SCHMOGRAU ( Smogorzow)

Ortsplan

Ortsplan mit Namen

Drachensage

Aus der Schul- und Dorfchronik 1914 -1918

Die Kirche in Schmograu

Breslauer Zeitung 20.Juli 1854

Ein bemerkenswerter Kreuzweg  

150 jähriges Kirchweihjubiläum 3.11.2013

Bilder Kirchweihjubilaeum

SCHMOGRAU

Das Dorf Schmograu liegt etwa 11 km nördlich von Namslau und hat ca. 700 Einwohner. Es ist Sitz des Amts- und Standesamtsbezirks und hat eine eigene Eisenbahnstation.
Bürgermeister ist der Landwirt Traugott Bienek.
Schmograu ist ein fast reines Bauerndorf mit einem Dominium, das es in fast allen schlesischen Dörfern gibt.
Es gibt große und kleine Bauernhöfe. Das Sägewerk und die Baufirma Treciok bieten vielen Handwerkern, Zimmerleuten und Maurern Arbeit
Zwei Gasthöfe sorgen für Gemütlichkeit. Das Gasthaus Bienek hat sogar einen Tanzsaal. Im gleichen Haus ist auch die Post untergebracht. Briefträger ist Daniel Bienek.
Günters Gasthaus ist etwas kleiner, wird aber gut frequentiert, Skatspielen, Hochzeitsfeste, im Hinterzimmer gibt es einen Billardtisch. Die „Böhm Anna" ist als gute Fee für alles zuständig.
„Der Mosig" betreibt ein Lebensmittelgeschäft. Fleisch und Wurst kann man bei Matschulla und Georg Loch kaufen. Für Brot und Semmeln sorgt Georg Guhl in der Bäckerei, in der Le auch eine „Mooh-Mühle" gibt, die Grundlage für die bekannten „Mooh-Klösel" und für uns Kinder kaum zu erdrehen war.
Eine Schmiede gibt es natürlich auch. Auf dem Amboss werden die glühenden Hufeisen zum Beschlagen der Pferde vom „Niebisch Alfred" geschickt bearbeitet.
Der Schneider heißt Gardischke und wohnt im Grenzbeamtenhaus; Schuster sind der Poser und Max Niebisch.
Eine Hebamme wird in jedem Dorf gebraucht, denn es gibt viele Kinder in den Familien. In Schmograu war Agnes Hylla, meine Großmutter, fast 40 Jahre Hebamme.
In der Försterei residiert Förster Joppich; er ist als Jäger zuständig für die großen staatlichen Wälder. Große Jagden finden im Winter statt. Gejagt werden Rehe, Hirsche, Hasen und anderes Kleinwild.
Das Dominium Schmograu mit dem Schloß und dem Vorwerk Zbytke war einst ein Rittergut, das dann aber als Staatsdomäne übernommen wurde. Zu dem Gut gehörten einmal ca. 4000 Morgen Land. Ein Teil davon wurde aber an die umliegenden Kleinlandwirte verpachtet und konnte von ihnen später gekauft werden. Angebaut werden Getreide, Kartoffeln, Rüben, Zuckerrüben und Futterpflanzen für die Pferde und das andere Vieh. In der Brennerei wird aus Kartoffeln Schnaps hergestellt. Es gibt auch eine Schäferei und eine Schweinezucht. Pächter des Guts ist Dr. Lipinski, als Inspektoren fungieren Dr. Schneck und Schreiber.
Zwischen Dorf und Dominium steht die schöne, große, katholische Kirche und die katholische Schule mit dem Lehrer Adolf Seidel.
Die evangelische Schule mit Lehrer Herbert Neumann liegt weiter im Inneren des Dorfes.

