Der 1. Weltkrieg
Der am 1. August ausgebrochene Weltkrieg hat auch auf die Ernte insofern eingewirkt,
daß dadurch alle wehrfähigen Männer eingezogen wurden und es an Arbeitskräften
fehlte. Jedoch sprang die Schule helfend ein und von dem Rechte, die Sommerferien im
landwirtschaftlichen Interesse zu verlängern, wurde vollster Gebrauch gemacht.
Es werden aus hiesiger Gemeinde sofort circa 25 Männer zum Heere eingezogen. Anbetracht
des Krieges wird die Jugend schon für den Militärdienst vorbereitet. Um dies
ausführen zu können, vor allem daß Lehrer die Leitung der Kompagnien
behalten, findet in Namslau Okt. ein militärischer Kursus für sämtliche
Lehrer des Kreises statt. Kursusleiter war in erster Zeit Offizierstellvertreter Lehrer
Engelmayer, später Lehrer Pätzold aus Namslau. Praktische Übungen und
theoretische Unterweisungen wechselten miteinander ab. Lehrer Stolper nimmt auch an
dem Kursus teil.
In demselben Monat wird auch eine Jugendkompagnie - Schmograu - Kaulwitz gegründet.
Gewesene Soldaten übernehmen die Ausbildung, sowie die Führung der Gruppen
und Züge.
Nun will ich den ganzen Tumult beim Kriegsausbruch noch einmal schildern.
Die großen Ereignisse des Sommers 1914 schlagen auch in unserm einsamen, abgelegenen
Dorfe ihre gewaltigen Wellen. Die ersten Kriegsgerüchte werden immer widerlegt,
aber schließlich zeigen die großen roten Plakate an den vielen Scheunentoren
der zitternden Bevölkerung «es gibt Krieg". Die meisten Männer
vertauschen die Sense mit dem Schwerte, es ist ja mitten in der Ernte. Eine große
Erregung bemächtigt sich der Dorfleute, die ja in der nahen russischen Grenze
zum Teil begründet ist. Die meisten Leute haben ihre Habseligkeiten gepackt, um
im geeigneten Momente entfliehen zu können. Viele machen sich wirklich auf die
Socken. Vor allem brachte der Domänenpächter als erster sich und die Seinen
in Sicherheit. Mehrere Wochen war die Domäne ohne Leitung. Lehrer Stolper mußte
den ganzen Betrieb, da auch die Beamte, Inspektor, Assistent sofort der Fahne folgen
mußten, übernehmen. Als es "sicher" war gelangten die ersten Lebenszeichen
des Herrn Oberleutnant Döring nach hier. Durch diese Handlung beunruhigt, brachten
auch die hiesigen Beamten ihre Frauen in Sicherheit. Sie selbst, Lehrer und Förster
ctr. hielten furchtlos aus. Die Männer fanden sich vielmehr jetzt um so ungestörter
im Wittekschen Gasthause und in der evgl. Schule zu einem «Roten Kreuzskat"
zusammen. Da Lehrer Lisohka laut Militärpaß "Depeschenbote" war,
sorgte er für Neuigkeiten. Das Papiergeld schien für den Augenblick seinen
Wert zu verlieren. Jeder suchte es los zu werden. So mancher bestellte sich einen Schoppen
Bier oder kaufte sich eine Zigarre und gab einen Hundertmarkschein in Zahlung, welchen
ihm der Gastwirt oder der Kaufmann wieder mit dem Bedauern zurückgab, denselben
nicht einwechseln zu können, und schenkte lieber das Bier cto. Es fehlte vor allen
Dingen an Kleingeld. Schließlich kamen 1 und 2 M Scheine in Verkehr und die Kleingeldnot
war vorbei. Jetzt hat sich jeder schon so an das Papiergeld gewöhnt, als wäre
es eine alte Einrichtung. Wie wohl an allen Orten Deutschland, so wurde auch in Schmograu
auf Automobile, die Goldgeld an die russische Grenze bringen sollten, Jagd gemacht.
Am Tage und in der Nacht wurde bewaffnete Wachen aufgestellt, die Brücken, Wege
und Straßenkreuzungspunkte besetzt und mit Wagen, Eggen, Ketten etc. versperrt.
