Für die Stelle, an der die alte Verbindungsstraße
von Breslau nach Krakau über die Weide führte, fanden die Slawen einen treffenden
Ausdruck. Sie nannten sie, frei übersetzt: "Berühmter Sumpf", nämlich
Namul Slawa (Namul =Sumpf, Schlamm; Slawa = Ruhm).
Die im 13. Jahrhundert zugezogenen Deutschen übernahmen diese Bezeichnung, ohne
ihren Sinn zu verstehenund nannten den Ort Namslaw, später Namslau. Jetzt haben
die Polen daraus Namyslow gemacht1).
Mit Slawen hat die Nachsilbe slaw nichts zu tun, denn Slawen heißen polnisch:
Slowanian.
Der "berühmte Sumpf", den man sich etwa an der Altstädter Mühle
vorstellen muß, hat schon lange nicht mehr die damalige furchterregende Bedeutung.
Die Straße wurde ja im 14. Jahrhundert über den neu angelegten "Kaiserdamm"
durch Deutsch-Neu-Namslau an der Burg vorbei umgelegt. Nur der Name "Altstadt"
erinnerte noch daran, wo die ursprüngliche Siedlung Namslau gelegen hat. Sie bestand
anfangs wohl nur aus einigen schilfgedeckten Hütten und lag für damalige
Verhältnisse sehr günstig, konnte man doch durchziehenden Kaufleuten Vorspann
leisten, wenn sie den Schlamm und die davor und dahinter liegenden Inlandsdünen
nicht bewältigen konnten.
An den Fluß kam das Wild zur Tränke; es gab Wasservögel, Fische und
Krebse im Überfluß, Holz und Schilf zum Feuern und zum Hüttenbau, sowie
den spreewald-ähnlichen Weidebruch, auf dessen unzugängliche Inseln man vor
etwaigen Feinden mitsamt dem Vieh schnell flüchten konnte. Für dieses Vieh
gab es oberhalb des Weidebruchs prächtige Wiesen und für den Ackerbau das
anfangs erwähnte fruchtbare Land.
1) Namslau gab's nur einmal in der Welt. Ein Telegramm
von den Fidschi-Inseln (Südsee, östl. von Australien) fand Namslau ohne jede
nähere Bezeichnung.
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