Gesammeltes aus Grambschütz………
von Peter Graf Henckel von Donnersmarck,2009/2010
Der Versuch einer Zusammenstellung von Erinnerungen an Grambschütz
Peter Graf Henckel von Donnersmarck, *1933 in Grambschütz, Kr. Namslau,
Schlesien
Gesammeltes aus Grambschütz
Teil I. Das Dorf und das Dominium - Teil II. Die Kirchen und der Friedhof
Vorbemerkung
Nach der ersten Veröffentlichung (August 2009) habe ich eine ganze Reihe
Anregungen und auch Richtigstellungen erhalten. Dies alles habe ich eingearbeitet.
Liebe Landsleute, liebe Familie,
dies ist ein Versuch einer Zusammenstellung von Erinnerungen
an Grambschütz, besonders an das Dominium, so wie es sich für mich
eben ergeben hat. Die Notizen dazu stammen aus vielen Quellen, teils persönliche
Mitteilungen, auch Befragungen, teils aus Briefen. Durch viele Jahre hin habe
ich sie zusammengetragen und das fast nur von Personen meiner Generation. Texte
habe ich meist unverändert übernommen, geschmeidige Übergänge
waren mir hier nicht wichtig. Sie erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit
und stellen jeweils nur eine persönliche Erinnerung, eine Momentaufnahme
dar. Auch eine genaue zeitliche Abfolge kann dieser Bericht nicht mehr geben.
Dass dieser oder jener Name genannt, dass diese oder jene Örtlichkeit
beschrieben, dass dieser oder jener Vorgang genauer dargestellt ist, dass sicher
viele Personen und viele andere Einzelheiten keine Erwähnung finden, bedeutet
keinerlei Wertung, es ist Zufall. Die Quellen ließen es nicht anders
zu. Denn auch der Tod hat seine Ernte eingebracht.
Mit anderen Worten:
es ist nicht beabsichtigt eine Geschichte des Dorfes Grambschütz
oder des dazu gehörigen Dominiums zu schreiben. Der eigentliche Anlass
das letzte Wissen der noch Lebenden, der Letzten der sog. Erlebnisgeneration
(welch' hässliches Wort), noch bewusster zusammenzutragen, war die 100-Jahrfeier
der Grambschützer Kirche im Jahr 1999. Ich selbst kann nur sehr wenig
dazu beitragen. Ich war zu jung und in meiner damaligen Lebenswelt noch zu
isoliert, um über den Park und den rundum liegenden Hof hinaus (und hier
nur spärlich) Erfahrungen machen zu können, vor allem machen zu dürfen.
So verdanke ich mein Wissen über Dorf und Dominium meist
den Mitteilungen anderer. Bei weitem nicht alle sind genannt, sie mögen
mir das verzeihen. Jedoch, alle haben entscheidend mitgeholfen.
Meiner Schulfreundin Ruth Holzmann geb.Walz (Walczyk) aber,
möchte ich an dieser Stelle besonders danken. Seit Jahren hat sie mir
geholfen, mich aufgemuntert. Ohne sie wäre diese Arbeit nicht entstanden.
Sie hat mir viele Auskünfte gegeben, sie hat für mich viele Kontakte
geknüpft. Und so konnte aus zahlreichen Mosaiksteinchen eine bescheidene
Momentaufnahme von Grambschütz entstehen.
Ein weiterer Hinweis sei bitte erlaubt:
Ich kann nicht garantieren, dass alle Mitteilungen, auch
deren zeitliche Einordnung stets korrekt sind, dass alle Namen richtig geschrieben
sind. Auch die Darstellung von Verwandtschaften oder andere Zusammenhänge
mögen fehlerhaft sein. Es gibt keine schriftlichen Unterlagen, keine Beweismittel
mehr. Die alte Zeit ist versunken, aber die Erinnerung an sie will ich hochhalten.
Und so bitte ich um Nachsicht.
Und wer von den Lesern noch ergänzen/verbessern möchte,
es sei ihm nicht verwehrt, ganz im Gegenteil.
Die beiden Artikel, die Hans-Dieter Koschny über unser
Dorf geschrieben hat (Mein Grambschütz' und Grambschütz
und die Familie Henckel von Donnersmarck ', haben einen ganz anderen Blickwinkel;
wir überschneiden uns nicht, wir ergänzen uns.
Teil I. Das Dorf und das Dominium
Das Dorf
1305 als Grambossow im Verzeichnis der Zinsdörfer des Bischofs von Breslau
erstmals urkundlich aufgeführt. Der Dorfname entwickelt sich weiter, 1353
Gramschow, in Karten um das erste Drittel des 18. Jahrhunderts ist zu finden:
Gramschütz, New Gramschütz, New Grampitz.
Alt Grambschütz - Grambschütz - die früheren Besitzer - die
Schrotholzkirche
Einleitend sei auf die einführenden Abschnitte in dem
Artikel von Heinz-Dieter Koschny (GHD), in: www.namslau-schlesien.de, verwiesen.
Als Ergänzung hierzu seien noch einige neuere "Funde" gebracht.
Die Schrotholzkirche - wann wurde sie erbaut?
Im sog. Gotha' (Genealogisches Handbuch des Adels)
wird ein Cyprian v. Kottulinsky,
1559-ca.1590, auf Grambschütz, als Stifter des 1761 ausgestorbenen Astes
der Grambschützer Kottulinskys genannt. War er der Erbauer der Schrotholzkirche?
Meist wird hier das Jahr 1613 vermutet, das Jahr in dem seine Tochter Anna
unsere alte Glocke stiftete. In einem alten Visitationsbericht ist zu lesen:
"bereits früher war eine größere Glocke gestiftet worden".
Nach Durchsicht und Vergleich aller noch vorhandenen Unterlagen ist davon auszugehen:
unsere Kirche
wurde bereits gegen Ende des 16.Jh. von Cyprian Kottulinsky erbaut,
spätestens
um 1590. Auch ist Cyprian als Stifter der ersten Glocke anzusehen,
denn wozu hätte man eine "größere Glocke" anschaffen
sollen, wenn keine Kirche vorhanden war?
Die früheren Besitzer
Wann genau Grambschütz von den Kottulinskys an die Familie
Prittwitz ging, lässt sich nicht feststellen. Gegen Ende des 16.Jh., um
1650, 1664, 1675, alle diese Angaben sind zu finden. Beide Familien beanspruchen
für sich gleichzeitig in diesem Zeitraum den Besitztitel: "auf Grambschütz".
Hans-Dieter Koschny ist darauf eingegangen. Vielleicht haben die beiden Familien
gemeinsam gelebt/verwaltet? Ich glaube es nicht. Nach menschlicher Erfahrung
stecken hinter diesem gleichzeitigen Anspruch "auf Grambschütz",
eher Eigentums- und/oder Eitelkeits-Streitigkeiten.
Zu dieser Unklarheiten noch ein Detail: An der Außenwand
des Chores unserer Mutter-Kirche in Strehlitz berichtet ein Grabstein: "Am
12. Juli 1569 ist Adam Prittwitz von Gaffron zu Grambschütz im Alter von
4 Jahren verstorben". Im Schloss, ein Epitaph aus Lindenholz, sagt: "Am
8. Febr.1595 starb des Sigmundt Gafron von Pridwitz Töchterlein Mariana
im Alter von 3 Jahren". Sigmundt, von dem es keine Lebensdaten gibt, war
der Mann der Glockenstifterin Anna Kottulinsky. Das Epitaph ist mit dem Schloss
verbrannt.
Noch ein Bonbon für Feinschmecker:
Adam v. Kottulinsky, gest. nach 1656, (urkdl.1629-56), Herr auf Grambschütz,
heiratete vor 1642 die
Ursula v. Prittwitz (urkdl. 1642-70). Sie war die Tochter des Kaspar v. Prittwitz,
geb. um 1585, gest. 1628/38 und der Ursula v. Kottulinsky.
Um dieses Verwirrspiel etwas verständlich zu machen
ein Halbsatz aus: Zeller, Reformation und Gegenwehr im Kreise Namslau, 1925,
Pastor in Kaulwitz: "... die Familien v. Kottulinski und v. Prittwitz,
denen die meisten Dörfer des Kreises gehörten ..."
Unstrittig ist, dass die Eleonore v. Prittwitz, die Erbin
von Grambschütz, im Jahr 1790 den Gustav Adolf Graf Henckel v. Donnersmarck
heiratete. Nach diesen familiären Rätseln einige Spekulationen
zur Dorfgründung.
Altgrambschütz (Alt Grambschütz, Alt-Grambschütz) - Grambschütz
Eine kleine Siedlungsgeschichte - ein Versuch. Die Gegebenheiten
sind nicht erfunden, weiter unten werden sie im Einzelnen beschrieben.
1305 wird das Dorf das erste Mal genannt, das ist unstrittig.
Aber etwa zwei Kilometer südwestlich kennen wir das zum Dominium Grambschütz
gehörende Vorwerk Alt-Grambschütz. Dort standen an der Südseite
bis 1945 zwei kleine selbständige Bauernhöfe. Nur bei diesem Vorwerk
finden sich solche Höfe. Diese beiden könnten auch ein Hinweis auf
eine ursprüngliche Siedlung sein.
Und warum diese gleichen Ortsnamen?
Unser Lehrer Herr Schreiber, ein anerkannter Kenner alter
Sagen und Überlieferungen, berichtet aus alter Zeit: vom südöstlichen
Rand des Dorfes aus verläuft nach Osten eine Kastanienallee, ein Weg der
dann durch den Grambschützer Wald über Salesche nach Noldau führt.
Dieser Weg, wurde früher Salz- oder auch Römerstraße genannt.
An seinem Anfang, im sog. Lampahaus, war einmal eine Gastwirtschaft.
Ein weiterer Hinweis findet sich in dem Buch Namslau (NBd.
II, 23): "Oft finden wir in Schlesien neben dem Orte eine Siedlung mit
Vorsilbe "Alt", die stets auf die slawische Ursiedlung hinweist,
neben die der neue deutsche Ort gebaut wurde."
Im Mai 2010 stellte der Vorsitzende des Namslauer Heimatvereins
(auch unser Webmaster), Herr Berthold Blomeyer, Eisdorf, eine alte Landkarte
von 1736 ins Netz (namslau-schlesien.de). Ihr Titel lautet in Kurzform:
"Prinzipatus Silesiae Bregensis (Das schlesische Herzogtum
Brieg) ... cum adjacente Districtu Nambslaviensi (mit dem anschließenden
Bereich Namslau) ... von Mathaeus Schubarth, 1736."
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Nördlich und südlich von Grambschütz sehen
wir hier je eine Straße, die von Namslau nach Osten führen; die
Eisenbahn und die Chaussee am Nordrand des Dorfes waren natürlich noch
nicht gebaut.
Die nördliche Straße führt über Namslau
(1233), Altstadt (1287), Giesdorf (1305), Reichen (1373), Strehlitz (1283),
Polkwitz (1362) nach Osten, die südliche Verbindung über Simmelwitz
(1308), Alt Grambschütz, Salesche, Noldau (1344).
Ich wurde neugierig; unser Grambschütz liegt an keiner
durchgehenden Straße, Alt Grambschütz schon. Warum? Lässt sich
aus dieser Karte von 1736 mehr Licht in das Problem: Altgramschütz - Grambschütz
bringen?
Unser Lehrer Schreiber hätte in der Klasse vielleicht
folgende Geschichte erzählt: Unser Dorf, gegründet 1305, als Ansiedlung
von Bauern und Handwerkern, aus dem Westen angeworben von den Piasten, liegt,
wie wir hier auf dieser alten Landkarte sehen, an keiner durchgehenden Straße.
War es den neuen Siedlern zu gefährlich - die Zeiten waren meist unruhig
- wollten sie mehr Sicherheit und mieden deshalb eine direkte Anbindung an
das Wegenetz?
Der Treck der Siedler in Richtung Osten kam aus Richtung
Namslau. Gleich nordöstlich lag bei Namslau der Ort Altstadt (= Alt
Namslau), die slawische Siedlung, auf einer "rings von feuchten Niederungen
umgebenen Bodenschwelle, in der Nähe der Straße von Mitteldeutschland
nach den Salzlagern von Wielicka bei Krakau" (NB1, 24). Die Neu-Ankömmlinge
hatten sicher in Namslau, damals schon eine größere Ansiedlung,
Station gemacht, sich umgeschaut, sich beraten lassen, sich verproviantiert
und einige von ihnen haben vielleicht auch die ursprüngliche Siedlung
Altstadt kennen gelernt.
Über Simmelwitz, das es damals noch nicht gab, zogen
sie weiter und gelangten zu den wenigen Hütten von Alt Grambschütz.
Sie standen damals in einer mehr oder weniger offenen Heidelandschaft (BKSN,
232). Dort wurde eine Rast eingelegt. Diese alte Ansiedlung lag etwa eine Meile
(damals ca. 8 km) von Namslau, also in angenehmer Entfernung. Sie lag an einem
weiterführenden Wege, war aber völlig ungeschützt und so wurde
beschlossen Späher in die nähere Umgebung auszuschicken.
Diese fanden dann kaum eine viertel Meile nördlich, etwa in der Mitte
zwischen Alt Grambschütz und Reichen einen vielversprechenden Platz, geeignet
für die Anlage eines neuen Dorfes. Eine sichere trockene Fläche lag
zwischen dem wasserführende Jeschorgraben im Süden und dem Hübschereibach
im Norden, eingegrenzt von sumpfigen Wiesen. So war ein natürlicher Schutz
gegeben und auch der Abstand von den beiden Durchgangsstraßen versprach
ausreichende Sicherheit.
Und so machen sich die Siedler daran sich in ihrer neuen
Heimat einzurichten, auch der hl. Katharina erbauen sie eine Kapelle.
Die Stunde ist um und Lehrer Schreiber schickt uns in die Pause.
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Eine Beschreibung unseres Dorfes
In einem Werbeprospekt unserer Kreisstadt Namslau aus der
Zwischenkriegszeit wird vom Verkehrsverein als lohnendes Ausflugsziel der Waldort
Grambschütz' empfohlen.
Ruth Weise, geb. Henschel: An der Reichsstraße, die
von Breslau nach Kattowitz verlief, lag am Waldrand das Dorf Grambschütz,
ein kleiner, aber ein sehr schöner Ort. Im Sommer, wenn die Blaubeeren
(Heidelbeeren) reif waren, sind wir zum Förster Weiß gegangen, um
einen Schein zu kaufen. Damit konnten wir dann den ganzen Sommer Beeren und
Pilze im Wald sammeln. Weihnachten war es dann das Gleiche, einen Schein kaufen
und der Weihnachtsbaum konnte selbst geschlagen werden.
Ich weiß noch, wenn meine Mutter im März
Geburtstag hatte, sie ist ebenfalls 1904, wie unsere Gräfin geboren, dann
ging ich in die Schlossgärtnerei und holte für sie gelbe Rosen aus
dem Gewächshaus.
Auch hatten wir viele Spaziergänger in unserem
Dorf, die von Namslau durch den Wald und durch unser Dorf bis zum Gasthaus
Mücke gelaufen sind (etwa 8 km), um eine Tasse Kaffee zu trinken. Anschließend
fuhren sie dann mit dem Zug nach Namslau zurück.
Unsere Familie ist erst 1941 von Strehlitz nach Grambschütz
gezogen. Wir hatten in Strehlitz eine Fleischerei gehabt und Papa hat dann
weiter im Ort im Winter Hausschlachtungen gemacht. Im Ort, wie auch im Gutshof,
war er ganz schön ausgelastet.
Fleischbeschauer war der Herr Pfeifer, er wohnte in
der Dorfstrasse ?1, gezählt wurde von der Chaussee (im Norden des Dorfes,
auch Reichsstraße genannt) aus. Das Wohnhaus vom Dominium, neben dem
Gasthaus Mücke, hatte die ? 2.
Der Nickelplan
Herr Alois Nickel, Sohn des zuständigen Reichsbahnbeamten
Josef Nickel, hat 1979 einen Dorfplan gezeichnet, den mir seine Schwester Edeltraud
Bresler zugeschickt hat. Zu finden ist der Plan im Internet im Artikel von
Hans Dieter Koschny. Am nördlichen Dorfende, nach Osten am Ackerrand steht
das Wort "Posoputsche" (ich habe es erst 2008 entdeckt). Niemand
erinnerte sich an diese Bezeichnung. Dann erfuhr ich über die Ruth von
Frau Helene Sroka geb. Pocha, *1924, aus Altgrambschütz, die eine russische
Pflegerin hat, folgendes: vom Wortklang her könnte das Rosenbusch heißen.
Eine anschließende Prüfung über ein Internet-Lexikon lässt
dies möglich erscheinen.
Mit dieser etwas umständlichen Schilderung will ich zu Beginn einmal exemplarisch
zeigen, welche Umwege gelegentlich nötig waren, um zu einem Ergebnis zu
kommen. Das ist kein Eigenlob, es hat mir Freude gemacht und jeder Kontakt
war ein Gewinn für mich.
Sprache, Polen, Juden
Der Sohn eines Bauern erzählte mir: wenn wir Kinder
nichts verstehen sollten, wurde in polnischen Brocken geredet. Richtig polnisch
konnte kaum jemand (irgendjemand erzählte von vier Personen). Schlesischer
Dialekt wurde nicht gesprochen, sondern Hochdeutsch mit schlesischen Einsprenkelungen.
Polen gab es also nur ganz wenige, bzw. waren sie nur zeitweise als Saisonarbeiter
bei uns; Juden wohnten keine im Dorf.
Einwohnerstatistik von 1939
Einwohner 638; Alter: bis 14: 206, bis 65: 379, über
65: 53. Haushaltungen 171.
(1910 wohnten im Gutsbezirk 410, im Dorf 290 Personen, zusammen 700)
Berufe: Land- und Forstwirtschaft 362; Industrie, Handwerk
101; Handel und Verkehr 37.
Berufe mit Angehörigen ohne Hauptberuf :
selbständig 72, mithelfende Familien Angehörige 55, Beamte und Angestellte
48, Arbeiter 365.
Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe: 0,5-5 ha: 16,
5-10 ha: 14, 10-20 ha: 7 Betriebe,
20-100 ha und über 100 ha: nur je einer.
Landwirtschaftliche Betriebe im Dorf
Ein Hektar (ha) sind 4 Morgen (M.) oder 3 Tagwerk
(Tw./Tagw). Zitiert aus einem Papier aus meinen Unterlagen. Darin heißt
es: "Fietz, Robert 2-3 ha; Folta, August (Felder neben Lampa-Wohnung)
18-20; Golpon, Ernst 4-5; Heider, Theodor 4-5; Hentschel, Karl? 3-4; Hentschel,
Wilhelm? 7-8; Hermann 4-5; Kirchner, Heinrich 3-4; Kühnel, Arthur 2-3;
Pfeiffer, Gottlieb? 6-8; Prokot, Karl ca. 15 (hat vom Gut etwa 8,75 ha gekauft);
Saft, Paul ca. 5; Scholz, Karl 4-5; Stannek, Paul 10-12 (8,3?); Wierschi, Karl
3-4; Wilde, Grete 2-3 ha. Ohne Anspruch auf Richtigkeit, 1955. Einige Hausbesitzer
mit 0,2- 0,5 ha hatten keinen landwirtschaftlichen Betrieb."
Bei dieser Aufzeichnung sind nicht genannt: Czichos, Kleinbauer,
beim Strehlitzer Bahnübergang; Czichos, Bauer in Altgrambschütz;
Folta, Bauer, 20 ha; Gsuk: ca. 24 ha (einschließlich seiner Wiesen in
Buchelsdorf mit 4 ha), er hat viel Lohnholz (Gruben- und Papierholz) für
die Forstverwaltung gefahren; Stellenbesitzer Klose, ca. 10 ha (er erledigte
alles mit einem Pferd); Fietz, Landwirt.
Kleinerer Betriebe nannte man Stellenbesitzer,
um die 30 M./7,5 ha hießen sie Landwirte, erst die größeren
waren Bauern. Im Winter arbeiteten diese im Holz, dabei auch ihre Knechte.
Es gab ja sonst keine Arbeit. Eigenen Waldbesitz hatte keiner, kleinere Wiesen
besaßen nur ganz wenige.
Im Artikel von Hans-Dieter Koschny, Grambschütz/Pfarrkirchen,
ist eine Übersichtskarte der Henckel'schen Betriebe eingefügt. Die
weiße Aussparung in der roten Fläche von Grambschütz bezeichnet
(alle?) die Folta-Äcker (s.u. Pechütte/Sage). Gefertigt nach dem
Krieg vom Oberförster August Weiß.
Der größte Bauer in Grambschütz
war der Amtsvorsteher Wilhelm Gsuk. Sein Sohn Helmut, den ich bei Altötting
besuchte, konnte mir viel erzählen. Am Hof hatten sie eine Magd und einen
Knecht. Im Winter gab es Holzarbeiten beim Herrn Weiß (Oberförster).
Auf seinem Hof stand der Deckbulle für das Dorf, dazu 10 Kühe und
die entsprechende Nachzucht. Der Bulle wurde zusammen mit einem Ochsen angespannt.
Ein weiter Ochse wurde als Nachwuchs gezogen und wenn er schwer genug war,
wurde er verkauft nach dem Spruch: "Ochsen kann ich verkaufen, alte Pferde
nicht." Der Hof hatte einen Brunnen mit elektrischer Pumpe. Das Reservoir
war im Heuboden.
Die Gsuk-Eltern sind noch bis Reichenbach geflohen,
dann ging es nicht mehr, also zurück (die Pferde schafften es nicht mehr).
Mit einem kleinen Zimmer auf ihren Hof mussten sie sich begnügen. Der
Vater ist, lt. Mitteilung, 1946 in Grambschütz/Greboszow gestorben, die
Mutter 1948 bei einem Sohn in Thüringen.
Das Schlachtvieh wurde zu Fuß nach Namslau
zur Genossenschaft (Landwirtschaftliche Raiffeisen-Gen.), getrieben. Manchmal
wurde es etwas schwierig, wenn der Ochse über seinen Erfahrungsbereich
hinausgetrieben wurde. Dann konnte es sein, dass er auf halbem Weg wieder umkehrte.
In Namslau wurden die Tiere gesammelt, dann ging es per Waggon nach Breslau.
Die Prokots hatten ihren Hof in der Mitte des
Dorfes, gegenüber dem Kriegerdenkmal. 1938 war Georg, *1919, in Kaulwitz,
zwei Jahre später dann in Krikau als Wirtschaftsgehilfe tätig. Ab
1940 als Gutsinspektor bei der Ostdeutschen Landwirtschaftsgesellschaft (Schreibersdorf
und Mangschütz, Kr. Kempen). 1943 wurde er Soldat und erlebte Grambschütz
nur noch im Urlaub.
Versorgungs-Einrichtungen
Das alte Posthaus, ein Haus im Hofgelände
des Dominiums, in dem der Halusa wohnte. Vorher hatte auch der alte Lehrer
Krause (Frau Lampas Vater) schon darin gewohnt. Das spätere Postamt lag
nördlich im Dorf, gegenüber dem Lebensmittelgeschäft von Franz
Skorzylas (da hat Ruth schon als Kind Bonbons gekauft). Geführt wurde
die Post 1935 von Herrn Paul Sydlick (neben seinem Namen in einer Bescheinigung
heißt es: P.St.I. [Poststelleninhaber]; 1940 es im Einwohnerverzeichnis
"Paul Sydlik, Posthalter". Als letzter Halter wird Herr Alois Heider
genannt.
Nur nebenbei: im Dezember 1930 wird bei der Post
der runde Datumsstempel umgestellt. Bisher lautete er: oben "Grambschütz"
und in der Mitte quer "Kr. Namslau"; darunter auch quer das Datum.
Im Dezember erscheint oben "Namslau" und unten "Land",
in der Mitte quer das Datum. Dazu ein weiterer länglich-rechteckiger Zusatzstempel
"Grambschütz" darunter "Namslau Land".
Ab Januar 1931 enthält der übliche
runde Stempel (mit dem Datum in der Mitte) nur noch oben die Schrift "Namslau",
in der unteren Rundung ein "b". Ab da immer zusätzlich, die
im Dezember eingeführte Zusatzstempelung. Diese letzte Regelung ist nur
bis Ende 1936 nachgeprüft.
"Gasthaus zum (Blauen) Löwen
Inh. Georg Ulitzka" bis 1937, dann heißt es "Gasthaus A. Gärtner
", etwa ab 1940 läuft es unter "Gasthaus Mücke". Es
gehörte dem Dominium und war mit ca. 5,5 ha Grund/Garten verpachtet (Internet:
1881 wird ein Johann Drobek aus Heidane b. Oels wird gesucht, ca. 23 Jahre
alt, "zuletzt beim Gastwirt Siebenhaar in Grambschütz tätig";
1890 und 1903 immer noch von Siebenhaar gepachtet). Das Sitzen im sog. Löwengarten'
unter den hohen, schattigen alten Kastanien war sehr beliebt, nicht nur bei
Grambschützern.
"Gottlieb Hanusa, Gasthaus
und Fleischerei ".
Dazu eine kleine alte Geschichte: eine vom Gut
hatte sich restlos besoffen, ging nach Hause und erzählte: "da lagen
so viele Besoffene auf der Straße, über die bin ich gestolpert".
In Wirklichkeit waren es Wurzeln von den alten Dorflinden, die nach oben zur
Straße gewachsen waren.
1 Kolonialwarengeschäft, das zum
Gasthaus Hanusa gehörte; auch Howeleute haben dort gekauft, bzw. ihre
Schweine dort schlachten lassen.
1 Krämerladen: "Warenhandlung Franz
Skoczylas", ein ganz kleines Lebensmittelgeschäft, das letzte Haus
am Ende des Mühlweges, bei der Schranke. Auch bei Saft (Paul Saft war
Landwirt) gab es ein Geschäft (?).
Herr Weise machte im Winter Hausschlachtungen,
auch im Gutshof.
Fleischbeschauer war
Herr Pfeifer.
UND: Kleine und größere
bäuerliche Betriebe, zwei Schulen, zwei katholische Kirchen, das Dominium
mit seinen Vorwerken, die Gärtnerei, das Schloss und der Park.
Sonstige Versorgung
Aus Noldau kam, für den ganzen Ort, zweimal
die Woche der Bäcker Fuhrmann, mit Brot, Brötchen und Mehl. Der Eierhändler
einmal in der Woche. Ab 1941 war für Schlachtungen der Herr Henschel (s.o.)
zuständig. Auch im Schloss und z.B. bei Dr. Grothe gab es Hausschlachtungen.
Die Milch nahm das Gut frühmorgens mit in die Stadt und brachte mittags
wieder Magermilch mit.
Geheizt wurde mit Holz und mit Kohle
aus Oberschlesien. Letztere wurde ab Werk in OS direkt bestellt oder über
Raiffeisen Grambschütz (Lehrer Schreiber). Bestellten z.B. zwei Bauern
gemeinsam, wurden ab Werk schon Trennwände eingefügt (um Streit zu
vermeiden). Der Namslauer Kohlenhändler Bilschowski versorgte Grambschütz
mit ein bis zwei Waggons jährlich. Über ihn kam auch der Koks für
das Schloss.
Versorgung im weiteren Sinne ist auch die Anbindung
an das Straßen- und Eisenbahnnetz. Die Strecke Namslau - Kreuzburg ging
1868 in Betrieb (Rechte-Oderufer-Eisenbahn). Wann die Chaussee/Reichsstraße
baut wurde, war nicht zu erfahren. Der heutige Zustand, durchgängig geteert,
ist bekannt. Ich glaube mich aber noch zu erinnern an einen entsprechenden
sandigen Seitenstreifen für die ländlichen Gespanne. 1894 war der
Ausbau der Chaussee von Namslau nach Eisdorf beendet, also wird die Verbindung
Namslau-Kreuzburg um einiges vorher liegen.
Im Bayreuther Lastenausgleichsarchiv fanden
sich folgende Grundbucheinträge:
1889: Der Eigentümer des Grambschützer
Betriebes und die Gemeinde sind je zur Hälfte verpflichtet den Unterhalt
der Dorfstraße zu tragen. Diese ist als Weg I. Ordnung mit gepflasterter
Fahrbahn ausgebaut. Sie erstreckt sich auf 1.160 m von der Chaussee bis an
den Weg, der nach dem Vorwerk Friedenshof abzweigt.
1898: Alleiniger Unterhalt des Dominiums
der "60 Meter langen Strecke der Dorfstraße vom Wege nach Steinersdorf
bis zur Dominal-Schäferei" und Alleiniger Unterhalt der "80
Meter langen Fortsetzung der Dorfstraßenpflasterung bis zur neuen Kirche"
Bürgermeister - Amtsvorsteher (Gemeindevorsteher) in Schlesien
Der Bürgermeister war für die Gemeindeverwaltung
zuständig, u.a. auch für die Finanzen. Der Amtsvorsteher für
Ortspolizeiaufgaben, auch für Baupläne (den Begriff Baupolizei gab
es nicht), er war auch Schiedsrichter.
Herr Prokot, Bauer, war etwa bis 1930 Bürgermeister.
Als solcher hielt er 1928 eine Ansprache an das frisch verheiratete (28.1.1928)
gräfliche Paar. Sein Sohn Georg (*1919) sieht seinen Vater immer noch,
die Ansprache einübend, im Zimmer auf- und abgehen. Aufgesetzt hatte sie
ihm der Lehrer Fritz Kotschate. Dieser hatte große Verdienste für
den "Heimatkalender für die östlichen Grenzkreise Namslau, Oels
und Groß-Wartenberg".
Von etwa 1930 bis 1933 war unser Vater der Bürgermeister
(einen Stempelabdruck von 1933 gibt es noch in unserem Grambschützer Gästebuch).
Kurz danach, bis 1945, der Bauer Friedrich Filor.
Als Amtsvorsteher tätig war bis 1941
der Bauer Herr Wilhelm Gsuk, der auch Ortsgruppenleiter war. Wegen Krankheit
gab er seine Ämter auf. Er war froh aufzuhören, denn er hat wohl
schon alles gewusst (zu Beginn des Russlandkrieges), aus Gesprächen mit
den Eisenbahnern und den Stellwerkleuten, so berichtete sein Sohn Helmut (*~1925).
Nachfolger in beiden Ämtern wurde Dr. Grothe.
Der Bahnhof
Er lag am nördlichen Ortsrand an der Linie
Oppeln-Kreuzburg-Namslau-Breslau, knapp 8 km waren es bis Namslau.
Der zuständige Reichsbahnbeamte war Herr
Josef Nickel. Mit Mutti war er befreundet. Ihm war die glatte Abwicklung des
Ponytransportes nach Tagmersheim im Frühjahr 1944 zu verdanken. Und am
18.Januar 1945 hat er den letzten Zug nach Breslau aus Richtung Kreuzburg angehalten
(er kam mit zwei Stunden Verspätung erst um 10.00 Uhr) und erst dann wieder
abgepfiffen, als wir Kinder samt unserer Mutter und Dada, durch die Fenster,
der Zug war restlos überfüllt, verstaut waren (ein andere Bericht
nennt Herr Johann Holm, lt. Einwohnerverzeichnis von 1941 Stationsvorsteher).
Gegenüber dem Stationsgebäude befanden sich in einem Zweifamilienhaus
die Dienstwohnungen, im ersten Stock wohnte der Vorstand Herr Wabnitz. Im Nickelhaus
wohnten zwei Familien für den Bahnbetrieb. Noch zwei hauptamtliche Bahnbeamte
gab es: den Weichensteller und den Schrankenwärter.
Im Herbst 1944 ereignete sich ein schweres Bahnunglück
auf der Chaussee-/Bahnkreuzung. Sirenengeheul, die Schule war aus, so sind
wir alle hingelaufen. Auf den Gleisen standen ein Erz- oder Kohlezug aus Richtung
Osten und ein Zug mit Ostflüchtlingen. Ein Toter war zu beklagen, der
Lokführer. Neben dem Bahnübergang unter einer Pappplane lag der Tote.
Wir haben sie aufgehoben. Ich erinnere mich noch, mit Grausen. Theresia, Eleonore
und Hedwig (drei meiner sieben Schwestern) waren auch dort.
Die Familie Hunold waren die Schrankenwärter
an der Straße nach Strehlitz.
Die beiden Schulen
Der Lehrer an der sog. katholischen Schule (Waldschule,
die vier oberen Klassen) war ab 1906 Herr Otto Schreiber (1929 kandidiert er
für die Zentrumspartei). An der sog. evangelischen Schule (Dorfschule)
Herr Hermann Jaretzki (später nannte er sich Hofrichter). Dessen Vorgänger
war Fritz Kotschate (1925/26-1928/29). Nachfolgerin und unsere' Lehrerin
war dann Frau Margarethe Lampa (ihr Mann leitete das Rentamt). Hofrichter (war
er auch an der Waldschule tätig?) glänzte später als Vorsitzender
der NSDAP und als Kreisgerichtsvorsitzender für den Kreis Namslau. Etwa
1937 brachte er es zum Schulleiter in Bernstadt, während Otto Schreiber
einfacher Lehrer blieb.
Herr Schreiber führte neben seinem Hauptberuf
noch die Raiffeisen-Niederlassung und die Sparkasse (Raiffeisenbank). Das Büro
befand sich im Schulgebäude. Er war auch der Kirchenorganist (Joachim/Achim
Gogel musste/durfte den Blasebalg treten, was sehr anstrengend für ihn
war) und er gehörte zu denen, die von Geschichten in und um Grambschütz
besonders viel wussten. Leider hat sich hier nichts erhalten. Er wurde erst
im letzten Moment vom Aufbruch des Trecks benachrichtigt und konnte so kaum
etwas einpacken, den wertvollen Rest verlor er dann im Sudetengau an die Tschechen.
Als Lehrer/Menschenbildner war ihm ein Satz besonders
wichtig: "Was nützt die beste Theorie ohne Praxis"; also war
er konsequent. Neben dem rein Schulischen lernten die Mädel im Garten
Pflanzen einzusetzen und zu pikieren, die Jungen durften/mussten Bäume
veredeln, sich mit Bienen befassen; das Bienenhaus, mit vielen Stöcken,
stand östlich von der Schule. Das 1-Meter- Deputatholz, vom Gut geliefert,
wurde von den Jungen klein gesägt, gehackt und dann von den Mädchen
aufgeschichtet.
Gleich hinter dem Schulgebäude stand die
sog. Wirtschaftsschule/Kochschule. Ein Mal pro Woche wurde abends Handarbeit
oder Kochen unterrichtet. Der Kochunterricht in der achten Klasse war für
alle verpflichtend, nicht immer sehr beliebt; das Zubereitete musste selbst
gegessen werden. Gehalten hat den Kochunterricht die älteste Schreibertochter
Gisela, *1909, sie lebt heute in einem Heim.
Gegen die mit Gewalt vorgetragene nationalsozialistische
Ideenwelt schuf Schreiber durch absichtlich betonte und geschickte Pflege altdeutschen
Volksgutes in unserem Heimatdorf ein sehr beachtliches Hindernis. Durch seine
Märchenbühne, seine Singgruppe, seinen Volkstanzkreis und die einzigartige
Schülerkapelle beeinflusste er das Geistesleben des ganzen Dorfes und
auch der Nachbarschaft. Mit Kriegsbeginn aber ließen diese Gesangs- und
Musizierunternehmungen immer stärker nach, die Knaben mussten in den Arbeitsdienst,
dann wurden sie häufig eingezogen.
