Dienstag, 8.Juli: Von Nürnberg startet der Bus mit einem Teil
der Reisegruppe.
In Dresden und in Görlitz sind die Zustiegsmöglichkeiten.- Berthold Blomeyer
und das Ehepaar Kursawe erwarten uns bereits in Josef Bittners Hotel in Carlsruhe/Pokoj
zum Abendbrot.
Mittwoch, 9.Juli: Natürlich fahren wir voller Erwartung zunächst nach Namslau,
laufen in Richtung Stadtmitte. Die Westseite des Rings ist eingerüstet. "Was
stand dort früher? Wer weiß es noch?" Es gibt viele Fragen, zumal manche
Mitreisende seit der Flucht nicht in der Heimat waren.- Bei einer Busfahrt entlang
der Stadtgrenze wird ein Blick auf Altstadt, das neue Hallenbad, die alte Brücke,
das Grundstück der Geflügelfarm Haselbach, die Brauerei, das Krankenhaus
und vieles mehr geworfen. - Unser Stadtführer ist Uli Sroka. Seine Gattin begleitet
ihn.
Abends werden wir in Reichen erwartet, von Christina und ihrer Familie, sowie dem DFK.
Acht festlich gedeckte Tische stehen um die Feuerstelle zwischen Obstbäumen. Liebe
Freunde heißen uns willkommen zu einem fröhlichen, langen Grillabend. -
Reichens Bürgermeister kommt zur Begrüßung.
Donnerstag, 10.Juli: Heute fahren wir nach Oppeln !
Das Freilichtmuseum, 6 km westlich von Oppeln, ist zunächst unser Ziel. 56 Bauten
aus dem Schlesien des 18. und 19. Jahrhundert, als Dorf zusammengestellt, begeistern
uns. Mit einem deutschsprachigen Wegweiser und entsprechender Beschilderung versetzt
es uns in das Dorfleben unserer Vorfahren. ( Information: www.muzeumwsiopolskiej.pl
)
Den Nachmittag verbringen wir in Oppeln. Ein Stadtführer der deutschen Minderheit
spricht über die Situation der zwei Nationalitäten, zeigt uns mit Freude
die Fortschritte im Wiederaufbau der Stadt. In mehreren Kirchen können wir den
Fachleuten beim Vergolden der Altaraufbauten, beim Ausmalen der Decken und Säubern
der Dekorationen zusehen.
Freitag, 11 .Juli: Heute besucht jeder seinen Heimatort.
Der Bus und drei Autos mit Fahrern des DFK stehen zur Verfügung. Berthold Blomeyer
und Heinrich Fidyka begleiten die größte Gruppe bis nach Reichthal. Wegen
seiner polnischen Sprachkenntnisse ist Herr Fidyka stets gefragt. Die Fotos dieser
Fahrt zeigen Dörfer inmitten unendlicher Felder, Getreide, Raps und Mais. Die
großen feuchten Wiesen ernähren die Störche, deren Nester jedes Dorf
schmücken.- Das Schloß in Lorzendorf und der Ort Noldau sind u.a. Ziele
der Fahrt. r e 5J,,
Die Geschwister Ilse Nagel und Käthe, geb.Nagel, nebst Sohn, aus Carlsruhe, die
wie einst "in die Blaubeeren" gehen wollen, treffen einen Schulfreund wieder.
Es ist ein Glückstag! Frau Erika Ferazin aus Steinersdorf und ihr Ehemann Anton
haben kein Glück. Sie fahren zum ersten Mal in ihr Dorf, finden dort nichts mehr
von ihrem Anwesen vor. Besser ergeht es den Eheleuten Neumann aus Gross Marchwitz.
Ihr Haus ist gut erhalten. Auf Einladung und in Begleitung von Tochter und Schwiegersohn
reist erstmalig Ernst Paper mit. Er wurde 1927 in Eckersdorf geboren. Er kennt Namslau
gut, denn er arbeitete bei Bäcker Schlumps.
Elisabeth Linke, geb. Biallas aus Gross Marchwitz, später in Namslau wohnhaft,
und ihre Freundin Waltraut Klemt, geb. in Namslau, sind stets mit auf Heimatfahrt.
Sie kennen "Gott und die Welt" in ihrer Heimatstadt. Für junge Leute
eine Freude.
Aus Hamburg fährt erstmalig das Ehepaar Haselbach mit. Herrn Haselbachs Vater
war der Eigentümer der Geflügelfarm im Süden Namslaus.