Schon wollte sie einer bemerkt haben, alarmierte das ganze Dorf, alle laufen nach dem
Paulsdorfer Wege hinter der Domäne und kehren erst abends 11 Uhr mit langen Gesichtern
heim. Wenngleich auch solche Autos niemals existierten, so wurden die Leute doch zur
erhöhter Aufmerksamkeit gezwungen, was bei der damals herrschenden Spionengefahr
berechtigt war. Die Erregung legte sich nach und nach.
November 1914 Frau Lehrer Lischka legt ihr Amt als Handarbeitslehrerin an der
evgl. Schule nieder. Durch Aushang im Witte Gasthause werden Reflektantinnen für
diesen Posten gesucht - wie es vorschriftsmäßig ist. Frau Lehrer Stolper
wird durch den Schulverbandsvorsteher Herrn Döring um Annahme im Auftrage des
Herrn Landrat und Kreisschulinspektors unter dem Hinweise vorheriger Bestätigung
angegangen und am 29.11. erfolgte ihre Wahl als Handarbeitslehrerin.
Im November stieg die Beunruhigung wegen eines drohenden Russeneinfalls noch mehr.
Die jungen Leute zwischen 16 und 20 Jahren wurden ins Innere des Landes gebracht. Die
Schmograuer kamen nach Kassel und Umgebung. Die Behörden waren angewiesen, die
Bewohner im Falle dringender Gefahr fortzubringen. Aber Dank der Tapferkeit unserer
Truppen ging auch diese Gefahr glücklich vorüber. Die Feldbestellung,
die aus Mangel an Pferden sich verzögert hatte, wurde schließlich zum Teil
durch den Fleiß der Frauen erledigt. Die Preise der Lebensmittel sind großen
Schwankungen ausgesetzt. Die Landleute bringen aus Furcht vor einem Russeneinfall alles
Geflügel etc. in die Stadt zum Verkauf. Die Waren wurden unter dem Herstellungspreise
abgesetzt, verschleudert. Eine Ente kostete 1,00 M, eine Gans 2,00 M. Jedermann wollte
im Fälle einer Flucht viel bares Geld in den Händen haben. Inzwischen haben
die Feinde unsere Küsten blockiert. Die Lebensmittelzufuhr ist abgeschnitten.
Nun gilt es mit eigenen Mitteln zu reichen. Es erfolgte ein Zählung der gesamten
Vorräte. Dabei begingen die Bauern insgesamt den Fehler, zu niedrige Vorräte
anzugeben, namentlich an Getreide und Kartoffeln. Daraufhin wurde die Abschlachtung
der Rinder und Schweine angeordnet. Die Zahl der Schweine wurde von 25 Millionen auf
17 Millionen gebracht. Schweinefleisch war naturgemäß sehr billig;
0,60 M das Pfund. Bald stellte es sich heraus, daß Getreide und Kartoffeln in
reichlicher Menge waren und die Massenschlachtung übereilt war. 23.Dezember
1914 An diesem Tage findet die übliche Schulweihnachtsfeier mit Geschenkverteilung
- Spender Herr Domänenpächter Döringstatt. Die Feier war überaus
zahlreich besucht, auch kath. Gemeindeglieder waren erschienen. Am nächsten
Tage übermittelte Lehrer Stolper einigen Kriegerfrauen einen Weihnachtsbaum, den
er aus eigenen Mitteln putzte.
1915
Das neue Jahr setzte mit starkem Frost ein. Gleich zu Anfang des Jahres stellte sich
ein kolossaler Fleisch- mangel ein. Die Preise stiegen rapide. Es mußten Höchstpreise
eingeführt werden, um eine Ausbeutung der armen Leute vorzubeugen. Das Schweinefleisch
steigt auf 2,00 M pro Pfund. Die Zeiten der "Fleischtöpfe" sind vorüber.
15.Januar 1915 Bauergutsbesitzer und Schulvorstandsmitglied Richard Knetsch
erhält für Tapferkeit das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Auch der Gutsbesitzer
Johann Wronna bekommt diese Auszeichnung. 13.Februar 1915 In der Schulvorstandssitzung
wird die Entschädigung für das Bereinigen der Schulzimmer auf je 60,00 M,
die Beheizung auf je 30,00 M festgesetzt. Das Kohlengeld beträgt also wie früher
80,00 M.