Ganz nahe südlich, über die Straße,
befindet sich im Wald der Pilzberg (dort wieder nahe südöstlich die
sog. Lufthütte, s.u.). "Bevor es nach der Schule nach Hause ging,
besuchten wir ihn und rodelten herunter" (er ist vielleicht 15 m hoch).
Auch heute noch heißt er Pilz-Berg, nämlich Grzybowa Gora.
Die beiden Schulen hatten je einen großen
Raum, in dem jeweils vier Klassen zusammen unterrichtet wurden. Etwa 1939 wurden
die beiden Schulen zusammengelegt, wohl um alte gewachsene Strukturen zu schwächen,
zu zerstören.
Als dann die Front immer näher rückte,
wurden Soldaten hineinverlegt, Verwundete brachte man in die Säle der
Gaststätten.
Ruth Maria Kurtz-Lampa ist von der "bedeutenden
Schulbibliothek", die Hans-Dieter Koschny in seinem Grambschütz-Artikel
für etwa 1800 erwähnt, nichts bekannt. Als Tochter von Frau Lampa,
der Lehrerin, hätte sie sicher davon gewusst, so meinte sie. Erinnerlich
ist ihr nur ein Schrank, aus dem der Lehrer Schreiber am Wochenende Bücher
auslieh, alt und zerlesen, damals kein Wunder.
Die beiden Kirchen (s.u. Teil II. Die Kirchen und der Friedhof)
Kirchenbesuch in alter Zeit
Herr Helmut Gsuk: Mein Großvater
(*1860) mütterlicherseits fuhr nach Schwirz in die Kirche, da die Familie
Altlutheraner war. Er erzählte, dass auch Graf Lazarus Henckel (1817-1887)
dorthin fuhr, allerdings 4-spännig.
1834 wurde die evangelische Kirche
in Hönigern von Berlin mit Gewalt dem unierten Bekenntnis zugeführt.
Darauf wurde in Schwirz eine altlutherische (ev.-luth.) Pfarrei gegründet.
1874 wird eine neue Kirche erbaut. Die Wetterfahne und die 2 Glocken trugen
dieses Datum.
Die anderen fuhren nach Namslau
(Augsburger Bekenntnis) in den Gottesdienst. Die Schrotholzkirche, von Cyprian
Kottulinsky als evangelische Kirche erbaut, wurde 1654 wie allgemein üblich,
von den Habsburgern katholisiert und auch unter Friedrich II. nicht mehr zurückgegeben;
er wollte sich mit den Katholiken nicht anlegen.
Glocken
Frau Margarete Wagner, Strehlitz,
berichtete mir:
In Ihrer Familie waren schon Mädchen geboren. Ihr Vater wünschte
sich einen Sohn. Ihr Vater hätte ein Gelübde abgelegt, wenn die nächste
Geburt ein Sohn wäre, würde er der Grambschützer Kirche Glocken
stiften. Der Sohn, er wurde geboren, die (4) Glocken wurden (1934) mit großem
Gepränge eingeweiht, hohe Geistlichkeit, viele Herren in Uniformen waren
zugegen. Wir waren von Strehlitz als Zaungäste mit dem Radl gekommen.'
Herr Joachim Gogol, *1930, erzählt : als
die neuen Glocken für unsere Kirche vom Bahnhof zur Kirche auf einem Wagen
mit Holzrädern transportiert wurden, sind ein oder mehrere Räder
gebrochen. Vater (Paul, Stellmacher) hat erst stärkere Räder anfertigen
müssen, um den Transport zu Ende bringen zu können. Er wurde dabei
vom damaligen Grambschützer Postboten Paul Sydlik fotografiert. Zum Einbringen
der Glocken in den Turm musste eine Luke vergrößert werden. Auch
hat er für die Kreuzwegbilder in der Kirche die kleinen Kreuzchen angefertigt.
Die neuen Glocken mussten 1941 wieder abgeliefert
werden. Sie kamen ins Glockenlager nach Hamburg. Bevor sie abgenommen wurden,
haben wir Ministranten sie eine Stunde lang geläutet, das war anstrengend.
Keine hat den Krieg überlebt. Nur die 1613 von Anna v. Kottulinsky gestiftete,
vielleicht auch das Erbauungsdatum der Schrotholzkirche, die durfte hängen
bleiben. Sie läutet heute für Greboszow. Der Großvater Edgar
hatte 1897 zwei neue Glocken gießen lassen. Im 1 WK wurden sie eingeschmolzen.
Frau Christel Markiewicz, *1918, schreibt
im Herbst 2009: "Ich habe die Glocken auch ein oder zweimal geläutet,
Vater musste jemanden von Gärtnerei rüber schicken, weiß aber
nicht für welchen Anlass. Der Vetter meines Stiefvaters war zu Besuch,
es war 1936. Ich weiß noch, dass mein Gewicht nicht schwer genug für
die Glocke war und die Glocke mich vom Boden hochgehoben hat, aber der Vetter
half mir dann."
Hl. Messe am Wochentag - Religionsunterricht
Sehr geehrte Frau Gräfin! Ich bin
gern bereit in der dortigen Kirche allwöchentlich an einem Wochentage
eine hl. Messe zu halten; ich bitte aber zur Abholung ein Auto oder einen geschlossenen
Wagen zur Verfügung zu stellen. In vorzüglicher Hochachtung ergebenst
Gebauer, Erzpriester (Dechant), Strehlitz, den 31. August 1939 (Original in
Piesing).
Helene Sroka: In meiner Zeit mussten wir in den
Religionsunterricht nach Strehlitz. Erzpriester Gebauer hielt mit uns den Unterricht.
Später dann: unter der Schulwoche (damals noch einschließlich samstags)
kam der Pfarrer aus Strehlitz für den Religionsunterricht einmal pro Woche.
Solange der Kaplan Wenzel da war, wurde er täglich nach dem Gottesdienst
(7-½ 8) für ca. ½ Stunde in der alten Holzkirche abgehalten,
im täglichen Wechsel die Bibel und der Katechismus; daran beteiligte sich
auch der Lehrer Schreiber 1 x die Woche, meist dienstags nachmittags.
Zum Jahre tragen
Ruth Holzmann: das ist die Segnung der
Einjährigen. Die weiblichen Babys trugen dabei eine breite weiße
Schleife, wie eine Kette um den Hals; daran hing in der Mitte ein Kranzel aus
Myrten. Die männlichen Babys, trugen ein Sträußchen aus Myrten
am linken Oberarm. In Grambschütz fand die Segnungsfeier dieser Einjährigen
manchmal unter der Woche an ihrem Geburtstag statt, meist aber am Sonntag während
der Messfeier.'
Beim Namslauer Heimattreffen in Euskirchen, Pfingsten
2006, erzählte mir Frau Elisabeth Mandolla, Namslau: bei ihnen wurde mit
Orgel und Pfarrer in die Kirche eingezogen. Die Schleife mit dem Kranzel wurde
zur Seite hin getragen. Dann, im Krieg, wurde das immer seltener gefeiert.
Meine Schwester Hedwig erinnert sich an
unsere jüngste Schwester Elisabeth: sie wurde von ihrer Patin (Dada) um
den Altar herum getragen.
Schwester Dorothea Jankowski: dieser erste
Geburtstag wurde daheim besonders groß gefeiert, mit Verwandten und Bekannten.
Kaplan Wenzel, 1913-1995 in Berlin
Kirchlich war Grambschütz immer schon eine
Filiale/Tochterkirche von Strehlitz (auch das Standesamt war dort). "1.2.1991,
In Grambschütz war ich von November 1939 bis Sept. 1942. Am 10.7.1940
wurde ich zusätzlich zum "Lokalist" von Grambschütz ernannt.
Diese Stellung verhinderte die Einberufung zum Militärdienst." Er
wohnte im Schloss im ersten Stocke, direkt links neben der Südterasse.
Viel Wissen über ihn stammt aus seinem selbst beschrifteten Fotoalbum,
das über Schwester Dora Jankowski und mich im Heimatarchiv in Euskirchen
seine Bleibe gefunden hat.
Ich kann mich noch erinnern: als er einmal das
Brevier betend sich unter seinem Zimmer befand (dort war im Eck ein holzgedeckter
Regenwasserablauf), verschwand er plötzlich, zumindest teilweise. Die
Holzabdeckung war morsch geworden.
Eine große und auch sehr mutige Tat vom
Kaplan (sicher nicht nur von ihm), war die Ausgestaltung der Schrotholzkirche
zu einem Jugendheim, vor allem durch die Jugendlichen selbst, der andere Teil
blieb Leichenhalle. Ein Bild der sixtinischen Madonna bildete den Raummittelpunkt.
Dort fanden dann Jugendgruppenstunden, Seelsorgestunden für Kinder, Firmunterricht,
auch kleine Feiern statt, dies später dann auch unter Pfarrer Ludwig (Strehlitz/Grambschütz).
Katholische Jugendarbeit war im Dritten Reich nicht erwünscht, in öffentlichen
Räumen war sie verboten. Das Madonnenbild gibt es noch, Prälat Tadeusz
Rusnak hat es bei sich verwahrt.
Der Eigentümer des Gutes zeigte sich auch
bereit, bei der Betreuung der Jugendlichen zu helfen. Wie selbstverständlich
wurden Pferdewagen des Gutes für religiöse Feiern in der Stadtpfarrkirche
Namslau den Grambschützer Jugendlichen zur Verfügung gestellt. Jedes
Jahr fand dort der Bekenntnistag der katholischen Jugend von Stadt und Umgebung
statt. Ein Unternehmen, sicher nicht ohne Risiko. Kaplan Wenzel musste sich
vor der Gestapo verantworten. Er entging der Festnahme nur dank der Fürsprache
des Bürgermeisters Herrn Filor, der evangelischer Christ war.
Vor der Zeit von Kaplan Wenzel musste zum Religionsunterricht
nach Strehlitz gefahren/gegangen werden. Den Unterricht hielt Pfarrer Gebauer,
er starb 1941. Sein Nachfolger, Pfarrer Karl Ludwig, *1902, wurde am 24.1.1945
wegen Spionageverdacht von den Russen erschossen.
Brief an meine Schwester Theresia aus Berlin
vom 18.7.1991: "Ihr lieber Brief regte mich an, wieder einmal das Photoalbum
aufzuschlagen (dank Schwester Dorothea Jankowski heute im Archiv in Euskirchen).
Jene Jahre waren recht gesegnet. Dankbar denke ich an Sie und Ihre Familie,
an die anregenden und frohen Stunden in Schloß und Park. Auch die Gemeinde
ist mir noch in guter und lieber Erinnerung. Sie war sehr rege. Bei den regelmäßigen
Hausbesuchen habe ich wohl alle oder fast alle kennengelernt. Großartig
war die Jugend. Gern denke ich an die Fahrten mit ihr und ihren Einsatz bei
der Herrichtung der alten Kirche zum Jugendheim und Kinderseelsorgsraum."
Geschichten, auch von den Kaplänen
Ich lasse Frau Wagerer hier einfach erzählen,
bzw. bringe ihren ganzen Bericht, damit der geneigte Leser an diesem Beispiel
etwas spürt, wie meine Arbeit langsam zusammen gekommen ist.
Wagerer, Margarete, geb. Herrmann, aus Strehlitz, empfohlen von Frau Herrmann,
Strehlitz (nicht verwandt). Tel. am 8.8.08:
Der Pfarrer Ludwig hat sie 1944 getraut, ihr
Mann war bei Siemens Berlin, ein Österreicher, der eingebürgert worden
war. Sei arbeitete in Strehlitz bei der Spar- und Darlehenskasse, was unsere
Lehrer Schreiber in Grambschütz betrieb; sie hatte Zeichnungsberechtigung
(über 1,5,Mio Umsatz, auch Düngemittel und Brennstoffe).
Unser Vater, sie hat ihn in Namslau getroffen,
lief in kurzen Hosen herum, gar nicht wie ein Graf. An die kleinen Geschwister
erinnert sie sich auch, in der Gärtnerei, die mit Holländerschuhen
(Holzpantoffeln) unterwegs waren.
Zur Glockenweihe (1934) sind einige Mädchen
von Strehlitz mit dem Radel nach Grambschütz gefahren. Die Glocken hingen
in vielen Girlanden, zwischen Hakenkreuzfahnen. Die schönen Uniformen
von den Adeligen waren beeindruckend; Vater und Niko hatten die Malteseruniform
an. Und die Herren in Uniform und mit der Hakenkreuzarmbinde waren von der
SA. Vater habe ein Gelübde gemacht, so erzählten sich die Leute,
nach dem es bisher nur Mädchen gab, stiftet er der Kirche Glocken, wenn
ein Sohn geboren wird.
In der großen Schule in Strehlitz waren
in der Pause die Evangelischen und katholischen getrennt, sie sprachen nicht
miteinander. Wie dann alle zu BdM und HJ mussten hat das aufgehört. Das
war gut so.
Der Kaplan Helmut Mück in Strehlitz war
zur Unterstützung vom schon kranken Pfarrer Navrot (der Pfarrer müsste
Gebauer heißen. Vielleicht ist es der Name seines Vorgängers?).
Zum Religionsunterricht fuhren die Grambschützer nach Strehlitz, bis dann
der Kaplan Wenzel in der Schrotholzkirche einen Unterrichtsraum eingerichtet
hatte.
Als der Pfarrer Navrot gestorben war, musste
eine Inventarliste aufgestellt werden. Frl. Herrmann und eine Freundin halfen
dabei. Auch der Kaplan Wenzel aus Grambschütz war mehrmals herüber
gekommen. Es war viel Arbeit. Kaplan Wenzel wohnte im Schloss, ich glaube im
Gang rechts, im letzten Zimmer, links neben der Terrasse (stimmt genau!).
Bei dieser Inventaraufnahme frug er den Mück,
wo das Weihwasser sei, er brauche welches. Antwort: im Nachttisch. Es handelte
sich natürlich um Schnaps.
Mehr als einmal sind die Mädchen mit Mück und Wenzel nach Carlsruhe
geradelt und haben dort einen Amtsbruder besucht, der mit ihnen geweiht worden
war.
Kollende
Sie war eine Hausegnung etwa um den Jahresbeginn,
bei der Kaplan Wenzel (mit Ministranten) in einem Schlitten auch Pechhütte
und die drei Vorwerke besuchte.
Günter Kelbel schreibt im Namslauer Heimatruf
(Nr.93) an Weihnachten 1981:
"Ja, auch bei uns zu Hause (Namslau/Schlesien) wurde in der Peter-Paul-Kirche
früher die "Kollende" angesagt. Da zogen dann zwischen Weihnachten
und Neujahr der Herr Pfarrer und der Herr Kaplan mit den Ministranten von Haus
zu Haus. Mit den Worten "Friede sei diesem Haus" trat der Geistliche
ein und die bereits versammelte Familie antwortete "und allen die darin
wohnen". Nach einigen Gebeten knieten alle zum Segen nieder, der mit Weihwasser
erteilt wurde. Und dann ging der Geistliche von Tür zu Tür und erteilte
jedem Raum den Segen, auch die Stallungen wurden nicht ausgelassen. Schließlich
wird das Kreuz zum Kuß gereicht - dem Familienoberhaupt zuerst, dem jüngsten
Familienmitglied zuletzt.
Dann folgte eine kurze Unterhaltung, währenddessen
der Küster mit Kreide die Anfangsbuchstaben der Namen der heiligen Drei
Könige und die Jahreszahl an die Türpfosten schrieb. Dann erhielten
Pfarrer, Küster und Ministranten - je nach Rang in unterschiedlicher Höhe
- das übliche Kollendegeld. Den angebotenen Kaffee mit Streußelkuchen
oder - je nach Tageszeit - einen anderen kleinen Imbiß mußte der
Pfarrer meist ablehnen, da sein Magen die Vielzahl der auf den Kollendegängen
angebotenen Speisen und Getränke kaum vertragen hätte. Anders die
Ministranten, die gegebenenfalls angebotene Pfefferkuchen zur Entlastung der
überfüllten Mägen auch in einer unter dem Chorhemd verborgenen
Tasche verschwinden lassen konnten."
Eine meiner "Zuträgerinnen" erzählte:
Ja, zwischen Neujahr und den Heiligen Drei Königen kam der Pfarrer
ins Haus und hat 3 Kreuze auf den Türpfosten mit Kreide geschrieben und
das Haus gesegnet. Er hat sich aber nicht lange im Hause aufgehalten, da nur
mein Vater katholisch war.
Exerzitien
1933 von einem Pater Bernard abgehalten,
1935 vom 14.-18. Februar von Pater Irinaeus Krzossok
sog. Volksexerzitien.
Kirchenchor
Herr Georg Heider hat einige Jahre in der Schlossgärtnerei
gearbeitet, er war auch im Kirchenchor. Dort hat er zusammen mit der Theresia
Floryszak (Sesa s.u.) am hl. Abend das "Transeamus" gesungen.
Gotischer Altar
Eleonore (meine nächst ältere Schwester)
hat von der Chefsekretärin Martha Hermann (Dada) folgendes gehört:
in der Schrotholzkirche befand sich ein gotischer Altar mit guten Figuren und
Tafeln (datiert 1517), die von der Gemeinde mit grüner Ölfarbe angemalt
worden waren. Vater hat sie, Mitte der 30er, im Breslauer Museum restaurieren
lassen. Der Altar kam dann in die neue Kirche.
1985 sind die drei großen mittleren und
1995 die acht kleinen Figuren von den Seitenflügeln gestohlen worden.
Der zweite Einbruch erfolgte durch ein Fenster der Apsis, die Pfarrer Tadeusz
Rusnak (Strehlitz/Grambschütz, 1993-1999) dann vergittern ließ.
Der Täter wird im Dorf vermutet. Ich gab Fotos an die deutsche Kripo-Zentralstelle
für Diebesgut, aber leider ...
Das Ende
Theresia: Am 19.1.45 nachmittags kam der Pfarrer
Karl Ludwig von Strehlitz, um in der Kirche das Allerheiligste zu holen. Er
ging mit den Strehlitzern auf den Treck. Nachdem er aber nach 2 Tagen unterwegs
im Radio gehört hatte, daß der Breslauer Kardinal Adolf Bertram
seine Pfarrer gebeten hatte, ihre "Schäflein" nicht zu verlassen,
kam er zurück nach Strehlitz. Dort waren schon die Russen. Er hat sich
wohl ziemlich ungeschickt angestellt, jedenfalls soll er sich hinter Sträuchern
verborgen an den Pfarrhof "angeschlichen" haben und da schossen die
Russen dann in die wackelnden Büsche und trafen ihn. Er war sofort tot.
Er ruht auf dem Friedhof an der Kirche.
Was gab es noch im Dorf?
Sportfest
Einmal jährlich war ein Sportfest, auch
für die Pimpfe. Sonntagvormittag, natürlich während der Gottesdienstzeit,
daher wohl meine Erinnerung. Ich fand das großartig: Geländespiele
statt Kirche und ministrieren! Der Sportplatz lag gleich östlich von der
Waldschule.
Jungmädel
Jungmädel wurde man ab 10, ab 15 Jahren
kam der BDM (Bund Deutscher Mädel); seit 1936 bestand Pflichtmitgliedschaft.
Die Kluft bestand aus schwarzem Rock, weißer Bluse, schwarzem Schlips
mit Lederknoten. "Nie hatten wir Politik im Kopf, es war schön, dabei
zu sein."
Sonstige Veranstaltungen
Um 1930/32 war eine wirtschaftlich sehr schlechte
Zeit, trotzdem gab es jeden Sonntag große Veranstaltungen. Z.B. trat
eine Damenkapelle (6-7 Damen) aus Kreuzburg im Gasthaus Ulitzka (Zum Löwen)
auf, die zum Tanz spielten. Aus Namslau kamen viele Ausflügler. Im Schwunge
waren auch Fußballvereine, Kriegerverein, es gab eine eigene Bühne.
Auch einen Gesangsverein gab es in Grambschütz, alle machten mit, Lehrer
Schreibers älteste Tochter als Sopranistin, Bauer Prokot sang auch. Mit
den Nazis hörte manches auf. Die Schreiberschen Gesangs- und Musizierunternehmungen
ließen mit Kriegsbeginn immer stärker nach.
Kriegerdenkmal
Das Kriegerdenkmal stand an der Dorfstraße
vor den Heiderhöfen, gegenüber dem Prokothof; am Anfang vom Mühlweg
(von der Dorfmitte zum Bahnhof). Südlich davon schlossen sich an das Transformatorenhaus,
der Dorfteich, dann die Dorfschule. Im Bericht von Frau Hilde Stannek vom August
1956 steht das Denkmal noch. Wenn ein Grambschützer gefallen war, wurde
dort, unter Leitung vom Herrn Lehrer Schreiber, mit Flöten "Ich hatte
einen Kameraden" gespielt.
Ruth Holzmann: Georg Heider sang im Kirchenchor,
arbeitete auch einige Jahre in der Schlossgärtnerei. Alois hatte die Post,
nachdem Paul Sylich sie abgegeben hatte. Theo war im Wald tätig, beim
Stöckesprengen ist er tödlich verunglückt.
Im Jahr 2005 hielt ich von Herrn Georg Prokot
ein kleines Foto vom Denkmal. Ein weiteres ist leider nicht aufgetaucht. Heute
erinnert nichts mehr daran. Ob der Stein gleich daneben im Dorfteich ruht?
Der Sockel war 2009 neben der Trafostation noch zu sehen.
Dorf- / Löschteiche
Ein Löschweiher (Dorfteich) lag nördlich
bei der evangelischen Schule. Er wurde 1935/36 durch den Arbeitsdienst hergerichtet.
Zur Reinigung konnten dann Pferdegespanne durchfahren. Ich glaube mich daran
zu erinnern, wie später auch der Teich neben der Gärtnerei gesäubert
und eingezäunt wurde. Frau Christel Markiewicz schreibt aus Kanada: Als
Mädchen, habe ich mit den Jungens auf dem Teich nahe der Gärtnerei
Fußball auf dem Eis gespielt.
Badeteich
Jeschor (Jeschur, Jesor), polnisch Jezioro =
See; Von der Kirche weg Richtung Wald, dort ein kleines Stück hinein;
ein schmaler Schilfgürtel, Froschgequake, Libellenschwirren, aber doch
eine große Waldstille umgibt das Wasser. Es war ein beliebter Badeteich
einschließlich Floßfahren für die Kinder. Unser Vater startete
einmal ein U-Boot aus Metall, zigarrenförmig, 15-20 cm lang, mit einer
Feder angetrieben. Es tauchte ab, es tauchte auf, verschwand aber dann in der
Tiefe. Es ruht noch heute dort.
Ob der Jeschor eine Quelle hat ist unbekannt.
Der sog. Jeschorgraben ging zum Dorf hin durch den Teich bei der Gärtnerei,
dann durch den Teich im Park zum Neuteich (Viehtränke) westlich des Parks.
Die Polen sollen den Graben gereinigt haben.
Drei, viermal war ich in den letzen 20 Jahren
beim Jeschor. Die Frösche quaken noch, die Libellen schwirren. Der Wasserstand
aber geht laufend zurück. 2008 hatte er nur noch wenig Wasser, ist aber
offensichtlich eine beliebte Sule für Wildschweine.
Ziegen
Eine Ziegenbockstation wurde am Beginn des Mühlweges,
auf der rechten Seite, geführt. Dorthin wurden die Ziegen zum Ziegenbock
gebracht. Es stank grässlich, und der Bogen, den man beim Vorbeigehen
machte, war groß.
Freche Zungen sprachen von Eisenbahnerkühen.
Ein Eisenbahner hatte ja keine eigene Wiese, so konnten er keine Kühe
halten. Hielt er sich also 4 Ziegen, so hatte er eben 4 Eisenbahner-Kühe.
Auch die Herrschaften (meine Mutter) schafften
sich Anfang 1943 erst eine, dann zwei Stück an. Eine hieß Gretel
und sie wohnten hinter dem Glashaus bei den Ponys. Zuständig war Herr
Josef Handryschek, der überall arbeitete, vor allem in der Gärtnerei.
Er war auch Kutscher der Ponys und für diese zuständig.
Bombenflüchtlinge - Evakuierte - Flüchtlinge - ausländische
Arbeiter
Im östlichen Teil des Schlosses wurden 1943
für die Bombenflüchtlinge Räume freigemacht. Für uns Kinder
erzählte Ruth, war das unser zweiter Spielplatz. Es entstanden gute Freundschaften,
z.B. zwischen ihrer Mutter und einer Kölner Familie. Die Familie Eichhorst
aus Hamburg war zuerst bei den Lampas einquartiert und wohnte später im
Schloss. Sie sind mit den Lampas im Treck losgezogen. Meine Schwester Theresia
erinnert sich noch an die Kölner Familie Eichhorn. Bei meinen Recherchen
stellte ich 2003 fest: es gibt 36 Eichhorn-Telefonnummern in Köln. Da
hab' ich's aufgegeben.
In dem Wohnhaus, Haus Nr.2, neben dem Gasthaus
Gärtner (Mücke), wohnten 3 Kinder von den Fliegergeschädigten'.
Paul und sein jüngerer Bruder fuhren mit meinen Schwestern Anna Maria
und Theresia nach Namslau in die Oberschule.
Auf dem Dominium gab es, so erinnert sich Achim
Gogol, etwa 30 französische Zwangsarbeiter. Über Nacht wurden sie
in einem Keller unter der Walz-Wohnung (Haus westlich des Parks, über
ihnen wohnten die Gogols) eingesperrt. Paul Gogol, Stellmachermeister, war
zuständig. Vor dem Zusperren fragte er lediglich seinen Lehrling, ob alle
da wären; überprüft hat er das nie. Nur in der Früh, da
mussten sie vollständig sein. In seiner Werkstatt hat einer der jungen
Franzosen während des Krieges die Stellmacherlehre gemacht. Achim hat
für sie Weinbergschnecken gesammelt, weil sie die so gerne gegessen haben.
Die wurden dann, vor dem Verspeisen, eine Zeit lang in einer Schachtel gehalten,
damit sie sich auskoten konnten.
Bei den Zwangsarbeitern gab es neben den
Franzosen, sie konnten nach Westen fliehen, auch Russenfamilien (in Eleonorenhof
mehrere), d.h. auch Frauen und Kinder, wie viele und ob sie überlebt haben
ist unbekannt. Die Deutschen Männer wurden zum Kriegführen benötigt
und waren, von den Unabkömmlichen' abgesehen, so gut wie alle eingezogen.
Auch ein Grund warum der Feldanbau im Herbst 1944 unterblieb.
Christian Grothe: daneben waren im ganzen Dorf
über 200 Evakuierte und Flüchtlinge verteilt; Kölner, Hamburger,
Berliner, Breslauer, Kroaten- und Ungarndeutsche. Bei der Flucht musste der
Gutsbetrieb diese Personen alle mitnehmen.
Das Dominium - der Hof
Ein Dominium ist soviel wie ein Rittergut, ursprünglich
mit besonderen Pflichten und Rechten verbunden. Die Leute vom Hof benutzten
eher den Begriff Dominium', die vom Dorf sprachen eher vom 'Hof' (Howeleute).
Der landwirtschaftliche Besitz von Grambschütz
(mit Salesche), Kaulwitz und Reichen, 60 km süd-östlich von Breslau,
umfasste knapp 3000 ha (davon 700 ha Wald in Grambschütz, 100 in Kaulwitz).
Die zentrale Güterverwaltung war in Grambschütz. Salesche, grenzte
im Osten, Reichen im Norden direkt an Grambschütz. Die Kaulwitzer Flur
begann ca.1,5 km nördlich von Reichen.
Nebenbetriebe: in Grambschütz 1 Brennerei,
1 Kartoffelflockenfabrik, 1 Maistrocknungsanlage, in Kaulwitz 1 Brennerei.
Spannend wäre zu wissen, wo nach der Ortsgründung
der erste Gutsbetrieb angelegt wurde, ob nördlich oder südlich des
damaligen, wohl befestigten Herrensitzes. Polnische Experten vermuten nämlich
die erste Anlage südlich des Schlosses/Parks, denn dort (im Bereich des
abgerissenen Kuhstalls, das zweite Gebäude rechts am Weg nach Eleonorenhof),
steht ein nicht kleines Gebäude mit auffallend guten Proportionen, geschätzt
für etwa 1740. Es verfällt sichtlich und wird nicht mehr lange zu
sehen sein. Bekannt ist darüber leider gar nichts. Die Idee dieser Experten
wäre nicht abwegig, denn der Gutshof nördlich des Schlosses stammt
im Gesammten erst aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts.
Nach dem 1 WK war auch Grambschütz,
wie viele landwirtschaftliche Betriebe damals, in den Strudel der Inflation,
in Umstellungskrisen und in die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise geraten.
Der Besitzer Johannes-Edgar Graf Henckel von Donnersmarck war 1911 viel zu
früh und unerwartet im Alter von 50 Jahren gestorben, sein Nachfolger,
unser Vater, war damals erst neun. Die verantwortlichen Direktoren waren wohl
auch nicht immer auf der Höhe ihrer Zeit. Und ob sie immer den Nutzen
des Betriebes im Auge und wie in Grambschütz, eigentlich keinen Chef über
sich hatten?
Rechtliches
1874 wurden im Zuge der preußischen Neuordnung
der Amtsbezirke, die Landgemeinden und die Gutsbezirke von Grambschütz
und Reichen zusammengelegt. Mindestens für die ersten 12 Jahre hatte der
Baron von Ohlen-Adlerskron auf Reichen, den Vorsitz.
Im Jahr 1889 hat der Großvater ein
Familienfideikommiss (keine Teilung, ein Erbe) für Grambschütz und
Salesche begründet, Kaulwitz und später Reichen (1910 gekauft) blieben
Allod (privat). Die Weimarer Verfassung bestimmte 1919 dann die Auflösung
der Fideikommisse. Dies hat sich aber in Einzelfällen bis nach die 2 WK
hingezogen. Im Zuge dieser Auflösungsentwicklung wurde mir im Jahr 1939
Reichen übereignet.
Wohnte eine Familie auf dem Gut, musste
immer eines von den Kindern/Geschwistern auf dem Hof bleiben, falls ein anderes
wegging. Die Geschwister machten das unter sich aus. Z.B. ist der eine Sohn
des damaligen Grambschützer Schmiedemeisters August Hanfler, der Vorgänger
von Bruno Floryszak weggegangen, hat studiert und wurde Schiffsbauingenieur.
Grund und Dauer dieser Regelung ist unbekannt.
Geschäftsanteile - betriebsbedingt
Dünger Einkaufsgesellschaft e.G.m.b.H.
Berlin, Elektrizitätsgenossenschaft Grambschütz; Kartoffelflockenzentrale
Berlin; Kartoffelverarbeitungsgenossenschaft Namslau; Klee und Grassamenbau
Genossenschaft Breslau; Molkereigenossenschaft Namslau; Molkereigenossenschaft
Strehlitz, Große Mühle Oels (lt. dem letzten Landrat Dr. Heinrich,
wurde alles Getreide aus dem Kreise Namslau dort vermahlen); Spar- und Darlehenskasse
Grambschütz; Viehverwertung Namslau; Zuckerfabrik Bernstadt G.m.b.H.
Kanzlei/Rentamt/Büro des Dominiums - Beamte
Etwa mit der Hochzeit der Eltern (1928) und dem
Umzug der Großmutter nach Kaulwitz, wurde das dortige Rentamt, damals
die Hauptverwaltung, mit Herrn Alfons Lampa, nach Grambschütz verlegt.
Die Kanzlei kam zuerst ins Tiefparterre des Schlosses,
unter dem Herrenzimmer. Innen links ging es in Vaters Privatbüro. Hinter
seinem Schreibtisch ein Schrank, darauf unter einem Glassturz eine prächtige
Schneeeule. Ich kann mich noch gut an diesen, damals riesigen Vogel erinnern.
Im großen Vorderraum war der Arbeitsplatz von Fräulein Martha Hermann,
1901-1997, von uns Kindern heiß geliebt und Dada genannt. Bis 1945 war
sie die Privat- und Rentamtssekretärin meines Vaters und die Vertraute
meiner Mutter. Mit der Hochzeit meiner Eltern 1928, war sie von München
nach Grambschütz gekommen. Mit dem Treck am 19.1.1945 ist sie wieder gegangen.
Außer ihr arbeiteten dort auch die beiden
Schwestern Agnes und Grete Lampa, ihr Bruder war der Rentmeister. Später,
wohl während des Krieges, Übersiedlung in das große Arbeiterhaus
am Hof (Parterre, der östliche Eingang). Hier hatte zuerst nur der Grambschützer
Vogt (Vorarbeiter) sein Büro. Seit 1896 Herr Hugo Halusa, ab 1923 war
er Oberinspektor für alle Betriebe. Mit Ende der Flucht nach Bayern, kümmerte
er sich um die Pferde des Dominiums, die dort bei Bauern in Erding und Umgebung
untergebracht waren.
Eine etwas andere Lesart: Halusa war erst Kutscher
für das Schloss. Unser Vater hat dann einen roten Ford gekauft (1929?),
der Kutscher war überflüssig, kam in die Kanzlei und wurde Chef.
Der Rentmeister, Herr Alfons Lampa, *1900, war seit 1918/19 auf seinem Posten
in Kaulwitz. Sein Vater Wilhelm war plötzlich gestorben. Mittlere Reife
hatte Alfons wohl schon. Er wollte Abitur machen und studieren. Hat sich aber
dann eingearbeitet und wurde ein exzellenter und hochgeachteter Rentmeister.
Die Lampas, wohnten, über die Waldschule hinaus, am Südostrand des
Dorfes (in ihrem Haus war früher eine Gastwirtschaft). Dort begann die
Kastanienallee, früher Salz-, auch Römerstraße genannt, die
nach Salesche (und weiter nach Noldau) führte.
Die Tochter Monika, mit der ich mindestens ein
Jahr bei ihrer Mutter, unserer Lehrerin, in der Dorfschule war (sie saß
direkt vor mir), hat mir 2003 aus dem mütterlichen Nachlass den alten
Dienstvertrag ihres Großvaters Wilhelm von 1894 geschenkt. Das war großartig.
Von unserem Großvater handschriftlich verfasst, ist es das einzig erhaltene
Textdokument von ihm.
Eines Tages band ich den Zopf von Monika an meiner
Schulbank fest, sie meldete sich, wurde aufgerufen, wollte aufstehen, wurde
aber vom Schwung nach hinten gerissen. Ich habe fürchterliche Prügel,
über die vorderste Bank gebeugt, mit einer vielstreifigen Lederpeitsche
bezogen (daneben gab es noch einen Rohrstock). Was die Frau Lehrer aber nicht
wusste, die Streifen der Peitsche verteilten sich höchst angenehm auf
meiner Lederhose, ich habe nichts gespürt, aber trotzdem heftig in Richtung
Klasse gebrüllt. So waren beide Seiten zufrieden.
Auszüge aus dem "Contract" von
1894:
ab 1.7.1894 wird Herr Lampa Rentmeister mit Wohnsitz
in Kaulwitz. Alle Kassengeschäfte der Güter Kaulwitz und Grambschütz
sind zu führen (auch das Rechnungswesen und evtl. Privatgeschäfte).