Agathe Voelker, geb.Pawlik

DRACHENSAGE

Die schlesische Geschichte nennt Schmograu den Ort, wo der erste schlesische Bischof wohnte, und wo die erste christliche Kirche im Jahre 966 in Schlesien erbaut worden war. Die Volkssage erzählt hierüber folgendes: In der wasserreichen und sumpfigen Gegend von. Schmograu lebte ein Tier, welches sich von den damaligen heidnischen Polen göttliche Ehre und Anbetung erzwang. Die Bewohner hatten jahrelang mit Gewalt sich von diesem Tiere zu befreien versucht, allein es war unverwundbar. Dabei zeigte es eine übernatürliche Kraft mit einem wahrnehmbaren herrschsüchtigen Willen. Es erzwang sich von den Menschen einen Tribut, welcher in Menschenopfern bestand und mit einem feierlichen Kult verbunden war. Nur unter dieser Bedingung lebte das Tier in Frieden mit den Menschen. Sein Aufenthalt waren die Sümpfe und eine höher gelegene Lagerstatt, Drachengrube genannt, von wo es bei heiterem Wetter die Umgegend beherrschte. Das Tier selbst wurde von den Menschen "Smok" deutsch Drache genannt, daher Schmograu.
Die Opfer wurden an der Stelle dargebracht, wo später die erste christliche Kirche stand. Zuerst opferte man dem Tiere gefangene Feinde. Damit war das aber bald nicht mehr zufrieden, sodaß die Bewohner zuletzt eins ihrer Angehörigen ihm überlassen mußten, um Ruhe vor ihm zu haben. So mußten sie ihm an einem bestimmten Tage des Jahres eine Jungfrau opfern, welche dann von ihm in Gegenwart einer großen Volksmenge verzehrt wurde. Bei aller Roheit der heidnischen Polen war doch dieser Tribut für sie ein schauderhafter und hatte die Teilnahme der umwohnenden Polen zur Folge. Das Heulen und Wehklagen dieser unglücklichen Menschen erfüllte mehrere Tage die Wälder. Auch wollte kein Familienvater seine Tochter freiwillig zum Opfer geben, das Los mußte entscheiden.
Zur Zeit einer solchen Opferhandlung erschien Gottfried, der 1. Bischof in der Gegend. Das Los hatte die Tochter des in Schmograu seßhaften Woiwoden, des Heerführers getroffen. Gottfried besiegte den Drachen, indem er ihm das Kreuz vorhielt und Jesu Namen anrief. Der Drache verschied unter furchbarem Brüllen. Auch war ein furchtbares unterirdisches Getöse zu hören, das so stark war, das noch die Bewohner des nächsten Dorfes betäubt wurden, daher das Dorf Gluszyna, , deutsch Betäubung genannt wurde. (Glausche) Selbst die dahinter wohnenden Leute haben es noch gehört, daher der Name Reichthali, deutsch die Hörenden. (Reichthal)
Das erschrockene Volk hörte mit Aufmerksamkeit der Predigt des Priesters zu und da ihm der Einfluß des Woiwoden zur Seite stand, ließen sich viele Taufen. Der Altar des Drachen wurde zerstört und an die Stelle desselben die erste Kirche gebaut. Sie war nur aus rohen Lärchenstämmen zusammengefügt. Später wurde ein Turm daran gebaut, der auch eine Glocke erhielt, die aus Venedig stammte.
Von der Lagerstatt des Drachen hatten übrigens die Menschen eine solche Abscheu, daß dieselbe bis in die neuere Zeit unberührt von der Kultur als eine öde, von jedermann gemiedene längliche Vertiefung auf einer Anhöhe lag. Der Der Ort heißt heute noch Drachengrube.
Schmograu wurde zur Zeit Gottfrieds ein bedeutender Ort, da die Leute von weit und breit herzuströmten. Nach Gottfreids Tode wohnten noch drei Bischöfe in Schmograu. Der nächste drang weiter nach Osten vor, um dort die christliche Kultur auszubreiten. Er gründete die Stadt Pitschen. Von Pitschen aus wurde der Bischofsitz nach Breslau verlegt. (1052)
Die hl. Hedwig soll auf ihren Wallfahrten nach Tschenstochau in Schmograu gerastet haben, und in der Quelle, mit deren Wasser die Bischöfe getauft, ihre Füße gewaschen und dadurch neue Kräfte erlangt haben. Infolge dessen eilten alljährlich viele Kranke herbei, um auf durch Gebrauch dieses Wassers gesund zu werden.
Zur Zeit der Reformation traten die Bewohner zur evangelischen Kirche über, die Kirche wurde evangelisch. Sie mußte aber infolge des Restitutionsedikt den Katholiken zurückgegeben werden.
Die Kirche blieb im Besitz der zahlreichen Kirchengüter bis zur Säkulari-sirung am Anfang des Jahrhunderts, (1810) wo aus den Gütern königliche Do-mainen wurden. Den 11. Juni 1854 brannte die Scheune der Domaine nieder und infolge der großen Glut ging auch die Kirche in Flammen auf und konnte nicht gerettet werden.
Die neue katholische Kirche wurde auf fiskalischem Terrain aufgebaut und war der Bau im Jahre 1863 beendet.

Kirche 1854

Breslauer Zeitung 20.Juli 1854

gestern:

ehem. Flachsdörre 1847

ehem.Schmiede, ca1790

heute:

Die Kirche in Schmograu
Schmograu hatte ca. 400 Katholiken und etwa 300 evangelische Gläubige.
Es gab aber nur eine katholische Kirche im Dorf.
Die alte Schrotholzkirche, die bereits 1000 Jahre gestanden hatte, brannte im Jahre 1860 ab.
Deshalb musste eine neue Kirche gebaut werden.
Schmograu war aber ein kleines, armes Dorf und hatte kein Geld für einen Neubau.
Zu der Zeit war Pfarrer Marson in Schmograu zuständig, sein Bruder Pfarrer in Kunzendorf.
Die beiden Brüder stammten aus Oberschlesien und waren recht wohlhabend. Sie stifteten ihr Erbe für den Kirchenneubau. Weiterhin wurden aus den Balken der alten Kirche Kreuze hergestellt und vom Pabst in Rom mit einem Ablass belegt. Diese Kreuze sind dann in ganz Schlesien verkauft worden.
Ein Herr Fidicka, der im Dorf im Haus "Schusterkulla" wohnte, zog damit von Dorf zu Dorf und verkaufte die Kreuze für eine Mark.
Alles in allem kam soviel Geld zusammen, das man eine große, schöne Kirche bauen konnte.