Juni - Juli Der Sommer des Jahres setzt mit großer Trockenheit ein. Die
Ernteaussichten sind sehr schlecht. Die Ernte selbst ist mäßig. Vor allen
Dingen gab es kein Futter für das Vieh; Hafer und Gerste sehr wenig. Deshalb mußte
der Staat sämtliche Vorräte beschlagnahmen, zwecks gerechter Verteilung,
um einer Hungersnot, vor allem in den Städten vorzubeugen. Es werden Brotmarken
eingeführt, die alle 14 Tage zur Ausgabe gelangen. Eine Person erhält
auf die Woche 4 Pfund Brot. Dem hiesigen Ortsausschuß gehören Domänenpächter
Döring, Gemeindevorsteher Stojan und Lehrer Stolper an.
"Arbeit" ist in Hülle, Marken gibt es in Fülle, leider oft das
Notwendigste nicht! Am 1. September 1915 wird Lehrer Stolper zur Fahne einberufen.
Leider ist bis zum 31. Juli 1916 die Führung dieses Teiles unterblieben. Mitte
August 1916 kehrt Lehrer Stolper zurück. Er ist infolge im Felde zugezogener Krankheiten
nicht mehr k.v.
1916
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13. August 1916 Nachtrag: Inzwischen ist der Mangel am Notwendigsten noch gestiegen.
Fleisch gibt es überhaupt nicht. Der Fleischer Heinrich darf nur 10 Schweine,
2 Rinder und ein Kalb im Vierteljahre schlachten. An Zucker fehlts. Die Zuckerkarte
mit 1 3/4 Pfund pro Kopf und Monat erscheint auf der Bildfläche. Die Fleischkarte
gesellt sich dazu. Die Preise steigen gewaltig. Für ganz junge Gänse zahlt
man pro Paar 10,00 - 12,00 M. Alte Gänse bringen pro Stück 15,00 - 20,00
M. Die Kartoffeln sind billiger wie im Vorjahre. Dieselben kosten pro Zentner nicht
mehr 8,50 M, sondern nur noch 4,75 M. Die Eier kosten Mandel 2,00 M und steigen noch
im Preise. Das Jahr 1916 ist ein ganz gutes Jahr geworden. Infolge der Frühjahrsfeuchtigkeit
ist der Saatenstand und der Graswuchs ein vorzüglicher gewesen. Inzwischen
hat der schreckliche Krieg auch in unserem Dorfe seine ersten Opfer gefordert. Im August
1915 fiel der Zimmermann Franz Schölzel, im Juli 1915 der Stellenbesitzer Johann
Weinert und im September der Gutsbesitzer Paul Assmann sämtliche in Russland Vermißt
ist der Sohn des Schuhmachermeisters Paul Gramolla. In Gefangenschaft befindet
sich der Maurer und Häusler Joseph Schölzel (Sibirien) gleich zu Beginn des
Krieges Tarnowka und der Vizefeldwebel Gottlieb Stojan in England. Eiserne Kreuze 2.
Kl. erhalten noch Stellenbesitzer Reinhold Slotta und Karl Stojan sowie Reservist Johann
Leuwa. Letzterer und Lehrer Stolper werden wegen Kriegsuntauglichkeit entlassen.
5. Oktober 1916 Die Reichsfleischkarte und die Butterkarte 90 gr. pro Kopf und
Woche halten ihren Einzug.
8. Oktober 1916 Am 8. Oktober wird gleichfalls der Zimmergeselle, Pionier Ernst
Blase, dessen Bruder bereits am 3.Juli in Frankreich den Heldentod starb, mit dem Eisernen
Kreuz 2. Kl. ausgezeichnet. Gutsbesitzer Johann Steuer ist dieselbe Auszeichnung zuteil
geworden; desgl. dem Pionier Franz Malschok.
29. November 1916 Reichstagswahl. Es wurden alle Stimmen für den konserv.
Abgeordneten aus dem Winkel abgegeben. 1. Dezember 1916 Volkszählung. Die
Gemeinde umfaßt 476 Seelen, wovon 228 evangelisch und 248 kath. sind.
1.12.1916 Die armen Leute erhalten Kohlenkarten. Sie Zahlen für den Ztr.
nur 1,00 M, während sonst 1,75 M zu entrichten ist.
1917
1.1.1917 Das neue Jahr setzt mit starkem Frost ein. 26° Kälte ist etwas
Selbstverständliches. Infolge des Kohlenmangels, die Leute erhalten höchstens
pro Haushalt 2-5 Ztr.,müssen die meisten Besitzer mit sehr mäßig erwärmten
Zimmer sich begnügen. Der Frost hält so stark bis Mitte Februar an.
1.3.1917 findet eine Viehzählung statt. Desgleichen wird der Bestand an
Kartoffeln aufgenommen.