Als Rentmeister hat er alle Gelder für die verschiedenen Verwaltungen
einzukassieren und alle Zahlungen für dieselben zu leisten, namentlich
für die zwei Guts-, Forst- und Gartenverwaltungen; auch sind grundsätzlich
die Zahlungen für den Privathaushalt zu leisten und zu buchen. Er ist
den Wirtschaftsinspektoren gleichgestellt, darf aber nur die Geschäfte
der Ressortbeamten realisieren.
Abrechnungen und sonstigen Unterlagen sind auf
ihre Richtigkeit zu calculieren. Bei Rechenfehlern ist er berechtigt, die Mitbeamten
aufmerksam zu machen, jedoch nicht befugt, Monita' (Ermahnungen / Rügen)
zu erteilen, sondern hat dem Grafen Henckel Bericht zu erstatten, da sich dieser
die Erteilung von Zurechtweisungen allein vorbehält.
Als Renumeration empfängt Wilhelm Lampa
jährlich: 2800 Mark Gehalt, dazu 160 Mark Mancogeld (Vergütung für
sehr häufig mit dem Zählen von Geld Beschäftigten, z.B. Kassenangestellte,
zum Ausgleich eventueller selbstverschuldeter Verluste).
Als Privatwohnung wird ihm der erste Stock des
Rentamtes in Kaulwitz zugewiesen, frei ist ebenfalls das Feuerungsmaterial
und Petroleum (zur Beleuchtung).
Seine Deputate: monatlich: 3 Ctr. Kartoffeln,
2 Ctr. Roggen, 65 Pfd. Weizen, 35 Pfd. Gerste; jährlich 2 Ctr. Aepfel,
4 Schock Kraut (1 Schock = 60 Stck.); sonstiges Gemüse nach Bedarf vom
Kaulwitzer Gärtner; täglich 5 Liter gute Milch. Was er nicht in Natura
beziehen will, darf er zu Marktpreise liquidieren.
Erhöhungen: ab 1904 ein Mastschwein von
2,5-3 Ztr.; ab 1906 jhrl. +240 M; ab 1909 in Anbetracht der Familiensorgen
resp. der Zunahme (wohl der Kinderzahl) eine neue Zulage von 300 Mark jährlich.
Der Rentmeister hat zweimal in der Woche einen
Geschäftstag in Grambschütz abzuhalten, mit diesen Fahrten auch in
der Regel die Erledigung der Geschäfte in Namslau zu verbinden (über
Namslau ca. 15, direkt etwa 10 km) wo er auch für die anderen Beamten
das für die Auszahlungen nötige Kleingeld und die Versicherungsmarken
zu besorgen hat. Kündigung vierteljährlich für beide Teile.
Dr. Franz Grothe
*1893 in Schleusenau, Kr. Bromberg/Posen, + in
Bayern 1962, Dr. phil. oo Irmgard geb. Loida, * Altona 1909. Seine Eltern lebten
in Cottbus, ihre in Hamburg-Großflottbeck. Seine Wirtschafterin, eine
Frau Reinicke, eine schon ältere Dame, brachte er nach Grambschütz
mit. Ihre Nachfolgerin, Frau Helene Sroka geb. Pocha aus Altgrambschütz,
erzählte: ich war fast drei Jahre bei Dr. Grothe, ich war sehr zufrieden.
Ich bekam einen Zuschlag von 45,00 RM/mtl. Die Pünktlichkeit war bei ihm
die Nr.1. Das fing schon mit dem Frühstück an, da er nachher gleich
aufs Feld geritten ist (sein Pferd, ein Rappe, hieß Gritta) oder gerne
mit der Spinne' fortfuhr (leichter Einachser mit Doppeldeichsel, für
ein Pferd).
Von 1.3.32-19.1.45 leitete er, mit Generalvollmacht,
die Betriebe als Güterdirektor. Seine Leistungen vor Ort und sein entschlossener
persönlicher Einsatz auf dem dreimonatigen Treck 1945 sind unübertroffen
und noch heute unvergessen, sie verdienen größten Respekt und Dankbarkeit.
Er war zweifellos streng, ein Anhänger der
neuen Zeit, aber kein Fanatiker oder gar Anschwärzer. Wie mir sein Sohn
Christian erzählte, wir nannten ihn Krischan (eine gängige Koseform),
war Grambschütz natürlich nicht seine Heimat, sondern eben seine
Arbeitsstelle. Neben dem Gehalt (?) betrug sein Deputat jährlich: 6 Ztr.
Weizen, 6 Ztr. Roggen, 4 Ztr. Hühnerfutter, 720 l Milch, ein 3 Zentner-Schwein,
Brennmaterial nach Bedarf, freie Wohnung und Licht.
Alfred Henrichs (S. 46f.) schreibt über
ihn:
"Einige wenige Kilometer süd-westlich
von Hausdorf lag das Gut Kauder (beide Gf Friedrich v. Schweinitz), ehedem
mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von etwa 400 ha. Es lag schon
mehr in den Bergen, wurde aber von seinem Inspektor, einem Diplomlandwirt zwar
sehr selbstherrlich, aber doch auch sehr gut bewirtschaftet. Da auch der Graf
wußte, was er wollte, entsprach das Verhältnis der beiden mehr einer
Art bewaffneter Neutralität. Man achtete sich, kam sich aber möglichst
nicht zu nahe. Später war ich wesentlich daran beteiligt, den betreffenden
Herrn als Güterdirektor zum Grafen Henckel nach Grambschütz zu vermitteln."
Grambschütz stand in den berüchtigten
Jahren nach dem 1 WK, wie viele andere Betriebe, auf sehr wackeligen Füßen,
blieb aber dank seiner noch vorhandenen Substanz erhalten und musste nicht
verkauft und/oder aufgesiedelt werden. Als maßgebliche Hypothekenbank
bestimmte die 'Generallandschaft' in Breslau Herrn Dr. Grothe, damals 39 Jahre
alt, der nicht nur fachlich inzwischen einen herausragend guten Ruf hatte,
zum neuen Direktor und Generalbevollmächtigten.
Dr. Grothe hatte sein Büro bei sich zu Hause,
im sog. Beamtenhaus'.
Helmut Gsuk, *~1926, den ich einmal auf seinem
Hof im Raum Altötting besuchte erzählte: der Vorgänger von Dr.Grothe
wollte die gesamte Viehfütterung auf Sojaschrot umstellen und hatte bereits
entsprechend umfangreiche Verträge für den Sojakauf abgeschlossen.
Das berichtete 1931 unser Vater dem damaligen Amtsvorsteher des Dorfes, dem
Bauern Wilhelm Gsuk (sein Vater). Sie sprachen über aktuelle Probleme.
Unser Vater (1902-1973) meinte zu dieser Umstellung: 'Wenn ich alle Verträge
einlöse, muss ich alles verkaufen'. Es war ein/der Nachfolger vom Rudolf
Lokay, 1889 Oberinspektor, 1925 noch tätig und gleichzeitig für das
Dorf Amtsvorsteher. Er verbrachte seine Pension in Reichen, dort wohnten die
pensionierten Beamten, starb mit 72 Jahren (Grab Nr. 12). Wer/wie viele zwischen
ihm und Dr. Grothe Direktor waren, habe ich nicht herausbekommen.
Die wirtschaftliche Lage forderte rundum harte
Schnitte. Zu Beginn seiner Tätigkeit hat Dr.Grothe alle entlassen und
am nächsten Tag wieder zum halben Lohn eingestellt. Die Haltung von Privatkühen
wurde verboten, wegen des üblichen Diebstahls von Futtermitteln (was ja
geduldet wurde, schon weil es nicht zu kontrollieren war). Ziegen zu halten
blieb erlaubt.
Auch der Besitzer wurde nicht verschont. Der
private Pferdestall wurde aufgelöst, aber je ein Reitpferd durften die
Eltern behalten. Daneben verblieb im Stall nur noch ein Paar Kutschpferde,
die aber waren für den Betrieb reserviert; wollten die Herrschaften die
Kutsche benützen, musste vorher angefragt werden. Im Schlosspark, gut
5 ha, wurden Viehweiden eingerichtet. Auch die Aufwendungen für das Schloss
wurden gekürzt und streng geregelt. Herr Lorek, vorher bei der Schlossdienerschaft,
wurde Chef der Howepferde, die Zahl der vielen Hausmädchen wurde stark
gekürzt. Auch die Gärtnerei musste (vorläufig) stillgelegt werden.
Sie war wohl immer ein Hobby der Besitzer.
Etwa 1943 erhielt das Dominium das sog. Gaudiplom
"Für hervorragende Leistungen". Eine Auszeichnung für die
Gesamtleistung des Betriebes, also für Zuchtleistung, ökonomische
Leistung, soziale Leistung, wie Kindergarten, Einfamilienhäuser (z.B.
für den Schmied, den Brennmeister, den Schreiner). Die dazugehörige
Bronzeplakette wurde am Arbeiterhaus im Hof neben der Büroeingangstür
angebracht. Dieses Diplom wurde seit 1937 von der nationalsozialistischen Deutschen
Arbeitsfront (DAF) verliehen.
Natürlich war Dr. Grothe uk (UK) gestellt
(unabkömmlich, musste nicht einrücken), aber auch der Oberförster
(Weiß), der Werkstattchef (Rother), der Schmied (Floryszak), der Stellmacher
(Gogol), bis Herbst 1944 auch der/ein? Bulldogfahrer (Walz), der Schäfer
(Zajaczkowski) in Eleonorenhof.
Inspektorhaus/Kavalier(s)haus
Links neben der Schlosseinfahrt, mit schönem
schmiedeeisernem Gitter, stand das sog. Inspektorhaus/Kavalierhaus. Zur Einfahrt
hin, unter dem Dachvorsprung nach Norden, schmückt es ein buntes Henckel-Wappen.
Auf einer Ansichtskarte von 1903 heißt es "Rentamt", auf einer
anderen, auch vor dem 1 WK, "Gasthaus". Seit 1923 etwa wohnte dort
der Verwalter/Inspektor Robert Kopka.
Zu meiner Zeit das junge Ehepaar Engelbert Marcinek,
Inspektor seit 1937. Er musste 1943 gegen seinen Willen ausscheiden (warum?),
die Kreisleitung und der Reichsnährstand übten entsprechenden Druck
aus, obwohl die Betriebsleitung ganz auf seiner Seite stand. Marcinek war ein
leidenschaftlicher Jäger, der Schäfer von Eleonorenhof musste mit
ihm mitgehen. Dort sah man Hirsche (manchmal als Zugwild) und viele Rehe. Die
letzten zwei Jahre war Herr Storek der Inspektor. Ob er im Kavalierhaus wohnte?
Jedenfalls war seine Einsatz auf der Flucht/dem Treck sehr wichtig.
Nach dem Krieg wurde das Gebäude lange Jahre
von der polnischen Staatsforstverwaltung genutzt. Seit einigen Jahren steht
es leer, eine Restaurierung war nach Auskunft der Forstbehörde in Namslau
(2006) nicht finanzierbar. Ein neues Forsthaus aus Holz entstand inzwischen
gegenüber dem Lampahaus, im Südosten des Dorfes, am Beginn der Kastanienallee.
Kindergarten/Spielschule
Der war schon bald von Dr. Grothe für das
Dominium eingerichtet worden, damit die Frauen in Ruhe in die Arbeit gehen
konnten. Gestartet wurde im Parterre des kleineren Wohnhauses westlich des
Parks, unter der Wohnung der Familie Walczig (Walz). Danach wurde er ins Grothehaus
verlegt. Dann kam er endgültig in ein Haus bei den Werkstätten neben
der Schmiede, in dem der Schmiedemeister Bruno Floryszak gewohnt hatte (seine
Frau war die Sesa). Die waren dort ausgezogen und wohnten dann westlich in
einem der neu erbauten Arbeiterhäuser.
Bis zu 30/40 Kinder von 1 Jahr bis zur Volksschule
wurden hier betreut. Beginn 6 Uhr Früh, bis sie abends wieder abgeholt
wurden. Vor 1942 gab es drei, ab 1942 nur noch zwei betreuende Kräfte.
Die Hilferinnen wurden als Kindergärtnerinnen ausgebildet.
Anfangs leitete Ruth Mühlsteff geb. Sonnek
(*1913) den Kindergarten (ihr Vater war der Chef der Brennerei). Man sagte
aber nicht Kindergarten, sondern Spielschule. "Tante Hedl" (Hedwig
Dornemann aus Breslau) wurde in Grambschütz ihre Nachfolgerin. Zeitweise
gab es vier Betreuerinnen: Tante Hedl, Tante Cilli und zwei jüngere Rotkreuzmädchen,
gekleidet in Rothkreuzuniform (mausgraues, gestreiftes? Kleid, eine weiße
Schürze, mit Haube und der Rotkreuzbrosche um den Hals). Von einer der
ehemaligen Betreuerrinnen, sie stammten meist aus Noldau (warum?), habe ich
ein herrliches Gruppenfoto bekommen.
Als in Reichen die gleiche Einrichtung so weit
gediehen war, hier wurden auch Dorfkinder betreut, wurde Ruth Mühlsteff
dorthin versetzt.
In Kaulwitz war die Spielschule im "Eleonoren-Haus"
untergebracht. Es steht gleich rechts an Straße nach Namslau und ist
heute privat (bestens renoviert, freundliche Bewohner zeigten es mir). Über
dem Eingang folgende Aufschrift: ELEONORENS HAUS / Erbaut im Jahre des Herrn
1905 / Zum Andenken an / Eleonore Graefin Henckel von Donnersmarck / geb. Graefin
Frankenberg (+1898 in Landeck). Ihr Sohn, unser Großvater Edgar bestimmte
in seinem Testament von 1907: Für das in Kaulwitz erbaute Eleonoren-Haus
ist mein Sohn verpflichtet, so lange er Kaulwitz besitzt, die mit dem Vaterländischen
Frauenverein vereinbarten Leistungen weiter fortzusetzen (diese Frauenvereine
waren eine Art Vorläufer des Roten Kreuzes). Später kam der Kindergarten/Sozialstation,
betreut von Klosterschwestern, die 1942/43 weggegangen wurden. Auch in polnischer
Zeit lange als Sozial- und Entbindungsstation genutzt.
Noch ein Fund von 1903 aus dem Namslauer Kreisblatt,
1.12.: aus einer Feierstunde des Vaterländischen Frauen-Vereins: Das Programm
bietet Folgendes: Prolog, Gedichte von Gräfin Strachwitz-Kaulwitz. 8.12.:
Gründung auf Kreisebene, Aufgabe: Armen und Krankenpflege, Vorstand: neben
4 Herren, Gräfin Henckel von Donnersmarck-Grambschütz (Grab Nr.10).
Weitere Gebäude
Großes Arbeiterhaus (s.o., Kanzlei/Rentamt /Büro)
Es wurde 1804, so stand es im Türsturz,
mitten auf dem Hof erbaut. Der Mittelrisalit (Vorsprung des Mittelteils) erhielt
im Jahr 1930 einen Giebelaufbau. Ein paar Jahre später wurde dann unter
dem Giebel der "Christus Rex" (s.u., Schloss, Kinder- Elterngeschichten)
eingefügt. In den Kellerräumen gab es eine Wohnung, im Hochparterre
war das Rentamt und eine weitere Wohnung, über den ersten Stock ist mir
nichts bekannt. Gleich nach der Besetzung 1945 wurde das Arbeiterhaus angezündet
und später abgerissen (1956 stand es noch als Ruine).
Altes Posthaus, das Haus im Hof in dem der Halusa wohnte.
Vorher hatte auch der Lehrer Krause (Lampas Vater) schon darin gewohnt.
Daneben gab es auf dem Hofgelände natürlich
noch eine Reihe weiterer Wohn- bzw. Betriebsgebäude, wie Schmiede, Stellmacherei,
Kindergarten, verschiedene Ställe, Scheunen ...
Der Schüttboden im Westen des Hofs, ist der Brennerei
vorgelagert. Er ist unterkellert und hatte vier Schütt-/Lagerebenen, war
ausgestattet mit einem Gebläse und den entsprechenden Rohrleitungen, dazu
eine Petkus-Putzerei für 30 Ztr./Std. Hier wurde das eingebrachte Getreide
für den Verkauf bzw. die Aussaat vorbereitet.
Im Keller waren die beiden Brunnen für den
Hof. Der größere hatte einen Durchmesser von 5 m, der kleinere um
2 m. Über dem Türsturz (nicht mehr zu entdecken) und auf der Wetterfahne
auf dem Türmchen mit Uhr, findet sich das Datum 1827. Heute (2009) soll
dieses große, höchst ansehnliche Gebäude verkauft werden. Es
steht unter Denkmalschutz, aber wie es nutzen? Nur nebenbei: auch aus Greboszow
ziehen die Jungen weg, es gibt keine Arbeit, kaum Dorfleben. Die Einwohnerzahl
ist unter 200 gesunken, weniger als 1/3 der alten Zeit, aber eine ganz normale
Entwicklung.
Der Ochsenstall, vorher Kuhstall
Er stand nördlich des Hofteiches (Howelusche),
gleich östlich des Arbeiterhauses. Dort waren in einem Winter während
des Krieges die Elefanten des Zirkus Belly untergebracht. Opa Moy rupfte ihnen
Schwanzhaare aus, was ich unglaublich mutig fand und drehte sie zu einem Armreif.
Ruth Weise: auch Pferde und Löwen waren auf dem Gutshof und auch bei den
Großbauern in Scheunen untergebracht. Es herrschte wieder ein reges Leben
in unserem Ort. Bunte Zirkuswagen schmückten den Gutshof, aber das bittere
Ende von Grambschütz rückte immer näher.
Heute ein Wohnhaus, zur Straße hin ein kleines Geschäft.
Glocke zum Zusammenläuten
Unter dem Westgiebel des Ochsenstalls, hing eine
Glocke mit einem kleinen Schutzdach darüber. In dem großen Arbeiterhaus
daneben wohnten ja sehr viele Leute. Geläutet wurde früh und mittags.
Im Sommer ging's um 6 Uhr los (auch schon um 5 Uhr), von 11.00-13.00 Uhr war
Mittagspause. Vor 1945 war die Sommerzeit 2 Stunden voraus.
Gleich südlich des Arbeiterhauses, am Parkrand,
ließ Dr.Grothe die Büsche zurückschneiden und Bänke zum
Ausruhen aufstellen. Die Personen, die zu weit weg waren, z.B. die auf den
Lankauer oder Altstädter Wiesen Heu machten, haben ihr Essen und das Futter
für die Pferde mitgenommen.
Das Dörrhaus
Ein altes Haus, gebaut in Ziegel-Fachwerk mit
überkragendem Dach, westlich der Schweizerei, die Wortbedeutung ist unbekannt.
Im Dörrhaus wohnte u.A. eine Dominiumstochter
(*ca. 1920), genannt die "Hindenburgdame". Sie hatte ein uneheliches
Kind bekommen und stellte bei der Regierung einen Antrag auf Unterhalt, zu
Zeiten als Hindenburg noch Reichspräsident war. Darauf bekam sie diesen
Spitznamen.
Wohnhäuser westlich des Parks
Rechts des Wegs von der Brennerei nach Süden
(am Park entlang) standen zwei große Häuser, das erste mit 8 Wohnungen,
dann nächste mit 4 Wohnungen, dazwischen stand das Backhaus (s.u. Zigeunerlochmord).
Links im Parterre von letzterem Haus hatte der neue Kindergarten seine erste
Bleibe. Dann kamen weiter südlich zwei kleinere Häuser (mit großen
Gärten), Mitte/Ende der 30er erbaut im Rahmen des Siedlungsprogramms für
Landarbeiter (Verminderung der Landflucht, Bindung der Arbeiter an den ländlichen
Raum). In Grambschütz waren es vier, auch in Reichen nördlich des
Hofs an der Straße zu finden, in Kaulwitz südlich des Betriebs.
In den Giebeln war im Putz ein GH mit Blätterkrone eingraviert. In einigen
Fällen noch erhalten (2009).
Für die Bewohner der neuen Häuser war
die Strecke durch den Park zum Dorf, zur Kirche und Schule kürzer, als
über den Hof. Ruth, eines Tages wieder auf "Abwegen" begegnete
im Park unserer Mutter, zusammen mit Oberförster Weiß samt Jagdhund.
So schnell sei sie noch nie verschwunden, erzählte sie.
In Grambschütz bekamen die Arbeiterwohnungen
für ihre Fenster von der Gutsgärtnerei grüne Blumenkästen,
bepflanzt mit Geranien und Pelagonien.
Wohnhaus neben der Waldschule
In diesem Wohnhaus, westlich der Waldschule,
herrschte ein starker Wechsel. Die älteren Bewohner kamen ins Dorf, damit
man sich besser um sie kümmern konnte. Die Jüngeren mussten nach
draußen.
Gasthaus Ulitzka/Mücke s.o. (Zum Blauen Löwen)
Lage: unten links, kurz vorbei der Chaussee,
gehörte mit dem Wohnhaus (s.u.) dem Dominium. Der Biergarten mit großen
alten Kastanien, sehr beliebt, hieß "Löwengarten". Frau
Christel Markiewicz, *1918: einmal im Jahr, nach der Fasanenjagd, wurde für
die leitenden Angestellten bzw. Beamten im Blauen Löwen, vom Schloss aus
ein Fasanenessen angerichtet. Das war immer eine gute Sache. Natürlich
der Herr Graf, aber auch die Frau Gräfin erschienen dort.
Wohnhaus an der Dorfstraße, auch kleines Dominiumhaus
genannt
Dieses Haus mit der Nr.2, nördlich des Gasthauses,
war das letzte vor der Chaussee/ Reichsstraße. Ein Haus mit Garten, von
dem jede Familie ein Stück nutzte, bewohnt zeitweise von ca. sechs Familien
(z.B. Nawrot, Schiebiella, Nowak, Gogol). Von dem Deputat, das die Bewohner
bekamen, hielten sie sich Kleinvieh und auch ein Schwein, welches dann im Winter
geschlachtet wurde.
Eine andere Auskunft, wohl zeitlich später
einzuordnen, lautet: auf demselben Grundstück wie das Gasthaus, stand
daneben ein größeres (?) Haus, es wohnten hier pensionierte Frauen
vom Gut. Weiter gab es Keller und Lagerräume, aber alles stand leer.
Die Aufschrift "Zum Blauen Löwen"
an dem Gebäude auf der Chausseeseite, ist heute nicht mehr zu entziffern
(unsere Familie führt im Wappen einen aufsteigenden halben blauen Löwen).
Der Name stammt wohl noch aus der Zeit des Großvaters.
Das Gasthaus, das Wohnhaus, weitere Gebäude,
alles verschwunden. Eine genaue Feststellung welche Gebäude dort wo standen,
war nicht möglich.
Kuhstall/Schweizerei südlich des Parks (beide Bezeichnungen
waren üblich)
Für den Kuhstall hat sich Herr Paul Gogol,
der Grambschützer Stellmacher, nach Feierabend und Samstag/Sonntag geopfert.
Über jeder Kuh hing eine Tafel mit ihren Daten (Abstammung, Geburtsdatum,
Milchleistung). Diese Tafeln mussten natürlich stets ergänzt und
erneuert werden.
Neben der Schweizerei stand ein Bau für
jüngere Pferde.
Als Futter wurde dort Silo gemacht, hinter der
Schweizerei war Edelmist angesetzt.
1978 standen noch die Außenmauern des Kuhstalls,
inzwischen ist alles verschwunden. Ich überlegte damals, ob man mit den
im Schutt liegenden Säulen etwas anfangen könne? Am südlichen,
in seiner Nacktheit hochaufragenden Giebel, war eine schmale Marmortafel eingelassen.
Untereinander stand dort: "Nach Blitz / und Brand / erneuert von / J.
Edgar / Graf Henckel / von / Donnersmarck / A D 1906". Darunter, in einer
rund-gerandeten Vertiefung, unter einer neunzackigen Krone: "L.H.v.D.1863"
(Lazarus, 1817-1887).
Es stehen/standen dort noch eine Reihe weiterer
Gebäude. Vielleicht auch das älteste Haus des Dorfes (an der Straße
nach Pechhütte/Eleonorenhof, leider zerfällt es immer mehr). Polnische
Spezialisten vermuten hier, also südlich des Parks, den ursprünglichen
Gutshof (s.o.).
Etwa Mitte der 1930er Jahre wurde die Schweizerei
modernisiert. Mit einem Hebel konnten alle Kühe auf einmal frei gelassen
werden. Alle Kühe hatten Tafeln, auf denen ihr Name vermerkt war. Vor
dem Umbau wurden die Kühe von Arbeiterinnen gemolken.
Maschinen
Alfred Henrichs, S.27, über die Entwicklung
der Landwirtschaft nach dem 1 WK: "bald nach Kriegsende eine langsam anlaufende
Motorisierung der Feldwirtschaft. Der Dampfpflug übernimmt das Tiefpflügen,
die Ochsen müssen in kurzer Zeit dem eisenbereiften Schlepper weichen,
den wir damals noch Motorpflug nannten."
Ab 1926 gibt es die Lanzbulldogs (auch Grambschütz?).
Anfangs hatten die Trecker noch Eisenräder, dann kamen die Gummireifen.
Christian Grothe: um 1932 waren unsere Pferde und Ochsen sehr sehr abgeschunden.
Im Krieg liefen die anderen Trecker als Holzvergaser. Den Lanz konnte man nicht
umrüsten, er war ein 2-Takter und hatte zu wenig Druck.
Eine Dreschmaschine kam um 1930, kurz vor Dr.
Grothe. Bei den Feldscheunen musste mit Kohle = Dampfmaschine, gedroschen werden,
weil es ja dort keinen Strom gab. Später dann wurden die Dreschmaschinen
auch mit den Bulldogs angetrieben.
Dampfpflüge hatten wir keine eigenen. Von der Zuckerrübenfabrik
in Bernstadt wurden die Lokomobilen und Pflüge an die großen Betriebe
ausgeliehen. Die Pflüge wurden im Lohnverfahren den Rübenanbauern
zur Verfügung gestellt, incl. 3 Mann Besatzung. Der Betrieb hatte 2 Gespanne
(Pferde mit Kutscher) zu stellen, eines zum Wasser- und eines zum Kohlefahren.
Bernstadt lag liegt zwischen Namslau und Oels,
wohin alle Zuckerrübenpoduzenten aus dem Kreise Namslau ihre Ernte hingeschickt
haben.
Es gab ein Gerücht von Mutti/Dada, dass
anlässlich der DLG (Landwirtschaftsausstellung) 1928 in Leipzig, von einem
Besucher aus Schlesien, aus lauter Begeisterung für diese neuen Dampfpflüge,
gleich mehrere bestellt wurden (wohl rückgängig gemacht).
Schlosserei/ Werkstatt (beide Bezeichnungen wurden benutzt)
Die Leitung hatte Herr Paul Rother, er war gelernter
Landmaschinenmechaniker und zuständig für alle vier Betriebe (Lanz-Bulldogs,
alle Maschinen u.Ä.). Die Werkstatt lag neben der Brennerei. Drei kleinere
Werkstätten gab es in Salesche/Waldbruch, Reichen und in Kaulwitz. Diese
waren später besetzt mit mehr oder weniger Älteren, die Jungen mussten
in den Krieg. Ob Paul Rother auch für die Brennerei gearbeitet hat, vermutlich
schon.
Im Winter, d.h. wenn für die Bulldogfahrer
weniger oder nichts zu tun war, halfen sie in den Werkstätten mit und
wurden dahin gehend ausgebildet, dass sie kleinere Reparaturen selbständig
ausführen konnten. Bei großen besonderen Fällen ging's nach
Namslau, in die Raiffeisenwerkstatt.
Brennerei/Flockenfabrik - Maistrocknungsanlage
Für große landwirtschaftliche Betriebe
war eine Kartoffelbrennerei ein wichtiges Zubrot. Die anfallende Schlempe wurde
an das Vieh verfüttert, auch vom Dorf gern abgenommen. Die Spiritus-/Alkoholherstellung
(Grambschütz 1.182, Kaulwitz 839 hl) unterlag einer sehr strengen Kontrolle
durch die Zollbehörde. Aber Eingeweihte haben wohl immer abzapfen können.
Unser Vater erzählte mir einmal, er habe in dem Wassergraben neben der
Brennerei eine gluckernde Nase zwischen dem grünen Entenschnatter, (Entengrütze,
kleine Wasserlinse) entdeckt. Das ganze war dann ein Mensch aus der Brennerei,
mehr als sturzbesoffen. Er wäre sicher ertrunken, so der Vater.
Herr Mühlsteff, er war der Chef (sein Vater
war in Kaulwitz Brennereiverwalter gewesen), ging schon bald in Pension nach
Reichen, Herr Georg Sonnek wurde sein Nachfolger. Die Anlagen der Brennerei
waren auch für die Licht- und Wasserversorgung des ganzen Hofes zuständig.
Nach Beginn der 30ger Jahre wurden (endlich) Wasserleitungen verlegt und nach
und nach auch auf den Vorwerken die entsprechenden Anschlüsse geschaffen.
In der Flockenfabrik/Flockerei, an die Brennerei
angeschlossen und mit demselben Kessel betrieben, wurden Kartoffeln geschnitzelt
und getrocknet. Auch die Bauern lieferten einen Teil ihrer Ernte dort hin.
Kartoffelflocken wurden gerne als Viehfutter für Schweine und Pferde (eine
gute Beimischung zum Hafer) verwendet. War die Nachfrage bzw. der Markt gut,
verkaufte das Dominium die Flocken. Sie wurden dann in riesigen Säcken
zur Bahn gebracht. Lief es nicht so gut, mussten die Bauen ihre Kartoffeln,
jetzt in Flockenform, wieder zurücknehmen, was sie aber gern taten, eben
wegen des guten Beifutters.
Etwa 1932 wurde eine neue Flockenfabrik gebaut,
bzw. die Kapazität der alten erweitert. Ein großer Kessel von ca.
60 Tonnen war dazu nötig. 10 Paar Pferde zogen auf einer Spezialauflage
den Kessel vom Bahnhof zur Brennerei (gut 1,5 km). Ein Rad brach, Steinköpfe
wurden eingedrückt, Teile der gepflasterten Dorfstraße waren ruiniert
und mussten erneuert werden.
Die Maistrocknungsanlage hing auch an der Brennerei.
Näheres ist nicht bekannt. Im Übrigen: nach Kriegsende wurde die
Brennerei polnischerseits weiter betrieben. Aber schon lange ist die ganze
Anlage stillgelegt und verfällt sichtlich.
Namslauer Kreisblatt, 12.1.1904: Landwirtschaftlicher Verein, Versammlung in
Grimm's Hotel :
Hierauf folgte ein Vortrag des Vertreters der
Bernburger Maschinenfabrik Herrn Walter über: "Kartoffeltrocknung".
Er führte aus, daß, veranlasst durch ertragsreiche Kartoffelernten,
der Wunsch rege geworden sei, Apparate zu erfinden, welche die Kartoffeln so
weit trocknen, daß dieselben längere Zeit aufbewahrt werden können,
ohne an Wert als Futter- und Handelsartikel zu verlieren.
Der Firma Knauer-Bernburg a. S. sei es gelungen, einen derartigen Apparat herzustellen.
Die Kartoffeln werden geschnitten wie Rübenschnitzel und in den Behältern
durch direkte Anwendung der Feuergase getrocknet. Die Herstellungskosten belaufen
sich im Großbetriebe, bei einer Trocknung von etwa 1000 Ztr. Rohware
täglich auf 16,64 Pf. pro Ztr. Vorausgesetzt sei allerdings, daß
die Anlage an ein anderes industrielles Werk, wie: Zuckerfabrik, Molkerei,
Brauerei, angebaut werde, sonst stellten sich die Bauten zu kostspielig und
die Anlage wäre nicht rentabel.
Die getrocknete Kartoffel könne zur Hefe- oder Spiritusfabrikation, die
beste Verwertung sei die als Futter, als Mastfutter und Pferdefutter, Preis
pro Ztr. 6,20 M.
Hof - Verschiedenes
Herr Hans Pocha hat als Kutscher (er wohnte über
dem Büro im Arbeiterhaus), die Kinder zum Bahnhof (z.B. für die höhere
Schule in Namslau) gefahren.
Ruth Holzmann: mein Bruder Hubert berichtete
mir, dass er zusammen mit dem Martin Flak, mit seinem Vater Felix Walz auf
dem Trecker nach Tschentschochau mitfahren durfte zum Körbe holen. Sie
wurden zum Kartoffelklauben gebraucht, aber auch für Gemüsesorten.
So sind sie auch öfters nach Oels mitgefahren zum Stroh holen; auf den
Trecker selbst durften sie aber erst, wenn sie außer Sichtweite waren
(im Adressbuch von 1940 steht dreimal Flak: Auszügler, Bauer, Straßenwärter.
Und alle drei heißen Wilhelm !).
Wenn es dringend war, arbeiteten die Bulldogfahrer
auch nachts mit Licht.
Die Familie Walz hielt sich vier Schweine, Enten,
Gänse, Puten, Hühner, Kaninchen. Im Krieg war diese Zahl auf die
Zahl der Personen im Haushalt beschränkt. War Viehzählung und war
mehr Vieh/-Kleinvieh als Personen im Haushalt vorhanden, musste abgeliefert
werden, z.B. Eier. "Wir haben im-mer drauf geachtet, dass es nicht zu
viel war."
War die Ernte eingebracht, gab es im Schlossgarten
(wohl auf der Nordseite des Hauses) ein Erntedankfest mit Wurstsemmeln, Bier
und Musik. Auf dem Rasen wurde getanzt, die Weiblichkeit riss sich um Graf
Alfred (Vaters jüngerer Bruder (*1911, gef.1941), er war sehr nett und
konnte gut tanzen.
Näheres, z.B. über die Schmiede, die
Stellmacherei, über Ställe und weiteren Gebäude u.ä. ist
mir nicht bekannt.
Eine Reese (Ruth Holzmann) ist eine Messhilfe:
zwei mit 90 Grad gewinkelte Holzstäbe mit Spitzen (Abstand von Spitze
zu Spitze wohl 1 m), um die zu bearbeitende Flächen für die Arbeiter
festzulegen,
z. B. beim Zuckerrübenhacken, beim Flachsraufen. Wurde vom Vogt (Vorarbeiter)
ausgeführt.
Sonstige betriebliche Einrichtungen aus älterer Zeit
Die hiesige Brau- und Brennerei verbunden mit Kretschamgerechtigkeit
(ohne Concurrenz eines zweiten Ausschanks im Orte), an der Oels-Kreuzburger-Chaussee
gelegen, wozu ca. 60 Morgen Acker gehören; wird vom 1. October 1859 verpachtet
(Namslauer Kreisblatt, 1859, S. 74 u. 88)
Der Brauereibesitzer Gottfried Folta ist 1860 zum Schulvorsteher
für die evangelische Schule ernannt worden (NKBl, Nr. 252, S. 202).
Brauerei Julius Scupin von 1865-1878 (aus Internet), (NKBl. 1874, 5.11.
// 1875, 5.3.).
Rittergutsbrauerei Lazarus Graf Henckel von Donnersmarck von 1890-1900
(Internet).
