Das Namslauer Wetter 1353 - 1861
Karin Koschny



Alle Welt spricht heute von Klimakatastrophen. Dies war mir Anlass, das Namslauer Wetter im Laufe von 500 Jahren zu betrachten. Aus zwei Chroniken suchte ich alle Angaben über das Wetter heraus und stelle sie hier dar. Angaben über das jeweilige Wetter wurden allerdings nur in die Chroniken aufgenommen, wenn es um besondere Phänomene ging. Sie sind daher recht selten. Allein besondere Wetterlagen und Ereignisse werden überhaupt erwähnt. In erster Linie berichten die beiden Chroniken Stadtgeschichte. Da das Thermometer noch nicht erfunden war, fehlen genaue Temperaturangaben in Grad bis zum Jahr 1861.
Beim Lesen können wir feststellen: Wetterkapriolen gab es zu allen Zeiten. Sie sind nicht neu, auch wenn es in den Medienberichten von heute so scheinen mag. Die Rechtschreibung wurde der heutigen Schreibweise angepasst.

1353
fiel zu Pfingsten ein so großer Schnee und trat dabei ein so starker Frost ein, dass der Schnee 6 Tage liegen blieb. Man fürchtete, die Erdgewächse würden vernichtet sein, allein der Schnee hatte das Land befruchtet, denn es folgte eine reiche Ernte und ein gutes Jahr.

1362
herrschte eine solche Teuerung (Anm.: wegen einer Missernte), dass man einen Scheffel Korn mit 30-36 Groschen, aufs wohlfeilste mit 1/2 Mark bezahlen musste, wogegen im nächsten Jahre der Scheffel nur wenige Groschen galt.

1363
war ein sehr wohlfeiles Jahr, dass man einen Scheffel Korn für einige Groschen kaufte.

1372
den 5. Juni war ein sehr großes Erdbeben von einem schreckwurden Vieh und Menschen erschlagen.

1445
am 5. Juni ist ein großes Erdbeben und schreckliches Ungewitter gewesen.

1455
war ein sehr harter Winter, so dass Vieh und Menschen und auch die Vögel in der Luft erfroren.
1455 herrschte gewaltige Dürre, worauf abermals Teuerung erfolgte.

1466
um Pfingsten kam eine große Wasserflut, darauf eine große Pest hier und in Polen.

1472 war ein überaus heißer Sommer, so dass der Böhmer Wald einige Wochen brannte.

1473
dauerte die Hitze fort, so dass viele Wälder sich entzündeten und alle Wässer aus­ trockneten.

1481
war eine grausame Kälte, dass viele Menschen auf der Straße, die Vögel im Fluge erfroren.

1497
am 15. Januar war ein so großes Gewitter nebst gewaltigem Sturm, dass derselbe des Nachts den Turm zu Unserer Lieben Frauen mit den Glocken umgeworfen und hier­ durch das Kloster an einigen Stellen sehr beschädigt hat.

1500
war ein großes Wasser, welches vielen Schaden anrichtete.

1501
war das Wasser größer als im vorigen Jahr. Am 16. August war zu Namslau ein großes Unwetter während des ganzen Tages und der ganzen Nacht. Durch dasselbe erschütterten und erbebten die Häuser, dass man nicht anders glaubte, als die ganze Stadt würde untergehen.

1514
war ein anhaltender strenger Winter.

1529

war ein wohlfeiles Jahr.

1542
Mittwoch nach Bartholomäi wurde die Gegend von Heuschrecken, die alles abfraßen, heimgesucht. Dennoch war eine so gesegnete Ernte, dass der Scheffel Korn nur 6 Weißgroschen galt.

1552
am 3. Juli wütete in und um Namslau ein großer Sturm, der Türme und Häuser einriss und viel Getreide auf dem Felde verdarb.

1555
ward in Folge anhaltenden Regens eine so große Überschwemmung, dass in Namslau und den umliegenden niedrig gelegenen Dörfern das Wasser in die Häuser, Stuben
und Ställe drang und viele Landleute ihre Schafe auf die Böden flüchten mussten.