Der Neubau der Kirche erfolgte 1861 bis 1863 in neugotischem Stil nach Plänen von
Aloysius Langer. In die zwei Meter hohe Umfriedungsmauer wurden 14 Kreuzwegkapellen eingebaut. Die Ziegelsteine wurden von der Schmograuer Ziegelei Elsner-Günter gespendet. Die Bauern halfen mit Spanndiensten. Der Sand wurde aus der Sandgrube am Wald entnommen.
Der Kirchturm hat eine Höhe von 52 Metern. Im Turm hingen drei große Glocken. Der Turm ist mit Drachenköpfen aus Sandstein bestückt. Ebenso ist die Inneneinrichtung, Altäre, Kanzel, Balustraden usw. mit geschnitzten Drachenköpfen verziert.
Dies geht auf eine alte Sage (s.oben) über den Drachen Smog zurück, der in der Gegend um das Jahr 800 gelebt haben soll und auf dessen Opferplatz die erste Kirche Schlesiens um 960 in Schmogre gebaut wurde.
Die Kirche wurde Johannes dem Täufer geweiht.
Auf der Nordseite einer Kreuzwegkapelle, in die Seitenwand eingelassen, befindet sich der Grabstein des Hans von Muensterberg, eines Wohltäters der Kirche. Die Inschrift in erhabener Fraktur lautet:
Am 25. Mai 1505 ist Hanß Muensterperg von Minckmaw auf Schmogre im Alter von 57 Jahren gestorben.
Als Friedhof wurde weiterhin der Platz benutzt, auf dem die alte Kirche stand und in der sich auch die Gruft mit den Gräbern der ersten vier Bischöfe befand. Noch heute steht auf demFriedhof ein Gedenkstein mit ihren Namen:
Gottfried 966- 983 Urbanus 983-1005 Clemens 1005-1027 Lucilius 1027-1036
Zu der Kirche gehörte ein großes Pfarrhaus und eine Landwirtschaft mit umfangreichen Ländereien. Deren Nutzung galt für die Pfarrer als Bezahlung für ihre Dienste in der Kirche. Rarrer Drost war bis 1926 der letzte, der die Ländereien bewirtschaftete. Sein Nachfolger, Pfarrer Schütte, verpachtete die Ländereien an die Landwirte in Schmograu. Im Pfarrhaus befand sich ein großer Saal, in dem während der Bauzeit der neuen Kirche die Hl. Messe gefeiert wurde.
Nach Pfarrer Schütte kam 1939 Pfarrer Lissy nach Schmograu, der aber noch kurz vor der Flucht verstarb.
Agathe Voelker, geb.Pawlik

aus dem polnischen Internet:

die Kirche von

außerhalb

http://www.wirtualnynamyslow.pl/panoramy/smogorzow/index.html
innen
www.wirtualnynamyslow.pl/panoramy/smogorzow1/index.html
einer Aufnahme:
www.wirtualnynamyslow.pl/giga/smog1/obraz.htm