1890 (NKBl. S.178): Siebenhaar ist "Brauereipächter". (+ Jagdschein)
1890 (NKBl, S.380): am 10.8. großes Konzert im Blauen Löwen beim
Wirt Siebenhaar.
1873
1874
1886 1891
Grambschütz: Brennerei Brennerei, Dampfmühle
Brennerei Brennerei, Dampfmühle,
Kaulwitz: Brennerei
Brennerei, Dampfmühle ,
Brauerei.
2
Wassermühlen.
(entnommen dem "Adreßbuch der Grundbesitzer" von 1873, ab 1894?
weiter geführt als "Schlesisches Güter-Adreßbuch",
soweit 2004 in der Unibibliothek Breslau vorhanden).
Mindestens um/ab 1856 gab es in Kaulwitz eine Ziegelei. 1902 für Grambschütz
und Kaulwitz: je eine Brennerei.
Feldscheune
Die Grambschützer Feldscheune stand folgend
dem Weg vorbei an der Brennerei, ca. ½ km westlich vom Hof. Nach der
Ernte wurde das Getreide in den Vorwerken und Feldscheunen gedroschen und dann
in den zentralen Schüttboden zur Reinigung und Trocknung gebracht. Heutzutage
mit Mähdreschern und anderem modernen Gerät, sind solche Umwege nicht
mehr nötig; d.h. Feldscheunen und auch die Vorwerke wären in ihrer
damaligen Zweckbestimmung sicher nicht mehr denkbar.
Ernte/Früchte
Auf den Feldern, es gab Schläge von 100
ha und mehr, wurde Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Kartoffeln, Raps, Futter-
und Zuckerrüben angebaut. Die Kartoffel, auch die von den Bauern, wurden
seit Anfang der 40ern von Feld aus direkt an die neu gebaute Kartoffelflockenfabrik
in Namslau angeliefert. Der große Vorteil für die Lieferanten: die
Kartoffeln brauchten vor der Lieferung nicht sortiert zu werden. Getrennt wurde
erst in Namslau, die kleinen wurden zu Stärkemehl verarbeitet, die großen
in Scheiben getrocknet. Die Kartoffelfabrik war von der Raiffeisen-Genossenschaft
gebaut worden. "Georg Henckel wurde für die Bauleitung beurlaubt"
(unser Vater, vor Warschau schwer verwundet, war nicht mehr fronteinsatzfähig).
Diese getrockneten Kartoffelscheiben gingen hauptsächlich an die Front.
Soldaten aus Grambschütz schrieben: Jetzt haben wir Kartoffeln aus
Grambschütz gegessen'.
Die Zuckerüben wurden mit Bulldogs in die
Zuckerrübenfabrik nach Bernstadt transportiert.
Auch Flachs wurde angebaut. Einmal gab es zwei
große Felder, rechts und links hinter der Brennerei bis zur Feldscheune.
Höhe 60-80 cm; geerntet wurde per Hand: ein Büschel oben und unten
packen und dann ausreißen, es ging leicht wegen der feinen Wurzeln. Geliefert
wurde nach Konstant an die dortige Flachsmühle. Dort wurden die Samen
abgezogen (getrocknet ein gutes Abführmittel), der Flachs gekämmt
und das Flachsstroh/Fasern zur Weiterverarbeitung für Fäden u.a.
weitergegeben, auch an Tuchwebereien in Schlesien. Die Samen wurden in Bernstadt
(neben der Zuckerrübenfabrik gab es dort eine Ölmühle) weiterverarbeitet.
Ein Teil des Öls kam nach Grambschütz zurück.
Nach jeder Ernte, je nach Jahreszeit, wurde ein
zusätzliches Deputat für die Arbeiter gerechnet; so wurden die Barlöhne
niedrig gehalten. Z.B. gab es Wolle nach der Schafschur, nach der Flachsernte
Leinen, so dass man selber nähen konnte oder erhielt gleich fertige Bettwäsche;
auch Rapsöl, Hafer und Gerste für Futter. Roggen- und Weizendeputate
wurden zum Mahlen in die Mühle nach Noldau gefahren. Im Übrigen wurden
die Deputate zum Halten von Schweinen und Kleinvieh verwendet.
Frau Markiewicz, Kanada: Ich erinnere mich
noch an den Flachsanbau. Im Jahr 1940 kaufte meine Mutter viele Leinenhandtücher
und Geschirrtücher auf die ich mein Monogram stickte. Ein paar haben bis
heute noch überlebt, eines gab ich meiner Enkeltochter. Wir haben sie
hier nicht zum Abtrocknen der Hände benutzt, sondern wir trocknen das
Gemüse, das ich einfroren habe auf diesen Leinenhandtüchern. Sie
eignen sich gut dafür.'
1943 und 1944 wurde auf großen Flächen
Kraut und Kohlrüben angebaut, alle mussten bei der Ernte mitschneiden,
auch die Frau Gräfin. Zahlreiche Waggons gingen ins Ruhrgebiet.
Im Herbst 1944 wurden nur wenige Felder mit Getreide
bestellt. Wie immer aber waren von der Ernte her auf den Feldern Körner
übrig geblieben, die dann im Frühjahr 1945 austrieben, so dass im
Sommer Ähren/Körner zum Schroten geerntet werden konnten. Eine große
Hilfe, denn zu dieser Zeit gab es überhaupt nichts mehr zu essen.
1932,
Futterrübe, 11 ½ Pf. Anna Maria, Theresia
Wiesen
Es gab in Grambschütz selbst fast keine
Wiesen, weil es kein Wasser gab (das Dominium hatte aber, meist außerhalb,
60 ha Wiesen und 23 ha Weiden. Die Bauern Flak und Filor besaßen kleine
Wiesen zwischen der Hübscherei und dem Weg nach Buchelsdorf (ein Dorf
nördlich von Reichen). Bei Altstadt (Namslau) besaß das Gut große
Wiesen von guter Qualität (dort läuft die Weide vorbei, aus der Richtung
Kaulwitz kommend und weiter in Richtung Oels). Auch der Bauer Gsuk war dort
mit vier Hektar Fläche vertreten.
Kleine Wiesen lagen südwestlich des Parks,
im Bereich des Kuhstalls. Der größere Teil davon nördlich des
Stadtwegs (Beginn am Dörrhaus) nach Namslau, bis zum Weg, der hoch zu
der Feldscheune führte. Hier befanden sich auch eine Tränke, bzw.
3 kleine Teiche. Der größere westlichste hieß Neuteich',
der kleinere davor war mit viel Entenschnatter bewachsen, dieser wurde gern
zu Futterzwecken abgeschöpft. Sie wurden vom "Jesor-Graben"
gespeist (evtl. eigene kleine Quellen). Damals waren die Gräben dort viel
tiefer, auch wegen der Regenableitung und Schneeschmelze. Den Graben, von der
Brennerei an den neuen Häusern vorbei in Richtung Süden in den Jesorgraben,
haben die Polen verrohrt/zugeschüttet.
Zwischen Steinersdorf und Bachwitz (östlich
von Grambschütz) hatte das Gut etwa 50 Morgen/ 12,5 ha Wiesen (die Prokots
6,7 M./1,7 ha). Mit dem Grasmäher wurde über die Kastanienallee an
den Lampas vorbei, dorthin gefahren. Die vollen Fuhren, gezogen von Ochsen,
gingen über die später geteerte Reichsstraße zurück (ein
großes Unternehmen). Die Wiesen von Bachwitz hießen auch Storchenwiesen,
sie waren nicht gut, nur für Störche hat's gereicht.
Im Westen des Dorfes, südlich von Lankau
kam das Heu von den sog. Lankauer Wiesen. Sie begannen in der Nähe des
dortigen Wartehäuschens und verliefen östlich, etwa parallel zur
Bahnlinie Namslau-Carlsruhe.
Teiche
Wie oben gesagt, der Jeschor-Badeteich im Wald,
ist nur noch eine bessere Pfütze. Die Teiche bei den ehemaligen Vorwerken
Altgrambschütz und Friedenshof scheinen ausgetrocknet. Den eben unter
"Wiesen" genannten Neuteich gibt es auch nicht mehr. Der Teich im
Park ist am Vergehen. Für die beiden Teiche im Dorf gilt das Gleiche.
Warum dieses Austrocknen, es ist mir unbekannt.
Waldkreuz - Schaukel
Nach dem chinesischen Tempel (verschwunden) halb
rechts, die Lindenallee Richtung Altgramb-schütz, etwa ein Kilometer.
Hier hat die Mutti 1933 ein Waldkreuz errichten lassen. Der alte Korpus ist
unbekannt, heute ist's ein Futzi aus Blech. Nach dem Krieg war das Kreuz einmal
knallrot angestrichen. Der Pfarrer Tadeusz Rusnak (in Strehlitz von 1993-1999,
heute Pfarrer/Prälat in Schönburg/Zerniki Wr.), hatte es renovieren
lassen.
Zu diesem Waldkreuz sind wir Kinder oft spazieren
gegangen (worden). Vater wollte, dass wir frische Luft hatten. Neben dem Kreuz
war ein kleines Plateau, dort wurde eine Bank aufgestellt und eine gern benutzte
Schaukel. Sie war aber nur für die Grafenkinder' bestimmt. Wurde
anfangs natürlich auch von anderen benutzt, dann beschädigt und als
Folge mit einem Schloss versperrt. Heute wird auch noch dorthin spaziert, weggeworfene
Plastikflaschen lassen das vermuten.
Frau Christel Markiewcz: "Sie erwähnen
das Kreuz im Wald, das Kreuz wurde dort errichtet um Ihre Geburt zu ehren und
Gott für Ihre Geburt zu danken. Kann mich noch gut auf das Kreuz erinnern.
Unser Sonntagsspaziergang brachte uns oft dahin."
Meine Mutter schreibt am 26.10.1933 an ihre Mutter
nach Bayern: "An Allerheiligen kommt der Pater Bernard, der uns die Exerzitien
gehalten hat und weiht mir mein sehr hübsch gewordenes Kreuz an der Lindenallee
ein und am Neubau, den Hl. Leonhard, in Altgrambschütz." Allerheiligen
war 1933 am 1.11., da gab es mich noch nicht.
Alte Arende(a)
Eine altertümliche Bezeichnung für
eine landwirtschaftliche Pachtfläche, einen Pachtkontrakt, ein gemietetes
Objekt, auch der Ertrag daraus, das Pachtgut; der Begriff ist mehrdeutig.
Im Namslauer Kreisblatt ist 1860 auf Seite 210
zu lesen: Das auf hiesigem Arrende-Garten an der Chaussee stehende Haus soll
verkauft werden. Im Meßtischblatt (M.-Blatt, topographische Karte 1:25.000)
ist rechts, östlich, gleich neben dem Lampahaus "Alte Arende"
eingetragen, dazu ein "F", also Försterei. Im Nickel-Plan findet
sich "Alte Arenda", für ein Gebäude westlich des Lampa-Hauses,
fast am Südrand des Waldes (auf der Rückseite des Pilzbergs). Vielleicht
ist hier die sog. Lufthütte (s.u.) gemeint.
Federschleißen
Im Herbst nach Martini, wenn die Abende länger
und für die Frauen nicht mehr so viel Arbeit am Hof war, war 'Federschleißen'
angesagt. Nach dem Gänserupfen wurden die weichen Teile von den Kielen
abgezogen (auf Vorrat, auch für die Aussteuer). Die Nachbarn halfen sich
gegenseitig. Die Männer waren noch in der Arbeit, es gab dann Kaffee und
Kuchen und auch manchmal Wein, wenn einer eine Flasche hatte.
Kreuzottern
In der Ecke Schweizerei / Weg nach Altgrabschütz,
gab es gelben Sand (hügelig', keine Grube). Der heizte sich sehr
auf, dort gab es Kreuzottern; auch auf einer Wiese von der Schweizerei Richtung
Eleonorenhof, noch im "Spaziergang-Bereich", kamen welche vor. Heute
ist die oben genannte Ecke von schon höheren Bäumen bewachsen.
Das Schloss
Der Bau "stammt in seinem Fundamente noch
aus dem 16. Jahrhundert. 1781 wurde der heutige Bau auf den Grundmauern des
alten, durch Brand zerstörten Schlosses errichtet und durch einen Flügelanbau
im Jahr 1904 in seine heutige Form gebracht. Anstelle der früheren Rokokoauffahrt
entstand im Jahr 1900 der heutige Nordaufgang. Beachtenswert ist auch der schöne,
wohlgepflegte Schloßpark." (HK, 1929, S. 35f). Der Anbau von 1903/4
brachte kleinere Räume, Dachausbauten, eine Koks-Zentralheizung. Auch
der Eingang wurde dort eingerichtet. Das Treppenhaus wurde von der Glaskuppel
belichtet. Vom alten Bau wurde östliche Teil nicht mehr bewohnt.
Das Ende kam am 22.1.45, in Brand gesteckt, eine
Woche lang Flammen und Rauch. 1948/49 wurde die Ruine gesprengt/abgetragen
und die abgeklopften Ziegel nach Warschau transportiert (von einer Plünderung
habe ich nie gehört).
Frau Weinert, damals 17, und andere aus Buchelsdorf,
sind auf der Flucht von Prag aus wieder zurück nach Buchelsdorf gegangen.
"Wir hatten keinen Grothe", sagte sie, als Begründung, dass
ihre Flucht in Prag, d.h. auf halbem Weg, schon zu Ende war. (Dr. Grothe, der
Grambschützer Direktor, s.o., hat seinen' Treck drei Monate lang
konsequent bis nach Bayern geführt). 1945/46 wurden die Frauen von den
Russen als Erntehelfer u.a. nach Grambschütz geschickt, dabei Panjepferde
von den Russen und ganz neue Lastwagen von den Amerikanern. Sie erinnert sich
an die Ruine des Schlosses. Dort flatterte im oberen Stockwerk im Mittelteil
eine weiße Gardine aus einem Fensterloch. Sie sieht es noch wie heute,
so absurd war es. Frau Mariana Hoffmann: Das Schloss war im Mai ausgebrannt
und nur noch eine Ruine.
Weinnachten, Lätare
Herr Prokot,*1919, erinnert sich: 1926, bis dahin
reicht seine Erinnerung zurück, wurden zu Weihnachten von unserer Großmutter
alle Kinder der sog. evangelischen und katholischen Schule ins Schloß
eingeladen. Unter der Glaskuppel im ersten Stock gab es kleines Weihnachtsgebäck
und für jedes Kind ein Glas Sirup. (Mit der Mutti zusammen [ab 1928],
wurde diese Einladung fortgeführt). Auf die Weihnachtsfeier, die im großen
Raum im Schloss stattfand, freuten wir Kinder uns riesig. Die ganze Familie
vom Herrn Grafen von Groß bis Klein, war dabei. Der Tannenbaum, hell
erleuchtet bis an die Decke und wir sangen alle Weihnachtslieder. Jedes Kind
bekam ein Geschenk.
Alfred Barwitzki: 1930, alle Kinder vom Gut,
auch vom Dorf bekamen etwas an Weihnachten und Ostern, und wenn es nur ein
Bleistift war.
Der vierte Fastensonntag vor Ostern, "Lätare",
in der Mitte der Fastenzeit, wurde auch gefeiert, auf der Schlosstreppe, für
Kinder von 6-14 Jahren. Großmutter und Mutti haben großen Wert
auf diesen alten Brauch gelegt, "dass er nicht ausstürbe". Ein
bestimmtes Lied, im Namslauer Heimatruf abgedruckt (aber welches?), wurde dazu
gesungen.
Großvater Edgar - Helene Pocha (*1926) tel. am 6.3.2004 zu Ruth
Holzmann: der alte Graf hat das Holz zur Erbauung vom Krüppelheim in Namslau
gespendet. Gegenüber dem Krüppelheim war eine kleine Kapelle, die
er auch erbaut haben soll.
Onkel Alfred - Vaters jüngerer Bruder, 1941 in Russland gefallen
Er bekam sein erstes Pferd geschenkt. Als Kind überlegte sich Herr Georg
Prokot: wie bringen die das Pferd unter den Christbaum?
Schlittenfahrten
Herr Prokot: ich erinnere mich daran, daß
Ihre Mutter mit dem Pferdeschlitten kam und wir uns mit unserem Schlitten zu
einer Fahrt um den Schloßpark anbinden durften. Wehe eine Schnur riss,
dann mußten die restlichen Anhänger so lange warten, bis Ihre Mutter
mit dem Pferdeschlitten wieder auftauchte.' Ich erinnere mich auch noch an
solche Schlittenfahrten durch den Wald. Wir Kinder auf sicheren Schlitten und
die Köchin Anna (Bock) auf einem kleinen Schlitten als letzte angehängt.
Sie schleuderte hin und her, es war sehr aufregend und ich habe sie sehr beneidet.
Wo sind die Jahre geblieben?
Einige Kinder- und Elterngeschichten
Die Anna Maria ging so krumm, die musste deshalb
einen am Rücken eingebauten Stock tragen, dass auch die Arme gerade hingen.
Theresia: sie konnte nicht Griesbrei sagen, sondern
nur Biesbei.
Bei meiner Taufe habe ich fürchterlich gebrüllt,
der Pfarrer: jetzt sei schon ruhig, du kriegst Grambschütz schon noch.
Mich hat man von weitem schon an meiner Lederhose
erkannt. Im Dorf war ich der Einzige, der eine hatte.
Gesänge auf dem Schulweg: Wenn die Uhre
achte schlägt kommt der Peter angefegt; ungewaschen, ungekämmt und
ein großes Loch im Hemd. Hat mich geärgert !
Ruth Holzmann, Kinderspruch: Schnicke (Schläge)
vergess ich, Leberwurst ess ich.
Frau Wagener (Strehlitz): die kleinen Geschwister
waren in der Gärtnerei mit Holländerschuhen unterwegs. Den Vater
hat sie in Namslau getroffen, er lief in kurzen Hosen herum, gar nicht wie
ein Graf. Im Frühjahr 1934 wurden die neuen Glocken eingeweiht (s.o.).
Im Juni 1936 brachte man in allen vier Gütern
identische Epitaphe mit einer Art Christus Rex' an (ca.100 x 60, unten
die zwei Wappen der Eltern). In Grambschütz, oben im Mittelrisalit des
Arbeiterhauses, in Salesche über dem Eingang des Wohnhauses, in Kaulwitz
an einem Wohngebäude im Hof, in Reichen im Nordgiebel der großen
Halle auf dem Hof.
Von 1935-1937 wurde die Kirche außen und
innen renoviert. Warum nur wurde der ganze äußere aufwendige Ziegelschmuck
von 1899 abgeschlagen, so dass nur eine Hülle übrig blieb? Wohl auf
Wunsch der Mutti wurde dabei ein kleiner Anbau (Chörchen') gegenüber
der Sakristei für die Herrschaften angefügt. Vielleicht weil sie
von zu Hause diese Trennung von der allgemeinen Kirche gewöhnt war? Einen
Vorteil hatte es sicher: niemand sah, wenn man zu spät kam. In den Plänen
für die Kaulwitzer Kirche ist auch so eine abgetrennte Räumlichkeit
für die Herrschaften' vorgesehen. Der Urgroßvater hat aber
dann 1870 offensichtlich darauf verzichtet.
Felix Walz (bis 1939 Walczig) und unser Vater
duzten sich. Felix ist genauso plötzlich gestorben wie unser Vater Georg.
Vater war der Taufpate von Felix' Sohn Hubert Georg (1935-2010), der jüngere
Bruder von Ruth Holzmann. Hubert und der Verfasser hatten am gleichen Tag Geburtstag,
am 18. November. Nur bin ich ihm zwei Jahre vorausgewesen.
Felix war erst Pferdekutscher, dann Bulldogfahrer.
Während des Krieges, im Urlaub, kam Vater öfters zu Felix, aber erst,
wenn es dunkel war. Die Tochter Ruth musste ins Treppenhaus gehen, dort konnte
sie trotzdem hören, was die beiden besprachen. Sie hatte längst mitbekommen,
dass in Betrieb und Dorf einiges lief, begriffen hat sie natürlich das
Wenigste. Schon im Herbst 43 sagte Vater zu Felix: es wird nur noch geerntet
und nichts mehr angebaut. Dann wieder ein Jahr später, im Herbst 44, hörte
sie: "Felix, ich kann nichts mehr für dich tun", d.h. ihn vor
der Front bewahren. Es gehe dem Ende entgegen, es werde nur noch geerntet.
Ende des Monats wurde Felix dann eingezogen und bald verwundet.
Unsere Mutter war sehr engagiert, sie hat sich
um die alten, hilflosen Leute gekümmert, auch immer um Kinder. Sie ging
die Leute oft besuchen und hatte auch guten Kontakt zu den Dorfleuten.
Die Frau Gräfin war herzensgut, besonders
zu kleinen Leuten.
Erzählen will ich von der Sesa (Theresia),
1901-1987. Sie war die Frau Schmieds Bruno Floryszak, 1901-1957. Sie hat uns
Kinder betreut, wir haben sie sehr geliebt. Als sie schon alt und verwirrt
war, hat sie immer noch von der Anna Maria (die älteste der Schwestern)
erzählt, so berichtete ihre Tochter. Unsere Mutter schreibt in einem Brief
vom 14.10.31 an die ihrige in Bayern: Sesas Hochzeit war sehr hübsch und
gemütlich, sie hat sich schrecklich über dein Telegramm gefreut.
Die Kinder haben ihr mit einem großen Blumenstrauß nach der Trauung
vor der Kirche gratuliert und ich war nachmittags als Festgast an ihrer Tafel.
Ich habe ihr in der Frühe den Schleier gesteckt und ihr den "Myrtenkranz",
ein Gebetbuch, geschenkt, was sie besonders gefreut hat. Ihren Bruno liebt
sie jetzt heiß, weil er so schrecklich gut ist, wie sie immer sagt. Und
das ist ja die Hauptsache. Ihre Wohnung ist sehr herzig, natürlich sauber
und ordentlich.
Mutti bekam ja uns 8 Kinder rasch hintereinander
(1928-1941). Martha Walz zu ihrer Tochter Ruth: die Frau Gräfin und ich
waren beide junge Frauen und trafen uns öfter. Sie hat einmal erzählt,
sie wünsche sich für jeden Monat ein Kind, im Ganzen also zwölf.
Frau Gräfin kam öfter zu uns, zu meiner
Mutter im Dorf, immer mit drei Kindern, so Hedwig Heider. Wir Kinder mussten
nach draußen gehen, damit sich die Erwachsenen ungestört unterhalten
konnten. Den Grafenkindern machte es einen Riesenspaß, dass sie dort
auf dem Misthaufen rumtoben konnten.
Etwa seit dem 20.7.44 wurde das Schloss überwacht.
Außen: bei jeder Einfahrt (eine von der Dorfstraße, eine vom Hof)
stand einer mit Gewehr in grauer Uniform; innen: nicht uniformierte Leute.
Die Leute sagten, die Gräfin ist schlau, dass sie die Bombenflüchtlinge
ins Haus gelassen hat, denn die SS wollte angeblich das Schloss beschlagnahmen,
in Zusammenhang mit dem Attentat, bzw. wegen der Verwandtschaft der Mutti mit
den Attentätern. Andere glaubten: der schlaue Graf lasse sein Schloss
bewachen.
Auch von den Dorfleuten wurde Wache geschoben',
denn im Dorf gab zu dieser Zeit immer wieder herumstreunende gefährliche
Personen.
Anmerken möchte ich, dass unsere Mutter
im Schloss den Hitlergruß ausdrücklich verboten hatte.
Die Lufthütte
Diese Hütte stand nahe dem Acker im Wald:
nach der Weiß'schen Försterei links, am Acker nach Osten, Richtung
Lampa (in dem Waldstück südlich der Waldschule). Nach drei Seiten
war sie offen, mit Maschendraht gesichert, ausgestattet mit zwei Stockbetten
und einem offenen Kamin. Man baute damals solche Lufthütten, denn die
Tb-Angst war groß (so Theresia). Man baute diese Lufthütten als
eine Art Hauskur. Längst ist die Hütte verschwunden.
Unser Großvater Edgar hielt sich dort oft
auf wegen seiner befürchteten Lungen-Tb. Hier ließ er sich pflegen,
Essen wurde ihm hingebracht, man durfte nicht stören. Mit 50 Jahren starb
er dann 1911 innerhalb von fünf Tagen an einer Mandelentzündung (es
gab noch keine Antibiotika).
1944 wurde bei schönem Wetter dort Schule
abgehalten; der Volkssturm hatte die katholische Schule/Waldschule beschlagnahmt.
Der Park
Der Park, ein Landschaftspark, soll durch Gustav
Adolf Henckel aus der barocken Prittwitz'schen Anlage um 1800 entstanden sein.
Östlich der Mitte: ein griechischer Tempel
mit dorischen Säulen, um 1800. Mitte westlich: eine Aufhäufung schwarzer
Granitsteine, umsäumt mit Kastanien, der sog. 12-Apostelberg. Nahe dem
Park, südlich der Schweizerei, ein Teepavillon/chinesisches Tempel, ein
Holzbau mit secheckigem Grundriss. Die flache Kuppelwölbung bemalt mit
Flügeldrachen und figürlichen Szenen. Bau- und Kunstdenkmäler:
das einzigartige Bauwerk stammt aus dem 2.Viertel des 18.Jhs., vom Verfall
bedroht.' Tempel und Pavillon sind verschwunden.
Dass zumindest ein Nachbau (und div. Aufmaße
und Fotografien) von dem Pavillon vorhanden sind, ist Herrn Waclaw Grunert
(s.u., Die alte Schrotholzkirche, Zustand und Übergang) zu danken.
Zu finden in Karczow/Schönwitz, wenige km von Oppeln, an der Straße
nach Brieg. Unter seinem Dach tagen gelegentlich Mitarbeiter der SHiUZ (Stacja
Hodowli i Unasienniania Zwierzat), die Tierzucht- und Besamungsstation der
technischen Hochschule von Opole/Oppeln. Dem Interesse und Einsatz des damaligen
Direktors dieser Station, Herrn Andrzej Zydka, ist die Errichtung im Jahr 1977
zu danken.
Ein kleiner Teich lag westlich der Mitte des
Parks, aber zum Spielen u.ä. mir immer unheimlich. Die Ufer, von alten
Eichen beschattet, fielen zu steil ab.
Helene Sroka geb. Pocha: zur Zeit des Herrn Grafen
Edgar war meine Urgrossmutter Frau Susanne Pocha, im Schlossgarten für
die Perl- und Pfauhühner zuständig. Zu seiner Zeit war der Besuch
des Parks für jedermann erlaubt. Wie es später gehandhabt wurde,
ich weiß es nicht. Im Übrigen ist damals die lange Zeit zwischen
unserem Großvater (+1911) und der Ankunft neuen Chefin (1928), weder
dem Park, noch der Gärtnerei gut bekommen; das lässt es sich aus
den Briefen (aus der Zeit) unserer Mutter herauslesen.
Chinesische Vase
In der Sichtachse vom Herrenzimmer Richtung Lindenallee
(Kuhstall, Teepavillon), im vorderen Drittel des Parks, wurde zu Sommerzeiten
eine hohe chinesische Vase aufgestellt. Der Sockel ist heute noch vorhanden.
Auf einem alten Kinder-Foto ist dieser, mit dem Durchblick zum Schloss, dokumentiert.
Eine Erinnerung daran habe ich nicht. Vermutlich war uns Kindern schon das
Annähern an diese Kostbarkeit strengstens verboten.
Pfauen
Die Mutti brachte neue Pfauen mit, 1938 waren
es etwa 10 Stück. Sie liefen bis zur Feldscheune und auch auf der Dorfstraße
herum. Später waren es noch 5-6. Wir bewunderten sie, wenn sie ihr schönes
Rad schlugen. Ein Männchen hieß Pico, ein Weibchen Picoline. Man
durfte ihnen aber nicht zu nahe kommen, die Schnäbel waren gefährlich
scharf.
Sie sind alle 1941 bei minus 41 Grad erfroren und von ihrem Schlafbaum gefallen.
Nach Rupfung der Männchen verschwanden sie als Ganzes im großen
Kessel der Koksheizung. Ich sehe und höre das Geräusch noch wie damals.
Taubenschlag
Mutti an Oma am 2.8.1932: "Zu meinem Namenstag
(12.9.) bekomme ich endlich den Taubenschlag und da wünsch ich mir dann
so 10 Täubchen, wenns geht." Es waren weiße Pfauentauben, sie
können ihren Schwanz fächerförmig aufstellen. So jedenfalls
sehen sie im Gästebuch aus, auf dem Bild vom Herbst 1934, farbig gemahlt
von Dr. Karl Rebel. Dieser war in den 30ern der oberste Forstberater und kam
einmal im Jahr aus München, dort führend im bayerischen Forsteinrichtungswesen.
Bäume
Von polnischer Seite wurde anfangs der 80er in
zwei Arbeiten einer Bestandsaufnahme erstellt, d.h. eine Aufstellung über
die vorhandenen Gewächse gefertigt. Genannt sind 30 einheimische Bäume
und Sträucher und 28 Baumarten fremder Herkunft.
100 m südlich der Südwestecke des ehemaligen
Schlosses stehen zwei prächtige Weymouthskiefern. Ihr Umfang in Brusthöhe
beträgt etwa 3,20 m. Theresia und Peter haben die Bäume am 7.6.1999
vermessen (Hundertjahrfeier der Kirche).
Die beiden Tulpenbäume mussten 2001/2002
geschlagen werden, da sie nach Auskunft der Namslauer staatlichen Forstverwaltung
am Absterben waren. Sie standen nordwestlich der Gärtnerei, eine Zählung
der Jahresringe ergab: über 200 Jahre, ein für diese Baumart ein
sehr respektables Alter. Mit Hilfe von Herrn Herbert Kursava, Namslau, hatte
ich mich erkundigt. Er arbeitete ehemals bei der Brauerei Haselbach und ist
heute Vertreter der dortigen Deutschen, im Übrigen stets eine hilfreiche
Anlaufstelle für jeden Namslaubesucher.
Der eine Tulpenbaum, direkt neben dem Wohnhaus
der Gärtnerfamilie Matusiak, von dem ich meinte, er sei auch gefällt,
blühte Anfang Juni 2004 in voller Pracht. Er war nur um ein gutes Drittel
gekürzt worden, die starken Seitenäste wurden entfernt. So habe ich
ihn im Juni 2003 wohl übersehen. Inzwischen sind rundum neue Triebe gewachsen,
die obere Hälfte des Stammes gedeiht bestens in buschiger Form. Im September
2007 zeigte sich: er entwickelt sich gut weiter.
Luftverschmutzung
Im Park ist es wie überall: schon lange
leiden fast alle Bäume stark unter saurem Regen und Industrieabgasen.
Der Dreck wird hauptsächlich aus dem Osten, d.h. von oberschlesischen
Verursachern herübergetragen. Unter Steinen sind kaum noch z.B. Käfer
zu finden; für Insektenkundige ist das immer eine gute Fundstelle und
ist so ein wichtiger Bioweiser.
Die Pferde
Muttis Reitpferde hießen Caruso, ein Wallach
mit weißer Blesse und Scivolata (scivolare - gleiten). Der Caruso, Muttis
Liebling von Anfang an, vielleicht 1928 mitgebracht, brach sich 1941 ein Bein
und musste eingeschläfert/geschlachtet werden. Die gleich aussehnende
Fuchsstute, aber mit einer größeren Blesse, das Reitpferd des Grafen,
bekam damals (1933?) der Strehlitzer Pfarrer, um z.B. nach Grambschütz
fahren zu können. Im Stall war dann noch ein Reitpferd. Georg Prokott:
Ihre Mutter ist oft schon früh ausgeritten, manchmal schon um 6 Uhr.
Das Pferd vom Dr. Grothe, ein Rappe, hieß
Gritta. Mit ihr fuhr er gern mit der Spinne, ein leichter Einachser mit Doppeldeichsel.
Die Kutschpferde hießen Gernot und Giselher, ein weiteres Alpenstrauß.
Joachim Gogol schreibt: "Auf dem Foto mit
meinem Vater (Paul) in der Stellmacherei, sehen Sie im Hintergrund eine Tafel
mit dem Namen Caruso, das war das Reitpferd Ihrer Mutter (ein schöner
Fuchswallach). Dieses Tier wurde im Hof vor der Brennerei und Kutschstall brutal
getötet. Jedenfalls habe ich als Kind es so empfunden. Ich vermute, daß
es Ihre Mutter gar nicht mitbekommen hat. Dieser Vorgang hat bei mir so eingebrannt,
daß ich ihn nicht mehr vergessen werde."
In einem Brief vom Mai 1934 schreibt meine Mutter:
"An Pfingsten haben die Kinder ein ganz schwarzes winziges Pony bekommen
und jetzt wird noch ein Wagen und Geschirr gebaut. Es ist ganz zahm und läuft
im Garten herum. Das Pony, die Flygga, stammt von einem Frl. v. Ruffer."
(Franz Frhr v. Fürstenberg, Tinz bei Breslau oo Maria Erna v. Ruffer;
Tochter Pia). In meinem Hirn ist aber immer noch folgende Geschichte: Anfang
der 30er Jahre kaufte Mutti von Sinti und Roma vier Shetlandponys. Das muss
ich wohl korrigieren, nachdem ich vor zwei Jahren obigen Brief gelesen habe.
Der Hengst hieß Moritz, die Stute Flygga, der Wallach Max, alle drei
waren schwarz, und die Stute Isabella, sie war weiß. Der Nachwuchs war
graubraun, mit heller Mähne und hellem Schweif.
Max und Moritz zogen auf dem Treck einen mittelgroßen
Kastenwagen, der in Grambschütz Bukowinaflüchtlingen abgekauft worden
war, so entsprach das Fahrzeug ihrer Größe. Als Plane dienten, auf
halbrunden Verstrebungen, zwei Teppiche. Moritz war ein wilder starker Hengst.
Er ließ sich nicht reiten. Auch von Pia Fürstenberg aus Tinz (verh.
v. Papen), einer wilden Reiterin, die in Reichen ihre Landwirtschaftslehre
machte, hatte keine Chance. Ich sehe ihre Versuche noch zwischen Taubenhaus
und Schloss. Sie konnte sich nicht im Sattel halten. Mit dem ruhigen Max zusammen
aber war es ein gutes Paar für den Ponywagen, den die Mutti oft kutschierte.
War es auf einer Fahrt nach Reichen, mit dem
Gärtner Pudsich, als Moritz bei einer ihm genehmen großen Schlammpfütze
nicht weiter ging und sich trotz Geschirr darin wälzte? Ich erinnere mich:
das hat er mehr als einmal getan. Nach dem Krieg, beim Pflügen in Siglohe,
ging er wieder einmal durch und riss sich dabei mit der Pflugschar den Bauch
auf. Er musste erschossen werden. Herr August Weiß, der ehem. Oberförster
(er wohnte in Neuburg a.D.) wurde gerufen; er hat geweint. Das Letzte von Grambschütz
ist jetzt verloren, wurde gesagt.
Eine Lieblingsbeschäftigung von Moritz war
sich loszureißen und auch mit schweren Ackergäulen Nachwuchs in
die Welt zu setzen. Der Nachwuchs war sehr geschätzt, weil er sehr kräftig
und nicht so groß war. Einen Nachkriegssprössling bei einem Bauern
sehe ich noch vor mir.
