NAMSLAU -

unsere unvergeßliche HEIMAT nach 50 Jahren der Vertreibung 1945 - 1995

Kennst Du das Rathaus, Du Namslauer Kind,
die Stadt in der wir gelebt und geboren sind?
Da, wo uns vom Turm schlug jahraus, jahrein,
so manches glückliche Stündelein.
Dort, wo in kompakten Manualen,
stehen unsere Geburts- und Sterbezahlen.
Da, wo der Amtmann zu Nutz und Frommen,
von jedem Ereignis hat Kenntnis genommen.
Dort ruht wohl ein für allemal,
unser schwer erspartes Kapital.
Hört Ihr nicht noch den Glockenklang,
der uns stets mahnte zum frommen Gesang?
Zu Peter-Paul und Sankt Andre,
tut's uns da nicht im Herzen weh?
Und der verzweigte Weidebruch,
lud er nicht ein stets zum Besuch.
Ob Sommer- oder Winterzeit,
die Weide nutzte man zu jeder Zeit.
Die Weide mit den vielen Armen,
da konnte man im Kahn bis nach Altstadt fahren.
Im Sommer war das Baden inne,
beim Bademeister Pohl lernten wir das Schwimmen.
Und zur kalten Winterzeit,
da tummelten wir uns auf dem Eis.
Dann kam das Frühjahr - oh, welcher Schreck,
da floß die Weide über die Ufer weg.
Ob Sonnenschein, ob Eis, ob Schnee,
die Reize bot sie wie die Spree.
So mancher Maler mit dem Pinsel,
malte das Idyll der Heldeninsel.
Und auf Promenaden mit Kastanienalleen,
da konnten wir bis zum Stadtpark gehen.
Das war unser liebster Aufenthalt,
wenn Vöglein sangen und Musik erschallt.
Ob Schützen-, ob Verschönerungsfest,
stets war was los in unserem Nest.
Und da stand an erster Stelle,
der Bochnig, Max mit seiner Stadtkapelle.
Seht Ihr ihn noch in seinem Rock,
mit dem Dirigentenstock?
Ob Trauer- oder Marschmusik -
da lag was drin in jedem Stück.
Bei Stadt- und Familienfesten groß und klein,
gab's ein Platzkonzert oder Ständchen - das war fein.
Und sind die Weisen längst verklungen,
wir sind davon noch heut durchdrungen.
Und was zur Vollendung und Laune schier -
das war das berühmte gute Haselbach-Bier.
Denn das war nicht nur in Namslau bekannt,
man trank es bevorzugt im Schlesierland.
Einiges, das wollen wir noch nennen,
was Tradition hatte und die sie noch kennen.
Zu den Kinderfesten einmal im Jahr,
da tummelte sich die Kinderschar.
Hinter der Turnhalle in einer Eck,
da wohnte der Marschallfredel in seinem Versteck.
Und der Schwitalla in seinem Schulstraßeneck,
der sammelte so manchen Dreck.
Wir Kinder sammelten für den Mann recht fein,
Lumpen, Altpapier, und Eisen - das mußte sein.
Man bekam paar Pfennige - oh wie fein,
diese wanderten dann in die Sparkasse hinein.
Ob junge oder alte Leute, man kannte jeden,
als wären wir eine große Familie gewesen.
Am Viehplatz im Jahr - da war was los,
da handelten die Bauern das Vieh klein und groß.
Kam der Rummel oder Zirkus in die Stadt,
der nahm den ganzen Viehplatz in Beschlag.
Und rief man die Polizei,
die sorgte für Perschundek = Ordnung 1, 2, 3.
Und vieles war noch so wunderbar,
als noch die Heimat - HEIMAT war.
Gerad deshalb denkt man mit Wehmut zurück,
an das uns ereilte Mißgeschick.
Auf das uns der Herrgott noch einmal bewahr,
vor einem 1945,
einem 19. Januar.

( Verfasser unbekannt)