12.März 1917 Zwecks Werbung zur Zeichnung von Kriegsanleihe veranstaltet
der Lehrer im Wittekschen Gasthause einen Elternabend. Über den Verlauf desselben
ist von einem Teilnehmer nachstehende Repension dem Namslauer Stadtblatt übergeben
worden.
"In Schmograu fand am 12.d.Mts. ein von Herrn Lehrer Stolper veranstalteter Kriegsberichtsabend
statt, welcher sich eines sehr regen Besuches erfreute. Eingeleitet wurde der Abend
durch eine sehr markige Begrüßungsansprache des Herrn Lehrer Stolper, die
mit einem begeistert aufgenommenen Kaiserhoch schloß. Chorgesänge, Deklamationen
und die Aufführung von zwei kleinen Theaterstücken gaben Kunde davon, wie
sehr die beteiligten Kinder mit Lust und Liebe sich der guten Sache widmeten. Diese
Aufführung machten den Kindern und dem Lehrer alle Ehre.
Den 2. Teil des Abends hatte Herr Parteisekretär Neumann - Breslau übernommen.
An der Hand von etwa 100 Lichtbildern zeichnete er ein lebensvolles Bild vom Verlauf
des Land- und Seekrieges vom ersten Tage der Mobilmachung bis zum Einzüge unserer
Truppen in Bukarest. Auch einzelne Waffen, wie Motormörser, Maschinengewehre,
Flugzeuge, Unterseeboote, Linien- und Großkampfschiffe wurden im Bild gezeigt.
Was aber die Hauptsache war, der Vortragende verstand es, durch seinen Vortrag den
Zuhörern klar zu machen, daß wir nicht nur in einer schweren, sondern in
einer großen Zeit leben. Besonders wies der Vortragende seine Zuhörer darauf
hin, daß es uns nur dann gelingen wird, den teuflischen Plan unserer Gegner,
die uns vernichten wollen, abzuwehren, wenn alle, auch die Daheimgebliebenen ihre Pflichten
erfüllen. Die nächsten Pflichten aller Deutschen sind: 1.) Haushalten mit
den täglichen Bedarfsartikeln, Essen, Kleider, Schuhe u.s.w.
2.) Abliefern aller nicht für den eigenen Hausbedarf freigegebenen Artikel. 5.)
Zeichnen der Kriegsanleihe.
4.) Nicht unnütz jammern und klagen, besonders keine Klagebriefe ins Feld schreiben.
5.) Durch fleißige verdoppelte Arbeit dafür sorgen, daß unser Wirtschaftsleben
nicht ins Stocken gerät. Vor allem aber darf in diesen Jahren kein Stückchen
Land unbestellt bleiben. Wenn wir so alle haushalten, standhalten, reinen Mund halten
und aushalten, dann werden wir durchhalten - nicht nur - sondern wir werden siegen
zu einem Frieden, der der gebrachten Opfer wert ist. 26.3.1917 Am 26. März
morgens 10 Uhr landeten Flieger aus Breslau auf Hiesigem Gelände. Infolge Raddefekts
mußten dieselben bis zum nächsten Morgen hier weilen. Es war für die
Bewohner des Ortes ein ungewohntes Schauspiel; den Fliegern selbst eine günstige
Gelegenheit zur Regulierung der Magenfrage. Ende April landeten dieselben Flieger
noch einmal. Wegen Bruch des Propellers verzögerte sich die Abfahrt um 2 Tage.
In der evgl. Schule und der kath. Pfarrei finden sie herzliche Aufnahme.
1. Juni 1917 Es findet eine Viehzählung statt. In Frankreich starb den
Heldentod der Gefreite Karl Stojan, Sohn des Häuslers Paul Stojan.
15. bis 25. Juni Ernteflächenerhebung und Hühnerzählung. 30.
Juni 1917 Am 29. Juni gelangen die Glocken von der evgl. Kirche zu Kaulwitz, vom
Friedhofe und von der hiesigen kath. Kirche für Kriegszwecke zur Ablieferung.
21. Juli 1917 Nach langer Zeit des Wartens erhält die Häuslerin Schölzel
die traurige Nachricht, daß ihr Mann Anfang Dezember 1916 in Moskau an Schwindsucht
verstorben ist.