Ich sollte, damals vielleicht fünf Jahre
alt, auf der Flygga reiten, im Park. Es standen wohl drei Personen dabei, die
Mutti, die Dada und eine der Erzieherinnen. Die Flygga war nicht gerade immer
sanft. Sie drehte sich blitzschnell um, ihre beiden Hinterhufe hatte ich im
Bauch und flog durch die Luft. Es tat sehr weh und ich habe nie mehr den Versuch
gemacht reiten zu lernen. Mein Vertrauen zu Pferden war für Jahrzehnte
gestört.
Noch zwei Pony-Geschichten, wie sie Frau Christel
Markiewicz, Kanada, Stieftochter des Obergärtners Pudzich, erzählt
hat:
"Die Stute Isabella (ein sanftes Pferd)
hatte Frau Gräfin für mich ausgewählt, um mir die Rudimente
des Reitens zu lehren. Frau Gräfin gab mir einen schönen Sattel aus
Wildleder, als Frau Gräfin mit meinen Reitkünsten zufrieden war,
beaufsichtigte ich das Reiten von Frau Baronin, Ihrer Schwester (Theresia/Eleonore?).
Habe erst 1988 von Frau Baronin (Theresia) herausgefunden, dass sie das Reiten
nicht liebt und Angst vor Pferden hatte.
Mein Vater vertraute mir sogar den Moritz an,
mit dem ich am 22.4.1940 nach Namslau fuhr, um entweder junge Bäumchen
aus der Baumschule oder Sträucher im Krankenhaus abzuliefern, die von
zwei Ärzten bestellt waren. Nun, Moritz versuchte gleich nach dem ich
mit ihm aus der Gärtnerei abfuhr seinen eigenen Willen durch zusetzen,
er wollte gleich in den Gutseingang mit dem Wagen gehen, aber ich stand auf
in dem kleinen Wagen, so als ob ich in der Arena von Ben Hur im Rennen war,
zog die Zügel an und ließ Moritz einen Kreis machen und sah zu,
dass er dann geradeaus auf der Dorfstraße weiter lief. Wir hatten ein
gutes Tempo, kurz vor dem Bahnhof, bevor wir über den Bahnübergang
fuhren, wollte er wieder zum Bahnhof, wieder dasselbe Manöver und dann
noch einmal auf der Landstraße. Da wollte er in den Graben gehen, aber
nach den drei Versuchen gab er es auf.
Er hatte ein feuriges Temperament. Es tat mir
weh zu hören, dass er so ein unglückliches Ende hatte. Hatte gar
nicht gedacht, dass der Herr Weiß so feinfühlig war, aber ich glaube
es brachte den Verlust von der Heimat wieder ans Licht." Soweit aus den
Erinnerungen von Frau Markiewicz.
Die Betriebspferde des Trecks, er endete in Birnbach/Erding, Niederbayern,
sind in München (Pferde und Wagen waren dort in der Artilleriekaserne
in der Albrechtstraße untergebracht) und dann besonders in Augsburg für
die Fuggerei gelaufen, zum Trümmerräumen. Inspektor Thamm aus Reichen,
der in der mit seiner Frau in der Fuggerei wohnte, hatte die Aufsicht. Ein
Dr. Schuller, Augsburg, war auch irgendwie damit verbunden. Bis zur Währungsreform
1948 liefen noch drei Gespanne.
Die Jagd
Fasanerie bei der Pechhütte
Die Fasanen wurden, schon unter dem Förster
Batnik (Vorgänger von Förster Golombeck, ein Onkel des Bauern Georg
Prokot), 'hinter' (östlich) der Försterei in Pechhütte, aufgezogen.
Links des Wohngebäudes war die Zufahrt. Gleich im Wald gab es dazu eine
weitere Einzäunung (dazwischen Richtung Friedenshof, lag die Kastanienallee).
Im M.-Blatt ist eine "Fasanerie" nordwestlich der Pechhütte
eingezeichnet.
Streckenlegen
Das Streckelegen erfolgte nach großen Treibjagden
auf der nordseitigen Wiese des Schlosses; anschließend die Mitteilung
der Strecke, die Vorstellung der Schützen und das Verblasen durch den
Oberförster, Herrn August Weiß. Dazu brannten, rechts und links
neben dem Säulenaltan/Aufgang des alten Schlossteiles, in zwei hohen Metallkörben
entsprechend große Holzscheiter. Ich sehe diesen Ablauf, dieses Bild,
noch vor mir, als wenn es erst gestern gewesen wäre. Beim darauf folgenden
Essen (großes Esszimmer im Altbau) mussten alle (z.B. auch die Gärtnerlehrlinge)
beim Bedienen mithelfen.
Die Gärtnerei
Im Namslauer Kreisblatt 30.5.1903, ein längerer
Artikel: am Himmelfahrtstage hielt der Namslauer Bienenzüchterverein seine
erste diesjährige Wanderversammlung in Grambschütz ab. Dabei wurden
die Garten- und Parkanlagen (je 5 ha) besichtigt. Spät dann die Versammlung
im Siebenhaar'schen Gasthaus. Führung durch Herr Obergärtner Krause
(bis 1929). Sein Nachfolger bis 1942 Richard Pudzich, der Stiefvater von Christel
Markiewicz (Kanada), danach bis 1945 Frau Gertrud Handrischek. Ruth Holzmann
erzählt: gelegentlich mussten wir von der Dorfschule hin zur Waldschule
gehen, bei Filmvorführungen u.Ä. So kamen wir an der Gärtnerei
vorbei. Ich: Ihr wollt jetzt Obst (sie erinnert sich speziell an Eierpflaumen),
Ihr dürft aber nicht, weil das ist geklaut, aber ich darf ! Und dann,
je nach Vorhandenem, wurde verteilt und die Hosentaschen vollgesteckt. Hubert,
mein Bruder, war schließlich das Taufkind vom Chef !
In der Gärtnerei gab es einen Schuppen
für Pekingenten und indische Laufenten. Erstere waren eingezäumt,
die indischen Laufenten durften freier leben. Diese waren schlanke, bräunlich-beige
Tiere, die eher aufrecht gingen, sie hatten keinen Watschelgang. Salate u.Ä.
rührten sie nicht an, aber wenn umgegraben wurde, waren Regenwürmer
eine gesuchte Speise.
Im Teich am Gutshof gab es auch diese indischen
Enten. Wo sie dort untergebracht waren ist unbekannt. Hauptgrund für diese
Enten war, dass der Herr Graf keine Gänse mochte, so wurde mir berichtet.
Heute steht auch das Glashaus wieder (es war
zerstört), allerdings 2009 habe ich es nicht mehr gesehen. Die Familie
Matusiak betreibt den Garten, produziert ausgezeichnete Äpfel, die Gartenfläche
ist erheblich nach Osten erweitert. Nebenbei pflegt Frau Wanda Matusiak gewissenhaft
den alten Friedhof.
In alter Zeit, so erzählte unser Vater einmal,
ging der Großvater Edgar Tomaten essend auf der Dorfstraße spazieren,
um zu zeigen, dass diese bekömmlich und nicht giftig seien. Auch wurden
aus dem Glashaus an den russischen Kaiserhof in St. Petersburg Ananas geliefert.
(Andreas Graf v. Renard, 1795-1874, Groß-Strehlitz, OS, Montan-Industrieller,
erntete in seinen Treibhäusern jährlich ca. 300 Ananasfrüchte.
Ob er auch geliefert hat?)
Der Wald
August Weiß
Er hatte als Oberförster, als Verwalter
des Waldes, eine herausragende Stellung im Betrieb und war auch im gesamten
Dorf hoch angesehen und geschätzt. Die Försterei, sein Wohnhaus samt
weiterer Gebäude, alles ist verschwunden, stand östlich auf der anderen
Straßenseite in Höhe der Schweizerei in Richtung Pechhütte.
*1891 Braunau, Kr. Guhrau/Schlesien, +1963
Neuburg/Donau oo Magda, zwei Töchter, Christa und (auch) Magda. 1922 Forstangestellter,
1925 Schiedsmann des Dorfes, Oberförster seit mindestens 1928. Bis 1933
Amtsvorsteher (Ortspolizei) für Grambschütz und Reichen (politische
Einheit). Leiter der Berufsvertretung der Privatförster für den Kreis
Namslau, für beides 1933 amtsenthoben. Mitglied des katholischen Kirchenvorstandes,
Tätigkeit beim Grenzschutz. Er grüßte immer nur mit "Waidmannsheil",
wie es in Schlesien bei Forstmännern üblich war. Die Überführung
in die Partei erfolgte nach dem Mai 1937, wie bei vielen anderen ungefragt.
Er hat sehr engagiert 1935-1937 bei der Restaurierung der Kirche mitgeholfen
(dies sollte ein deutlicher Anti-Nazi-Hinweis sein). Im Januar 1945 zum Volkssturm
eingezogen, kam er 1948 aus Russland zurück. Seine Frau lebte 1973 noch
in Neuburg/ Donau, sie und die zwei Töchter gingen in die USA.
Am 18.9.48 schreibt Herr Weiß einen
Brief aus Körbin (an der Elbe, amerikanische Zone), an unsere Mutter:
"Am 18.1.45 wurde ich zum Volkssturm nach Namslau einberufen und erkannte
gleich, daß das eine hoffnungslose Sache war. Keine Waffen, keine Ausrüstung
und keinerlei Kampfmoral.
Von sonstigen deutschen Truppen weit und breit keine Spur. Am 20. früh
zogen wir aus Namslau ab, bis in die Gegend Ohlau. Hatten dort an der Oder
erhebliche Verluste. Wurden aber später nur noch als Arbeiter/betr.(?)
verwendet. Inspektor Civis (von Kaulwitz) wurde auch schwer verwundet."
Am 10.5. geriet Herr Weiß bei Trautenau/Trutnov,
CZ, südöstliches Riesengebirge, in russische Gefangenschaft. 14 Tage
lang wurde er bis Dresden mitgeschleppt. Dort kam er bis Ende August ins Gefangenenlager,
dann Abtransport nach Russland. Nach 31 qualvollen Tagen und vielen Toten,
in Kalinin, nördlich von Moskau, ausgeladen. Es war ein sehr altes Lager,
die Leute starben wie die Fliegen. Am 23.8.48 sieht er Deutschland wieder.
Frau J. Weiß (die Mutter des Oberförsters)
schreibt am 19.8.45 aus Breslau-Carlowitz: ihre (Schwieger-)Tochter Magda war/ist
in Pfaffenhofen (bei Ingolstadt), seit April hat sie von ihrem Mann nichts
gehört. Das Försterhaus "ist nicht mehr", das Schloß
ausgebrannt, im Dorf: 8-10 (Bauern-)Wirtschaften stehen noch, 45 Häuser
sind ausgebrannt. 3 Wochen befand ich mich mit Christa (Enkelin) in Grambschütz.
Bei einer Nachricht von Magda verlasse ich Schlesien.
Förster - ehemalige Försterei in Pechhütte
Herr Bartnik war vor Herrn August Weiß
Förster. Er ging in der Rente nach Kaulwitz. 1926 hatte er ein Reh aufgezogen,
das zahm im Dorf herumlief. Zu dieser Zeit gab es 3 oder 4 Förster einschließlich
des Kaulwitzers. Später (wohl mit Weggang der Familie Golombesk, s.u.)
wurde diese Grambschützer Dienststelle aufgelöst.
Paul Stannek
er hat für Oberförster Weiß die
Holzabfuhr geleitet, d.h. die Abfuhrmengen (fm) überwacht und dann ausgezahlt.
Es gab schon länger Krach mit dem Grafen wegen des Transports des Holzes
vom Wald zur Verladung am Bahnhof. Bei Engroskäufen (vor und nach dem
1 WK) haben die Käufer das in der Regel selbst übernommen (vgl. Sägewerk).
Seit Herr Filor Bürgermeister war (nach dem 1 WK), wurde vereinbart, dass
nur Grambschützer das Recht auf diese Lohnfuhren hatten. Die Bauern und
Hofstellenbesitzer waren auf diese Einnahmen angewiesen, denn im Winter gab
sonst es keine Arbeit.
Stöcke sprengen
Herr Theo Heider war Waldarbeiter. Beim Stöckesprengen
ist er tödlich verunglückt. Früher wurden die Holzstöcke
(-stümpfe) nach der Fällung der Bäume meist ausgegraben. Heute
dürfen sie im Wald vermodern. Forstarbeiter erhielten pro Woche durchschnittlich
24,00 Mark, der Akkordlohn im Winter lag 10-15% höher.
Sägewerk
Es befand sich südwestlich gleich hinter/seitlich?
Vom Dörrhaus (westlich des Wegs nach Altgrambschütz), 1930 lief es
noch. Es war ein transportables Sägewerk, eine riesige Anlage, an Ort
und Stelle wurde das Holz zu Brettern und Balken verarbeitet.
Der Wald wurde nicht flächig, sondern in Streifen abgeholzt; jeweils ein
Streifen blieb dann zum Ansamen stehen. Diese Methode, ein regelrechter Raubbau,
hörte Anfang der 30er auf.
Waldbeläufer (später: Waldwärter?)
Namslauer Kreisblatt von 1855/58/61 unter Jagdscheinerneuerung:
die Waldbeläufer Prokott und Siebenhaar. !890 werden beide als Jäger
benannt. Diese Berufsbezeichnung ist nirgends definiert, es war wohl eine Art
Unterförster/Aufseher. Gegen Ende des 19.Jh. kommt diese Bezeichnung außer
Mode (bis auf seltene Ausnahmen).
Berechtigungsscheine
Um Pilze und Beeren sammeln, um den Weihnachtsbaum
schlagen zu dürfen, musste ein Berechtigungsschein gekauft werden, der
beim Herrn Weiß zu haben war. Auch für die Benutzung des Badeteichs
Jeschor war ein solcher erforderlich.
Die Hübscherei
Zu Beginn des 19. Jh. nahm die Wollverarbeitung
einen neuen Aufschwung. Den Ruf der Herstellung feinster Wolle genossen in
Schlesien die Schäfereien von Oels und Namslau (in den 60ern beginnt sich
die Konkurrenz z.B. Australiens, Südafrikas allmählich auszuwirken,
die Wollproduktion geht zurück). So ist zu vermuten, dass die Hübscherei
mit Wolle waschen/säubern zu tun hatte. Es gab ja in Grambschütz,
außer diesem Hübschereibach' genannten Fließgewässer
(kam von Strehlitz lt. Hans Kaldasch, Reichen) keine weiteren. Ein deutlicher
Hinweis auf die vorhandene Schafzucht ist die Buntstickerei um 1800, mit dem
alten Schloss, dem Gutshof und der Schrotholzkirche; im Vordergrund eine große
Schafherde. Sie hing im Schloss und ist im Januar 1945 verbrannt.
1858 wird im Namslauer Kreisblatt (Nr.118,
S.85) die Hübscherei als Vorwerk von Grambschütz erwähnt, dann
wieder 1874 bei der Einteilung der Amtsbezirke. Heute ist sie längst verschwunden,
keiner meiner ZuträgerInnen konnte sich an sie erinnern. Im M.-Blatt 1930/38
ist unter diesem Namen ein Gebäude eingetragen, neben dem Fußweg
von Reichen her, nahe der Chaussee (Richtung Giesdorf/Namslau)
Das könnte etwa die Stelle gewesen
sein, an der Theresia und Karla die Reste der Grabplatte des Lazarus (Grab
Nr. 7) gefunden haben. Ganz von weitem meine ich mich zu erinnern, dass die
Bezeichnung mit Stoff, mit färben, reinigen o.ä. zu tun hatte. Es
floss ja dort ein schmaler Bach. Die Wasserstände haben sich aber immer
wieder verändert, so wie z.B. unser Badeteich, der Jeschor, 2007 nur noch
eine etwas größere Luusche/Pfütze war.
Meine Informanten nannten den vorderen
schmalen Waldteil an der Straße, rechts kurz nach dem Bahnübergang,
Erste Hübscherei, dann den nächsten Teil unterhalb Reichens, Zweite
Hübscherei. Im ersten Teil geht ein Feldweg ab in die Reichener Flur.
Dort gleich links stehen in Reihe mehrere nordamerikanische Eichen (quercus
coccinea), dahinter ein Fischteich. Qu. coccinea findet sich auch z.B. an der
Straße vorbei am Jeschor (im Wald), dann von Pechhütte kommend im
Wald und am Waldrand bei der Abzweigung nach Altgrambschütz. Die Eicheln
sind rundlich und größer als unsere. Vermutlich hat Großvater
Edgar sie pflanzen lassen. Philipp Ow hat dort vor 3 Jahren 50 Eicheln aufgelesen
und zu Hause eingepflanzt, sie gedeihen gut.
Hans-Dieter Koschny (1934) kann sich an
Feuchtstellen bei der Ersten Hübschrei nicht erinnern (nach der Karte
gab es aber solche). Eine Art Sandgrube, ja, ein beliebter Spielplatz, er wurde
von Dorfkindern gerne aufgesucht. Das Wäldchen war 1945 lockerer Hochwald,
ungepflegt. Die Zweite Hübscherei war 1945 mit 5-10 jährigem Jungwald
bestockt.
Im Meßtischblatt (um 1935) gibt es keine
Bepflanzung, feuchte Wiesen sind nördlich der Chaussee eingezeichnet bis
hin nach Giesdorf. Irgendeinen Bestand muss es aber gegeben haben, da im Namslauer
Kreisblatt von 1857, am 9. März zu lesen ist: "An der Chaussee und
Hübscherei kieferne und birkene Äste, kieferne Stangen".
Aus dieser Ecke' (Ober-Reichen) stammen
die drei kapitalen Böcke, die um 1800 von den Frhrn. v. Ohlen erlegt worden
waren. Sie nahmen die Trophäen mit, als sie 1910 Reichen an unseren Großvater
verkauften. Sie sind auf manchen (mühsamen) Umwegen bei mir gelandet und
für das Museum Schlesien in Görlitz vorgesehen.
Alfred Barwitzki (*1923) erzählte, schon
beim Kubis-Haus (nach dem Bahnübergang rechts),
sei es feucht gewesen mit einem kleichen Bach, der aus der Richtung Buchelsdorf/
Strehlitz/ Noldau kam und letztlich bei Altstadt/Namslau in die Weide mündete.
Der Bach wurde Hübschereigraben' genannt. Größte Vorsicht
war wegen der zahlreichen Blutegel geboten. Er erinnert sich auch an den oben
genannten Fischteich (evlt. waren es auch zwei). Gerade hat er mich wieder
angerufen: es ist ihm eingefallen, dass an dem erwähnten Fußweg
nach Reichen, erst Chaussee, dann Bach, dann eine Holzhütte stand, deren
Tür stets offen war. Nach 1930 wurde das dort aufstehende Holz geschlagen,
dabei verschwand auch die Hütte.
Pechhütte
In: Die Bau- und Kunstdenkmäler Schlesiens,
findet sich auf Seite 232 ein Foto (das nur wenig erkennen lässt), mit
der Bezeichnung: "Pechhütte bei Grambschütz: Heidelandschaft
mit Rodung"
Südlich des Dorfes, gleich am Ende des Waldes
am Weg nach Eleonorenhof, standen zwei ebenerdige einstöckige Wohnhäuser.
Das linke ähnlich dem Lampahaus, aber etwas kleiner; dort schloss sich
südlich ein Spielplatz an, dann der Garten, anschließend ein kleiner
Teich. Dieses Forsthaus hatte vier Zimmer, Keller, Dachboden und einen Stall.
Rechts des Weges stand das alte Haus, ein eingeschossiger Schrotholzbau auf
Ziegelsockel (leider ist es nicht gelungen ein deutliches Foto dieses Baues
aufzutreiben). Dora Jankowsky: das Ganze war eine wunderschöne Anlage,
alles von Zäunen eingefriedet (kein Wunder, bei der Lage in freier Flur)
und liebevoll gepflegt.
Woher der Name? Wurde hier einstmals Pech hergestellt?
Hierbei wird Holz und Rinde verschwelt. Das Endprodukt Holzteer bzw. Pech,
wird schon seit ältesten Zeiten verwendet, als Farbe, Wagenschmiere, Holzschutz
für Fässer, Schusterdraht, als Tiermedizin, auch gegen Hautausschläge,
Pflaster gegen Rheuma und Abszesse. Die Teerschwelerei war in den Wäldern
und Heiden Schlesiens und des gesamten ostelbischen Deutschlands weit verbreitet.
Sie ist ein typisches ländliches Nebengewerbe.
Im alten Haus wohnte die Familie Drost, ein älteres
Ehepaar, das vorher am Hof gearbeitet hatte. Sie sind mit dem Treck mitgegangen.
Auch der Rentner Franz Böhm wohnte hier. Der alte Herr Drost ist nach
Angaben von Herrn Helmut Statkiewicz (Verwandtschaft) in Grüssau auf der
Flucht verstorben.
In dem neueren Haus (von einer Enkelin erhielt
ich ein Foto) lebte von 1927-1936 die Familie des Försters Wilhelm Golombeck,
der dann über Reichen (Wohnung im Schloss) 1938 zur staatlichen Forstverwaltung
nach Namslau ging. Dort wohnten sie nicht weit von der katholischen Kirche.
Herr Golombek kam von dem Grafen Marco Ballestrem aus dem Forsthaus Grabine
in Puschine OS. Im Einwohnerbuch von 1929 ist Herr Golombeck als Schiedsmann
genannt, der Lehrer Kotschate als Stellvertreter.
Nachfolger im Haus war die Familie des Haumeisters
(Vorarbeiter) Paul Jankowski. Er war von 1921-1943 (Einberufung) tätig
bei allen in Forst und Jagd vorkommenden Arbeiten, insbesondere beim Holzeinschlag,
bei der Holzsortierung und Holzabnahme, bei Kulturen und Pflanzarbeiten; er
hat dem Oberförster Weiß auch beim Auszeichnen (Durchforstung) geholfen.
Als Fräsenführer ausgebildet, arbeitete er lange mit einer Siemens-Bodenfräse.
Jankowskis Bezüge 1937-39 (aus Nachkriegsbescheinigungen
von Oberförster Weiß und Vater):
brutto ca. 45,00 M/Woche (bar 27,50, Naturalien 18,00), Jahresbrutto 2.366,00
Mk., Stdl. 0,56 RM + Naturalbezüge, jhrl.: 24 Ztr. Getreide (Weizen, Roggen,
Gerste), 90 Ztr. Kartoffeln, 12 rm Brennholz, 60 Ztr. Kohle. Wöchtl. 1/2
Pfd. Butter, tgl. 1 l Vollmilch. Dazu 1/3 Morgen Frühkartoffelland, 1/3
Morgen Gartenland (840 m²)
Die Gebäude von Pechhütte sind schon
lange verschwunden. In der Forstbetriebskarte der polnischen Forstverwaltung
in Namslau ist Pechhütte nicht mehr eingetragen (2009).
Eine Sandgrube lag gut 2/3 von Grambschütz
zur Pechhütte hin im Wald (s. M.-Blatt), von der Straße her bestand
ein kurzer Zufahrtweg.
Die Sage von der Pechhütte
Heimat-Kalender für die östlichen Grenzkreise
Groß-Wartenberg, Namslau, Oels, Jahr? (1927-1931), S. 45ff., nacherzählt
von Fritz Petschelt, mit Federzeichnungen vom Verfasser (in diesem Kalender
war Fritz Kotschate für Namslau zuständig):
"Geht man heute von Grambschütz weiter
in südlicher Richtung, so durchstreift man kurze Stücke des Grambschützer
Forstes, kommt auch an etlichen Lichtungen vorbei, die zum Teil mit Feldfrüchten
bestanden sind. Eine dieser Lichtungen ist von riesiger Ausdehnung.
Da, wo zwei Waldspitzen zusammenstoßen,
liegen an ihrem Rand eng zusammengedrängt einige Häuser, die auf
der Landkarte als "Pechhütte" bezeichnet sind. Wenden wir den
Blick nach Nordwesten, so können wir einige Häuser von Alt-Grambschütz
erkennen, nach Süden liegt inmitten von Feldern gebettet der Eleonorenhof.
Und rings in der Weite und Breite ist die Lichtung von herrlichen Wäldern
umstanden, die freilich an gar vielen Stellen durch Holzschlag in der letzten
Zeit geschmälert sind (war es die wirtschaftliche Not der Zeit oder die
alte Art des Holzeinschlags, als man eine nachhaltige Waldbewirtschaftung noch
nicht kannte? s.o. Sägewerk).
Alte Ueberständer rauschen den Häusern
von Pechhütte zu und erzählen, was sie von ihren Urenkeln erfahren
haben, erzählen von der Sage, die sich um das Stückchen Erde webt,
auf die sie herabschauen."
Ein Breslauer Literaturprofessor namens Neumann
machte mit seiner Familie einen Ausflug in die Grambschützer Gegend. Eine
uralte Frau, die Holz sammelte und das Original aus einem Hexenmär-chen
zu sein schien, erzählte der jüngsten Tochter die folgende Sage.
"Dort, statt der Pechhütte stand vor
vielen hundert Jahren ein prächtiges Schloss. Der Ritter Grambert, seine
Frau Gertrud, Töchterchen Ilse, die Hexe Hollenor, Vampire. Der Ritter
war gierig, die Hexe half, das Schloss verging, geblieben war in den Mauern
nur eine Hütte. Wer immer dort übernachtete wurde vampirisch ausgesaugt.
Er hatte eben Pech.
Nach langer Zeit tötete der Mönch Benediktus
Gratia die Hexe Hollenor. Der Spuk war zu Ende, die letzten Mauern schwanden.
Deutsche Siedler legten später ihre Wirtschaften in der Lichtung an und
alles gedieh prächtig und die Menschen lebten in Frieden, der Name 'Pechhütte'
besteht noch."
Vielleicht verbirgt sich hier ein Körnchen Wahrheit zu dem Problem: Altgrambschütz.
Eine weitere Sage aus unserem Dorf: Der Hund an der Folta-Brücke
"Vom Südausgang des Dorfes Grambschütz
führt eine Straße durch reizvolle Waldstücke, vorbei an der
sagenumwebten Pechhütte, nach Nassadel. Das vom Wald umschlossene Ackerstück
des Gutsbesitzers Folta durchfließt ein Graben, der just da unter der
Straße sich durchschlängelt, wo diese zum zweiten Male in den Wald
eintritt, von einer leichten Brücke, der Foltabrücke, überbaut.
In diesem Waldwinkel hauste vor Jahren ein großer schwarzer Hund. Wer
um Mitternacht hier vorbei kam, dem trat er mit glühenden Augen und rot-lechzender
Zunge entgegen. Entsetzt stürmte der nächtliche Wanderer die Straße
zurück und war nicht zu bewegen, noch einmal über die Schreckensbrücke
zu gehen. Ein beherzter Förster faßte Mut und machte sich um Mitternacht
auf, den Unhold zur Strecke zu bringen. Mit dem zwölften Glockenschlag
knistert der Höllenhund aus dem Dickicht an der Brücke hervor. Der
Förster legt an, zielt, ein Schuß kracht durch den nächtlichen
Wald - das Tier steht unbeweglich. Ein zweiter, dritter, vierter Schuß
folgt, -unbeweglich hält der Hund seine Feueraugen starr auf den Schützen
gerichtet. Dem läuft es kalt den Rücken hinunter, er donnert seine
letzten Schüsse gegen das Teufelstier los, - es steht unbeweglich. Hochklopfenden
Herzens flieht er eilend den verzauberten Ort.
Nach Jahren hört ein Fremder von dem rätselhaften
Hunde und erbietet sich, ihn zu verscheuchen. In der ersten Nacht ist der Hund
nicht zu sehen, in der folgenden erscheint er. Der Fremde schlägt ein
Kreuz und murmelt beschwörende Zauberworte. Als die letzte Silbe verklungen,
wandelt sich der Hund in eine hauchartige Geistergestalt, die mit den Worten:
"Ich danke dir, daß du mich erlöset hast!" im Walde verschimmert."
Die Sage ist abgedruckt im Heimatruf Nr. 205,
Juni 2010: Fritz Kotschate, Der Hund an der Foltabrücke, entnommen dem
Heimatkalender 1932. Kotschate war Lehrer in Grambschütz etwa zw. 1925-29,
gekommen aus Polkowitz/Ordenstal, (südl. von Hennersdorf). Der Hof des
Bauern Erich Folta grenzte an den Park, gleich südlich der Gärtnerei
(s. Nickel-Plan); seine Ackerfläche, 20 ha, lag außerhalb des Dorfes,
östl. der Straße nach Pechhütte und dem Lampa-Wohnhaus (s.
Kreiskarte, dort die weiße Aussparung; ebenfalls im Koschny-HvD-Grambschütz-Artikel
abgebildet. Die Henckel'schen Betriebe hat nach dem Krieg Oberförster
Weiß eingemalt).
Salesche
ein Betrieb, der zu Grambschütz gehörte
(meist als Vorwerk' bezeichnet). Nach der Karte von 1736 muss Salesche
schon eine alte Siedlung sein und ist keine neuere Vorwerkgründung. Wann
Salesche (zu braunen Zeiten "Waldbruch") zu Grambschütz gekommen
ist, war nicht festzustellen. Seine Flur liegt östlich von Grambschütz
in der Nähe von Noldau. Ein breiter Streifen des Grambschützer Waldes
trennt die Betriebe. Vielleicht war Salesche, so wie Kaulwitz, schon im Besitz
derer v. Prittwitz, als 1790 meine Familie deren Erbtochter aufheiratete.
Es waren etwa 700 M./175 ha guter Boden, viel
Zuckerüben. Zur Rübenernte hackten zuerst Bauern die Blätter
für sich als Viehfutter ab. Es wurden Pferde gezüchtet, 1931 wurde
ein Schweinestall gebaut. Frau Markiewizc schreibt dazu: "Ich glaube die
Pferde, die gezüchtet wurden waren Trakehner, hatten die Elchschaufel
als Merkmal. Sie hatten auch einen großen Eber in Salesche. Hatte ein
Bild von dem Eber zu Frau Baronin Theresia geschickt."
Am Wohnhaus an der Ostseite, rechts der Einfahrt,
eine vertiefte Rundung mit 1872', darüber eine Krone. 1879'
in einer Ziegel-Rundung am Nordgiebel der großen Scheune. Über dem
Eingang des Wohnhauses das Christus-Epitaph (s.o.).
Inspektor war Herr Eberhard Hoffschulte. Seine
Pension verbrachte er im Schloss in Reichen. Er war ein sehr netter, gut aussehender
alter Herr, sein Spitzname war "AUA" = Asbach Uralt. Fräulein
Hermann (Dada) und er mochten sich. Auf der Flucht ist er in Grüssau gestorben.
Bei landwirtschaftlichen Betrieben, besonders
bei größeren Vorwerken, hieß es allgemein: Wenn ein Inspektor
heiratet, wird er entlassen, d.h. mit Frau und evtl. noch mit Kindern, das
ist zu teuer.
Ein Stück südöstlich des Hofes
wurde nach 1945 ein moderner Schweinebetrieb aufgebaut. Zu den besten Zeiten
waren es bis zu 30.000/40.000 Stück, die Lieferungen gingen bis Warschau.
Heute (2004) sollen es nur noch 3.000 sein. Das alte Wohnhaus am Hof wird von
Behinderten bewohnt (2004 und 2008).
Weitere Vorwerke
Bei den ausgedehnten Flächen war früher
ein tägliches Hin- und Her von Gespannen und Arbeitskräften nicht
möglich. Die Erntefrüchte wurden erst dezentral gelagert (es gab
noch keine Mähdrescher). Deswegen lagen in entsprechender Entfernung vom
Haupthof kleinere Nebenhöfe, sog. Vorwerke und Feldscheunen. Bei Salesche/Waldbruch
und Altgrambschütz handelt es sich nach der Karte von 1736 unstreitig
nicht um Neugründungen, sondern um Erweiterungen des Gutsbetriebs an alter
Stelle.
Altgrambschütz, auch/früher Alt Grambschütz // Alt-Grambschütz
In Altgrambschütz standen die oben in der
geschichtlichen Einführung genannten zwei kleinen Bauernhöfe der
Familien Adolf Czichos (w) und Karl Zedler (ö). Sie besaßen je einem
Pferd und einige Kühe. Das heute (2008) noch genutzte Bienenhaus hatten
die Zedler betrieben.
Frau Helene Sroka geb. Pocher, Tochter des Johann
Pocher, ist hier bei ihren Großeltern aufgewachsen. Ihr Opa, (auch Johann),
*1868, war bis zur Rente (ca.1933) dort Vogt. Die letzten drei Jahre war sie
dann Hausmädchen bei den Grothes (s.o.). Ihr verdanke ich hier viele Hinweise.
Gehalten wurden Pferde, Schweine, Kälber.
Ganz junge Kälber standen in Altgrambschütz, mittlere in Friedenshof.
Eine andere Auskunft: nur Jungvieh, keine Pferde. Wieder eine andere: Kälber
und Fohlen. Es gibt ein altes ein Foto, das unseren Vater (und die Mutti?)
am dortigen Teich (nwn am Hof) mit Pferden zeigt. Nach diesen Angaben kann
nur gefolgert werden, dass die Belegung mit Vieh immer wieder einmal gewechselt
wurde.
Das Hauptgebäude/Wohnhaus, nach einem schweren
Brand 1933 renoviert, zeigt im ersten Stock in der Mitte, in einer Vertiefung,
die Figur des Hl. Leonhard (geweiht 1933); er galt als Patron für das
Vieh. Währen der Renovierung mussten die Leute solange in die Scheune
ziehen. In dem Gebäude lebten elf Familien, auf der rechten Seite unten
und oben je vier. Im zweiten Eingang, links über eine Stiege, waren es
zwei Familien und eine alleinstehende Frau. Unter diesen Wohnungen befand sich
der Ochsenstall. Für alle gab es eine Waschküche, das Plumsklo befand
sich im Freien.
Jede Familie hatte einen Schweine- und einen
Hühnerstall, einen Holz- und Kohleschuppen und hinter dem Jungviehstall
einen weiteren Holzschuppen; dazu je einen großen Garten für Gemüse
und Kartoffeln. Zum Gießen musste man das Wasser vom Teich holen. Dieser
war mittendurch viergeteilt, sodass mehrere Viehweiden Zugang hatten.
Elektrisches Licht gab es lange nicht, nur Petroleumlampen.
Der Anschluss an das öffentliche Stromnetz erfolgte während des Krieges.
Bis 1933, bis zum Neu-/Umbau bekam jeder der gearbeitet hat Geld, nicht soviel
wie heute, aber man konnte davon leben. Es gab Deputate von Roggen, Weizen,
Kartoffeln, Butter und Milch (aus der Schweizerei), Holz und Kohle; die Wohnung
war frei, auch das Licht.
In einer großen Scheune mit 3 Tennen, lagerte
das geerntete Getreide, das dann im Winter gedroschen wurde. Alois Becker kam
dafür mit seiner der Dampflok aus Kaulwitz angereist. Das Getreide wurde
dann in die Mühle nach Noldau gefahren.