1560
den 4. Mai ist ein schweres Gewitter gewesen, schlug an etlichen Orten das Getreide völlig nieder, aber der liebe Gott hat hier seine Allmacht erwiesen, das Getreidekorn und Weizen sprosste aus den Wurzeln wieder aus, es hat ziemliche Ähren getragen und ist in neun Wochen reif geworden.

1561
den 4. Februar wurde die Staupsäule, welche vorm Jahr von dem großen Winde um­ gerissen, wieder aufgerichtet.


1563
den 10. Februar hat sich ein großer Wind erhoben, von Wetterleuchten und Donnerschlägen begleitet, dass viele Meilen herum kein Dorf angetroffen war, was nicht beschädigt gewesen wäre.

1567
hat es am Neujahrstage wettergeleuchtet.

1570
Einem Gewitter am 23. Juli folgte ein so anhaltender Regen, dass eine Überschwemmung entstand, die vielen Schaden machte.

1575
war ein gelinder Winter bis Weihnachten, dass auch zum heiligen Christtage ein warmer Regen war, es fiel kein sonderlicher Schnee. Der März war durchaus sehr heiter, die letzten Tage etwas Regen, darauf folgte ein sehr trockener Sommer. Die Weide war so ausgetrocknet bis zum Monat August, dass man nicht brauen konnte.

1582
hausten grässliche Stürme, die sich in den folgenden Jahren bis 1584 wiederholten. Sie rissen den Kuttelhof ein und führten das Schindeldach der Schuhbänke mit fort.

1590
war eine sehr große Kälte bis in die Marterwoche, darauf plötzliche Hitze, die Weide und alle Teiche trockneten ganz aus, alle Gartengewächse verdorrten, die Windmühlen haben 16 Wochen herumgestanden, mehrere Wälder entzündeten sich und brannten ganz aus.

1593
den 15. Juni ist allhier des Morgens sehr frühe ein großes Gewitter mit Donner und Wetterleuchten entstanden, hat hier aber keinen Schaden getan, doch hin und wieder eingeschlagen, dass man am Tage sechs Feuer gesehen. Des Nachmittags aber kehrte das Gewitter mit einer sehr schwarzen Wolke um, mitten durch dieselbe aber war ein weißer Streifen. Von dieser Wolke ist alles finster geworden, aus welcher Schlössen wie Gänseeier fielen und auf manche Art wunderbar formiert waren, welche haben ausgesehen wie Menschenköpfe, andere waren zusammen wie Weintrauben, wieder andere rund wie Äpfel. Die Schlössen waren so hart, dass man sie nicht entzweibringen konnte. Es sind auch Steine von verschiedner Größe gefallen, welche viele Menschen, Vieh und alles auf dem Felde erschlagen. Die Ziegeldächer auf Burg, Kirche und Rathaus waren völlig zerschmettert.

1606
wüteten schreckliche Gewitter, besonders des Nachts. Den 16. Juli erschlug es in Eckersdorf einen Knaben unter einem Birnbaum.

1619
am 24. Juni beschädigte ein unerhörter Sturm viele Gebäude.

1625
kaufte man den Scheffel Korn wegen Misswuchses für 7 bis 8 schlesische Taler.

1699
den 3. Januar erhob sich ein sehr großer Sturmwind, begleitet von einem furchtbaren Gewitter, dass er vom Ratsturm die Spille nebst Knopf und Fahne abbrach und auf den Weg vorn am Ringe nach der polnischen Seite zu warf.

1728
war anhaltender Regen im Monat Juni, worauf viele Molkediebe (= Schmetterlinge) und Heuschrecken die vom Regen noch verbliebenen Feld- und Gartenfrüchte ver­ zehrten und große Teuerung folgte.

1736
regnete es vom 4. Juni bis nach der Ernte, daher im folgenden Jahre der Scheffel Korn 4 schlesische Taler, ein Quart Butter dagegen nur 2 Silbergroschen galt. Auch Fleisch und manches andere war wohlfeil.