www.wirtualnynamyslow.pl/giga/smog2/obraz.htm

www.wirtualnynamyslow.pl/giga/smog4/obraz.htm

Aus der Schul- und Dorfchronik von Schmograu



Der 1. Weltkrieg
Der am 1. August ausgebrochene Weltkrieg hat auch auf die Ernte insofern eingewirkt, daß dadurch alle wehrfähigen Männer eingezogen wurden und es an Arbeitskräften fehlte. Jedoch sprang die Schule helfend ein und von dem Rechte, die Sommerferien im landwirtschaftlichen Interesse zu verlängern, wurde vollster Gebrauch gemacht. Es werden aus hiesiger Gemeinde sofort circa 25 Männer zum Heere eingezogen. Anbetracht des Krieges wird die Jugend schon für den Militärdienst vorbereitet. Um dies ausführen zu können, vor allem daß Lehrer die Leitung der Kompagnien behalten, findet in Namslau Okt. ein militärischer Kursus für sämtliche Lehrer des Kreises statt. Kursusleiter war in erster Zeit Offizierstellvertreter Lehrer Engelmayer, später Lehrer Pätzold aus Namslau. Praktische Übungen und theoretische Unterweisungen wechselten miteinander ab. Lehrer Stolper nimmt auch an dem Kursus teil.
In demselben Monat wird auch eine Jugendkompagnie - Schmograu - Kaulwitz gegründet. Gewesene Soldaten übernehmen die Ausbildung, sowie die Führung der Gruppen und Züge.
Nun will ich den ganzen Tumult beim Kriegsausbruch noch einmal schildern.
Die großen Ereignisse des Sommers 1914 schlagen auch in unserm einsamen, abgelegenen Dorfe ihre gewaltigen Wellen. Die ersten Kriegsgerüchte werden immer widerlegt, aber schließlich zeigen die großen roten Plakate an den vielen Scheunentoren der zitternden Bevölkerung «es gibt Krieg". Die meisten Männer vertauschen die Sense mit dem Schwerte, es ist ja mitten in der Ernte. Eine große Erregung bemächtigt sich der Dorfleute, die ja in der nahen russischen Grenze zum Teil begründet ist. Die meisten Leute haben ihre Habseligkeiten gepackt, um im geeigneten Momente entfliehen zu können. Viele machen sich wirklich auf die Socken. Vor allem brachte der Domänenpächter als erster sich und die Seinen in Sicherheit. Mehrere Wochen war die Domäne ohne Leitung. Lehrer Stolper mußte den ganzen Betrieb, da auch die Beamte, Inspektor, Assistent sofort der Fahne folgen mußten, übernehmen. Als es "sicher" war gelangten die ersten Lebenszeichen des Herrn Oberleutnant Döring nach hier. Durch diese Handlung beunruhigt, brachten auch die hiesigen Beamten ihre Frauen in Sicherheit. Sie selbst, Lehrer und Förster ctr. hielten furchtlos aus. Die Männer fanden sich vielmehr jetzt um so ungestörter im Wittekschen Gasthause und in der evgl. Schule zu einem «Roten Kreuzskat" zusammen. Da Lehrer Lisohka laut Militärpaß "Depeschenbote" war, sorgte er für Neuigkeiten. Das Papiergeld schien für den Augenblick seinen Wert zu verlieren. Jeder suchte es los zu werden. So mancher bestellte sich einen Schoppen Bier oder kaufte sich eine Zigarre und gab einen Hundertmarkschein in Zahlung, welchen ihm der Gastwirt oder der Kaufmann wieder mit dem Bedauern zurückgab, denselben nicht einwechseln zu können, und schenkte lieber das Bier cto. Es fehlte vor allen Dingen an Kleingeld. Schließlich kamen 1 und 2 M Scheine in Verkehr und die Kleingeldnot war vorbei. Jetzt hat sich jeder schon so an das Papiergeld gewöhnt, als wäre es eine alte Einrichtung. Wie wohl an allen Orten Deutschland, so wurde auch in Schmograu auf Automobile, die Goldgeld an die russische Grenze bringen sollten, Jagd gemacht. Am Tage und in der Nacht wurde bewaffnete Wachen aufgestellt, die Brücken, Wege und Straßenkreuzungspunkte besetzt und mit Wagen, Eggen, Ketten etc. versperrt. Schon wollte sie einer bemerkt haben, alarmierte das ganze Dorf, alle laufen nach dem Paulsdorfer Wege hinter der Domäne und kehren erst abends 11 Uhr mit langen Gesichtern heim. Wenngleich auch solche Autos niemals existierten, so wurden die Leute doch zur erhöhter Aufmerksamkeit gezwungen, was bei der damals herrschenden Spionengefahr berechtigt war. Die Erregung legte sich nach und nach.
November 1914 Frau Lehrer Lischka legt ihr Amt als Handarbeitslehrerin an der evgl. Schule nieder. Durch Aushang im Witte Gasthause werden Reflektantinnen für diesen Posten gesucht - wie es vorschriftsmäßig ist. Frau Lehrer Stolper wird durch den Schulverbandsvorsteher Herrn Döring um Annahme im Auftrage des Herrn Landrat und Kreisschulinspektors unter dem Hinweise vorheriger Bestätigung angegangen und am 29.11. erfolgte ihre Wahl als Handarbeitslehrerin.
Im November stieg die Beunruhigung wegen eines drohenden Russeneinfalls noch mehr. Die jungen Leute zwischen 16 und 20 Jahren wurden ins Innere des Landes gebracht. Die Schmograuer kamen nach Kassel und Umgebung. Die Behörden waren angewiesen, die Bewohner im Falle dringender Gefahr fortzubringen. Aber Dank der Tapferkeit unserer Truppen ging auch diese Gefahr glücklich vorüber. Die Feld­bestellung, die aus Mangel an Pferden sich verzögert hatte, wurde schließlich zum Teil durch den Fleiß der Frauen erledigt. Die Preise der Lebensmittel sind großen Schwankungen ausgesetzt. Die Landleute bringen aus Furcht vor einem Russeneinfall alles Geflügel etc. in die Stadt zum Verkauf. Die Waren wurden unter dem Herstellungspreise abgesetzt, verschleudert. Eine Ente kostete 1,00 M, eine Gans 2,00 M. Jedermann wollte im Fälle einer Flucht viel bares Geld in den Händen haben. Inzwischen haben die Feinde unsere Küsten blockiert. Die Lebensmittelzufuhr ist abgeschnitten. Nun gilt es mit eigenen Mitteln zu reichen. Es erfolgte ein Zählung der gesamten Vorräte. Dabei begingen die Bauern insgesamt den Fehler, zu niedrige Vorräte anzugeben, namentlich an Getreide und Kartoffeln. Daraufhin wurde die Abschlachtung der Rinder und Schweine angeordnet. Die Zahl der Schweine wurde von 25 Millionen auf 17 Millionen ge­bracht. Schweinefleisch war naturgemäß sehr billig; 0,60 M das Pfund. Bald stellte es sich heraus, daß Getreide und Kartoffeln in reichlicher Menge waren und die Massenschlachtung übereilt war. 23.Dezember 1914 An diesem Tage findet die übliche Schulweihnachtsfeier mit Geschenkverteilung - Spender Herr Domänenpächter Döring­statt. Die Feier war überaus zahlreich besucht, auch kath. Gemeinde­glieder waren erschienen. Am nächsten Tage übermittelte Lehrer Stolper einigen Kriegerfrauen einen Weihnachtsbaum, den er aus eigenen Mitteln putzte.