Weiter gab es eine von der Scheune getrennte
Futterkammer für das Jungvieh und für die Zugochsen. Außerhalb
des Hofes standen eine Feldscheune für das Stroh und ein großer
Strohschober (-haufen). Das Stroh wurde für das Vieh gebraucht, wurde
aber auch eingesetzt zum Abdecken von Rüben- und Kartoffelmieten, Kubse
genannt (Kupa = Haufen); ein ca. 1 m tiefer Erdaushub, darin die Kartoffeln
bzw. Rüben. Darauf eine Stroh-, und darüber wieder eine Erdabdeckung,
dazu Belüftungsrohre.
Die alte Lehmgrube, nahe dem Hof, war nach 1930
nicht mehr in Gebrauch, nur ein Spielplatz.
Zur Schule hatte man weit zu laufen. Man tippelte
durch den Wald, kam am sog. Zigeunerloch/ Zigeunerhöhle vorbei (bald links
im Wald, noch weit vor der Wegekreuzung zum Dörrhaus bzw. zur Försterei).
In der Erinnerung war es eine rundlich tiefere Mulde, mit vielleicht drei Metern
Durchmesser oder etwas mehr, 1999 nur noch sehr flach und kaum zu identifizieren.
Warum es "-loch bzw. -höhle" hieß, ist unbekannt.
Herr Viktor Kosalla aus Sophienthal/Polkowitz
schrieb, dass es sich um flache Erdmulden gehandelt habe, in denen Jungpflanzen
für den Wald eingelagert wurden; mit Ästen abgedeckt, blieben sie
bis zum Einpflanzen frisch. Und weiter: Anscheinend gab es damals (trotz der
Nazis) immer noch übriggebliebene Landstreicher, die dann gelegentlich
in diesen "gemachten Betten" übernachteten.
Das Waldstück bzw. der Weg dort, in Richtung
Dorf, hieß der "finstere Wald", auch der "finstere Weg".
Es handelte sich wohl um einen jüngeren sehr geschlossenen, noch nicht
ausgelichteten Baumbestand.
Vor allem im Winter war das Gehen schwierig,
wenn es Schneewehen gab und der Schneepflug noch nicht durchgefahren war. In
der Schule kam man dann mit nassen Schuhen und Strümpfen an. Die Freude
war groß, wenn uns nach der Schule der Güterdirektor Lokay (Grab
Nr. 12) mit seinem Landauer traf (eine viersitzige Kutsche mit einem klappbaren
Verdeck); dann durften wir einsteigen und er brachte uns nach Hause.
Heute sind alle alten Gebäude verschwunden.
Nur das Bienenhaus - nicht mehr in Betrieb - steht noch. Transportable Bienenkästen
stehen in der Nähe (2009). Ein flacher nicht zu kleiner Neubau, schon
vor längerer Zeit errichtet, vergittert und eingezäunt, steht dort;
er gehört vermutlich einem Jäger. Die Bremsenplage war beim letzten
Besuch schier unvorstellbar. 2009 in der staatlichen Betriebskarte (s.o. Pechhütte),
nicht mehr eingetragen.
2006 gab es noch das Ortsschild: Str.Greboszow
= Altgrambschütz.
Der Mord beim Zigeunerloch
Ein Bericht vom Herbst 1943 zur Zigeunerhöhle,
den ich 2007 aus zwei Quellen und auch schon davor zusammengetragen habe:
......eines späten Abends ging ich, Helene Sroka geb. Pocher, mit meiner
Freundin von der Jugendgruppenveranstaltung, die Kaplan Wenzel in der alten
Schrotholzkirche abgehalten hatte, durch den Wald nach Altgrambschütz
zurück. Wir kamen am Zigeunerloch vorbei und dort stand der Herr Wachtmeister
Neumann (samt Fahrrad) mit einem Mann, der Schwierigkeiten machte (Herr Neumann
wird 1932 im Ortsverzeichnis des Kreises als "Landjägereibeamter",
zuständig für Grambschütz, Nassadel, Reichen und Simmelwitz
geführt, vgl. "namslau-schlesien.de". Er wohnte an der Chaussee).
Wir konnten relativ rasch Hilfe holen, denn auf dem großen Feld in der
Nähe ackerten zwei Bulldogs (Felix Walz, der Vater von Ruth und Felix
Wischnewski oder Edmund Keuschnik). Als die beiden Helfer dann ankamen, lag
der Wachtmeister tot am Boden und der Täter war verschwunden. Vermutlich
wollte der Wachtmeister den Unbekannten an sein Rad binden, um ein Weglaufen
zu verhindern, dieser aber riss ihm das Seitengewehr (Dolch) aus der Koppel
und stach Neumann in den Rücken, so dass er verblutete. Die Schreie vom
Wachtmeister waren wegen der Bulldogs nicht zu hören.
Einer der Treckerfahrern blieb da, der andere
fuhr (mit dem Rad oder Bulldog) ins Dorf und holte Verstärkung. In der
Nähe des Tatorts fand der Suchtrupp dann bald den Übeltäter.
Der Wachtmeister und sein Mörder wurden auf den Hof gebracht; vor dem
großen Arbeiterhaus gab es eine schreckliche Aufregung. Der unbekannte
Täter wurde in den Backofen zwischen den beiden Arbeiterhäusern westlich
des Parks eingesperrt. Als Kinder in der Früh auf dem Schulweg vorbei
kamen, hörten sie Schreie: Hunger - Hunger'. Und die Kinder schrien
zurück: Mörder - Mörder'. Um sicher zu gehen, wurde der
Verdächtige dann in einen Raum in der Brennerei gebracht, hinter eine
Eisentür, diese gesichert mit einem Eisenband.
Im Breslauer Uni-Archiv für Periodika (auf
der Sandinsel/Na Piasku) habe ich in den Zeitungen zu diesem Mord nichts gefunden.
Vielleicht war in diesen Zeiten eine Veröffentlichung unerwünscht.
Der Backofen wurde nach 1945 abgerissen.
Eleonorenhof
Die meisten Details über Eleonorenhof verdanke
ich Frau Renate Langemantel, der Tochter des Schäfers. Bis 1936 hieß
das Vorwerk 'Kuparka'. Alte Leute sagten noch so. Nach Aussage von heutigen
Polen sei das ein Eigenname, ohne erkennbaren Bezug. Heute steht auf dem Ortsschild
"Suloszof".
In Eleonorenhof waren die Grambschützer
Schafe konzentriert, etwa 1000 Tiere. Wenn Gäste im Schloss waren, wurde
ihnen dieser Hof oft und gerne gezeigt. Zum 18.1.1945 werden nur 455 Tiere
angegeben. Schäfer war Herr Johann (Hans) Zajaczkowski, 1909-1987. 1960
haben seine Kinder diese Berufsbezeichnung zu ihrem Familiennamen gemacht.
Sein Vater Wladislaus war der Schäfer in Niederreichen (nördlich
von Reichen), sein Großvater in Noldau. 1930 wurden die Schafe von Niederreichen
nach Eleonorenhof umquartiert; Hans ging mit, wurde dort der Schäfermeister
und heiratete ein Jahr darauf. Er wurde Ausbilder (zwei Lehrlinge), aber er
musste in die Partei eintreten, um die Erlaubnis zur Ausübung dieses Amtes
zu bekommen. So war es eben damals.
1932 hat der Schafstall gebrannt, ein Blitz hatte
eingeschlagen. Im letzten Moment konnte Hans die Schafe noch herausbringen;
in dem Gedränge gab es aber einige Brüche bei den Tieren. In einem
weiteren Stall waren die Ochsen für die Feldarbeit untergebracht. 1940/41
erhielt der Hof elektrischen Strom.
Weitere Bewohner: die Familien Siebenhaar und
Rathai. Ein Herr Siebenhaar war Vogt im Rentamt Grambschütz gewesen, aber
zu unserer' Zeit schon ein alter Herr; dann als vierte Partei Fräulein
Janek. Hans konnte seinen Beruf nach dem Krieg noch von 1946-1968 in Niederbayern
ausüben. Mindestens einmal ist er auch in Siglohe gewesen. Als er dann
alt war, schlug er manches Mal die Hände vors Gesicht und sagte traurig:
"hinter mir läuft nichts mehr" (keine Schafe) und er brauchte
immer frische Luft.
Hans hatte 1932, da war er 24, noch volle schöne
schwarze Haare. Nach dem Blitzschlag, sind ihm vor Schreck seine Haare bündelweise
ausgegangen, es blieb ihm nur noch ein Kranz um eine volle Glatze. Seine Frau
meinte: "so hätte ich dich nicht geheiratet". Für Ärzte
und andere Ratschläge gab er viel Geld aus, aber nichts hat geholfen.
Später dann hat er seinen Kindern die verkohlten Balken gezeigt, die bei
der Wiedererrichtung des Daches noch zu brauchen gewesen waren.
Einer seiner Schäferhunde war schwarz, er
hieß Astor. Hans hatte ihn entsprechend abgerichtet. Wenn er von den
Altgrambschützern oder aus Friedenshof etwas wissen wollte, band er ihm
einen Zettel mit einer Nachricht ans Halsband. "Lauf nach Friedenshof",
"Lauf nach Altgrambschütz". Astor mochte solche Aufträge,
er winselte freudig, wedelte mit dem Schwanz und verschwand.
Beim Treck sind die Zajaczkowskis mit dem Reichnern
mitgegangen (Reichen schloss sich dem Grambschützer Treck an). Die Lehrlinge
mussten da bleiben: "Die Schafe werden am nächsten Tag nachgetrieben",
wurde gesagt; "über die Oder", hieß es; "14 Tage
abwarten, dann geht's wieder zurück".
Und heute: der alte Schafstall ist abgebrannt.
Links, eingangs des Hofes, stehen einige kleinere Wohnhäuser, dahinter
ein größeres. Ein jüngerer sehr hilfreicher Tankwart von der
Tankstelle nördlich von Buchelsdorf/Bukowa Slaska, namens Bohla, erzählte
mir im Oktober 2008, sein Großvater stamme aus Eleonorenhof, seine Schwester
habe nach Deutschland geheiratet.
Friedenshof
Die letzten Bewohner waren zwei alte Schwestern,
die 1999 bei dem 100jährigen Kirchenjubiläum in Grambschütz
am Friedhofstürchen (an der Dorfstraße), in Gläsern Blaubeeren
und Honig anboten. Wenige Zeit später wurden sie überfallen und nach
Nordpolen umgesiedelt.
In der Mitte des Hofgevierts war ein Pumpbrunnen,
aber er gab kein gutes Wasser. Lieber holte man es von der Leitung im Stall.
Der Hof ist schon länger aufgelassen und verfällt. In der Karte des
Forstamts gibt es kein Friedenshof mehr.
Die Straße vom Dorf her (vom Lampahaus)
ist schauerlich; im Mai 2006 bin ich das erste Mal im Innenhof gewesen und
habe zwei Ehrenrunden gedreht, immer in der Angst, dass mir irgendein Eisen
o.Ä. die Reifen aufschlitzt (wozu habe ich eigentlich zwei Füße?).
im M.-Blatt ist südlich am Hof ein Teich eingezeichnet.
Östlich, vielleicht 200 m im Wald, steht
ein Feuerwachturm. "Wieza w Greboszow", schrieb eine freundliche
Person auf einen Zettel, also "Turm von Grambschütz"; errichtet
2003, 6 Monate Bauzeit, Höhe 36 m, der Betonröhre ca. 3 m; Aufstieg
innen über senkrechte Leitern und mit mehreren Plattformen. In dem Wachzimmer
ganz oben, ein großartiger Ausblick über das Land. Zwei Neffen kennen
den Turm: Felix v. Grießenbeck hat ihn 2007 erstmals fotografiert, Philipp
v. Ow gelang am 2008 die Erstbesteigung. Sehr liebe polnische Amtspersonen
haben wegeschaut. Ich war zu faul.
Obst-Alleen
Altgrambschütz: eine Apfelallee mit einigen
Kirschbäumen säumte den Weg in Richtung Wald. Ich vermute näher
am Hof, denn zum Wald hin steht eine Eichen- (nur Qu. Coccinea?) / Kastanienallee.
Vom Lampa-Haus nach Friedenshof säumten
Apfelbäume den Weg (einige gab's noch). Die hellen Jakobiäpfel, frühe
Klaräpfel, genannt Zuckeräpfel', wurden als erste reif und
auch als erste geklaut.
Auch zwischen Friedens- und Eleonorenhof standen
Obstbäume (dazwischen war Wald).
Eine Pflaumenallee war angepflanzt an der Nordseite
der bäuerlichen Ackerfläche westlich von den Lampas (klarer kann
ich die Position nicht definieren).
Etwa 1940 ließ unsere Mutter auf einer
Seite des Weges von der Grambschützer Brennerei zur Feldscheune (also
nach Westen) Kirschbäume anpflanzen. Der Nachteil war, sobald sich die
ersten Früchte zeigten, mussten nachts Wachen ausrücken. Beidseitig
war eine Anpflanzung nicht möglich, weil die Dampfpflüge zu breit
waren.
Helene Sroka: Alle Grambschützer Obstbäume
waren an Hermann Scholz, Grambschütz, verpachtet (nicht im Einwohnerverzeichnis
von 1940. Wohnte er bei seiner Verwandtschaft? Lt. Nickelplan hatte der Landwirt
Karl Scholz sein Grundstück südlich an der Chaussee. Nach anderer
Quelle soll der obige Pächter aus Namslau gewesen sein, aber auch er steht
nicht im Verzeichnis.
Kriegsvorbereitungen
Ruth-Maria Kurts-Lampa: vor dem Überfall
auf Polen am 1.9.1939, wimmelte es in Grambschütz von Soldaten. Sie waren
so 8-10 Tage da, meist ganz junge, in Tarnanzügen sind sie herumgelaufen.
Alle möglichen Fahrzeuge gab es, Panzer waren in Scheunen untergestellt.
Natürlich gab es überall im Dorf Einquartierungen, auch bei uns.
Eleonore, meine Schwester: im Schloss waren es
drei Panzeroffiziere. Wir drei Schwestern (Anna Maria, Theresia und Eleonore,
die drei Großen') bettelten und bettelten. Trotz strengstem Verbot
ließen sich die Offiziere endlich erweichen und gingen mit den 'privilegierten
Grafentöchtern' zu einem Bauernhof im Dorf. Dort konnten sie dann in der
Scheune endlich einen Panzer bestaunen.
Mitte Februar 2009 hat mich Alfred Barwitzky,
einfach so, angerufen. In den in Wäldern Richtung Kreuzburg war im August
1939 alles voller Soldaten. Erst war die Schmiede Kaulwitz dran, der alte Herr
Lorek musste auch wieder ran, und dann die in Reichen. Sie waren ununterbrochen
mit dem Beschlagen der Militär-Pferde beschäftigt, Hufeisenaktion'
wurde gesagt. Die Grambschützer sicher auch.
Ruth-Maria: Am 1. September waren sie alle weg.
Von den Soldaten, die im Dorf gewesen waren kamen dann bald Nachrichten, wer
gleich anfangs gefallen ist; aber mehr so als ein Gerücht.
Ähnliches berichtet Frau Maria Frisé
geb. v. Loesch aus Lorzendorf, 6 Km n von Grambschütz, in: Eine schlesische
Kindheit, Versunkene Welt, Stuttgart 1990, S. 98ff.
Treck - russischer Einmarsch - Ende
Pastor Röchling, Namslau (Amtszeit 1930-1945):
Die Vertreibung aus der Heimat, I. Teil, 1951, S. 20f.: Sonnabend, den 20.1.1945
gegen 12.00 h sind fast alle Ortschaften des Kreises menschenleer. Um 10.00
Uhr erreichen die Russen Noldau, um 13.00 Uhr erste Artillerieeinschläge
in Namslau, um 15.45 Uhr haben die Russen bereits Grambschütz
erreicht. Am 22.1. besetzen sie um 6.30 Uhr die Stadt Namslau.
Dr. Ernst Heinrich, Landrat (Amtszeit 1939-1945):
Der Volkssturm leistete Widerstand in Grambschütz, das gegen 14.00 Uhr
in russischen Besitz gerät.
Der Grambschützer Treck, geführt
von Dr. Grothe, setzt sich am 20.1.45 in Bewegung nachts gegen 1
Uhr. Richtung Altgrambschütz, dort wurde auf die Leute aus Pechhütte,
Eleonorenhof und Friedenshof gewartet. Zwei alte Personen sind in Altgrambschütz
geblieben, die Frau fand man dann erschlagen. Die Bukowinaflüchtlinge,
die in Grambschütz gestrandet waren, zogen mit bis Grüssau; nicht
alle hatten ihre Gespanne verkauft. Auch die Bombenflüchtlinge und andere,
mussten natürlich mitgenommen werden.
Zu den Bukowinaflüchtlingen schrieb mir
1997 meine Schwester Theresia:
"Im Schloß waren seit Sommer 1943
viele Bombenflüchtlinge aus Berlin, Köln, Hamburg. Dazu viele Menschen,
die aus der Bukowina zwangsweise ausgesiedelt worden waren. Sie waren Bauern,
mit Pferden und Wagen gekommen. Aus Geldmangel konnten sie die Pferde nicht
mehr füttern, so verkauften sie sie an die Bauern im Ort. Als es dann
auf die Flucht ging, wollte niemand die Leute mit auf die Wagen nehmen. Eine
der Frauen sagte mir, wenn der Krieg noch so lange dauert wie die Fettvorräte
langen, die sie dabei hat, das wäre furchtbar. Die Leute trugen wunderschöne
Trachten und hatten im Haus nur gestrickte, bunte Pantoffeln an. Wo diese Leute
gelandet sind habe ich nie erfahren, es hieß aber, sie seien in die schwäbischen
Gegenden, aus denen sie vor 200 Jahren in den Osten gezogen waren zurückgegangen."
Zwischen Altgrambschütz und Steinersdorf
wollten/sind die polnischen Kutscher abgehauen. Der aus Weißrussland
sagte: wir sind die ersten, die die Russen erschießen werden, weil wir
mit den Deutschen zusammengearbeitet haben. Es mussten dann 13/14-jährige
deutsche Buben Kutscher machen. Rudi Stephan hat den Ponykastenwagen geführt
Es ging weiter mit den über 70 Fahrzeugen und fast 1000 Menschen in Richtung
Simmelwitz, Groß Marwitz, Ohlau (südlich von Breslau), um dort die
Oder zu überqueren. Ohlau war restlos verstopft, es gelang dann bei Großbrück
(Tschirne)/Czer-nica, nur 10 km südöstlich von Breslau, über
das Eis den Fluss zu überqueren.
Der Kreis Landeshut (Grüssau) und war als
Auffanglager' für den Kreis Namslau vorgesehen. Gutsbesitzer hatten
vorher in diesem Raum Depots angelegt, z.B. Hafervorräte für Pferde.
Man war ja davon ausgegangen nach einigen Wochen wieder zurückgehen zu
können.
Zur Flucht meiner Familie gibt es in meiner
Sammlung folgende Notiz: "Die Grafen sind in den Sommerferien 44 abgehauen."
Die Hälfte stimmt, wir Kinder waren in dieser Zeit bei den Großeltern
in Bayern. Meine eben genannte Schwester Theresia schreibt über unsere
letzten Stunden:
"Am 18. 1. 45 (Donnerstag) wurden wir mit
verschiedenen Kutschen zum Bahnhof gebracht. Dort warteten wir auf den Zug,
der um 6 Uhr kommen sollte. Es war angeblich der letzte Zug, der aus dem Osten
kam. Muttl saß mit den "Kleinen" im Warteraum, während
ich mit ?? draußen herumlief. Es war stockfinster, aber im Osten, woher
der Zug kommen sollte, war der Himmel rot und man hörte deutlich Artillerie
schießen. Da wurde mir doch klar, daß das hier keine Fahrt in die
Ferien war. Daß es aber das absolute Ende von "zu Hause" war,
konnten wir uns natürlich nicht vorstellen.
Mit 2 Std. Verspätung kam der Zug. Aus einem
Abteil riefen Grambschützer Soldaten: Frau Gräfin kommen Sie zu uns
rein. Also Muttl und die "Kleinen" und Dada waren drin, keine Ahnung
wo Peter und Hedl waren. Die Alte (Anna Maria), Eleo und ich versuchten in
ein Abteil "für Reisende mit Traglasten", wie das damals hieß
hereinzukommen. Heute heißt das wohl Großraumabteil; der Unterschied
ist nur, daß es nur auf den beiden Querseiten Bänke gab. Es war
so voll, daß wir große Mühe hatten, uns rein zu drücken,
vor allem, weil so viele SS-Soldaten drin standen. Die schnauzten uns an: warum
macht ihr denn hier weg, ihr glaubt wohl nicht an den Endsieg? Als ich die
Klappe nicht hielt und fragte: warum seid ihr denn nicht an der Front? war
das natürlich ein Fehler. Sie wollten zur Strafe gleich Eleo rausstoßen,
weil sie den Fressalienrucksack trug und der angeblich einer Person den Platz
nahm. Als wir dann schimpften und das verhindern wollten, haben sie mich rausgestoßen.
Die Alte war zum Glück schon tiefer drin, sie haben ihr nichts getan.
Als ich also wieder am Bahnsteig stand, hatte
der "Bahner'" schon gepfiffen und der Zug fuhr los. Er hörte
aber doch mein Geschrei, sah mich stehen und pfiff noch mal ganz wild. Da hielt
der Zug wieder und er riß die Tür auf, stieß mich hinein und
hat die Kerle drin so herrlich beschimpft und geflucht, daß mir gleich
wieder besser war. Dann ging es 4 Std. nach Breslau statt normal 1 Std."
Der ausführlicher Treckbericht (Fluchtbericht)
der Dörfer Grambschütz und Reichen, dazugestoßen sind später
noch die Betriebe Kaulwitz und Salesche, vom 19.1. bis zum 31. 3.1945, verfasst
von Herrn Dr. Franz Grothe in den Jahren 1945 bis 1950, ist im Internet unter:
www.namslau-schlesien.de zu finden.
Frau Magda Hoffmann, geb. Lorek von den ersten
Tagen der Besetzung:
Beim russischen Einmarsch war meine Mutter,
sie war eine gebürtige Polin, mit uns Kindern im Keller versteckt (im
Arbeiterhaus auf dem Hof), der Vater natürlich an der Front. Nur der neugierige
Bruder Manfred wagte sich, er war ein junger Bub, ein paar mal heraus. Er berichtete,
dass Männer in undefinierbaren Uniformen, nicht grün, nicht braun,
keine deutschen oder russischen, herumliefen. Sie sprachen auch Deutsch. Vielleicht
waren es Partisanen. Das war am 2. Tag; also müsste es der 21. gewesen
sein. Sie fragten den Manfred nach Äpfeln. Er hat sie ins Gewächshaus
geschickt. Dort wurden sie fündig und haben aufgeladen. Auf die Frage,
in welcher Richtung der Treck gefahren sei, gab er eine andere Richtung an.
Aus der Bremerei wurden Schnapsfässer herausgerollt,
sie haben gesoffen wie die Schweine und waren deshalb so aggressiv. Mit Fackeln
liefen sie durch Hof und Dorf und haben viele Häuser und Höfe (die
Hofstellen von Filor und Gsuk, die evangelische Schule, das Arbeiterhaus u.a.)
angesteckt, auch das Schloss. Wir mussten aus dem Keller raus, denn bald darauf
ist der Dachstuhl über uns zusammengebrochen.
Die Mutter ist dann gleich mit den Kindern vor
den eingerückten Russen und Polen nach Hause, zu ihren Eltern geflohen.
Schon im Mai 1945 kam sie wieder zurück. Manfred wollte immer in die Kuppel
des Schlosses steigen, die die Ruine noch krönte, denn in der Kugel ganz
oben wurden interessante Dinge vermutet. Eine Treppe ging hinauf. Es war aber
zu gefährlich und er traute sich dann doch nicht. Nur kurz blieb sie in
Grambschütz/Greboszow, sie wurden sehr schlecht behandelt, es reichte
der Mutter, sie gingen nach Deutschland.'
Die letzte Postkarte aus der Heimat
Sie ist geschrieben von der Dada/Martl Martha
Hermann (s.o.). Auf der Ansichtskarte mit der Kirche schrieb sie an unsere
Mutter nach Tagmersheim bei Donauwörth in Bayern (ohne Briefmarke, abgestempelt
am 25.1.45, 17.00 Uhr, Berlin N4, Nachporto 9 Pf.):
"Unser Treck 1200 Personen mit 80
Wagen ist über das Eis über die Oder gekommen. Zur Zeit sind wir
in Rohrau, 14 km südl. von Breslau. Die Strapazen sind ungeheuer. Seit
Freitag nachts 12 h (19.1.) sind wir unterwegs bei 15? Kälte. Ich bin
im 3. Wagen mit den Ponys. Anna, Friede und Han-dryscheks sind bei mir. Wir
konnten nur wenig retten. Mir geht es den Umständen entsprechend gut.
Ich versuche weiter gut durchzukommen. Dr. Grothe leitet den Treck und so herrscht
gute Ordnung. Beten Sie für uns, damit wir dieses Rennen gewinnen. Grambschütz
ist schon weg. Die Hunde sind mir weggelaufen. Alles Liebe Martl" ?
Böse Buben
Damit die gesammelten Berichte/Geschichten nicht
gar zu traurig ausgehen. Die Quellen aus denen ich geschöpft habe, behalte
ich für mich.
Es lebten in Grambschütz ja einige Familien
mit vielen Kindern. Bei einer von ihnen waren einige der Brüder berühmt-berüchtigt,
und das nicht nur in unserem Dorf. Abgesehen davon, seriöse Berufe waren
bei dieser Familie durchaus vorhanden.
Auf dem Friedhof, zwischen den Grabsteinen und
vom Turm aus erschreckte einer von ihnen, in ein weißes Laken gehüllt
und mit Eulengeschrei, die Leute und Kinder. "Kommt mit ins kühle
Grab", rief er vom Turm. Einmal sollte er eingesperrt werden. Er versteckte
sich in der alten Holzkirche im Turm und seine Schwester brachte ihm zu essen.
Der andere hat nebenher auch als Brunnenbauer gearbeitet. Er hatte einen Auftrag
in Reichen; am Hof liefen Enten herum; geklaut hat er sie alle.
Einer besaß eine Försteruniform, mit
der ging er am hellerlichten Tag auf die 'Jagd', z.B. bei der Hübscherei.
Auch einen Windhund gab es, der brachte jeden Hasen. Einmal war wieder Polizeikontrolle.
Das gewilderte Reh wurde rasch im Gartenbrunnen versenkt und mit einem Stock
unter der Oberfläche festgemacht. Am nächsten Tag wurde beim Nachbarn
Wasser geholt. "Warum? Ihr habt doch selber einen Brunnen!" "Ja,
schon, aber da ist eine Ratte hineingefallen."
Vor der großen Feldscheune schoss er dem
Chef der Namslauer Polizei das Pferd unter dem Hintern weg. Seitdem fuhr dieser
nur noch mit dem Rad.
Wenn Mais am Bahnhof in Waggons verladen wurde,
wurden diese von unten angebohrt und abgezapft. Auch Schnapsfässer wurden
beim Verladen so aufgebohrt. Im heimischen Garten, war immer ein gefülltes
großes Fass. Vor dem dieselgetriebenen Lanzbulldog gab es auf dem Dominium
einen Hanomag, der mit Benzin fuhr. Natürlich wurde auch der abgezapft
und die Beute im Garten vergraben.
Gelebt wurde vom Kindergeld und Stehlen und ihre
Zeit verbrachten sie zwischen Gefängnis und Freiheit.
Einer der Brüder hat 1977 bei einem Besuch
in Grambschütz/Greboszow, die Familie Lampa geführt; er wohnte im
Beamten-/Grothehaus. Auch ein Jahr später, als unsere Familie das erste
Mal dort war, haben wir mit ihm gesprochen. In einem Zimmer hing noch die schöne
alte Lampe aus der Gründerzeit. Wo immer wir hingingen, stets war er in
der Nähe. Offensichtlich hat er den Einmarsch der Russen und die weiteren
polnischen Jahre, dank seiner Lebenstüchtigkeit gut überstanden.
Ein in den 30ern weitberühmter schlesischer
Dieb hieß XY. Einer der großen Grambschützer Bauern arbeitete
auf seinem Acker, sein Brotbeutel hing am Wagen. XY kam vorbei, der Bauer erkannte
ihn. XY stahl aus dem Beutel in aller Ruhe das Essen und ging. Der Bauer hat
ihn nicht angezeigt.
Teil II. Die Kirchen und der Friedhof
Die beiden Kirchen
Zwei Kirchen sind uns Grambschützern noch
in Erinnerung, in Erinnerung auch der Friedhof, auf dem wir unsere Toten bestattet
haben. Wir hatten keine evangelische Kirche, aber am Friedhof gab es keinen
Unterschied. Ursprünglich ein Rundfriedhof, um die erste, die alte Schrotholzkirche.
Die Geschichte ist über die Menschen hinweggegangen, aber was sie geschaffen
und geliebt haben, das gibt es noch, wenn auch in veränderter Form. Den
Älteren soll dieser Bericht eine Erinnerung sein, für die Jüngeren
eine Beschreibung dessen, was war und was ist.
Die alte Schrotholzkirche
Der Bau: 1305 wird Grambschütz
als Zinsdorf der Breslauer Bischöfe genannt, das Jahr 1353 erwähnt
eine Kapelle St. Catharina. 1688, also gut 300 Jahre später, spricht ein
Visitationsbericht von einer Neugründung als Ersatz für die im
Wald' errichtete, damals baufällige Catharinenkapelle. Als Bauherr erscheint
der evangelische Gutsherrn Freiherr Cyprian Kottulinsky (*1559?, tot 1596).
Vermutlich ist das unsere alte Schrotholzkirche, die Cyprian, glaubt man seinen
Lebensdaten, schon vor 1600 hat errichten lassen. Manche vermuten 1613 als
Datum dieser evangelischen Kirche (1654 kath.), das Datum der Kottulinsky-Glocke.
Bei Schrotholzbauten werden Stämme mit der
Axt behauen, d.h. geschrotet und dann waagrecht geschichtet.
Die Glocke: Berichtet wird, dass schon früher eine größere
Glocke gestiftet wurde, erhalten hat sich aber nur die Bronze-Glocke von 1613
(h 0,50, Ø 0,51 m). Sie trägt auf dem Hals die Inschrift: Pulsando
auditum verbi reverenter honoro = Durch mein Schlagen ehre ich ehrerbietig
das Hören des (heiligen) Worts, so übertragen von Prof. Dr. Ernst
Sigot, Uni Klagenfurt. Der genaue Text auf der Flanke dieser Glocke ist nach
wie vor unbekannt. Überliefert daraus ist nur die Jahreszahl 1613 und
dass sie gestiftet wurde von der Frau Anna Kottulinsky geb. Salisch von Schreibersdorf
(1596-1625), Witwe und Erbfrau zu Grambschütz; abgebildet auch die Familienwappen
der Kottulinsky und Salisch.
Dr. Hugo Löbmann, Musikwissenschaftler, Leipzig/Playwitz, hat im Juni
1934 im Grambschützer Gästebuch das Klangbild dieser Glocke von 1613
beschrieben:
Die Glocke Katharina lässt hören
den "Unterklang: "G¹ " Notenbild ¹ - + 1/4 Ganzton
- gemessen am Pariser "a" = 870 Schwingungen in der Sekunde. - Ferner
die Prim: "Fis² " Notenbild ² - + 1/8 Ganzton. Ferner die
Terz: "Aïs² " Notenbild ³ - Die Quint: "Cis³
" Notenbild ? - + 8/8 Ganzton - (also D³). Ihr Klang erweckt den
Eindruck des Fraulichen - Friedvollen. - So ganz das musikalische Abbild der
Landschaft." Bei "Notenbild" ist je eines der Notenbilder einzufügen.
Ausstattung und Lage: Ein weiterer Visitationsbericht
von 1666/67 erzählt uns: "Grambschütz ist ½ Meile von
Strehlitz entfernt. Die kleine Kirche ist aus Holz gebaut und der Hl. Katharina
geweiht. Das Patrozinium wird, laut Bewilligung, am ersten Sonntag nach Katharina'
gefeiert. Die Grambschützer Kirche ist eine Filialkirche von Strehlitz.
Ein Pfarrhaus oder kircheneigene Äcker gibt es nicht. Das Patronat übt
der Dorfeigentümer, Herr Sigrot, aus (dieser Sigrot ist vielleicht identisch
mit Sigismund v. Gaffron, dem Mann der Glockenstifterin. Nähere Daten
gibt es nicht). In der Kirche befindet sich ein Marienaltar in fast gutem Zustand,
Ausstattung ist vorhanden, im Turm hängen drei Glocken. Das Gebäude
selbst bedarf der Renovierung. Der Messner heißt Paulus Janasch, ein
Bauer. Pfarrer und Schreiber sitzen in Strehlitz." Auch diese alte Textstelle
hat der Strehlitzer Pfarrer (1993-99) Tadeusz Rusnak im Diözesanmuseum
in Wrozlaw ausgegraben und aus dem Lateinischen übertragen.
Die Zeitgeschichte sagt uns, dass diese Kirche,
sie war von Anfang an evangelisch, 1654 katholisiert wurde, geschehen im Zuge
der brutalen Rekatholisierung protestantischer Territorien und Kirchen durch
die Habsburger. Damals gehörte Schlesien ja noch zu Österreich.
Die nächste Erwähnung unserer Kirche,
ist (etwas schwülstig, aber zeitgemäß) zu finden in einem Artikel
im Centralblatt der Bauverwaltung' vom 21.1.1888, herausgegeben vom Berliner
Ministerium der öffentlichen Arbeiten: Wanderungen durch Ostdeutschland
zur Erforschung volkstümlicher Bauweise, "Besonders fesselt aber
den Besucher der Umstand, daß viele Kirchen, z. B. die in Radoschau,
Braunau (Böhmen), Grambschütz und Klutschau, durch die alten Eichen
und Buchen der Friedhöfe in unmittelbare Verbindung mit der Natur gesetzt
sind, wodurch sich die einfachen Linien dem Auge noch klarer einprägen.
So hinterlässt so ein Kirchlein wohl nicht nur für den armen und
rohen Bewohner der Gegend, sondern auch für Menschen höherer Lebensart
einen im gewissen Sinne überwältigenden, innere Ruhe widerspiegelnden
Eindruck, auch wenn wir von der rein religiösen Empfindung absehen, welche
für kindlich schlichte Naturen mit der Vorstellung des Gotteshauses unwillkürlich
verknüpft sind."
Aus der Beschreibung auf Seite 85 in dem für
die Baugeschichte unseres Landkreises so wichtigen Buch von 1939: Die Bau und
Kunstdenkmäler Schlesiens, ergibt sich, dass eine Holzkirche einer stetigen
Überwachung und auch eines erhöhten Unterhalts bedarf.
"1816 Ausbesserung des Schindeldachs. 1822
waren die Balken verfault. 1854 wurde die Kirche neu unterschwellt und die
Wände im Osten und Süden ausgebessert. 1886 unter zog der evangelische
Patron Lazarus Graf Henckel von Donnersmarck das Bauwerk einer gründlichen
Erneuerung. Die Fundamente wurden untermauert, die Bohlenwände ausgebessert
und samt Turm neu verschalt, endlich neue Fenster mit Butzenscheibenverglasung
eingesetzt. Heute ist die Kirche teilweise ruiniert."
