen, so wird es doch nicht für
immer sein, Er wird Alles herrlich hinausführen! Das Waitzenkorn muß erst
sterben damit es neue Frucht trage, aber schwere Verantwortung wird die Haushalter
nicht treffen, wenn der Herr der Ernte kommen wird, und Rechnung fordern! Auch von
E.K.M. wird er sie fordern über die Pfunde die er zu treuer Verwaltung übergab.
Was hat denn die evangelisch-lutherische Kirche verbrochen
daß E.K.M. sie gänzlich in Ahd. (Allerhöchstdemselben) Landen vertilgen
wollen. Denn vertilgt ist solange es ihr nur aus Gnaden verstattet ist , sich unter
den Flügeln einer anderen Kirche zu verbergen, und nur besteht solange es diese
ihr gestattet. Die Kirche hat nur Einen Herren, Ihren Heiland, Ihren Erlöser,
Ihren Seligmacher. Wohl fand der Herr eine Stiftung für seine evangelisch-lutherische
Kirche für nöthig, da sie viele Untreue enthielt, wie die vielen Abtrünnigen
beweisen, wir beugen uns unter die gerechte Hand Gottes, die dies Heilmittel verordnet
hat!
Laßen E.K.M. die evangelisch-lutherische Kirche
in Ahd. Staaten bestehen, lassen Ahd. dieselben ihr ihre alten Rechte. E.K.M. wird
es gewiß mehr Segen bringen einzugestehen, daß Ahd. in dero Eifer zu weit
gegangen, als auf dem Befehl zu beharren der Tausende tief betrübt, und dem Herrn
nicht wohlgefällig sein kann. Wie innig bete ich immer zu dem Herrn der Heerschaaren:
Gieb unserm König ein weites Herz, Königl. Gedanken!- O möchten alle
unsere Bitten für E.K.M. gesegnete Regierung in Erfüllung gehen, und wir
auch fernerhin in evangelisch-lutherischer Kirche, mit unserem ungestörten vollen
Bekenntnis für E.K.M. Wohl beten können.
Mit
der tiefsten Ehrerbietung ersterbe ich
E.K.M.
untertänigste
Grambschütz Eleonora
Gräfin Henkel von Donnersmarck
23 Mai 1834 geb.
Gräfin Henkel von Donnersmarck
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Die Antwort aus Berlin
An die Gräfin Eleonore Henkel von Donnersmarck zu Grambschütz bey Namslau.
.....Auf Ihre Vorstellung vom 23. Mai l.J. eröffne Ich Ihnen, daß Sie sich
vor allen Dingen hätten bemühen sollen, meine, zur Berichtigung der, über
das Wesen und den Zweck der Agende und der Union, von einigen Gegnern des kirchlichen
Friedens versuchten Verbreitung von Mißdeutungen und unrichtigen Ansichten, an
den Staats Minister von Ardenstein erlaßenen und durch den Druck zur öffentlichen
Kenntnis gebrachte Ordre vom 28. Februar l.J. richtig aufzufaßen.
.....Es würde dann auch bey Ihnen, so wie es bey anderen der Fall war welche diese
meine Erklärung, daß die Agende in den Glaubens-Normen der lutherischen
und reformierten Konfeßion nichts geändert habe, und daß die von der
Agende ganz unabhängige Union solches eben so wenig bewirke, und nur bezwecke,
daß die Mitglieder beider Konfeßionen sich, der in den Glaubenslehren bleibenden
Differenz Punkte ungeachtet, in einem, Gott wohlgefälligen Frieden zu einer gemeinschaftlichen
Gottes-Verehrung vereinigen, mit Vertrauen und unbefangen, aufgenommenen Gaben, eine
vollständige Beruhigung die Folge gewesen sein.
.....Ich kann Sie daher nur unter Verweisung auf meine Erklärung in jener Ordre,
zu einer solchen unbefangenen Berichtigung Ihrer Ansichten auffordern, bei welcher
Sie dann das Unrichtige und Unangemessene Ihrer Äußerungen in Ihrer Vorstellung
selbst fühlen werden. Wenn Sie sodann mit allem Vertrauen zu der Kirche zurückkehren,
an deren Glaubens-Normen nichts geändert ist, so wird Ihnen der Friede wieder
zu Theil werden, den Sie in der Trennung von solcher und in falscher Zuversicht zu
eigner Einsicht immer mehr verlieren müßen. Berlin den 30. Juny 1834.
Unterschrift unleserlich
Die Transkription fertigte Johannes Frhr v. Ow, Piesing, im Oktober 2004.
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