1915
Das neue Jahr setzte mit starkem Frost ein. Gleich zu Anfang des Jahres stellte sich ein kolossaler Fleisch- mangel ein. Die Preise stiegen rapide. Es mußten Höchstpreise eingeführt werden, um eine Ausbeutung der armen Leute vorzubeugen. Das Schweinefleisch steigt auf 2,00 M pro Pfund. Die Zeiten der "Fleischtöpfe" sind vorüber. 15.Januar 1915 Bauergutsbesitzer und Schulvorstandsmitglied Richard Knetsch erhält für Tapferkeit das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Auch der Gutsbesitzer Johann Wronna bekommt diese Auszeichnung. 13.Februar 1915 In der Schulvorstandssitzung wird die Entschädigung für das Bereinigen der Schulzimmer auf je 60,00 M, die Beheizung auf je 30,00 M festgesetzt. Das Kohlengeld beträgt also wie früher 80,00 M.
Juni - Juli Der Sommer des Jahres setzt mit großer Trockenheit ein. Die Ernteaussichten sind sehr schlecht. Die Ernte selbst ist mäßig. Vor allen Dingen gab es kein Futter für das Vieh; Hafer und Gerste sehr wenig. Deshalb mußte der Staat sämtliche Vorräte beschlagnahmen, zwecks gerechter Verteilung, um einer Hungersnot, vor allem in den Städten vorzubeugen. Es werden Brotmarken einge­führt, die alle 14 Tage zur Ausgabe gelangen. Eine Person erhält auf die Woche 4 Pfund Brot. Dem hiesigen Ortsausschuß gehören Domänenpächter Döring, Gemeindevorsteher Stojan und Lehrer Stolper an.
"Arbeit" ist in Hülle, Marken gibt es in Fülle, leider oft das Notwendigste nicht! Am 1. September 1915 wird Lehrer Stolper zur Fahne einberufen. Leider ist bis zum 31. Juli 1916 die Führung dieses Teiles unterblieben. Mitte August 1916 kehrt Lehrer Stolper zurück. Er ist infolge im Felde zugezogener Krankheiten nicht mehr k.v.

1916
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13. August 1916 Nachtrag: Inzwischen ist der Mangel am Notwendigsten noch gestiegen. Fleisch gibt es überhaupt nicht. Der Fleischer Heinrich darf nur 10 Schweine, 2 Rinder und ein Kalb im Viertel­jahre schlachten. An Zucker fehlts. Die Zuckerkarte mit 1 3/4 Pfund pro Kopf und Monat erscheint auf der Bildfläche. Die Fleischkarte gesellt sich dazu. Die Preise steigen gewaltig. Für ganz junge Gänse zahlt man pro Paar 10,00 - 12,00 M. Alte Gänse bringen pro Stück 15,00 - 20,00 M. Die Kartoffeln sind billiger wie im Vorjahre. Dieselben kosten pro Zentner nicht mehr 8,50 M, sondern nur noch 4,75 M. Die Eier kosten Mandel 2,00 M und steigen noch im Preise. Das Jahr 1916 ist ein ganz gutes Jahr geworden. Infolge der Frühjahrsfeuchtigkeit ist der Saatenstand und der Graswuchs ein vorzüglicher ge­wesen. Inzwischen hat der schreckliche Krieg auch in unserem Dorfe seine ersten Opfer gefordert. Im August 1915 fiel der Zimmermann Franz Schölzel, im Juli 1915 der Stellenbesitzer Johann Weinert und im September der Gutsbesitzer Paul Assmann sämtliche in Russland Vermißt ist der Sohn des Schuhmachermeisters Paul Gramolla. In Ge­fangenschaft befindet sich der Maurer und Häusler Joseph Schölzel (Sibirien) gleich zu Beginn des Krieges Tarnowka und der Vizefeldwebel Gottlieb Stojan in England. Eiserne Kreuze 2. Kl. erhalten noch Stellenbesitzer Reinhold Slotta und Karl Stojan sowie Reservist Johann Leuwa. Letzterer und Lehrer Stolper werden wegen Kriegsuntauglichkeit entlassen.
5. Oktober 1916 Die Reichsfleischkarte und die Butterkarte 90 gr. pro Kopf und Woche halten ihren Einzug.
8. Oktober 1916 Am 8. Oktober wird gleichfalls der Zimmergeselle, Pionier Ernst Blase, dessen Bruder bereits am 3.Juli in Frankreich den Heldentod starb, mit dem Eisernen Kreuz 2. Kl. ausgezeichnet. Gutsbesitzer Johann Steuer ist dieselbe Auszeichnung zuteil geworden; desgl. dem Pionier Franz Malschok.
29. November 1916 Reichstagswahl. Es wurden alle Stimmen für den konserv. Abgeordneten aus dem Winkel abgegeben. 1. Dezember 1916 Volkszählung. Die Gemeinde umfaßt 476 Seelen, wovon 228 evangelisch und 248 kath. sind.
1.12.1916 Die armen Leute erhalten Kohlenkarten. Sie Zahlen für den Ztr. nur 1,00 M, während sonst 1,75 M zu entrichten ist.

