Giesdorf heute


Giesdorf hat gegenwärtig 441 Einwohner, Die Gesamtfläche beträgt 712 Hektar. Es handelt sich um ein Dorf, in dem die Einwohner ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit Feldarbeit bestreiten. Es besitzt 59 landwirtschaftliche Einzelwirtschaften. Der Ort entwickelt sich; in den letzten Jahren wurden viele schone neue Häuser gebaut. Etwa die Hälfte der erwachsenen Einwohner sind Pensionäre und Rentner. Einige Jüngere sind beruflich tätig, viele betreiben eine selbständige wirtschaftliche Tätigkeit. Kinder und Jugendliche lernen in der örtlichen Grundschule mit guten Lern-
ergebnissen. Die Zahl der Personen mit Mittel- und höherer Schulbildung steigt. Der älteste Einwohner heißt Piotr Mornxul und ist 93 Jahre alt. Giesdorf verfügt über ein gut ausgebautes Telefon-, Wasserleitung- und Kanalisationsnetz. Für die Sicherheit der Schulkinder wurde entlang der Hauptstraße ein breiter Fußweg angelegt. Die Giesdorfer Bewohner kümmern sich um das Aussehen ihrer Häuser und Gärten, das Dorf macht einen söhonen, gefälligen Eindruck,

Die früheste historische Erwähnung der Kirche geht auf das Jahr 1359 zurück. Auf dem Gelände des heutigen Friedhofs gab es bereits damals ein Kirchlein aus Holz. Mit der Reformation wurde die Kirche evangelisch und erst wieder im Jahre 1654 katholisch"
Die im Jahre 1638 von Kaspar Kotulinski errichtete Holzkirche mit gemauerter Sakristei wurde 1804/05 abgerissen. Auf einem von Anna Josepha von Warner zur Verfügung gestellten Grundstück wurde eine (wiederum protestantische) Kirche im klassizistischen Stil vermutlich nach einem Entwurf des Architekten Pholmann errichtet. Die Bauaufsicht hatte J# Fritsch. In seiner Architektur hatte das Gotteshaus Ähnlichkeit mit der viel früher errichteten, aber heute nicht mehr vorhandenen evangelischen St.-Andreas-Kirche in Kamslau, Die Kirche wurde 1890 sowie 1912-1913 restauriert.
Die Kirche ist aus verputzten Backsteinen gebaut und besitzt ein Satteldach (aus Dachziegeln). Der Chorraum der Kirche (Presbyterium) ist nach Nordosten gewandt und wird durch eine gerade Wand mit zwei seitlichen Räumen abgeschlossen. Das breitere dreijochige Kirchenschiff ist rechtwinklig mit einem quadratischen Turm an der Westseite. Das Innere des Kirchenschiffs besitzt umlaufende hölzerne Emporen, die auf zwei freistehenden und sechs Wandpfeilern ruhen.
Im Chorraum sind, die Decken flach mit Facette. Die Fenster sind halbrundformig in Nischen mit Spitzbögen eingelassen. An den Seiten sind unterhalb der Fenster halbkreisförmige flache Nischen eingelassen. Der Kirchturm hat zwei durch ein Gesims getrennte Ebenen. In der unteren Ebene befindet sich der Eingang mit einem korbför-migen Bogen. Die obere Ebene, ist an den Ecken mit Pfeilern auf hohen Sockeln versehen;; hier befindet sich der Platz für das Zifferblatt der Uhr. Die Turmspitze trägt ein stählernes Kreuz.
Der im Jahre 1805 errichtete barocke Hauptaltar, an dem Altarfragmente von 1700 aus der alten Holzkirche verwendet sind, befindet sich in einer großen, halbkreisförmig gestalteten Mauervertiefung. In der Altarmitte steht eine Skulptur der hl. Hedwig auf einer klassizistischen Konsole mit einem Strahlenkranz, an den Seiten befinden sich zwei nicht identifizierbare Heiligenfiguren, einge-fasst von korinthischen Säulen aus einfachem Gebälk. Unter der Hedwigsfigur steht die Aufschrift "Hac Ecelesia. adifieata est sub Parocho Johanne Hecker filejo Namslaviensi Anno 1805" ("Biese Kirche wurde im Jahre 1805 in der Amtszeit des lamalauer Pfarrers Johannes Hecker errichtet"). Über dem Altar ist dargestellt die Krönung der Gottesmutter, umgeben von Engeln und Wolken, am Sockel die Statue des Herrgotts mit Apfel und Zepter, Christus mit Kreuz, darüber der Heilige Geist in Gestalt einer Taube; an den Seiten die Figuren der hl. Apollonia und der hl. Barbara.. Die Einfassung des Tabernakels und der Altaraufsatz sind vergoldet und mit Zierelementen aus dem 18. Jh. versehen. Heute befindet sich an dieser Stelle ein vergoldeter Tabernakel aus Metall.
In der Kirche gibt es zwei gemauerte Seitenaltäre; bis Kriegsende befanden sich darauf Bilder (links) des hl. Petrus und (rechts) der hl. Maria. Magdalena mit der Signatur "Antoni Blasch 1804".