Die Eheleute Nofz, Frau Christa, geb. Zimmermann, aus Eckersdorf, haben schon einmal
die Reise in die Vergangenheit erlebt.
Frau Brigitte Guthardt, deren Vorfahren aus Glausche stammen, begleitet ihren Onkel,
Herrn Alfred Herrmann in sein Dorf.
Herr Manfred Scholz stammt aus Nassadel, Herr Walter Seidel wurde in Wilkau geboren.
Beide Herren waren schon mehrmals mit den Heimatfreunden im Kreis unterwegs.
Frau Christa Lauterbach und ihre Schwester Edelgard Osterroht, sind in der Namslauer
Schützenstraße 18 geboren. Ihr Geburtsname ist Müller. -Sie sprechen
von vielen gemeinsamen Erinnerungen.
Josef Lissok , geboren in Strehlitz, Schulzeit in Namslau, und sein Busnachbar Adolf
Hillmer, geboren in Niefe, fahren jetzt zum dritten Mal mit in den Kreis Namslau. Dhßp
Grißseh -.
Mein Mann, Reinald Ulke, aus Breslau, und ich, als Christa Thienel in der Wilhemstr.
15 in Namslau geboren, waren 1997 zuletzt im Kreisgebiet. Wir registrieren die Verschönerung
der Dörfer, die besseren Straßen, die neuen Bauten in Namslau, und das Bemühen,
alte Gebäude zu bewahren, z.B. die Kirche und das Schloß in Altstadt.
Sonnabend, 12.Juli Heute fahren wir nach Breslau !
Ein großer Bus tut sich schwer in den engen Gassen und mit den alten Brücken.
Aber unser Fahrer Walter ist die Ruhe selbst. - Wir erreichen inmitten von kühlen
hohen Hotelbauten den Treffpunkt mit dem Stadtführer.- Der Rundgang durch die
Innenstadt lässt uns staunen. Breslau ist eine moderne Großstadt. Die Oper,
Kauthäuser, wunderschöne Fassaden. Der Ring, nach alten Plänen originalgetreu
wiedererstanden, erstrahlt in altem Glanz. - Aber ein weißer Pavillon steht direkt
vor der prächtigen Ostfassade des Rathauses. Das ärgert uns. - Die Stadtführung
beinhaltet die Besichtigung der Universität mit Leopoldina und Konzertsaal. Auch
die Persönlichkeiten unserer jüngsten Vergangenheit begegnen uns: Eine Tafel
am Geburtshaus von Edith Stein in der Michaelisstraße, vor der Elisabethkirche
ein Denkmal für Dietrich Bonhoeffer. Beide wurden im KZ hingerichtet. - Papst
Johannes Paul II. begegnen wir nicht nur auf der Dominsel, wo wir die Ruhe inmitten
der Stadt genießen. - Es bleibt noch Zeit für die Jahrhunderthalle und einen
Gang durch die Pergolen im Park.
Sonntag, 13.Juli.
Wir gehen gemeinsam zum Gottesdienst zur Schlosskirche Carlsruhe, wo Pfarrer Schlenders
uns begrüßt. - Berthold Blomeyer predigt. Sein Thema steht im 1. Petrusbrief
"Seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig."
- Diese Worte erklärt er mit einer Erzählung, in deren Mittelpunkt die Lauterkeit
steht: benannt als Wahrheit, als Güte und als Notwendigkeit.
Montag,14.Juli. Heute fahren wir nach Annaberg !
Zum "heiligen Berg" der Schlesier, Wallfahrtsort. Schon weithin sichtbar
sind die Kirche und das Franziskanerkloster. - Ein Pater fuhrt uns zu den Schätzen
im Haus. Überschwänglicher Barock ziert die Kirche mit dem Gnadenbild der
hl.Anna selbdritt . - Im Tal unweit vom Annaberg finden wir das Denkmal zu Ehren der
Soldaten des III. Schlesischen Aufstands von 1921.
Der Naturpark Groß Stein und die Geburtsstätte des heiligen Hyazinth, ein
Schloß mit einem üppigen Blumengarten, sind als Rehabilitationszentrum und
Kneipp Kuranlage sehenswert. Den Abschiedsabend gestaltet Berthold Blomeyer mit der
Vorführung alter und neuer Fotos aus dem Kreis Namslau. - Ein Dokument besonderer
Art ist der Film über die Brauerei Haselbach in den 20er Jahren.
Dienstag, 15.Juli.
Wir nehmen Abschied von Herbert, Paulina und Josef. Bis bald, liebes Namslau, wir kommen
gern wieder!
Christa Ulke
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