1917
1.1.1917 Das neue Jahr setzt mit starkem Frost ein. 26° Kälte ist etwas Selbstverständliches. Infolge des Kohlenmangels, die Leute erhalten höchstens pro Haushalt 2-5 Ztr.,müssen die meisten Besitzer mit sehr mäßig erwärmten Zimmer sich begnügen. Der Frost hält so stark bis Mitte Februar an.
1.3.1917 findet eine Viehzählung statt. Desgleichen wird der Bestand an Kartoffeln aufgenommen.
12.März 1917 Zwecks Werbung zur Zeichnung von Kriegsanleihe veranstaltet der Lehrer im Wittekschen Gasthause einen Elternabend. Über den Verlauf desselben ist von einem Teilnehmer nachstehende Repension dem Namslauer Stadtblatt übergeben worden.
"In Schmograu fand am 12.d.Mts. ein von Herrn Lehrer Stolper veranstalteter Kriegsberichtsabend statt, welcher sich eines sehr regen Besuches erfreute. Eingeleitet wurde der Abend durch eine sehr markige Begrüßungsansprache des Herrn Lehrer Stolper, die mit einem begeistert aufgenommenen Kaiserhoch schloß. Chorgesänge, Deklamationen und die Aufführung von zwei kleinen Theaterstücken gaben Kunde davon, wie sehr die beteiligten Kinder mit Lust und Liebe sich der guten Sache widmeten. Diese Aufführung machten den Kindern und dem Lehrer alle Ehre.
Den 2. Teil des Abends hatte Herr Parteisekretär Neumann - Breslau übernommen. An der Hand von etwa 100 Lichtbildern zeichnete er ein lebensvolles Bild vom Verlauf des Land- und Seekrieges vom ersten Tage der Mobilmachung bis zum Einzüge unserer Truppen in Bukarest. Auch einzelne Waffen, wie Motormörser, Maschinengewehre, Flugzeuge, Unterseeboote, Linien- und Großkampfschiffe wurden im Bild gezeigt. Was aber die Hauptsache war, der Vortragende verstand es, durch seinen Vortrag den Zuhörern klar zu machen, daß wir nicht nur in einer schweren, sondern in einer großen Zeit leben. Besonders wies der Vortragende seine Zuhörer darauf hin, daß es uns nur dann gelingen wird, den teuflischen Plan unserer Gegner, die uns vernichten wollen, abzuwehren, wenn alle, auch die Daheimgebliebenen ihre Pflichten erfüllen. Die nächsten Pflichten aller Deutschen sind: 1.) Haushalten mit den täglichen Bedarfsartikeln, Essen, Kleider, Schuhe u.s.w.
2.) Abliefern aller nicht für den eigenen Hausbedarf freigegebenen Artikel. 5.) Zeichnen der Kriegsanleihe.
4.) Nicht unnütz jammern und klagen, besonders keine Klagebriefe ins Feld schreiben.
5.) Durch fleißige verdoppelte Arbeit dafür sorgen, daß unser Wirtschaftsleben nicht ins Stocken gerät. Vor allem aber darf in diesen Jahren kein Stückchen Land unbestellt bleiben. Wenn wir so alle haushalten, standhalten, reinen Mund halten und aushalten, dann werden wir durchhalten - nicht nur - sondern wir werden sie­gen zu einem Frieden, der der gebrachten Opfer wert ist. 26.3.1917 Am 26. März morgens 10 Uhr landeten Flieger aus Breslau auf Hiesigem Gelände. Infolge Raddefekts mußten dieselben bis zum nächsten Morgen hier weilen. Es war für die Bewohner des Ortes ein ungewohntes Schauspiel; den Fliegern selbst eine günstige Gelegen­heit zur Regulierung der Magenfrage. Ende April landeten dieselben Flieger noch einmal. Wegen Bruch des Propellers verzögerte sich die Abfahrt um 2 Tage. In der evgl. Schule und der kath. Pfarrei finden sie herzliche Aufnahme.
1. Juni 1917 Es findet eine Viehzählung statt. In Frankreich starb den Heldentod der Gefreite Karl Stojan, Sohn des Häuslers Paul Stojan.
15. bis 25. Juni Ernteflächenerhebung und Hühnerzählung. 30. Juni 1917 Am 29. Juni gelangen die Glocken von der evgl. Kirche zu Kaulwitz, vom Friedhofe und von der hiesigen kath. Kirche für Kriegszwecke zur Ablieferung.
21. Juli 1917 Nach langer Zeit des Wartens erhält die Häuslerin Schölzel die traurige Nachricht, daß ihr Mann Anfang Dezember 1916 in Moskau an Schwindsucht verstorben ist.
Juli - Oktober 1917 Die Ruhr bricht im hiesigem Orte aus. 18 Personen werden ein Opfer derselben. Besonders schwer trifft es die Familie des Stellenbesitzers August Wiesner. 5 Personen allein -4 Kinder - starben an dieser tückischen Krankheit.
September 1917 Musketier Hermann Knetsch, Sohn der Gutsauszüglerin Marie Knetsch, fällt bei den Kämpfen in Flandern. Oktober Die Kartoffelernte ist in diesem Jahre besonders reichlich ausgefallen. Die Erträge der Halmfrüchte sind in hiesiger Gemeinde unter Mittelmäßig anzusprechen.
5. Dezember Bei der Volkszählung weist der Gem. - Bezirk 459 Seelen auf. Das Wetter ist im Dezember im Verhältnis zum Vorjahre angenehm.