1760
Den 29. Juni traf ein schwerer Hagelschlag die Gegend, besonders Giesdorf.

1768
Den 17. Mai war eine so große Kälte, dass es Eis fror.

1775
Den 5. Februar riss die durch vorher gefallenen großen Schnee und darauf erfolgten Regen angeschwollene Weide den Schlossdamm durch und erreichte fast die Höhe wie am 21. Juni 1736.

1780
Den 8. März riss das große Wasser abermals den Damm durch und die halbe Brücke in der Breslauer Vorstadt weg.
Am 21. Mai fiel viel Schnee und in der Nacht vom 8. zum 9. Juni fiel starker Reif, dass die Gartenge- wächse schwarz wurden.

1788
hatten wir sehr große Kälte. Am Weihnachts heiligen Abend war ein fürchterliches Wetter.

1821
hauseten am 10. September furchtbare und verheerende schreckliche Winde. Sie rissen viele Häuser auf den Dörfern ein. Die Wälder litten auch. Sehr viele 1000 Bäume lagen entwurzelt in denselben. Nicht genug, das bretterne Dach, welches das vorher­ gehende Jahr auf den neu erbauten evangelischen Kirchturm gelegt wurde, brachte ein entsetzlicher Orkan, welcher des Morgens den 10. September wütete, zum größten Nachteil auf die Kirche herab und zwar so, dass das Dach derselben völlig zerschmettert wurde. Der Schaden war beträchtlich.

1822
In diesem Jahr war ein sehr strenger Winter.

1823
hatten wir einen sehr strengen Winter

1824
den 4. März kam sehr großes Wasser, dass es bei der zweiten Brücke über die Straße lief. Den ganzen Tag konnte niemand zu Fuße durchkommen, aller Verkehr war gehemmt.

1826
Den 26. Februar zog sich des Nachmittags sonntags um 4 Uhr ein Gewitter über unserer Stadt zusammen. Es donnerte nur ein einziges Mal, wo alsdann darauf ein Schlag erfolgte und in die Scheuer des Gastwirts Lindner in der Crakauer Vorstadt nahe beim städtischen Vorwerk einschlug. Es brannte aber nichts weiter ab als diese Scheuer, weil baldige Hilfe da war. Es fielen auch Schlössen in der Größe wie Hasemüsse. Auch hatten wir einen kalten Winter bis zu diesem Gewitter. Dann wurde es warm.
Den 25. Mai zog sich wieder ein Gewitter zusammen und schlug in Wilkau in ein Gärtnerhaus ein, das abbrannte. Den 30. Mai schlug ein Gewitter ins Lankauer Brechhaus ein, das ebenfalls abbrannte.

1827
den 23. März wütete ein schrecklicher Orkan. Mehreren Häusern wurden die Dächer abgedeckt, in allen Wäldern und Gärten entwurzelte der Wind viele Bäume. Den 15.August hatten wir wieder ein sehr starkes Gewitter, welches von einem entsetzlichen Orkan begleitet war. Er entwurzelte viele Bäume und riss mehrere Windmühlen um. Eben desselben Monats um 12 Uhr schlug ein Gewitter dreimal ein, bei der städti­ schen Ziegelei, beim Maurer Künzer hinterm Kloster und in das Dürrhaus in Altstadt. Die beiden ersten waren nicht zündbar, aber der letzte zündete und das Dürrhaus brannte ab.
Den 25. Oktober hatten wir einen sehr starken Frost, den 3. November fiel der erste Schnee, und in solchen Massen, dass man schon denselben Tag zu Schlitten fahren konnte. Und dieser Schnee blieb liegen bis zum ersten März. Wir hatten dieses Jahr einen sehr strengen Winter und sehr viel Schnee. Er lag an Orten mehrere Ellen hoch, so dass man keinen Zaun sehen konnte.
Auf einmal ging es schnell auf und machte ein schreckliches Wasser, so dass es den 15. März über die Straße nach Breslau bei der zweiten Brücke lief, so dass es sehr gefährlich anzusehen war. Unter diesen Umständen wagte es der Bauerngutsbesitzer Pfitzner aus der Altstadt mit seiner Frau und seinem Knaben durch diese wogende Flut hindurchzufahren. Als sie aber in die Mitte kamen, schlug der Wagen um, und der Strom nahm Pferde, Wagen und Menschen mit. Die Gefahr war groß. Da stürzte sich der Bürger und Bäckermeister Mönchen mit eigener Lebensgefahr in die Flut und rettete die Unglücklichen. Gleich darauf kam wieder ein Wagen mit Menschen, dem er­ ging es nicht besser. Mehrere Tage war die Passage gehemmt, die Fußgänger wurden hinüber geschifft.