Zustand und Übergang: Mit dem Bau
der neuen Steinkirche wurde die alte Glocke von 1613, der gotische Flügelaltar
von 1517 (h 1,10 m, b geschlossen 1,02) und der hölzerne Taufständer
von 1682 in die neue Kirche verbracht. Der Flügelaltar war zu dieser Zeit
mit grüner Ölfarbe angestrichen; unser Vater hat ihn Mitte der 30ger
Jahre in Breslau restaurieren, zwei Figuren ergänzen lassen. Leider wurden
1985 die drei mittleren Hauptfiguren und 1995 die je vier kleineren Seitenfiguren
gestohlen. Bei der Gelegenheit versuchte der Täter auch den Tabernakel
aufzubrechen und warf ihn dann in das Chörchen/Nebenraum rechts vom Altar.
Mit dem Abschluss des Neubaus wurde der alte Bau als Begräbniskirche bestimmt.
Anfang der 40er erwachte dann in der Holzkirche
neues Leben. Unser Kaplan Norbert Wenzel teilte den Kirchenraum ab und schuf
mit Jugendlichen aus dem Dorf einen Raum für Religions- und Ministrantenunterricht,
den die Nazis andernorts verboten hatten. Da es keine Heizmöglichkeit
gab, wurden Teile der Wände und der Boden mit Strohmatten bedeckt, geflochten
von den Mädchen.
Kaplan Wenzel, 1913 geboren, wohnte im
Schloss. Nach seiner Weihe in Breslau war er von November 1939 bis Juli 1942
in Grambschütz "Pfarrhelfer vor Ort". 1995 ist er als Geistlicher
Rat' in Berlin gestorben. Über die Schwester Dorothea Jankowski (ihr Vater
Paul der Haumeister und Vorarbeiter im Grambschützer Forst) ist glücklicherweise
von diesem lebendigen, fröhlichen und sehr beliebten Geistlichen ein Fotoalbum
aus seiner Grambschützer Zeit, von ihm auch beschriftet, erhalten geblieben.
Seit 2006 befindet es sich im Namslauer Heimatarchiv in Euskirchen.
Hier sei noch einmal berichtet von den Problemen
mit einer Holzkirche und den Folgen nach 1945, nachdem das Land polnisch geworden
war.
Geheimrat Dr. Karl Rebel (1863-1939), München,
führend im bayerischen Forsteinrichtungswesen, betreute seit etwa 1930
unseren Wald. Im Mai 1937 schreibt er, verbunden mit einer wunderbaren Zeichnung,
unter der Überschrift "Die alte Grambschützer Holzkirche"
Traumhaft
im Schatten der Linden
Angehaucht
von der Sage
Will
sie wortlos verkünden
Längst
vergangene Tage.
Diese gefühlvollen Worte sagen uns
Zweierlei: einmal erinnern sie an die romantische Lage der Kirche unter hohen
mächtigen Bäumen. Die stärksten von ihnen sind schon lange von
den polnischen Behörden in Oppeln als Naturdenkmäler unter Schutz
gestellt - und auch vom Blitz und Alter gezeichnet. Zum anderen weist das Wort
"Schatten" darauf hin, dass diese Holzkirche ständig unter Feuchtigkeit
gelitten hat. Ein Problem, das sich aus den wiederholten massiven Reparaturarbeiten
im 19. Jahrhundert ablesen lässt. Diese dauernde Feuchtigkeit unter den
zwar prächtigen Bäumen, die ein Austrocknen nur im Hochsommer zuließ,
hat der Kirche (und den Grabdenkmälern) schwer zugesetzt. Ständige
Überwachung und Pflege war/wäre notwendig gewesen und das längst
schon zu deutscher Zeit.
So kam 1945 die alte Kirche in keinem guten
Zustand in polnische Hände. Menschen kamen nach Greboszow/Grambschütz,
die hier nicht geboren, oft selbst ihre Heimat verloren hatten; wahrlich kein
Nährboden um rasch Wurzeln zu schlagen. Und doch fanden sich auch in dieser
Situation Menschen, die offen waren und Positives zu bewegen versuchten. Zu
ihnen gehörte Herrn Waclaw Grunert, vertrieben 1946 aus dem Bezirk Posen.
Er war Lehrer und bald, bis 1981, der Schulleiter im Dorf. Er beklagte die
Vernichtung so vieler künstlerischer und historischer Werte. Ihm ist es
zu verdanken, dass die alte Holzkirche gerettet und 1973 im Freilichtmuseum
von Bierkowice, ein Stadtteil westlich von Oppeln, wieder errichtet wurde.
Es ging Herrn Grunert u.a. auch um den Erhalt der Torpfeiler bei den Eingängen
zum Schloss und Dominium, um den chinesischen Tempel; auch eine kurze Dorfbeschreibung
stammt von ihm (vgl. u. Einzelartikel, Elzbieta Wijas-Grocholska).
Sicher, es ist schmerzlich für uns alte
Grambschützer, dass wir dieses Wahrzeichen unseres Dorfes nicht mehr an
seinem angestammten Platz bewundern können, aber nur so ist die alte Kirche
vor einem sicheren Verfall gerettet worden. Die heute gezeigte Innenausstattung
der Kirche stammt nicht aus Grambschütz.
Die neue Kirche aus Stein
Der Bau und die Einweihung am 24. September 1899
Auf der heute noch erhaltenen Tafel, außen
an der Apsis der Kirche, ist zu lesen: "Dieses Gotteshaus geweiht der
Heiligen Catharina wurde erbaut von Johannes Edgar Graf Henckel von Donnersmarck
in den Jahren 1897-1899" (Grab Nr. 10). Die Pläne, in den Formen
der englischen Neuromanik, stammen von den englischen Architekten Baggallay
and Millard, London. Die Kirche war ursprünglich um einiges größer
geplant, aber die Breslauer Diözesanbehörde lehnte ein derartig großes
Unternehmen, und dazu noch auf dem Lande, ab. Über diese Ablehnung hat
sich der Bauherr offensichtlich sehr geärgert, denn in seinem Testament
von 1907 schreibt er:
"Ich habe immer bedauert, daß ich
die neue kath. Kirche in Grambschütz etwas zu klein gebaut habe und mir
seinerzeit fest vorgenommen, wenn Gott mir einen Sohn schenken sollte, durch
den der Besitz sich in meiner direkten Nachkommenschaft forterben könne,
dann die Kirche zu erweitern, eventuell durch Abbruch des Presbyteriums und
Erbauung eines 2ten dem vorhandenen ähnlichen Kuppelraumes und Neuerrichtung
des Presbyteriums in der Breite des Neubaues nach Süden verschoben. Das
Äußere würde dann eventuell 2 nebeneinander liegende Hauptgiebel
auf beiden Seiten zeigen. Die Vormundschaft ist zur Ausführung dieses
Baues berechtigt, sofern günstige Gutserträge die Mitteln liefern.
Die englischen Architekten Bagally & Mollarr in London (korrekt: Baggallay
and Millard), welche die Kirchenzeichnungen lieferten, wären zu hören."
Es gelang mir in London im Royal Institute of
British Architects (R.I.B.A) in einer Auftragsliste von Walter Millard folgenden
Eintrag zu entdecken: "1892, Church Grambschutz bei Namslau, Silesia,
Graf Henckel von Donnersmark ". Bei Frank Baggaly fand sich folgender
Eintrag: "village church, at Grambschütz bei Namslau, Silesia, for
Count Henkel von Donnersmarck". Baupläne waren leider keine zu finden.
Solche müssten aber mit Sicherheit, wegen der Streiterei mit dem Bauherrn,
im Breslauer/Wrozlaw Diözesanarchiv vorhanden sein. Aber eine Auskunft
darüber oder gar eine Einsicht ist derzeit nicht zu erlangen.
Vielen ist schon aufgefallen, dass die eiserne
Ampel in der Kuppel der Kirche eigentlich etwas zu groß geraten ist.
Da aber nach den Unterlagern in London, schon für 1892 ein Beginn der
Planung festzustellen ist, gehe ich davon aus, dass die jetzige Ampel schon
zu weit fertig gestellt war, und nicht mehr an die jetzt kleineren, von der
Diözese genehmigten Raummaße, angepasst werden konnte. Von polnischen
Bekannten habe ich schon vor Jahren gehört, dass irgendeine Stelle in
Wrozlaw/Breslau (näheres habe ich vergessen) unbedingt diese Ampel haben
wollte. Für so eine Dorfkirche sei sie doch viel zu groß. Aber die
neuen Bewohner dachten nicht daran sich von ihr zu trennen. Gut so.
Berichte aus dem Namslauer Stadtblatt
seien hier eingefügt. Diese Zeitungsmeldungen entdeckte ich 2004 in der
Uni-Bibliothek in Wrozlaw/Breslau. Bei meinem Freund Ks. Prälat Tadeusz
Rusnak in Zerniki Wr./Schönborn konnte ich in Ruhe wohnen.
Nr. 47, 20.6.1899, Neue Kirche
Der Bau der neuen katholischen Kirche in Grambschütz,
den Herr Graf Henckel von Donnersmarck auf eigene Kosten im englisch-gothischen
Style ausführen lässt, ist bereits soweit gefördert, daß
die Consekration des Gotteshauses voraussichtlich in der ersten Hälfte
des September des Jahres durch Se. Eminenz den Herrn Cardinal-Fürstbischof
Dr. Kopp erfolgen wird.
Vor kurzem wurde die von der Firma Schlag und
Söhne in Schweidnitz erbaute Orgel durch den Orgelbau-Revisor Herr Ober-Domorganist
Adler aus Breslau revidiert und abgenommen. Das Werk enthält auf zwei
Klavieren und Pedal 12 klingende Stimmen und soll eine nach jeder Hinsicht
gelungene Arbeit sein. Bei der Kirchenrenovierung unter Pfarrer Tadeusz Rusnak
um 1995 wurde bei der Orgel nichts unternommen. Wie berichtet wird, hat der
heutige Pfarrer Stefan Dombaj "irgendwo alte Orgelpfeifen gekauft und
installiert".
Nr. 69, 5.9.1899, Kirchen-Einweihung
In wenigen Tagen wird auch die innere Ausstattung
und Ausschmückung der neuen Kirche zu Grambschütz beendet sein. Se.
Eminenz der Cardinal-Fürstbischof Dr. Kopp hat daher an den Herrn Graf
Henckel von Donnersmarck, den Bauherrn, die Mitteilung gelangen lassen, daß
er am Sonntag, den 24. d. Mts., die Consecration des Gotteshauses vorzunehmen
gedenkt.
Nr. 75, 26. 9., 25. September 1899, Lokales
Die Consecration der vom Grafen Henckel
v. Donnersmarck zu Grambschütz neuerbauten Kirche wurde am gestrigen Sonntage
durch Se. Eminenz den Hochwürdigsten Cardinal-Fürstbischof Herrn
Dr. Kopp in hochfeierlicher Weise vollzogen. Der seltenen erhebenden Feier,
welche vom prächtigen Herbstwetter begünstigt war, wohnten mit dem
Bauherrn und seinen Verwandten einige Mitglieder der Aristokratie des Kreises
und von auswärts, sowie eine nach mehreren Tausenden zählende Menge
von Andächtigen aus nah und fern bei.
Bis zum Beginn des Pontificalamtes befanden
sich im Gotteshaus nur etwa 100 Personen, da die Gänge wegen der heiligen
Handlung für den Herrn Cardinal und die assistierenden Herren Geistlichen
freigehalten werden mußten. Kurz vor Anfang des Hochamtes öffneten
sich die Pforten der Kirche für alle diejenigen Erschienenen, welche eine
Eintrittskarte aufzuweisen hatten. Nach ihnen wurde, soweit es der Raum gestattete,
indeß auch anderen Personen der Eintritt gestattet.
Die Ordnung in und außer der Kirche war
von Anfang an bis zu Ende eine musterhafte, dank der großen Mühewaltung,
welcher sich in dieser Beziehung eine Anzahl Personen, darunter selbst solche
von Distinction ¹, in höchst anerkenenswerther Weise der hehren Sache
wegen freudigst unterzogen hatten. (Ausführlicher Bericht folgt.)
28. September 1899, Lokales
Der vergangene Sonntag war für die katholische
Gemeinde Grambschütz, hies. Kreises, ein überaus herrlicher Festtag,
fand an demselben doch durch Se. Eminenz den Hochwürdigsten Herrn Kardinal-Fürstbischof
Dr. Kopp die feierliche Consecration der neuerbauten schönen Kirche statt,
welche die Gemeinde der Munifizenz ² des Gutsherrn, des hochverehrten
Grafen Johannes Edgar Henckel von Donnersmarck zu verdanken hat.
Der Ort prangte im schönsten Festgewande.
Am Eingang des Dorfes erhob sich eine mächtige Doppel-Ehrenpforte, geschmückt
mit auf das Fest bezüglichen Transparenten und Fahnen in den päpstlichen,
bischöflichen und den Landesfarben. Vier andere Ehrenpforten, nicht minder
imposant durch Festons ³ ec. miteinander verbunden, waren in der Nähe
des Schlosses errichtet (der Anbau erfolgte erst 1903/4). Auch die Ausschmückung
der Dorfstraße, sowie die Decoration fast aller Häuser, da auch
Andersgläubige sich hierbei in erfreulicherweise betheiligt hatten, gaben
äußerlich die Herzensfreude der Gemeinde kund.
Eine wahre via triumphalis aber war nachgerade
der Weg vom Schloßhofe bis zur Kirche; Zahlreiche Hände waren an
der Herstellung des reichen Schmuckes durch viele Tage emsig thätig gewesen.
Auch die nächste Umgebung des Gotteshauses zeigte sinnige decorative Ausschmückung.
Ehre und Anerkennung Allen, welche den hohen Freudentag der katholischen Ortsbewohner
zu einem so herrlichen gestalten halfen und gleichzeitig auch ihre Verehrung
gegen Se. Eminenz zu erkennen gaben.
Der Hochwürdigste Kardinal langte, von Breslau
kommend, früh um 3/4 8 Uhr auf Station Namslau an, wo zu seinem Empfange
die Herren Graf Henckel von Donnersmarck, Fürstbischöflicher Commissarius
Erzpriester Reimann, Kaplan Blöhe, Mitglieder des Kirchenvorstandes und
der Gemeindevertretung von hier, der stellvertretende Landrath Herr Kreis-Deputierter
Rittmeister a. D. v. Spiegel-Dammer und Herr Bürgermeister Schulz anwesend
waren.
Nach kurzer Begrüßung bestieg der
Kirchenfürst mit dem Herrn Grafen, dem Fürstbischöfliche Commissarius
und dem Herrn Geheimsekretair Dr. Steinmann den mit vier prächtigen Rappen
bespannten gräflichen Galawagen und begab sich direkt nach dem 7,1 Kilometer
entfernten Grambschütz. Bei der Fahrt durch das Dorf gab Se. Eminenz wiederholt
seiner großen Freude über die reiche und sinnige Decoration Ausdruck.
In der Nähe des Gotteshauses und auf dem Kirchplatze harrte der Ankunft
des Hochwürdigen Herrn eine überaus große Menge Andächtiger,
die aus nah und fern herbeigeeilt war, um der seltenen, erhebenden Consecratiosfeier
beiwohnen zu können.
Se. Eminenz, von der Menge ehrfurchtsvoll begrüßt,
begab sich alsdann in das gemäß kirchlicher Vorschriften errichtete
Zelt, worauf sofort die sinnvollen Ceremonien begannen und nahezu 2 1/2 Stunden
in Anspruch nahmen. Während der letzten, in der Kirche vollzogenen heiligen
Handlungen öffneten sich die Pforten des Gotteshauses; des beschränkten
Raums wegen konnte indeß außer den Personen, welche mit einer Eintrittskarte
versehen waren, nur verhältnißmäßig wenigen aus der viel-hundertköpfigen
Menge der Eintritt gestattet werden.
In den ersten Bankreihen hatten außer dem
Bauherrn und seinen Verwandten einige dem Herrn Grafen befreundete und zu dem
Feste geladene Mitglieder der Aristokratie des Kreises und von auswärts
Platz genommen. Gegen 3/4 11 Uhr nahm das Pontificalamt seinen Anfang, welches
der Hochwürdigste Herr Kardinal-Fürstbischof unter Assistenz von
12 Geistlichen celebrierte. Während desselben brachte der hiesige Kirchenchor
unter der Leitung des Chorrectors Bönninghausen die herrliche D-moll-Messe
von Max Filke, Domcapellmeister in Breslau, mit Instumentalbegleitung zur Aufführung.
Von den Einlagen wurde nur das Graduale instrumentirt executirt, das Offertorium
dagegen a capella in der Bearbeitung von Dr. Witt, während Introitus und
Communio nach dem Graduale romanum als Männerchor gesungen wurden. Nach
der Beendigung des Amtes hielt der Herr Kardinal eine Ansprache.
Anknüpfend an das Psalmenwort: "Wie
lieblich sind deine Wohnungen, o Herr", wies der hochwürdigste Herr
Kardinal zunächst darauf hin, daß der Psalmist diese Worte ausgerufen
habe beim Anblick des heiligen Baues des Tempels, der zur Ehre Gottes und seinem
Dienste aufgeführt war. Auch die Anwesenden könnten dasselbe sagen
an diesem Tage, wo alle versammelt seien, ein Fest der Religion zu feiern,
welches zugleich ein Fest der christlichen Kunst sei. Es ist ein Haus Gottes,
das geweiht wurde. Gott selbst bedürfe zwar nicht eines solchen, er, "dessen
Thron der Himmel und dessen Schemel die Erde ist." Wir aber bedürfen
es, damit wir in demselben die Gnaden und Segnungen Gottes suchen und finden,
sowie Stärkung zu unserer irdischen Wanderschaft. Aber dies sei nicht
alles.
Dieses Gotteshaus sei auch ein Denkmal der christlichen
Kunst. Sei die Kunst eine Dienerin der Schönheit, so habe dieselbe zuerst
und vor allem demjenigen zu dienen, der der Urquell aller Schönheit ist,
ihm von dem die irdischen Dinge nur ein schwacher Abglanz sind. Die wahre Kunst
diene also Gott und sie feiert dadurch die herrlichsten Triumphe. In der alten
Zeit, wo der Glaube noch machtvoll war, da seien schöne kirchliche Bauwerke
entstanden, die noch heute verschiedene Hauptstädte Europas zieren, wie
auch Säle und Museen, die alle dem Streben, Gott durch die Kunst zu dienen,
ihre Entstehung verdanken.
Seit jener Zeit habe sich nun zwar vieles geändert.
Manche Prachtbauten sind entstanden, die nur irdischen Zwecken dienen: der
Wissenschaft, dem Vergnügen, dem Gewerbefleiß. Aber doch könne
nicht gesagt werden, daß die christliche Kunst ihren Endzweck aus den
Augen verloren und keinen Sinn mehr habe für das höchste Ideal des
Menschen.
Im weiteren Verlauf seiner herrlichen Ansprache
zeigte der Hochwürdigste Herr Kardinal, wie das Wort des hl. Schrift:
"Das Haus Gottes ist mit verschieden Edelsteinen geschmückt",
mit dem der Apostel die Schönheit der ewigen Wohnung, des himmlischen
Jerusalems schildere, auch auf die heilige Kirche, das Abbild der Stadt Gottes,
angewendet werden könne.
Alsdann gab er seiner Freude darüber Ausdruck,
daß die Zahl schöner und stilvoll gebauter Kirchen Schlesiens durch
die neueingeweihte vermehrt worden sei. Der kunstsinnige Bauherr, dessen Frömmigkeit
dieses Werk zur Ehre und Verherrlichung Gottes entstehen ließ, habe dadurch
einen neuen Segensborn für Zeit und Ewigkeit geschaffen. Darum möge
sich an ihm auch erfüllen, was die heilige Kirche bei der Legung des Grundsteins
ausgesprochen hat: "Gesegnet sei dieser Stein, damit alle, welche um Gott
zu dienen dieses Haus betreten, Wohlfahrt des Leibes und der Seele erhalten."
Nunmehr auf den Zweck und die Bestimmung des
Gotteshauses übergehend, zeigte Se. Eminenz, wie schon die kunstvolle
Ausführung des Baues, sowie Gesang, Predigt ec. auf die hehre Bestimmung
desselben hinweisen, uns eine Ahnung von dem Göttlichen verschaffen und
uns erinnern an die Allgegenwart Gottes. Wie der Prophet ausruft: "Die
Himmel erzählen die Ehre Gottes", so stimme auch in der Kirche alles
mit ein in das Lob Gottes und mahne uns zur Ehrfurcht, die wir Gott schuldig
sind.
Auch die erhabenen Zeremonien sagen: "Dies
ist das Haus Gottes; es ist eine Gnadenstätte." Hier ist Gottes Thron
- wie im Himmel, das Lamm dort oben - es ist hier auf dem Altar, das Brot,
mit dem wir hier gespeist werden, es ist das Brot der Engel, und die Lieder,
welche hier erklingen - sie werden auch für die Bewohner des Himmels gesungen.
Bei dieser wechselseitigen Beziehung müsse
auch die Gesinnung derer, die im Gotteshaus verweilen, dem entsprechen. Die
Besucher müssen es betreten in der Unschuld der Engel. Daher werden die
Mauern der Kirche mit geweihtem Wasser besprengt, daher ist auch an der Thür
geweihtes Wasser aufgestellt.
Viele suchen aber, so führte Se. Eminenz
weiter aus, den rechten Geist, in dem man Gott dienen soll, nicht in der Kirche,
sondern sie berufen sich darauf, Gott sei ein Geist, daher könne man ihm
auch im Geiste und in der Wahrheit anbeten.
Der Hochwürdigste Herr Cardinal schloß
mit dem innigen Wunsche: Die Gemeinde möge zeigen, daß sie die neue
Kirche als einen Vorhof der Seligkeit betrachte, und sie nicht jenen Menschen
gleiche, für welche die Gotteshäuser umsonst erbaut wurden.
Nach Schluß der gottesdienstlichen Feier
spendete der Herr Kardinal zwei Nichten ? des Herr Grafen Henckel von Donnersmarck
das Sakrament der Firmung und nach Beendigung dieses erhebenden Actes wurde
Se. Eminenz prozessionaliter unter Absingung des Liedes "Großer
Gott, wir loben dich" nach dem Schloss geleitet.
Dort fand um 1 Uhr ein Dejeuner statt, an dem
mit dem Herrn Kardinal, die Verwandten des Herrn Grafen, die Festlichkeit und
andere Herrn theilnahmen. Bald nach 3 Uhr Nachmittag verließ der Hochwürdigste
Herr Grambschütz und kehrte mit dem um 4 Uhr von Namslau abgehenden Zuge
nach Breslau zurück.
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1) Rang; 2) Freigebigkeit; 3) Bogengehänge aus Blumen, Blättern,
Früchten; 4) Eleonore (Ellinor), *Neiße 1882, +Ehreshoven bei Köln
1967 und Maria-Freda, *Neiße 1883, +Breslau 1921; Töchter seiner
älteren Schwester Nora (Eleonore, Schriftstellerin) *Breslau 1858, +Meran
1909; oo Felix Graf Strachwitz, 1846-92. Nora hatte in Kaulwitz ein lebenslanges
Wohnrecht. 3.u.4. Tochter: Vera, *Neiße 1886, +Bogenau bei Breslau 1942;
oo Rudolf Graf Matuschka. Felicitas, *Neiße 1891, +Mishawaka 1978, als
Schwester Sixta im St. Francis Convent, Mishavaka, Indiana, USA (mit Essenspaketen
hat sie, nicht nur uns, nach 1945 viel geholfen).
Zuwendungen/Legate: 1911 ist der Stifter der Kirche plötzlich und
unerwartet früh verstorben. In seinem Testament aus dem Jahr 1907 lesen
wir folgende Bestimmungen:
"An Legaten ist mein Sohn oder seine Vormünder
verpflichtet auszuzahlen:
a., an die kath.
Kirche St. Catharina zu Grambschütz für die sinngemäße
Stiftung von 4, i.W. vier,
jährlichen
heiligen Messen für meine arme Seele, für die Seelen meiner Geschwister,
Eltern
und
Großeltern 2.000 Mk, In Worten zweitausend Mark,
b., an die gleiche
kath. Kirche St. Catharina zu Grambschütz zur Stiftung eines Baufonds,
der
von
der kirchlichen Aufsichtsbehörde und dem jedesmaligen Gutsherrn von Grambschütz
gemeinsam
zu verwalten ist, und dessen Zinsen ausschließlich für bauliche
Instandhaltung
oder
Erweiterung der Kirche zu verwenden sind. Ich behalte mir vor an anderer Stelle
genaue
Vorschriften
für Verwaltung und Verwendung dieses Fonds zu geben. Die Höhe desselben
soll
betragen 5.000 Mk, i. W. Fünftausend Mark,
c., gleichfalls
an die kath. Kirche zu Grambschütz 3.000 Mk, i.W. dreitausend, mit der
Bestimmung,
daß die Zinsen dieses Kapitals als Gehalt für den jeweiligen Organisten
dienen
sollen
und ihm voll auszuzahlen sind. Mit Auszahlung dieses Kapitals von 3.000 Mk.
erlischt
für
meinen Erben jede Verpflichtung die von mir bisher freiwillig dem kath. Lehrer
als Küster
und
Organisten Gehalt gewährten 100 Mk. jährlich weiter zu zahlen."
Die neuen Glocken: Im Jahr 1934 wurden
die vier neuen Glocken eingeweiht, wie oben schon berichtet. Dazu noch weiteres.
Auf eine Suchanfrage unseres Vaters im Jahr 1947,
teilte die Fa. Schilling, Apolda, mit: "Diese Glocken sind wie ca. 96.000
andere Glocken erbarmungslos zertrümmert worden". Es waren St. Maria,
Ton f, 800 kg /16 Ztr.; St. Petrus, as, 425 kg; St. Johannes, b, 300 kg; St.
Georg, des,175 kg.
Inschrift auf der Marienglocke: ANNO SANCTO 1933
IN HON. B.M.V. GRATO ANIMO AUCTA PUERO DOMU ME ET SORORES FIERI JUSS. PRIORIBUS
BELLO DELETIS S.R.I. COM. GEORG. HENCKEL LIB. BAR. DE DONERSMARCK EQ. HON.
ORDINIS S. JOAN. DR. JUR. UTR. DOM. IN GRAMBSCHÜTZ HUIUS ECCL. PATR. CUM
UXORE COMIT. MAR. SOPH: DE WALDBURG WOLFEGG ET WALDSEE
Transkription von Prof. Drobesch, Uni Klagenfurt:
Im heiligen Jahr 1933 hat zu Ehren der seligen Jungfrau Maria nachdem meinem
Hause und den Schwestern ein Sohn geboren wurde und da die Vorhergehenden im
Krieg (1914/18) zerstört wurden, Reichsgraf Henckel Reichsfreiherr von
Donnersmarck, Malteserritter, Dr. beider Rechte, Herr auf Grambschütz
und dessen Patronatskirche, gemeinsam mit dessen Gattin Gräfin Marie Sophie
von Waldburg Wolfegg und Waldsee machen/ errichten lassen (was geht hier nicht
hervor)
Als Schmuck war an der Glocke zu finden: auf
einer Seite die Madonna von Einsiedeln/Schweiz (zu ihr hat unsere Mutter oft
und heftig um einen Sohn gebetet), auf der anderen das Allianz-Wappen. Die
Ausstattung der drei kleineren Glocken war dem ähnlich.
Folgende Läutordnung wurde festgelegt:
Angelus täglich
außer Sonnabend St.
Petrus
Angelus Sonnabend
St.
Maria
Sonntags zur Kirche
die 4 neuen Glocken
Sonntags 5 Minuten
vor Beginn des Gottesdienstes
St. Georg
Sonntags zur Nachmittagsandacht
St.
Johannes und St. Georg
Wochentags zur
stillen Hl. Messe
St. Johannes
Requiem St.
Maria und St. Petrus
als Grabgeläute
für Erwachsene St.
Maria, St. Petrus, St. Johannes
als Grabgeläute
für Kinder St.
Petrus, St. Johannes, St. Georg
zur Wandlung
St. Katharina (alte Glocke)
Die Erneuerung - Innen und Außen:
Dann, 1936/37 wurde das Aussehen der Kirche radikal verändert. Ursprünglich
war es ein nur teilverputzter Ziegelrohbau mit plastischem Zierrat rundum,
auf Kirchenschiff, Turm, Fenstern, Anbauten; eigenwillig und lebendig. Alles
Zierrat wurde weggeschlagen, alles einheitlich grau verputzt. Im Gästebuch
vom Mai 1935 ist folgender Eintrag des Dr. Rebel zu finden: "Würdig,
schön und voll Ernst erscheint sie in neuem Gewande - Meidend farbigen
Putz, ruhend gefestigt in sich" (über Geschmack kann man bekanntlich
nicht streiten).
Auch das Innere wurde Instand gesetzt (und sicher
einiges verändert). Die neue Ausmalung besorgte Prof. Paul Meyer-Speer.
Zuvor hatte er den Mainzer Dom ausgemalt (inzwischen weitgehend verändert).
Nach genau vorherbestimmter Abstufung und stets im Wechsel, überzog er
wie bei einem großen Gemälde, die Wandflächen mit einem raffinierten
Farbsystem aus der Farbskala des natürlichen Sandsteins.
Über dem Haupteingang vermerkt der Schlussstein
das Jahr 1936. In die Öffnungen der Turmfenster werden schmiedeeiserne
Wappen eingefügt (erstmals 2008 fotografiert von Felix Frhr v. Gießenbeck).
Nach Süden Stolberg (hier findet sich unten am Wappen das Jahr 1937),
nach Westen Henckel, nach Norden Malteser + Adler (andere Reste liegen noch
im Turm), nach Osten Waldburg. Am 24. Oktober 1937 ist im Gästebuch zu
lesen: "Für die liebevolle Gastfreundschaft während der farbigen
Umgestaltung und Ausmalung der Kirche zu Grambschütz in den Herbsttagen,
und die Übergabe der Kirche, Paul Meyer-Speer, Gabriele Meyer-Speer, Wilhelm
Ercklentz (ihr Vater), Nikolaus Graf v. Ballestrem, Plawniowitz OS, Ika Gräfin
v. Spee".
Am 10. April 1935 schreibt unsere Mutter an die
ihrige in Bayern: "Über Sommer wird dann der Kirchenumbau gemacht
und wir bekommen ein Chörle." Gegenüber der Sakristei war ein
kleiner Raum, der aber von außen keinen Zugang hatte. Eine Tür wurde
herausgebrochen und so konnte man standesgemäß in einer "splendid
isolation" beten, auch das Kommen und Gehen war in der Kirche nicht zu
beobachten. So ein "Chörle" war unsere Mutter wohl von zu Hause
gewohnt. In den Kirchen-Neubauplänen von Kaulwitz (vgl. Grab Nr. 8) ist
auch ein solcher abgetrennter Raum für die "Herrschaften" eingeplant,
wurde aber dann nicht gebaut. Im Frühjahr 2009 erzählte mir der Stehlitzer
Pfarrer, dass in diesem Chörchen die Anlage für eine Kirchenheizung
eingebaut werden solle.
Zu unserer Zeit wurden die großen Messgewänder
nicht in der Sakristei aufbewahrt. Sie hingen im Schloss im Flur im ersten
Stock in einem großen Mahagoni-Glasschrank, zusammen mit zwei Rauchmänteln.
Nur die kleineren lagen in einer Kommode, zusammen mit der Kirchenwäsche.
Noch eine traurig Anmerkung, wie sie mir erzählt
wurde: Nach dem Jahr 1999 sah sich ein Strehlitzer Pfarrer auf Grund seines
Lebenswandels veranlasst, die gesamte, einwandfrei erhaltene alte Holzeinrichtung
der Sakristei für gutes Geld an einen Antiquar zu verkaufen; hervorragend
abgelagertes altes Holz. Die Kirchengemeinde durfte dann eine einfache, aber
natürlich neue Fichtenmöblierung bezahlen.
Die nächste Rundum-Erneuerung der Kirche
besorgte dann in den 90ern, mit Engagement und ganz vorzüglich, der damalige
Pfarrer Ks. Tadeusz Rusnak. So wurde im Jahr 1999 wohl vorbereitet, das 100ste
Kirchenjubiläum begangen, eine bemerkenswerte Versöhnungsfeier zwischen
vielen alten und neuen Gramschützern, mit zahlreichen hohen und höchsten
Gästen. In die kirchliche Feier waren eingebunden berührende Schuldbekenntnisse
und Bitten um gegenseitige Vergebung zwischen den alten und neuen Bewohnern.
Besonders sind mir noch die guten, ehrlichen und mutigen Worte des Herrn Stanislaw
Czuczawa aus Greboszow/Grambschütz in Erinnerung. Als bleibendes Zeichen,
für jetzt und für die Zukunft, pflanzten nach den Feierlichkeiten
in der Kirche unter allgemeiner Anteilnahme, der infulierte Prälat und
Kanzler der Diözese Breslau, Stanislaw Pietruszko, der Woiwode (Verwaltungschef
des Regierungsbezirks) der Provinz Opole, Adam Peziol und der letzte der Grambschützer
Gutsbesitzerfamilie, im westlichen Teil des Friedhofs eine Eiche. Eine kleine
Tafel dort am Eisengitter trägt die Aufschrift:
"Dab Jubileuszowy im. ks. "Tadeusza"
na 100-tacie Kosciota. // Eichbaum "Thadeusz" den zum Jubiläum
100-Jahre der Katharinakirche in Grambschütz Peter Graf Henckel von Donnersmarck
gepflanzt hat. 6.06.1999 r." Möge die Thadeusz-Eiche stets wachsen,
möge sie stark und mächtig werden. Und nie sollte es in Zukunft nötig
sein ihn besonders zu schützen, diesen Baum des Gedenkens. Er wurde zwar
schon mehrfach bedroht, aber bis heute gedeiht er prächtig. Im Namslauer
Monatskalender Juni 2009, auf dem Kirchenfoto von Grambschütz, wächst
er unten rechts aus einem Eisengitter, geschmiedet von Herrn Fyk.
Am Abend des feierlichen Tages sollte mit
den alten und neuen Grambschützern auf der Wiese westlich an der Kirche
ein Fest um ein großes Feuer, mit Grill, mit Getränken und Musik,
stattfinden. Die neuen Bewohner hatten alles bestens und reichlich bereitet,
auch Übernachtungen im Dorf waren vorgesehen. Leider ist diese frohe Botschaft
zu den alten Grambschützern nicht durchgedrungen, bzw. die Weitergabe
wurde von interessierter Seite bewusst unterdrückt. So feierten nur die
Kinder der ehemaligen Besitzer mit den neuen Bewohnern. Niemand ahnte an diesem
Abend, was die früheren Einwohner abgehalten hatte zu kommen und mitzufeiern.
Es war eine schöne lange Nacht, aber das Bedauern über das Ausbleiben
der Ehemaligen war allgemein.
Im Übrigen haben der Sender Radio Opole
aus Oppeln/Opole und auch mehrere Zeitungen mehrfach, auch ausführlich,
über diesen Tag berichtet. Der Prälat Stanislaw Pietruszko sagte
zu mir: so etwas, beeindruckend und von Herzen kommend, habe er noch nie erlebt;
er sei tief beeindruckt und würde sich mehr solche Feiern wünschen.