Heute befinden sich am linken Seitenaltar eine Statue des Heiligsten Herzens Jesu, am rechten ein Madonnenbild, das von den Aussiedlern 1946 aus der Pfarrkirche des Ortes Krotoschyn - 11 km von Lemberg - mitgebracht wurde. Beim "Verlassen der dortigen Pfarrei
am 14. April 1946 kümmerte sich der Pfarrer Michael Milewski um die Rettung des Krotoschyner Kircheninventars, und so gelangte das Madonnenbild in die Giesdorfer Kirche. Bisher ist nichts über die Geschichte des Bildes bekannt. Man weiß nur, daß es auf Holz gemalt und mit einem silbrigen Tuch bedeckt ist. Der Direktor des Erzbischöflichen Museums in Breslau, Pfarrer Josef Pater, bestimmte es als Bildnis der Mutter Gottes vom Rosenkranz.
Beachtung verdient auch die klassizistische Kanzel sowie die beiden Beichtstühle, das Kruzifix aus dem 19. Jh. und der Orgelprospekt aus dem Jahre 1805. Edward Horn aus Breslau schuf im Jahre 1880 eine neue Orgel, die 1933 unter Hinzufügung neuer Pfeifen restauriert wurde. Gegenwärtig steht eine Generalreparatur der Orgel bevor.
Im Kellergeschoß der Kirche Grabgewölbe; unter einer Putzsehicht wurde eine Gedenktafel mit folgendem Text gefunden: "Hier ruhen die irdischen Ueberreste des Herrn Carl August Julius Müller, Erbe und. Herrn auf Giesdorf, geb. d. 15. Febr 1794, gest. d. 3. Decbr 1838, und seiner Gattin, der Frau Susanne Wilhelmine geb. Goldmann, geb. d. 18. Decbr 1801, gest. d. 2. Febr 1839."
Wie schriftliche Unterlagen aus der Vorkriegszeit belegen, befindet sich unter der Kirche auch die Grabstätte ihrer Gründerin. Es existierte eine Grabplatte mit dem Wappen und der Aufschrift "Anna Josepha von Warner Stifterin der Kirche 1805" sowie eine Büste von ihr, ursprünglich unter dem Hauptaltar, später in einer Loge. Beides ist jedoch nicht mehr erhalten.
Nach dem Kriege wurde die Kirche stark vernachlässigt und verunreinigt, weil die stationierten Einheiten der Roten Armee auf dem Kirchplatz und in der Kirche selbst Vieh untergebracht hatten. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen brachte Mieczyslaw Gbrza-nowaki die Kirche in Ordnung und brachte die Gewänder und das andere Übriggebliebene in einem Schrank in der Sakristei unter. Die Kirche verschloß er mit Kette und Schloß. Später fand er auf seinem Hof die Schlüssel zur Haupttür der Kirche, die noch heute benutzt werden.
Die Kirche in Giesdorf gehört zur Pfarrei "Unbefleckte Empfängnis Mariens" in Kaulwitz sowie zum Dekanat Wallendorf

Stifterin der Kirche - Anna Josepha von Warner

klassizistische Kanzel von 1805

Kirchenschiff, bogenförmig gestaltet

Barocker Hauptaltar von 1805 mit Elementen von 1700

Orgelprospekt von etwa 1805 - Chor und Halbrundfenster

Quelle: "Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Namslau"