1836
Im Monat Mai fiel großer Schnee, wir hatten aber ein fruchtbares Jahr. Den 26. August des Nachmittags 2 Uhr fielen große Schlössen, in der Größe wie Taubeneier. Sie lagen 1/4 Elle hoch auf der Straße. Zum Glück trafen sie nicht weit, sozusagen nur auf städtisches Territorium. In dem nahegelegenen Dörfchen Böhmwitz war nichts sichtbar. Die Tabakanpflanzungen der hiesigen Bürger aber erlitten beträchtlichen Schaden.
Im Oktober hatten wir den ersten Frost und es fiel großer Schnee, an welchen sich die älteren Menschen nicht erinnern können, so dass die rauschenden Schellengeläute der Schlitten zu einer ungewöhnlichen Zeit vorübereilten. Doch nicht lange dauerte das Vergnügen, höchstens nur 14 Tage, denn bald darauf setzte Tauwetter ein, und zur größten Freude kehrte gleichsam der Sommer zurück.
Den 4. Dezember des Nachts zwischen 11 und 12 Uhr stieg ein furchtbares Gewitter auf (obwohl es den ganzen Tag sehr kühlwar) mit einem fürchterlichen Regenguss und einem immerwährenden Wetterleuchten und Donnerrollen. Merkwürdigerweise war dieses Gewitter nach den Zeitungsnach­ richten in ganz Schlesien und den benachbarten Staaten in einer Stunde gemeldet worden. Nach diesem Gewitter hatten wir überaus schöne Tage und warme Nächte. Den 20. Dezember am sogenannten großen Dienstag, am Christmarkt, hatten wir einen überaus schönen Tag. Den 25. Dezember, am ersten Weihnachtsfeiertage, fiel großer Schnee, der zweite Winter kam, es gab eine bessere Schlittenbahn als beim ersten gefallenen Schnee. Das Wetter ging auf und wir lebten schon in den schönsten Frühlingstagen, doch den 23. März am grünen Donnerstag fiel wieder neuer Schnee, und fast immerwährend durch drei Tage hindurch, so dass wir dieses Mal weiße Ostern, die den 26. März gefeiert wurden, hatten. Den zweiten Osterfeiertag lag der Schnee ellenhoch, welches sich die ältesten Leute nicht erinnern können. Und sonderbar ge­ nug, die Zugvögel, Störche, Wildgänse, Enten und Bachstelzen hatten schon ihre mittaglichen Länder verlassen und ihr Sommerquartier hier bei uns bezogen. Diese haben sehr große Not gelitten wegen ihrer Nahrung. Dieses Jahr hatten wir aber eine sehr gute Ernte.

1842
Dieses Jahr war überaus sehr trocken, alle Flüsse trockneten aus, weil mehrere Monate hindurch kein Regen fiel. Es mangelte an Mehl, die Bäcker hatten mehrere Tage kein Brot zu verkaufen, die Kartoffeln schlugen fehl, so dass ein Sack bis zu 45 Silbergroschen gekauft wurde. Andere Lebensmittel stiegen ebenfalls im Preise.