1918
Januar Infolge Wagonmangels ist keine Kohle zu erlangen, aber die milde Zeit läßt diesen Übelstand nicht so dringend erscheinen.
Die beiden Schulen sind Dank der Bemühungen des Lehrers mit Brenn­material versehen. Auch die geforderte Nachzahlung gelangt zur Anweisung. Das Beheizungsgeld beträgt 30,00 M. Die Selbstversorger des Kreises erhalten fortan keine Mahl-, sondern Mehlkarten. Alles Getreide muß dadurch zur vollen Ab­lieferung gelangen. Um ein Durchhalten zu gewährleisten, müssen alle Besitzer die entbehrlichen Schweine abschlachten, bzw. verkaufen. Selbst Ferkel gelangen zur Abholung; nur Zuchtsauen dürfen behalten werden.
2. März 1918 Bestandsaufnahme der Halmfrüchte. 13. März 1918 Familienabend im Sinne der Volksaufklärung. 27. März 1918 Landratsamtsverwalter Dr. Sayur hält im Witteckschen Gasthause einen Vortrag über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage. Er ermahnt eindringlich nicht zu verzagen; denn es blüht uns infolge des Friedens im Osten bald eine bessere Zukunft. April Das Wetter ist in diesem Monat selten warm und fruchtbar. Die Getreidefelder stehen prachtvoll. In Frankreich fallen auf dem Felde der Ehre: 1.) Karl Kruber 9. April 2.) Johann Stempinsky 12. April 3.) Friedrich Handke 17. April 4.) Richard Wanielik 18. April
Am 16. Juni wird der............Baudis vom Blitz erschlagen. Von demselben Blitzstrahl werden 2 Pferde des Gutsbesitzer Steuer getötet. Die Heuernte ist in diesem Jahre reichlich. Auch die Getreidefelder versprechen eine gute Ernte. Infolge des Regens ist in diesem Jahre die Grünfütterung besonders gut.
Die Getreideernte verzögert sich. Besonders die hiesige Domäne ist weit in der Arbeit zurück. Die Wiesen bleiben stehen und um etwas Grummert zu ernten, werden die Dorfleute zur Aberntung gebeten. Da es um die 3. Kappe geht, so ist es den hiesige Besitzern möglich, ihre Heulieferungspflicht zu erfüllen. Am 25.10. stirbt der Militärinvalide Franz Staffetin, der als Milchkutscher wegen seines freundlichen Wesens eine allgemein beliebte Persönlichkeit war. (Grippe.)
28.lo.l8 Die Beteiligung an der Kriegsanleihe ist diesmal ziemlich schwach.
Am 9. November Schließung des Waffenstillstandes.

Der Auszügler Veteran Paul Hoffmann beschließt sein tatenreiches Leben.

Ein bemerkenswerter Kreuz- Weg

Am 10. Juli 1854 war die alte Schrotholzkirche in Schmograu, Kreis Namslau in Niederschlesien, abgebrannt. Wie die Breslauer Zeitung in ihrer Ausgabe Nr. 333 vom 20. Juli berichtet, hatte ein Brandstifter in den Scheunen und Stallungen des nahegelegenen Gutshofes Feuer gelegt. Dieses griff auf die Ställe des Pfarrhofes über und vernichtete auch die Kirche.
Mit herzergreifenden Worten hat der damalige Pfarrer Marzon die geschichtliche Bedeutung der alten Kirche beschrieben und den großen Verlusst beklagt. Um eine neue Kirche bauen zu können, war die kleine arme Gemeinde ganz auf Spenden und Hilfe von außen angewiesen. So heißt es: "Das stehengebliebene, wie wohl stark versengte Kirchhofskreuz ist uns Bürge, dass wir bei dem vorzunehmenden Bau zwar viele Kreuze erleben, aber auch viele milde Kreuzer zur Hilfe erhalten werden."
Man war in Schmograu auch selbst tätig und hat aus erhalten gebliebenen Holzteilen der verbrannten Kirche kleine Kreuze hergestellt. Sie tragen einen auf Blech geprägten Corpus und auf der Rückseite einen Aufdruck mit dem Bild der alten Kirche und folgender Aufschrift: "Die alte Kirche von Schmograu, aus Holz erbaut 966, abgebrannt 10. Juli 1854. Uraltes, ehrwürdiges Holz von der ersten Kirche in Schlesien, zu Schmograu, worin die ersten schlesischen Bischöfe das heilige Opfer verrichtet und Gottes Wort verkündet haben." - Diese Kreuze wurden wohl als "Baustein" verkauft und als Dank für erhaltene Spenden abgegeben.
Ich kannte die Sache von Kindheit auf durch die Erzählungen meiner Eltern und Großeltern. Ein solches Kreuz aber war nicht im Besitz unserer Familie.
Nach meiner Priesterweihe habe ich dann zum 1. April 1967 die erste Kaplanstelle angetreten in der Pfarrei Hosenfeld im Landkreis Fulda. Nach einiger Zeit bat mich ein Klempnermeister, der noch als Seniorchef im Betrieb seines Sohnes mitarbeitete, zu sich. Herr Kaplan, sagte er, Sie haben doch bei der Vorstellung in der Kirche gesagt, ihr Heimatort sei Schmograu. Mir ist ein kleines Kreuz in die Hände gekommen und auf seiner Rückseite diesen Namen entziffert.
Ich wusste gleich: Es kann sich nur um eines dieser "Baustein-Kreuze" handeln - und dann hielt ich es auch in der Hand. Es war ein unbeschreibliches Gefühl der Verbindung mit der alten Heimat.
Natürlich habe ich den Meister gefragt, wie er denn an dieses Kreuz gekommen sei. Da erzählte er mir eine kuriose Geschichte. Seine Firma hatte im Heizungskeller eines Altersheimes in Fulda Arbeiten auszuführen. Es war die Zeit, als noch viel mit Holz und Kohle geheizt wurde. So lag dort auch ein Haufen Abfallholz, zum verbrennen bestimmt. Obenauf eine alte Kastenuhr. Diese interessierte ihn, denn er sammelte solche Uhren, brachte sie wieder zum Laufen. Die Wände seiner Werkstatt hingen voll davon, überall tickte es. Deshalb fragte er den Hausmeister des Heimes, ob er die Uhr haben könnte. Nimm sie mit, sonst landet sie in der Heizung, sie hat einem verstorbenen Bewohner des Heimes gehört. So gelangte die Uhr nach Hosenfeld. In einer Mußestunde hatte der Meister Jökel dann den Uhrenkasten geöffnet und darin das kleine Holzkreuz gefunden. Als ich ihm die Bedeutung erklärte, hat er es mir geschenkt. Ich bin ihm heute noch dankbar.
40 Jahre lang hat es dann -schön eingerahmt und hinter Glas- erst bei meinen Eltern, dann bei mir im Wohnzimmer an der Wand gehangen.
In diesem Jahr 2013 konnte nun die Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer in Schmograu den 150. Jahrestag der Weihe der neuen Kirche feiern. Zum Festgottesdienst am Sonntag, dem 3. November, hatte ich vom Ortspfarrer eine Einladung erhalten zur Konzelebration mit dem neuen Erzbischof von Breslau, Jozef Krupny. Er war vorher Weihbischof in Kattowitz. Normaler Weise feiert ein Neupriester die erste heilige Messe nach der Weihe in seiner Heimatkirche. Bei mir hat es 46 Jahre gedauert, bis ich in der Kirche, in der ich getauft wurde, am Altar stehen konnte.
Aus diesem Anlass habe ich zum 150. Weihejubiläum der neuen Kirche das Kreuz, gefertigt aus dem Kreuz der alten Kirche, der Schmograuer Gemeinde und ihrem Pfarrer Tomasz Broszko übergeben. Jetzt ist es wieder dort, wo es entstanden ist,