Juli - Oktober 1917 Die Ruhr bricht im hiesigem Orte aus. 18 Personen werden
ein Opfer derselben. Besonders schwer trifft es die Familie des Stellenbesitzers August
Wiesner. 5 Personen allein -4 Kinder - starben an dieser tückischen Krankheit.
September 1917 Musketier Hermann Knetsch, Sohn der Gutsauszüglerin Marie
Knetsch, fällt bei den Kämpfen in Flandern. Oktober Die Kartoffelernte ist
in diesem Jahre besonders reichlich ausgefallen. Die Erträge der Halmfrüchte
sind in hiesiger Gemeinde unter Mittelmäßig anzusprechen.
5. Dezember Bei der Volkszählung weist der Gem. - Bezirk 459 Seelen auf. Das Wetter
ist im Dezember im Verhältnis zum Vorjahre angenehm.
1918
Januar Infolge Wagonmangels ist keine Kohle zu erlangen, aber die milde Zeit
läßt diesen Übelstand nicht so dringend erscheinen.
Die beiden Schulen sind Dank der Bemühungen des Lehrers mit Brennmaterial
versehen. Auch die geforderte Nachzahlung gelangt zur Anweisung. Das Beheizungsgeld
beträgt 30,00 M. Die Selbstversorger des Kreises erhalten fortan keine Mahl-,
sondern Mehlkarten. Alles Getreide muß dadurch zur vollen Ablieferung gelangen.
Um ein Durchhalten zu gewährleisten, müssen alle Besitzer die entbehrlichen
Schweine abschlachten, bzw. verkaufen. Selbst Ferkel gelangen zur Abholung; nur Zuchtsauen
dürfen behalten werden.
2. März 1918 Bestandsaufnahme der Halmfrüchte. 13. März 1918
Familienabend im Sinne der Volksaufklärung. 27. März 1918 Landratsamtsverwalter
Dr. Sayur hält im Witteckschen Gasthause einen Vortrag über die gegenwärtige
wirtschaftliche Lage. Er ermahnt eindringlich nicht zu verzagen; denn es blüht
uns infolge des Friedens im Osten bald eine bessere Zukunft. April Das Wetter
ist in diesem Monat selten warm und fruchtbar. Die Getreidefelder stehen prachtvoll.
In Frankreich fallen auf dem Felde der Ehre: 1.) Karl Kruber 9. April 2.) Johann Stempinsky
12. April 3.) Friedrich Handke 17. April 4.) Richard Wanielik 18. April
Am 16. Juni wird der............Baudis vom Blitz erschlagen. Von demselben Blitzstrahl
werden 2 Pferde des Gutsbesitzer Steuer getötet. Die Heuernte ist in diesem Jahre
reichlich. Auch die Getreidefelder versprechen eine gute Ernte. Infolge des Regens
ist in diesem Jahre die Grünfütterung besonders gut.
Die Getreideernte verzögert sich. Besonders die hiesige Domäne ist weit in
der Arbeit zurück. Die Wiesen bleiben stehen und um etwas Grummert zu ernten,
werden die Dorfleute zur Aberntung gebeten. Da es um die 3. Kappe geht, so ist es den
hiesige Besitzern möglich, ihre Heulieferungspflicht zu erfüllen. Am 25.10.
stirbt der Militärinvalide Franz Staffetin, der als Milchkutscher wegen seines
freundlichen Wesens eine allgemein beliebte Persönlichkeit war. (Grippe.)
28.lo.l8 Die Beteiligung an der Kriegsanleihe ist diesmal ziemlich schwach.
Am 9. November Schließung des Waffenstillstandes.
Der Auszügler Veteran Paul Hoffmann beschließt sein tatenreiches Leben.
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Am 10. Juli 1854 war die alte Schrotholzkirche in Schmograu,
Kreis Namslau in Niederschlesien, abgebrannt. Wie die Breslauer Zeitung in ihrer Ausgabe
Nr. 333 vom 20. Juli berichtet, hatte ein Brandstifter in den Scheunen und Stallungen
des nahegelegenen Gutshofes Feuer gelegt. Dieses griff auf die Ställe des Pfarrhofes
über und vernichtete auch die Kirche.
Mit herzergreifenden Worten hat der damalige Pfarrer Marzon die geschichtliche Bedeutung
der alten Kirche beschrieben und den großen Verlusst beklagt. Um eine neue Kirche
bauen zu können, war die kleine arme Gemeinde ganz auf Spenden und Hilfe von außen
angewiesen. So heißt es: "Das stehengebliebene, wie wohl stark versengte
Kirchhofskreuz ist uns Bürge, dass wir bei dem vorzunehmenden Bau zwar viele Kreuze
erleben, aber auch viele milde Kreuzer zur Hilfe erhalten werden."