1846
Am 14. Februar nachmittags um 1/2 2 Uhr fielen während eines starken Schneegestöbers und Hagelwetters, begleitet von heftigem Winde, in unmittelbarer Nähe von Namslau zwei Blitzschläge, welche zwar keinen Schaden anrichteten, aber doch von starkem Donner begleitet waren.

1847
hatten wir ein unfruchtbares Jahr. Die Kartoffeln schlugen fehl, sie bekamen die Kartoffelkrankheit. Der Roggen wurde mit 10 Reichstalern pro Sack, die Kartoffeln mit 2 Reichstalern 15 Silbergroschen bis 3 Reichstaler, der Sack Weizen mit 12 Reichstalern bezahlt. Die Armen litten große Not. Es bildeten sich Vereine zur Linderung der Armut, es wurden Geld und Brot verteilt.

1850
Im Februar richtete der Weidefluss durch sein Austreten aus den Ufern und Dämmen auf Äckern und Wiesen bedeutenden Schaden an.

1853
war ein sehr nasses Jahr. Die Kartoffeln verfaulten auf dem Felde. Die wenigen, die noch zu gebrauchen waren, schmeckten sehr schlecht. Der Sack wurde für 1 Reichstaler 20 Silbergroschen bis 2 Reichstaler gekauft.

1854
Infolge des im Monat Juli gefallenen Regens schwoll der an der Mitternachtsseite der Stadt fließende Weidefluss so stark an, dass er in der Zeit vom 15. bis 20. August, wo es ununterbrochen fortregnete, aus seinen Ufern trat, die anliegende große Wiese überschwemmte und am 20. August die unweit der Stadt auf der Chaussee nach Bernstadt gelegene 68 Fuß lange Brücke über den Abschlagsgraben des Weideflusses zur Hälfte vernichtete und eine große Strecke mit sich fortriss. Die Communikation wurde durch die Legung einer Notbrücke hergestellt. Diese demnächst neu erbaute Brücke erhielt eine Länge von 98 Fuß und kostete circa 600 Taler. Auch der Promenadendamm wurde an mehreren Stellen durchbrochen und sogar ein kleiner Teil der auf der Mittagseite der Stadt liegenden Äcker überschwemmt. Diese starken Regengüsse vernichteten den größten Teil der Ernte und es entstand eine große Teuerung. Der Sack Korn wurde mit 8 Talern, der Sack Weizenmehl mit 14 bis 15 Talern, der Sack Roggenmehl mit 13 Ta­ lern bezahlt. Die dadurch herbeigeführte Not war entsetzlich und obwohl seitens Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV., der selbst nach Schlesien kam, ein Ge­ schenk von 10.000 Talern und von der Königin, seiner Gemahlin, ein Geschenk von 1000 Talern erfolgte, sowie über 80.000 Taler aus allen Gegenden Deutschlands ge­ sammelt und unter die Hilfsbedürftigen verteilt wurden, so konnte der allgemeinen Not doch ganz wenig Einhalt getan werden. Ebenso riss das Wasser an der Schleuse ein sehr großes Loch. Um dasselbe ausfüllen zu können, wurde von dem Färbermeister Stornier der nötige Boden von einem an der nordöstlichen Ecke der Stadtmauer gelegenen Schanzenberge angekauft und in Karren über die Notbrücke nach der Schleuße geschafft.
Infolge des hierauf am 13. und 14. November eingetretenen starken Schneefalles und darauf erfolgten starken Regens schwoll der Weidefluss wieder so an, dass er aus seinen Ufern trat und abermals den kaum wieder hergestellten Promenadendamm bedeutend zerstörte.