Naumburg, den 12. November 2013 Ulrich Trzeciok
Geistlicher Rat

150 jähriges Kirchweihjubiläum 3.11.2013

Am 10. Juli 1854 war die alte Schrotholzkirche in Schmograu, Kreis Namslau in Niederschlesien, abgebrannt. Wie die Breslauer Zeitung in ihrer Ausgabe Nr. 333 vom 20. Juli berichtet, hatte ein Brandstifter in den Scheunen und Stallungen des nahegelegenen Gutshofes Feuer gelegt. Dieses griff auf die Ställe des Pfarrhofes über und vernichtete auch die Kirche.
Im Jahr 1863 wurde dann eine neue Backsteinkirche im neugotischen Stil geweiht. Patron ist Johannes der Täufer. Am 3. November 2013 konnte jetzt die Gemeinde den 150. Jahrestag der Kirchweihe festlich begehen.
Dazu hatte der Ortspfarrer Tomasz Broszko mich freundlich eingeladen. Die Kirche war festlich geschmückt, die Leute standen dicht gedrängt im Mittelgang bis an die Stufen zum Altarraum. Als Konzelebranten standen bereit zwei Priester, die früher einmal Pfarrer in Smogorzow/ Schmograu waren, und zwei Priester, die aus dieser Gemeinde hervorgegangen sind. Der eine ein Neupriester, der erst vor wenigen Monaten mit der Heimatgemeinde Primiz gefeiert hat, der andere war ich selbst, im August 1940 hier geboren und in dieser Kirche getauft. 46 Jahre nach meiner Priesterweihe für das Bistum Fulda konnte ich nun mit der Heimatgemeinde in Schlesien die heilige Messe feiern.
Hauptzelebrant und Festprediger war der neue Erzbischof von Breslau, Jozef Krupny. Da ich nicht polnisch spreche, habe ich davon leider nichts verstanden.
Nach dem Gottesdienst gab es im Pfarrhaus ein festliches Essen, zu dem auch der Klerus des Dekanats Namslau/ Namyslow eingeladen war. Es war die erste Begegnung der Priester mit ihrem neuen Erzbischof. Sie wurde zu einem munteren Wechselgespräch genutzt.
Zum Abschluss habe ich der Kirchengemeinde und ihrem Pfarrer ein kleines Holzkreuz aus dem Besitz meiner Familie geschenkt. Es wurde geschnitzt aus dem Holz der alten, abgebrannten Schmograuer Kirche und trägt folgende Aufschrift:
Die alte Kirche von Schmograu , aus Holz erbaut 966, abgebrannt 10. Juli 1854.
Uraltes, ehrwürdiges Holz von der ersten Kirche in Schlesien, zu Schmograu,
worin die ersten schlesischen Bischöfe das heilige Opfer verrichtet und Gottes
Wort verkündet haben.

Ulrich Trzeciok
Geistlicher Rat
Naumburg (Hessen)