Man war in Schmograu auch selbst tätig und hat aus erhalten gebliebenen Holzteilen
der verbrannten Kirche kleine Kreuze hergestellt. Sie tragen einen auf Blech geprägten
Corpus und auf der Rückseite einen Aufdruck mit dem Bild der alten Kirche und
folgender Aufschrift: "Die alte Kirche von Schmograu, aus Holz erbaut 966, abgebrannt
10. Juli 1854. Uraltes, ehrwürdiges Holz von der ersten Kirche in Schlesien, zu
Schmograu, worin die ersten schlesischen Bischöfe das heilige Opfer verrichtet
und Gottes Wort verkündet haben." - Diese Kreuze wurden wohl als "Baustein"
verkauft und als Dank für erhaltene Spenden abgegeben.
Ich kannte die Sache von Kindheit auf durch die Erzählungen meiner Eltern und
Großeltern. Ein solches Kreuz aber war nicht im Besitz unserer Familie.
Nach meiner Priesterweihe habe ich dann zum 1. April 1967 die erste Kaplanstelle angetreten
in der Pfarrei Hosenfeld im Landkreis Fulda. Nach einiger Zeit bat mich ein Klempnermeister,
der noch als Seniorchef im Betrieb seines Sohnes mitarbeitete, zu sich. Herr Kaplan,
sagte er, Sie haben doch bei der Vorstellung in der Kirche gesagt, ihr Heimatort sei
Schmograu. Mir ist ein kleines Kreuz in die Hände gekommen und auf seiner Rückseite
diesen Namen entziffert.
Ich wusste gleich: Es kann sich nur um eines dieser "Baustein-Kreuze" handeln
- und dann hielt ich es auch in der Hand. Es war ein unbeschreibliches Gefühl
der Verbindung mit der alten Heimat.
Natürlich habe ich den Meister gefragt, wie er denn an dieses Kreuz gekommen sei.
Da erzählte er mir eine kuriose Geschichte. Seine Firma hatte im Heizungskeller
eines Altersheimes in Fulda Arbeiten auszuführen. Es war die Zeit, als noch viel
mit Holz und Kohle geheizt wurde. So lag dort auch ein Haufen Abfallholz, zum verbrennen
bestimmt. Obenauf eine alte Kastenuhr. Diese interessierte ihn, denn er sammelte solche
Uhren, brachte sie wieder zum Laufen. Die Wände seiner Werkstatt hingen voll davon,
überall tickte es. Deshalb fragte er den Hausmeister des Heimes, ob er die Uhr
haben könnte. Nimm sie mit, sonst landet sie in der Heizung, sie hat einem verstorbenen
Bewohner des Heimes gehört. So gelangte die Uhr nach Hosenfeld. In einer Mußestunde
hatte der Meister Jökel dann den Uhrenkasten geöffnet und darin das kleine
Holzkreuz gefunden. Als ich ihm die Bedeutung erklärte, hat er es mir geschenkt.
Ich bin ihm heute noch dankbar.
40 Jahre lang hat es dann -schön eingerahmt und hinter Glas- erst bei meinen Eltern,
dann bei mir im Wohnzimmer an der Wand gehangen.
In diesem Jahr 2013 konnte nun die Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer in
Schmograu den 150. Jahrestag der Weihe der neuen Kirche feiern. Zum Festgottesdienst
am Sonntag, dem 3. November, hatte ich vom Ortspfarrer eine Einladung erhalten zur
Konzelebration mit dem neuen Erzbischof von Breslau, Jozef Krupny. Er war vorher Weihbischof
in Kattowitz. Normaler Weise feiert ein Neupriester die erste heilige Messe nach der
Weihe in seiner Heimatkirche. Bei mir hat es 46 Jahre gedauert, bis ich in der Kirche,
in der ich getauft wurde, am Altar stehen konnte.
Aus diesem Anlass habe ich zum 150. Weihejubiläum der neuen Kirche das
Kreuz, gefertigt aus dem Kreuz der alten Kirche, der Schmograuer Gemeinde und
ihrem Pfarrer Tomasz Broszko übergeben. Jetzt ist es wieder dort, wo es entstanden
ist,
Naumburg, den 12. November 2013 Ulrich Trzeciok
Geistlicher Rat
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