1855
Am 1. Juni Nachmittag 2% Uhr fiel hier und in der Umgebung ein von Donner und Blitz begleitetes furchtbares Hagelwetter, dem eine große Finsternis voran gegangen war.Dasselbe währte ungefähr !4 Stunde und es fielen Schlossen von der Größe der Hühnereier, 6 bis 8 Lot schwer. Es richtete an Fenstern, Dächern und Feldern sehr bedeutenden Schaden an, ebenso wurde das Vieh auf den Feldern stark beschädigt, einige Hasen sogar von den Schlossen erschlagen. Das Getreide lag auf den Feldern wie gedroschen und musste grün abgemäht und verfüttert werden.
Das Wetter kam von Ohlau her, berührte die Feldmark des Dorfes Ellguth, Deutsch-Marchwitz, die deutsche Vorstadt, die Stadt Namslau, die Dörfer Böhmwitz, Giesdorf, Obischau, Kaulwitz, Skorischau und zog dann nach Reichtal.

1856
Den 1. Juli nachmittags um 1/2 2 Uhr zog ein Gewitter über unsere Stadt, eine furchtbare Finsternis ging voran, aber in einem Nu entlud sich das Gewitter. Es fiel ein fürchterliches Hagelwetter, was uns unglaublich schien. Es fielen Schlössen in der Größe wie Tauben-, Hühner- und Gänsseeier, einige waren wie Wirtel geformt und mit mehreren zusammen wie Klumpen. Das Wetter kam von Südwesten und traf Ellguth wenig, die deutsche Vorstadt und die Stadt ganz, Böhmwitz und Giesdorf wenig, aber Deutschmarchwitz, Obischau, Kaulwitz usw., Reichthal und Kempen. Alle Fenster, die Dächer, das Getreide, alles war förmlich zusammengedroschen. Es gab viel Mühe, ehe die Fenster und Dächer instand gesetzt waren. Das Vieh auf den Feldern erlitt vielen Schaden. Mehrere Hasen wurden auf den Feldern erschlagen gefunden, auch waren einige Jahre die Flecke auf den Dächern und Zäunen, sichtbar, wo die Schlössen hinfielen. An den Pferden konnte man nach Jahren noch die Flecke sehen, wo Schlossen hingefallen sind, denn die Haare wurden weiß und blieben weiß. Den 17., 18., 19., 20. und 21. August und noch mehrere Tage später fielen sehr starke Regengüsse. Viele Städte und Dörfer in Schlesien litten gewaltig. Die Flüsse traten aus und überschwemmten die Felder und Wiesen, so dass alle Kommunikation zu Lande aufhörte, sondern es mussten alle Artikel, sie mochten Namen haben, wie sie wollten, zu Wasser befördert werden, besonders in den Niederungen an Neiße, Oder, Katzbach, Weißtritz, Bober und Quais. Auch hier machte unsere Weide gewaltigen Schaden. Der ganze Damm nach der Schleuse zu wurde ruiniert. Die zweite oder Flutrinnenbrücke, die erst 1844 neu gebaut ist, riss die Flut teil­ weise mit fort. Aus allen Gegenden Schlesiens, Sachsens und aus Posen schrieben die Zeitungen von Unglück und Gefahr.

1860

Der erste Monat dieses Jahres zeichnete sich durch anhaltend schönes Wetter aus. Am 1. Februar jedoch fiel großer Schnee, dem dauernde Kälte folgte.