Der Friedhof
Der alte Friedhof: zu alter Zeit lag der
Friedhof ringförmig um die Schrotholzkirche, dann mit dem Neubau wurde
die Anlage umgestaltet. Im Osten entstand sie neu, nach Süden hin wurde
erweitert, im Westen änderte sich nichts, der Norden bleibt als Zugang
frei. Im Jahr 1901 wurde das Recht der politischen Gemeinde Grambschütz
ihre Toten auf dem Kirchengrundstück zu beerdigen in das Grundbuch eingetragen.
An den Platz der alten Schrotholzkirche erinnern heute Texttafeln auf Polnisch
und Deutsch. Dass auf dem Grambschützer Friedhof evangelisch/katholisch
keine Rolle spielte, mag mit der wechselnden Konfession der Patronatsfamilien
zusammenhängen. Eine alte Dame schrieb mir, dass im Großen und Ganzen
hier Eintracht im Dorf herrschte.
Schon Mitte der 70er, beim ersten Grambschützbesuch
eines Teiles meiner Familie, haben wir die Inschriften auf den Familiengrabmälern
abgeschrieben (sie sind in Domascowice/Noldau in der Gemeindeverwaltung hinterlegt),
heute kann man längst nicht mehr alles entziffern. Und ohne die ständige
Pflege, in den letzten Jahren besonders durch die Gärtnersfrau Wanda Matusiak,
wäre dieser alte Friedhofsteil wohl schon lange mindestens sehr unansehnlich.
Er steht zwar unter Denkmalschutz, aber das erfordert Geld. Z.B. gibt es aus
dem Jahr 1957 nur noch ein Foto, mit dem neogotischen Grabmal des Lazarus Johann-Nepomuk
(Nr. 5). Er war der Nachgeborene aus der katholischen oberschlesischen Linie
der Familie. Geheiratet hat er die Erbtochter seines Vetters, des Grafen Gustav
Adolf Henckel von Donnersmarck (Nr. 2). Dieser war der Chef evangelischen Linie
und hatte 1790 die Erbtochter der Freiherren v. Prittwitz u. Gaffron (Nr. 1)
auf Grambschütz geehelicht. Viel zu früh hat er 1813 bei Glogau,
in den Befreiungskriegen gegen Napoleon sein Leben geopfert.
Ein Blick zurück: Im Testament des Johannes
Edgar (Nr. 10) findet sich folgender Text (gekürzt): Ich habe im
Jahr 1901 auf zwei Grundstücken der katholischen Kirchengemeinde bzw.
der politischen Gemeinde Grambschütz das Recht zur Bestattung ihrer Toten
eintragen lassen. Besitzrecht und Oberflächennutzung habe ich mir vorbehalten.'
Soweit der Großvater. Es gibt interessante Zufälle: im Jahr 1996
fand Pfarrer Rusnak im alten Sakristeischrank der neuen Grambschützer
Kirche einen Katasterauszug vom März 1931. In diesem Plan sind die Grundstücksnummern
der beiden oben erwähnten Grundstücke, identisch mit denen im Testament,
eingetragen; Näheres dazu war nirgends zu finden, die Katasterunterlagen
aus Namslau sind verschwunden. Wie wir heute (2010) aus einem Brief (s. Namslau-Website)
vom Mai 1945 wissen, wurden sie auf Lastwagen geladen und abtransportiert.
Grabmale der Familie Henckel von Donnersmarck
Gleich nördlich des Platzes der alten Schrotholzkirche,
liegt unser Familienfriedhof. Dass dieser weitgehend erhalten blieb ist sehr
ungewöhnlich. Er steht, wie Vieles unter Denkmalschutz, aber knapp ist
das Geld; dass er bis heute so gut erhalten ist, ist der menschlichen Größe
des heutigen Prälaten Tadeusz Rusnak und seiner Helfern zu verdanken.
Die Grabinschriften wurden erstmalig 1975 von Theresia (1930), Christel (1937)
und Peter (1933) aufgezeichnet. Ganz gründlich sind wir sicher nicht gewesen,
es war der erste Besuch in der alten Heimat. Ich glaube ich mich z.B. noch
an zwei oder drei flache Gräber (nur Grabplatten) zu erinnern, nördlich
nahe beim Lazarus, aber wir haben sie leider nicht beachtet. Die Denkmal-Texte
sind kursiv wiedergegeben. Die Verwandtschaft habe ich ausführlicher dargestellt,
um z.B. Nichten und Neffen das Leben etwas zu erleichtern (und auch für
mich).
1. Hochragender Sandstein, 2 Marmortafeln, Tuchgirlanden, krönende
Vase, sog. Tränenkrug
Westliche Tafel: Denkmal des verehrungswürdigsten
Vaters Hans Moritz v. Prittwitz u. Gaffron König. Preuß.Justiz-Raths
u.Erbherrn auf Grambschütz, geb.den 19. Septbr.1726, gest.den 20. Mey
1789, möge die Ruhestätte des Biedermanns noch für die Nachwelt
heilig saÿn.
Östliche Tafel: Dem Andenken der theuersten
Mutter, Johanna Eleonore v. Prittwitz geb.v.Walter,
geb.den 30.Oct.1739, gest.den 22.Oct.1793, zweÿ Töchter weinen ihrer
Asche dankbare Thränen.
Im Genealogischen Handbuch des Adels (GHdA)
von 1965 finden sich abweichende Daten: für Hans Moritz 1726-1789, für
Eleonore 1739-17..
Die Vase lag lange am Boden, aber unbeschädigt.
Zum 100-jährigen Kirchenjubiläum 1999 wurde sie wieder aufgesetzt.
Sie war vermutlich seit 1973, seit der Verbringung der Schrotholzkirche in
das Freilichtmuseum bei Opole/Oppeln, heruntergebrochen.
Ihr beider Kind Eleonore (lt.GHdA nur eine Tochter,
nicht zweÿ'), die Erbin von Grambschütz, heiratet 1790 in Namslau
den Chef der jüngeren, der Tarnowitz-Neudecker (OS) Linie (ev.), den Grafen
Gustav Adolf Henckel von Donnersmarck (Nr. 2), der 1813 sein Leben gab. Ihr
Sohn Gustav-Heinrich stirbt 1809 erst 17-jährig. Das Buch, Die Bau- und
Kunstdenkmäler Schlesiens, Kr. Namslau, Breslau 1939, bezeichnet im Bilderteil
unter Abb.155 eine Gipsbüste von 1804 mit Gustav Heinrich' (von
Carl Wichmann, 1775-1836, Bildhauer, hauptsächlich Porträtplastik,
Professor an der Berliner Akademie der Künste). So erbt jetzt die nächst
jüngere Schwester, die auch wieder Eleonore (Lorette) heißt (Nr.
3). Im Frühjahr 1813, ihr Vater ist erst im Herbst gefallen, heiratet
sie den zweiten Sohn der älteren Beuthner (OS) Linie (kath.), den Lazarus
Johann-Nepomuk (Nr. 5).
2. Gusseiserner Vierkantblock
Nördlich: das große Familienwappens
(heute weggerostet) mit geschlossenem Hut, auf den Seiten je zwei Fahnen (eine
mit Eisernem Kreuz), je ein Degen und Kanonenlauf. Darunter Text:
Gustav Adolf Graf Henkel v. Donnersmark / Landw.Div. Chef, d. Kön. Pr.
Roth. Adler / Ord. Großkr. Ritt. v. Eisern. Kreuze, Freier / regierend.
Standesh. in Schlesien zu Beuthen / Erbh. auf Tarnowitz,
Neudeck u. Woischnik / geb.3.Aug.1764 gefallen v. Glogau im Kriege / für
deutsche Unabhängigkeit
am 10. Novbr.1813
Östlich: Rüstung mit Helm und Federbusch,
seitlich je zwei Fahnen, Trommel, Adlerschild, Trom-pete ... Text: Heil Ihm!
/ Erkämpft er auch mit / seinem Schwerdte / Nichts als dies Grab / in
freier
Erde.
Westlich: ländliche Zutaten, wie Ranken,
Früchtekorb, Sense, Sichel, Gabel, Dreschschlegel.
Text: Tapfer und geehrt - / menschenfreundlich und geliebt - / ruht Er hier
im Kreise derer / denen Er Vater, Wohltäter / und Beglücker war.
Südlich: leer.
Gustav Adolf gab sein Leben bei den Kämpfen
um die Festung Glogau während der Befreiungs kriege gegen Napoleon. Im
selben Jahr, in der Schlacht bei Groß-Görschen, verlor auch der
Be-gründer des 1. Astes Beuthen, Carl, der ältere Bruder des Laz.
Johann-Nepomuk (Nr. 5), sein Leben.
Auch hier wurde bei der Vorbereitung des Kirchenjubiläums
viel geleistet; das Denkmal völlig zerlegt, entrostet, ein neuer Sockel
gebaut, mit neuen Schrauben wieder aufgebaut, die fehlende Vase durch ein Kreuz
ersetzt.
Prof. Dr. Grundmann, Breslau, der letzte Provinzialkonservator,
schreibt in seinem Buch auf Seite 69: "Auf dem Friedhof der katholischen
Kirche in Grambschütz Kreis Namslau befindet sich ein
gusseisernes Grabmal, vielleicht auch nur ein Kenotaph". (leeres Grabmal,
Erinnerungsstätte)
Dagegen könnte der Bericht von W. Liebich,
Chronik der Stadt Namslau, sprechen: "Am 6. December (1813) wurde auch
die Leiche des bei Glogau gestandenen und vor dem Feinde verbliebenen Divisions-Kommandeurs
Henckel von Donnersmarck durch Namslau geführt und in Grambschütz
beigesetzt. Die Teilnahme war allgemein."
Weiter heißt es bei Grundmann: "Ein
edel geformter vierkantiger Block wird von einem Gesims mit Volutenmotiv abgeschlossen
und von einer vasenförmigen Urne gekrönt. Den Sockel beleben Trophäen,
das Familienwappen und die Inschrift."
Diese Vase war ähnlich gestaltet den Vasen
auf den Torpfeilern zum Gutshof und zum verschwundenen Schloss (alle aus der
gleichen Zeit). Heute ist die Vase/Urne verloren, zwei der vier Voluten fehlen,
lt. Mitteilung seit 1973.
In: Bau- und Kunstdenkmäler, S. 87: "Der
Verstorbene war Divisionschef d. Landwehr, Ritter des Eisernen Kreuzes, und
des Großkreuzes vom Roten Adlerorden und (7.) freier regierender Standsherr
in Schlesien, zu Beuthen."
3. Hoher Sockel mit Kreuz, weißer Marmor
Vorderseite: Eleonore / Graefin / Henckel v.
Donnersmarck / geborene / Graefin / Henckel v.
Donnersmark / geboren den 17.October 1792 / gestorben den 30.November 1857
/ in Bregenz
Links: "Wer an mich glaubt / Der wird leben
/ Ob er gleich stürbe" / Spricht der Herr
Rechts: Sie hat einen guten / Kampf gekämpft
/ Hinfort ist ihr beigelegt / Die Krone der Gerechtigkeit
Rückseite: Es hilft Nichts als im Geiste
des Herrn Jesu / Füsse umklammern. Es ist dem Menschen /
kein anderer Name gegeben durch den / sie seelig werden
Der linke Kreuzarm war abgebrochen, 1999 repariert.
Diese Eleonore, genannt Lorette, ihr Mann Johann-Nepomuck
(Nr. 5), war das zweite Kind des Gustav Adolf (Nr. 2.) und der Eleonore v.
Prittwitz, die Grambschütz eingebracht hatte (*Grambschütz 1772,
+Breslau 1825, beigesetzt in Grambschütz, kein Grabstein).
4. Sandsteindenkmal, nicht mehr vorhanden
für Gustav Lazarus Carl Herrmann HvD. In:
Bau- u. Kunstdenkmäler Schlesiens, 1939, S. 87, ist zu lesen: "Auf
dreifach abgetreppten, kreisförmigen Sandsteinsockel erhebt sich ein dreifußartiger
Oberbau auf Kugeln mit abschließendem dreikantigem Marmorprisma. Die
Vase fehlt. Geb. d. 22. März 1814, gest. d. 19. Mai 1817. Auf der Rückseite
Spruch."
Vermutlich das erste Kind von Johann-Nepomuk
(Nr. 5) und Lorette (Nr. 3). Diese hatten am 2.3.1815 in Neudeck geheiratet
und waren nach Grambschütz zurückgegangen. Im Gotha wird als ihr
erstes Kind die Franziska-Eleonore, verh. Haugwitz, * 28.9.1815, genannt.
5. Sandstein, neogotisch, nicht mehr vorhanden
Gusseiserne Texttafel in Steinumrandung. Auf
erhöhtem Sockel, darüber durchbrochener
Mittelaufbau, gekrönt vom Johanniterkreuz. Auf beiden Seiten hochwachsende
Türmchen mit Krabbenwerk. Aufschrift: Lazarus
/ Graf Henckel / v. Donnersmarck / geb.d. 23. September / 1792 / gest. d. 23.
Dezember / 1859
Lazarus Johann-Nepomuk (der jüngere Bruder aus der kath.oberschlesischen
Linie, er selbst luth.), oo Lorette (Nr. 3).
Von der Pia v. Papen geb. v. Fürstenberg-Tinz,
gibt es ein Foto des Grabsteins aus dem Jahr 1957. Lt. Mutti stand der Grabstein
gleich südlich vom Lazarus (Nr. 7), auf der anderen Seite des kleinen
Fußweges, westlich der blitzgeschädigten, naturgeschützten
alten Eiche.
6. Sockel mit Kreuz, weißer Marmor
Hier ruhet / Franciska / von Haugwitz / geborene
/ Gräfin Henckel / von / Donnersmarck / geboren
28. September 1816 / gestorben 24. März 1876
Das erste (zweite?, s. o. Nr. 4) Kind des Johann-Nepomuk
(Nr. 5) u. d. Lorette (Nr.3); verh. mit Gustav Graf v. Haugwitz, sie hatten
keine Kinder.
7. Sandsteinplatte, flach geneigt auf Bodensockel
LAZARUS / 1817-1887
Text der ursprünglichen Grabplatte aus schwarz-grauem
Basalt: Lazarus Karl Friedrich / Reichsgraf /
Henckel von Donnersmarck / Königlich Preußischer Kammerherr / und
Legationsrath / Herr auf Grambschütz / geboren Breslau den 16.1.1817 /
gestorben Grambschütz den 30.9.1887 (ev.)
Grab aufgebrochen, wohl auch 1973, die Grabplatte
war verschwunden.
Im Mai 1993 gingen zwei der Schwestern,
Theresia (1930) und Karla (1940), in das Wäldchen (Hübscherei genannt)
an der Chaussee zwischen Grambschütz und Reichen. Ihnen war in Rychnow/
Reichen erzählt worden, dass dort ein Soldatengrab sei, bei dem Kerzen
angezündet und gebetet werde. Ein Grab war nicht zu entdecken, aber Bruchstücke
einer Grabplatte, die sie einsammelten. Diese Reste, kaum 1/4 der Platte, brachten
sie nach Bayern. Es gelang die Inschrift zu rekonstruieren. Ein Jahr später,
als der neogotische Eisenbaldachin über dem Grab wegen Einsturzgefahr
entfernt wurde, gab ich die gefundenen Teile in das Grab; es wurde dann verschlossen.
Die jetzige Aufschrift organisierte wieder Tadeusz von Wroclaw/Breslau aus.
Lazarus war der nächst jüngere Bruder
der Franziska (Nr. 6). Unverheiratet, gelernter Jurist, in preußischen
diplomatischen Diensten (Kassel, Brüssel [zu Marx' Zeiten], Madrid, Moskau,
London).
8. Hoher Sockel, Kreuz mit Blumenkranz, weißer Marmor
Vorderseite: Hier ruhet / Georg Friedrich / Graf
Henckel von Donnersmarck / Ehrenritter des Malteser-Ordens / geb. zu Breslau
d. 8. August 1825 / gest. zu Kaulwitz d. 23. November 1882
Rückseite: Seelig sind die Todten die im
Herrn / sterben. Von nun an sollen sie ruhen / von ihren Beschwerden, denn
ihre Werke / folgen ihnen nach / Offenbarung 14.13.
Georg-Friedrich, der jüngerer Bruder des
Lazarus (Nr. 7), wurde 1856 katholisch; erbaut 1870 die neue kath. Kirche in
Kaulwitz. Seine erste Frau war die früh verstorbene Erna v. Frankenberg
(Nr. 9).
Das Namslauer Kreisblatt 1859, S. 139 u.145:
entsetzliches Brandunglück in Namslau, 34
Wohnhäuser mit Nebengebäuden brennen ab. Spenden u.a. von Graf Henckel
auf Kaulwitz, 15 Tlr., Graf Henckel auf Grambschütz 25 Tlr. Die beiden
Betriebe waren also getrennt. Ob Georg-Friedrich bei den oft langen diplomatischen
Abwesenheiten seines Bruders beide leitete?
9. Einfacher Stein (feines Steinkonglomerat) mit Kreuz
Vorderseite (östlich): Erna Gräfin Henckel / von Donnersmarck / geborene
/ Gräfin v.Franckenberg
rechts: Seelig sind die reinen Herzens sind,
/ denn sie werden Gott anschauen.
links: Unsere Wege sind nicht / Gottes Wege und
des / unleserlich / unleserlich
Rückseite (westlich): geboren 19. März 1836 / vermählt d. 9.
Oktober 1854 / gestorben d. 26.
Oktober 1855
Sie starb zwei Wochen nach der Geburt ihrer Tochter
Erna. Ihr Mann Georg-Friedrich (Nr. 8) heiratete zwei Jahre später ihre
jüngere Schwester Eleonore. Wo liegt diese begraben? Sie starb 1898 in
Bad Landeck/Ladek-Zdoj bei Glatz/Klodzko. Bad Landeck liegt im Talkessel der
Glatzer Neiße, berühmt wegen der Mineralquellen. Friedrich der Große
und Goethe kurten hier einst. Im Juni 2004 habe ich in Bad Landeck alle drei
Friedhöfe gründlich abgesucht, zu finden war nichts.
10. Auf schmalen Sockel Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, Sandstein
Hier
ruhen in Gott
Johannes
Edgar Sophie
Graf
Henckel geb.
Gräfin zu
von
Donnersmarck Stolberg-Stolberg
*zu
Kaulwitz 24.6.1861 *Brauna
31. 5. 1874
vermählt
d. 9. 10. 1901
+zu
Grambschütz 17.10.1911 +Gotschdorf 22.1.1945
R
I P
rechts: Ich schlief u. sank in tiefen Schlaf / u. stand wieder auf denn der
Herr /
nahm mich
auf PS. 3.6
links: Aber die Seelen der Gerechten sind in der Hand
Gottes u. die Qual des Todes
berührt sie nicht Weish. 3.1
Rückseite Ubi est mors victoria tua? Absorbata
est mors
Ubi
est mors stimulus tuus? in
victoria
1.
Cor. 15.55 1.
Cor. 15.54
Grab unserer Großeltern. Die Inschrift
für die Großmutter wurde 1995 von dem Steinmetz Maciej Zielinsky
an der vorgesehenen Stelle eingefügt, das Denkmal erneuert, heute bereits
wieder Rissgefahr bei mindestens einer Figur. Die Großmutter, auf der
Flucht, wurde in Warmbrunn beerdigt, Mia Gräfin Schaffgotsch war bei der
Beerdigung dabei. Sie sagte später: alles eingeebnet, nichts mehr zu sehen.
Laut Auskunft 1991 an Theresia lautet der Eintrag in das damalige Kirchenbuch:
Sign. AAW 650 e, Bad Warmbrunn/Cuplice, Achivum Archidiecezjalne, Wroclaw.
Edgar war das zweite Kind der Eleonore (siehe unter Nr. 9).
11. Grabstein mit Kreuz, weißer Marmor
Vorderseite: Carl Graf Henckel / v. Donnersmarck
/ Rittmeister v.d.A./ und Landrath a.D. /
geb. d. 5. Jan.1773 / gest. d. 26. Febr.1850 / Friede seiner Asche
Rückseite: Nach Einebnung des / Hospitalfriedhofs
von Ohlau / nach Grambschütz überführt /
durch / Graf Georg Henckel / von Donnersmarck / 1929
GHdA S. 94: Traugott Josef Karl, ev., +Ohlau,
Ldrat d. Kreises Beuthen, RRr d. JohO.
(v.d.A. = von der Armee. Ein "Rittmeister v.d.A." war zwar noch aktiver
Soldat, hatte aber momentan keine Planstelle und kein Kommando. Findet sich
auch bei anderen Dienstgraden)
12. Mächtiger rötlicher Findlingsblock
Rudolf Lokay *8.8.1859 +16. 3.1931 / Martha Lokay
geb. Bannert *5.7.1871 +26.6.1933(8)?
Südwestlich, nahe der Kirche. Rudolf Lokay war der vorletzte? Güterdirektor.
Nach seinem Tod zog seine Frau weg, wurde berichtet.
Das Grab des Kirchenstifters und die Übergabe
an die neuen Bewohner
1995 ermöglichten einige seiner Enkelkinder die Restaurierung des Grabmals
von Johannes Edgar (Nr. 10). Der Steinmetz Maciej Zielinsky, damals in Sycow/Groß
Wartenberg, heute in Breslau, reinigte den Stein und imprägnierte ihn.
Unser Großvater war ja schon mit nur 50 Jahren gestorben. Seine Witwe
hatte den Platz für sich selbst auf dem Denkmal vorbereitet. Vierzig Jahre
später wurden ihre Lebensdaten eingemeißelt.
Gespräche unter der Vermittlung des zuständigen
Pfarrers galten der Überlegung, ob nicht der neuen Grambschützer
Kirchengemeinde dieses Grab, jetzt des Stifters ihrer Kirche, zur weiteren
Pflege als Vermächtnis übergeben werden könnte/sollte. Auch
die anderen, noch vorhandenen Gräber sollten pfleglich behandelt werden.
1996 kam eine entsprechende Vereinbarung zustande. Eine Urkunde wurde in Deutsch
und Polnisch ausgefertigt. Ihr Wortlaut in Deutsch:
"Vereinbarung/Porozumienie
zwischen der katholischen Pfarrei Strzelce, vertreten
durch den derzeitigen Pfarrer, Hochw. Herrn Tadeusz Rusnak, der katholischen
Kirchengemeinde Greboszow, vertreten durch den derzeitigen Kirchenpfleger,
Herrn August Mazepka und Nachkommen der Familie Henckel von Donnersmarck aus
Grambschütz/Greboszow wird am 26. August 1996 folgende Vereinbarung getroffen:
Johannes Edgar Graf Henckel von Donnersmarck
(24.6.1861-17.10.1911) hat, als Tochterkirche von Strehlitz, die katholische
Kirche St. Katharina in Grambschütz erbauen lassen (1899). Der Stifter
dieser Kirche liegt auf dem Friedhof von Grambschütz (Greboszow) begraben.
Im Jahr 1995 haben Enkelkinder die Grabstätte für die katholische
Kirchengemeinde Geboszow restaurieren lassen.
Die Enkelkinder übergeben dieses Grab
der neuen Kirchengemeinde und bitten herzlich darum, daß das Grab weiterhin
gepflegt wird. Die Pfarrei Strzelce und die Kirchengemeinde Greboszow verpflichten
sich hiermit dieser Bitte nachzukommen."
Unterschriften:
"Für die Pfarrei
Strzelce Ks. Tadeusz Rusnak / Für die Kirchengemeinde Greboszow August
Mazepka. Für die Enkelkinder Theresia Freifrau Griessenbeck von Griessenbach
geborene Gräfin Henckel von Donnersmarck / Petrus Graf Henckel von Donnersmarck
"
Die Urkunde (gestaltet von Felix Griessenbeck)
hängt seit dem im Vorraum der Kirche (ein Duplikat wird bei mir verwahrt)
und die Kirchengemeinde von Greboszow pflegt das Grab. Aber schon vorher hatten
sich Personen gefunden, sei es aus Dankbarkeit, aus Anhänglichkeit oder
auch aus Versöhnungswillen, Personen aus Grambschütz, aus Namslau,
aus Strehlitz, die sich um die Pflege der Anlage kümmerten. Eine sehr
menschliche Geste. Ganz besonders möchte ich hier danken den Schwestern
Josefa und Anni Knop, die solange es ihre Gesundheit zuließ von Namslau
hergekommen sind. Sie hatten hier auch das Grab ihres Vaters und ihres Bruders
zu pflegen. Am Ende wurden beide nach Namyslow/Namslau umgebettet. Und heute
gilt mein Dank der Gärtnerin Frau Wanda Matusiak und ihren Helfern/Innen.
Der neue polnische Friedhof: den alten
Dorffriedhof gibt es nicht mehr, östlich und südlich der neuen Kirche,
sind keine deutschen Gräber mehr zu finden, außer einigen Resten
im Südwesten. Anfangs der Jahre 2000 wurde berichtet, dass der neue Pfarrer
von der Kanzel Unschönes über die alten Bewohner glaubte sagen zu
müssen, auch die Segnung ihrer Gräber im Herbst unterblieb. Zwei
Jahre lang hörte ich davon, dann habe ich den Herrn Pfarrer in Strzelce/Strehlitz
aufgesucht. Eine tapfere junge Neu-Strehlitzerin dolmetschte. Mein Hinweis,
wir seien doch alle katholisch: Fehlschuss. Sein Papst, damals der polnische,
habe für sein Geburtsland Versöhnung zwischen Polen und Deutschen
angemahnt: Fehlschuss. Ob er denn bedenke, wenn er den Weihwasserwedel zu tief
eintauche, möglicherweise geweihtes Wasser bis zu den darunter ruhenden
Deutschen durchdringe? Volltreffer. Tiefes Schweigen, fast eine Minute. Dann
haben wir eine Flasche Wodka aufgemacht. Nie mehr gab es Beschwerden dieser
Art.
Das Gründungsjubiläum/Versöhnungsfest
von 1999 war also Anlass die noch vorhandenen Familiengrabmäler zu restaurieren.
Gerne will ich noch einmal wiederholen, dass Dank des unermüdlichen Einsatzes
des damaligen Pfarrers, der manche fleißige Helfer hatte (u.a. den Gärtner
Herrn Matusiak, den Schmied, Herrn Fyk) das alles nicht geschehen wäre;
dafür möchte ich mich immer wieder bedanken. Und ohne die ständige
Arbeit von Frau Matusiak und anderen, deren Namen mir nicht bekannt sind, wäre
die Anlage längst wieder verwildert. Ob allerdings in späterer Zeit
sich noch jemand findet, der bereit ist das zu leisten, ich bezweifele es,
denn Greboszow hat kaum noch 200 Einwohner. Auch Prälat Rusnak hat hier
wenig Hoffnung. Ich wollte den, wenn auch beschädigten Wappenstein vom
Schloss als Denkmal für unsere Eltern im Friedhof aufstellen (sie sind
in Bayern begraben). Er riet mir ab, eines Tages werde alles verschwunden sein.
Schlussbemerkung: Wie ich schon eingangs angemerkt habe, außer
einigen Druckwerken gibt es so gut wie keine schriftlichen Unterlagen. Das
Grambschützer Schloss-Archiv ist abgebrannt, im Strehlitzer Pfarrhaus
(die Eroberer/Befreier aus dem Osten hielten es besetzt) wurden die Unterlagen
verheizt und geplündert, die Möglichkeiten in Breslau sind schwierig,
bzw. immer noch versperrt. Einiges konnte ich meinen Notizen entnehmen, die
aber habe ich viel zu spät und zu spärlich gesammelt, meine Eltern
habe ich nie gefragt. Von sich aus erzählten sie nichts. Der brutale Verlust
ihrer Heimat hat sie gebrochen und stumm gemacht. Sollte aber der eine oder
andere Leser noch Einschlägiges besitzen oder Dinge wissen, die diesen
Bericht vertiefen oder verbessern könnten, ich bin für jeden Hinweis
dankbar und werde gerne davon berichten.
Ein letzter Hinweis sein noch erlaubt: im Sächsischen
Landesarchiv Leipzig lagern Kirchbücher aus Strehlitz von 1668 bis 1765.
Sie sind wohl schon vor Kriegsbeginn zu Restaurierungszwecken (über Breslau)
dort hin gebracht worden. Frau Christa Herrmann aus Strehlitz, hat vor Jahren
damit angefangen, diese Schätze aus unserer Patronatskirche in eine für
uns Heutige verständliche Sprache übertragen zu lassen. Z.Zt. ist
Herr Dr. Roman Neugebauer aus Kreuzendorf, Kr. Namslau, dabei die Arbeit weiterzuführen.
Für mich reizvoll ist die Aussicht, evtl. einige Hinweise über die
Grambschützer Prittwitz zu finden.
An die polnischen Leser: sie mögen
mir bitte verzeihen, dass ich mich bei Ortsnamen gelegentlich nur des Deutschen
bedient habe. Es würde mich freuen, wenn ich ihnen, die Jungen sind jetzt
schon in der dritten Generation, mit meinem Erzählen von alten Zeiten,
die Geschichte und Kultur Ihres neuen Dorfes etwas näher gebracht habe.
Nicht
vergessen: www.namslau-schlesien.de !!!!!
Hinweise
Die Unterlagen zu dieser Schrift (Berichte, Namensverzeichnisse
u.Ä.), sind ausgedruckt oder auf ein Stick geladen. Sie werden später
in der Schlossbibliothek Piesing, Baron von Ow, bei Burghausen, unter dem Stichwort
"Henckel v. Donnersmarck", hinterlegt werden. Auch alle weiteren
Unterlagen über den Kreis Namslau/Schlesien u.Ä. sind dort zu finden,
evtl. auch im Kreisarchiv von Euskirchen, des Patenkreises von Namslau/Namyslow.
Der Dorfplan von Grambschütz, der sog. Nickel-Plan von 1979, siehe im
Internet.
Literatur
-Bimler, Kurt, Zur Baugeschichte von Stadt und Kreis Namslau, Breslau 1941
-Die Bau- und Kunstdenkmäler Schlesiens, Kreis Namslau, W. G. Korn Verlag,
Breslau 1939 (BKSN)
-Grundmann, Günther, Prof. Dr., Breslau, Stätten der Erinnerung in
Schlesien, Grabmale und
Denkmäler aus acht Jahrhunderten, 1964
-Heimat-Kalender (HK) für die östlichen Grenzkreise Groß-Wartenberg,
Namslau, Oels, ab 1924.
Darin: F. Pampel, Oels, Schlösser und Herrensitze im Kalendergebiet, 1929,
S. 35f.
-Henrichs, Alfred, Als Landwirt in Schlesien, DLG-Verlag 1982
-Jungnitz, J., Visitationsberichte der Diözese Breslau, Breslau 1902,
S. 493, Grambschütz
1666/67
-Knie, I.G., Übersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern
Orte der Königl. Preuß. Provinz
Schlesien, Breslau 1845, Seite 179, in: Biblioteka Kapitulna Wroclaw
-Kotschate, Fritz, Neue Quellen zur Gesch.der Deutschordens-Kommende Namslau.1933,
Nr.3, S. 52
-Lüdecke, Carl, Breslau, Schloss in Grambschütz, Umbau der Freitreppe
vor dem Mittelbau, 1876 und
Kirche in Kaulwitz, 1868, in: Technische Universität Berlin
-Meßtisch-Blatt (M.-Bl), entstanden ab 1876 bei der preußischen
Landesaufnahme. Eine Karte im
Maßstab 1:25.000 (heute TK 25') . 4 cm = 1 km.
-Namslau, Eine Deutsche Stadt im Deutschen Osten, Band 1 und Band 2, Namslauer
Heimatfreunde
1966 (NBd1, NBd2)
-Neuling, Hermann, Hg., Breslau 1902, Schlesiens Kirchorte und ihre kirchlichen
Stiftungen bis zum
Ausgange des Mittelalters (liber fundationis), S. 80. Biblioteka Kapitulna
Wroclaw
-Tramp, Johann Ernst, Brieg 1795, Beyträge zur Beschreibung von Schlesien,
12. Bd., S. 38f.
-Zimmermann, Chronik, Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, Vom Namslauischen
Kreise
überhaupt, Zwölfter Theil 1795
Einzelartikel zu Grambschütz
Im Heimatruf Nr.140 (1994) und Internet:
Hans-Dieter Koschny, Mein Grambschütz.
Vom selben Verfasser: Grambschütz und die Familie Henckel von Donnersmarck
(GHD), (Heimatruf Nr. 180, 2004 und Internet).
In der Bibliothek der Namslauer Heimatfreunde
im Kreisarchiv von Euskirchen, finden sich zahlreiche Unterlagen.
Auch im Namslauer Kreisblatt und Namslauer Stadtblatt
lässt sich vor Ort einiges finden. Eine Zusammenstellung von Peter Graf
Henckel steht auf unserer Website: Die Stadt Namslau und die Dörfer Grambschütz,
Kaulwitz und Reichen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert. Auszüge
aus den Namslauer Zeitungen.
Wijas-Grocholska, Elzbieta, Pawilon chinski w
zbiorach Museum Wsi Opolskiej w Opolu, Kalendarz Opolski 1999 // Wijas-Grocholska,
Elzbieta, Der chinesische Pavillon in der Sammlung des Museums des Oppelner
Dorfes in Oppeln, in: Kalendarz Opolski 1999, S. 223ff., übersetzt von
Herrn Waldemar Slobozian, Namslau/Wilkau // Namyslow/Wilkow.
Grambschützer Treckberichte u.ä.
Der Treck-Bericht (Grambschütz/Reichen)
von Herrn Dr. Grothe, geschrieben zwischen 1945 und 1950 , dazu ein Zwischenbericht
von ihm aus Altredlisch Kr. Tachau (CS) vom 15.3.1945. Weiter der Treck-Bericht
von Frau Lotte Koschny, (alles im Internet), ferner ein Reisebericht von Grambschütz/
Greboszow von Frau Hildegard Stannek geb. Mondry, vom August 1956. Ein Bericht
aus Kaulwitz wird folgen.
Nachwort
Jedes gescheite Werk sollte ein Nachwort haben.
Hier diene dazu ein Satz von Golo Mann in: Inge Jens, Unvollständige Erinnerungen,
Rowolt 2009, S.97:
"Bitte denken Sie immer daran: Was Sie jetzt
nicht festhalten, ist für immer verloren. Spätere
Generationen haben das Vorwissen nicht mehr, das Sie, als Beinahe-noch-Zeitgenossin,
befähigt, sich gezielt, das heißt: mit dem nötigen Problembewusstsein,
auf die Spurensuche zu begeben."
Villach im August 2010 PHD
Manches, auch Merkwürdiges, aus noch älteren Zeiten ist zu finden
auf unserer Homepage www.namslau-schlesien.de , dort bei "Neues
in dieser Homepage", unter "Die Stadt Namslau und die Dörfer
Grambschütz, Kaulwitz und Reichen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert.
Auszüge aus den Namslauer Zeitungen."
Hier habe ich dank verschiedener Hinweise von Herrn Manfred Klisch einige Details
ergänzen können.
Villach, im Juli 2010 PHD
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