1861
Der 4. und 5. Januar waren sehr kalt, vom 10. bis 20. fiel bedeutender Schnee, worauf vom 21. bis 28. grimmige Kälte, dann Regen und viel Wasser folgten.
Der Monat Februar war dieses Jahr sehr gelinde, so dass wir an manchen Tagen 5 bis 6 Grad Wärme hatten, dahingegen waren der März, April und Mai besonders kalt. Den 18. und 19. Mai, am ersten Pfingstfeiertag, fiel Schnee.
Das Jahr 1861 war ein überaus fruchtbares Jahr. In den Monaten Juni und Juli bis Mitte August hatten wir beinahe täglich bis zwei oder drei Gewitter, und immer von Hagel begleitet. Manche Gegenden wurden dadurch schrecklich heimgesucht. Es fielen Schlossen in der Größe wie Tauben-und Hühnereier und bis ein Pfund schwer. Unsere Gegend blieb Gott sei Dank verschont. Nur die Gegend zwischen Skorbischau und Reichthal, und Schwirz, Noldau und ein Teil von Strehlitz waren davon betroffen. Anfänglich zweifelte man an einer guten Ernte. Denn alle Getreidearten standen durchgehend sehr schlecht, so dass sehr viele Bauern ihre dünnen Getreidefelder umackerten. Aber siehe da, in vier Wochen standen die Felder und Wiesen in voller Üppigkeit, so dass die, die ihre Felder haben ruhig stehen lassen, einer sehr gesegneten Ernte entgegensehen konnten, und die, die ihre Felder hatten umgeackert, sich dann schrecklich kränkten. Zur Erntezeit hatten wir sehr günstige Witterung, die Ernte ging sehr rasch vonstatten, es durfte nur gehauen und gebunden werden.
Auch einer günstigen und ergiebigen Kartoffelernte sehen wir entgegen.

Soweit die Chronik. Wir erinnern uns daran, dass die Alten vom Winter 1928/29 er­ zählten, der sehr kalt war. Im Südgiebel der Schweizerei des Grambschützer Dominiums, so Peter Graf Henckel, sei eine Marmortafel folgenden Inhalts eingelassen gewesen:

Nach Blitz
und Brand
erneuert von
J. Edgar Graf Henckel von Donnersmarck AD 1906



Peter Graf Henckel von Donnersmarck arbeitete Briefe durch, die seine Mutter, die Grambschützer Frau Gräfin, an ihre Mutter nach Bayern geschrieben hatte. Darin erwähnt sie hin und wieder das Wetter. Hier ihre jeweils kurzen Bemerkungen zu Auffälligkeiten des Wetters:

27.01.1929:
Georg (Anm.: Dr. Georg Graf Henckel von Donnersmarck) ist viel weg und verliert auch mehr Zeit durchs Schlittenfahren, Auto nicht möglich, da keine Schneeräumung.

12.02.1929:
- 31 Grad in Grambschütz, Selbsttränken im Kuhstall sind eingefroren.

23.09.1929:
Seit gestern haben wir einen schauerlichen Sturm, der uns eine Hälfte der schönen alten Linde südwestlich des Schlosses abgebrochen hat.

22.05.1932:
Heute fiel ein köstlicher, aber zu schwacher Gewitterregen, der sehr nötig ist, da wir vertrocknen. Ich schleppe täglich Kannen mit Wasser. Spargel haben wir täglich 2 Ztr., und bekommen fast kein Geld dafür. Hagel hat abends das Glashaus, Frühbeete und Fenster eingeschlagen.

30.06.1932:
Heute rasendes Gewitter mit Hagel und Kübel-Regen.

17.07.1932:
Jeden Tag haben wir rasende Gewitter mit Massen von Regen. Gestern Nachmittag hat es einem kleinen Bauern in das Haus eingeschlagen, ebenso einem am Weg das Pferd erschlagen. Überall in der Gegend hat es gebrannt.

23.01.1933:
Heute schwelgen wir in viel Schnee, Kälte bis - 21 Grad. Ich fahre mit Martl jeden Tag im Schlitten. Leider ist er sehr schwer, und man kann nicht viel anstellen.

23.05.1934:
Es hat etwas geregnet und die restlose Dürre ist beseitigt. Im Wald hofft man, dass die jungen Kulturen angehen. Die Kirschen sind Opfer der Maikäfer und der Trockenheit geworden. Einige wenige wird es noch geben.

4.03.1935:
Wir wollten gestern im Auto wegfahren, kamen aber nur 20 km weit und mussten um­ kehren. Georg schaufelte das Auto siebenmal aus, viele Leute schoben. So viel Schnee hatte es über Nacht und am Vormittag hingeworfen, wir waren für die kurze Strecke drei Stunden unterwegs. Dann sind wir mit dem Schlitten zur Bahn gefahren und haben den Zug genommen.